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Veröffentlicht am 10.03.2021

Ednas Reise mit dem Paradiesvogel im Gepäck

Als wir uns die Welt versprachen
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Jeden Donnerstag bringt Adele ihrer Nachbarin Edna die wöchentlichen Einkäufe vorbei. Jedes Mal freut sich Edna auf ihre Lieblingszeitschrift „Stern“, die sie seit Jahren liest und sammelt. Diesmal entdeckt ...

Jeden Donnerstag bringt Adele ihrer Nachbarin Edna die wöchentlichen Einkäufe vorbei. Jedes Mal freut sich Edna auf ihre Lieblingszeitschrift „Stern“, die sie seit Jahren liest und sammelt. Diesmal entdeckt sie darin ein Foto ihres Freundes aus Kindheitstagen. Jacob und sie mussten vor dem Zweiten Weltkrieg bei einem schwäbischen Großbauer hart arbeiten; die harte Arbeit und gemeinsames Leid haben die beiden Kinder zusammengeschweißt.
Doch dann trennten sich ihre Wege und Edna gibt sich selbst die Schuld daran. Sie will Jacob treffen um diese Schuld zu begleichen. Ihre Reise soll auf die gleiche Weise verlaufen, wie die Reise von damals: vorwiegend zu Fuß mit ihrem Papagei Emil im Reisegepäck.

„Was zählten schon die Träume zweier Kinder, denen man die Welt genommen hatte…..? Was zählten ihre Gespräche, zusammengesponnen aus vermessenen Träumen und überlagert von einer dunklen, albtraumhaften Wirklichkeit? Und was zählte das Versprechen, das sie einander gegeben hatten?“ (23)

Der bewegende Roman „Als wir uns die Welt versprachen“ erzählt die Geschichte der Schwabenkinder, die von ihren verarmten Familien an einem schwäbischen Großbauer verkauft wurden. Als zehnjähriges Mädchen ist Edna vom Hof zurückgekehrt und bis heute hat sie ihre Sachen von damals aufbewahrt. Denn sie und Jacob haben sich ein Versprechen gegeben und jetzt bekommt Edna die Chance, es einzuhalten.

Ihre Reise nach Ravensburg, wo sie Jacob finden will, ist lang und beschwerlich. Denn sie geht meistens zu Fuß, genauso wie damals als Kind. Sie überquert die Berge, lernt verschiedene Menschen kennen, sammelt neue Erfahrungen und trifft ungewöhnliche Entscheidungen. Sie und ihr Papagei Emil wurden zur Sensation, die schnell Social Media erobert. Obwohl Edna Probleme mit ihren Beinen bekommt, gibt sie nicht auf. Denn ihre Reise, egal wie verrückt sie sein mag, ist „eine Frage von Herz.“ (338)

Diese ganze Geschichte, sehr einfühlsam und bildhaft von Romina Casagrande erzählt, geht auch direkt ins Herz. Die Autorin macht in ihren Roman auf das Schicksal der Schwabenkinder aufmerksam, die ab dem 18. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg die längste Reise ihres Lebens unternehmen mussten. Kinder im Alter von fünf bis fünfzehn Jahren wurden wie Vieh auf den Märkten verkauft um, für ein Stück Brot und eine Matratze zum Schlafen, den ganzen Tag schwer arbeiten mussten. Viele von ihnen kamen nie zurück.

Dieser lesenswerte Roman ist aber nicht nur als Erinnerung an historische Ereignisse gedacht. Außergewöhnlich ist seine Protagonistin Edna; eine bemerkenswerte Figur und eine sehr starke Frau, die ihr Ziel beharrlich verfolgt. Versprechen und Treue sind ihr sehr wichtig, genauso wie Verantwortung und Gerechtigkeit.

Die Geschichte ihrer Reise beweist, dass für die Erfüllung der Träume kein Weg zu lang oder zu beschwerlich ist und dass es nie dafür zu spät ist.
Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Spannungsvoll, fesselnd, überwältigend - das 3. Buch mit Tom Babylon

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Der spektakuläre Auftritt des berühmten Rockstars Brad Galloway in der Berliner Waldbühne lässt das Publikum jubeln. Die Fans applaudieren, eine Frau aus dem Publikum überreicht Brad einen Umschlag. Im ...

Der spektakuläre Auftritt des berühmten Rockstars Brad Galloway in der Berliner Waldbühne lässt das Publikum jubeln. Die Fans applaudieren, eine Frau aus dem Publikum überreicht Brad einen Umschlag. Im Gästehaus der Polizei findet man am nächsten Abend die übel zugerichtete Leiche des gefeierten Musikers.

Tom Babylon muss auf einen gemeinsamen Abend mit seiner Frau Anna und dem kleinen Sohn Phil verzichten und bei den Ermittlungen mitmachen. Auch die Psychologin Sita Johanns ist wieder dabei. Die Spuren führen in die Vergangenheit, zu einer geheimnisvollen Person mit dem Decknamen „Hornisse“. Bald ist es offensichtlich, dass Tom Babylon diesmal sehr viel zu verlieren hat.


Der dritte Band aus der Reihe mit dem sympathischen Ermittler Tom Babylon hat mich von Anfang an in Atem gehalten. Auch die vorherigen Bücher mit ihm waren sehr spannend. Aber in dem Fall geht es um viel mehr, als um die hoch spannende Mordermittlungen. Es ist meines Erachtens der bisher persönlichste Fall, in dem Toms Fähigkeiten als Ermittler unter Beweis gestellt wurden.

Denn der jetzige Ermittlungsverlauf zwingt Tom nicht nur nach dem Täter zu fahnden. Bei der Suche nach dem skrupellosen Mörder entdeckt Tom einige Geheimnisse aus der bewegten Vergangenheit seiner Familie. Er muss sich ihnen stellen und schwerwiegende Entscheidungen treffen.

Erneut stehen ihm vor allem Sita und sein Freund Bene, sowie manche Teamkollegen, treu zur Seite.

Ähnlich wie in den zwei vorherigen Büchern der Reihe sind die aktuellen Ereignisse mit den Handlungsfäden aus der Vergangenheit verknüpft. Obwohl das Buch „Die Hornisse“ Ermittlungen in einem neuen Mordfall beschreibt, ist dieser Thriller eine konsequente Fortsetzung der bisherigen Reihe mit Tom Babylon. Deshalb wäre es von großem Vorteil die beiden Vorgänger zu kennen. Es lohnt sich wirklich, denn die Thriller bieten spannende Unterhaltung auf hohem Niveau.

Der sympathische Ermittler Tom Babylon punktet in diesem Ermittlungsfall auch als Vater und Familienmensch: „Zwei kleine Arme schlingen sich um seinen Hals, und Phil drückt seinen warmen Kopf gegen Toms Wange. Wenn es eins gibt, dass das Gefühl von Verloren- und Alleinsein heilt, dann das.“ (72)

Was zählt das Leben deiner Lieben? (32) – wurde in diesem Roman gefragt und Tom Babylon beweist, dass er die Antwort auf diese Frage gut kennt.

FAZIT: spannungsvoll, fesselnd, überwältigend! Unbedingt lesen!!!

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Ergreifende Nanny-Geschichte

Hinter diesen Türen
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Im Internet entdeckt Rowan eine Stellenanzeige, die sofort ihr Interesse weckt. Gesucht wird eine Nanny für vier Mädchen in einer wohlhabenden Familie im schottischen Hochland. Die Arbeitsbedingungen und ...

Im Internet entdeckt Rowan eine Stellenanzeige, die sofort ihr Interesse weckt. Gesucht wird eine Nanny für vier Mädchen in einer wohlhabenden Familie im schottischen Hochland. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung sind mehr als großzügig, es scheint ein Traumjob zu sein. Rowan ist überglücklich als sie die Zusage ihrer neuen Arbeitgeber bekommt.

Sofort zieht sie in das schöne alte abgelegene Haus, das die neuen Besitzer umgebaut und mit der modernen Hi-Tech-Ausstattung auf den neuesten Stand gebracht haben. Doch schon bald muss Rowan feststellen, dass das Haus mit unzähligen Kameras und manchen abgeschlossenen Türen ihr richtig unheimlich wird. Auch das Verhalten des Mädchens wurde immer merkwürdiger. Es scheint, dass Rowan bald ihre psychische Belastungsgrenze erreichen würde. Nach dem tragischen Todesfall wurde Rowan letztendlich des Mordes verdächtigt.


„Hinter diesen Türen“ von Ruth Ware ist ein außergewöhnlicher Thriller. Er ist in Form eines Briefes verfasst. Diesen Brief schreibt Rowan aus dem Frauengefängnis an einen Strafverteidiger, der ihre letzte Hoffnung ist. Sie schildert ihre ganze Geschichte und natürlich beteuert sie vehement, dass sie unschuldig ist.

Rowan erzählt ihre Geschichte voller Leidenschaft, mit allen Details, beschönigt nichts, nennt die Hintergründe ihres Verhaltens, verrät ihre Gedanken. Dadurch wurde sie mir in kurzer Zeit sympathisch, ich konnte ihre Bedenken und Ängste nachvollziehen. Vor allem ihre Ängste waren authentisch, als sie in einem ihr fremden Haus allein gelassen wurde, von den unzähligen Kameras beobachtet, mit unheimlichen Geräuschen und Ereignissen konfrontiert – die Spannung könnte hier nicht höher sein. Es waren die Momente mit wahrem Gänsehautgefühl.

Die düstere Atmosphäre des Hauses unterstreichen noch die abergläubischen Erzählungen über seine Geschichte, die mysteriösen Todesfälle und Geister, die bis heute hier noch spuken würden. Auch die bisherigen Kindermädchen, die ihre Stelle vorzeitig verlassen haben, trugen zu der Entstehung einer mysteriösen Nanny-Geschichte bei.

Das Ende der Geschichte, die Rowan in ihrem Brief erzählt, ist tragisch. Genauso ergreifend ist ihr persönliches Schicksal, dessen Verlauf sie nach und nach enthüllt. Die Auflösung des Falles, die ganz zum Schluss kommt, ist überraschend.

FAZIT: ein spannender Thriller, fesselnd geschrieben, ergreifend, lebensnah. Meine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Spannender Krimi - wärmstens zu empfehlen

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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In Weilheim, mitten im bayerischen Alpenvorland, befindet sich die neue Arbeitsstelle von Alexa Jahn. Komisch, dass sie gerade dort hinziehen will. Denn eigentlich mag sie die Berge nicht, fühlt sich dort ...

In Weilheim, mitten im bayerischen Alpenvorland, befindet sich die neue Arbeitsstelle von Alexa Jahn. Komisch, dass sie gerade dort hinziehen will. Denn eigentlich mag sie die Berge nicht, fühlt sich dort unwohl.
Ihr erster Arbeitstag bei der Kripoinspektion in Weilheim beginnt turbulent. Sofort nach der Ankunft wurde die junge Kommissarin in die Ermittlungen einbezogen, in einem Fall, der nicht schockierender sein könnte. Die Leichenteile einer Frau wurden auf beiden Seiten der deutsch-österreichischen Grenze verteilt: in den Bergen und am Achensee. Die akribische Suche nach den noch fehlenden Leichenteilen und dem Täter beginnt. Und als wäre das Ganze noch nicht hart genug, wurde Alexa die Leitung der Ermittlungen übertragen, da der Kripochef nach einem Unfall im Krankenhaus landet.
Die ehrgeizige Alexa stellt sich den schwierigen Aufgaben und stellt bald fest, dass sie nicht unbedingt mit der vollen Unterstützung der neuen Kollegen rechnen kann. Gleichzeitig wurden die Ermittlungen an der österreichischen Seite aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit dem dortigen Chefinspektor Bernhard Krammer verläuft nicht immer reibungslos. Trotzdem gibt Alexa nicht auf und bald ist sie dem skrupellosen Täter auf der Spur, der einen teuflischen Plan verfolgt.


„Der Tod in ihren Augen“ ist das erste Buch aus der Grenzfall-Reihe mit Alexa Jahn und Bernhard Krammer. Die Autorin überführt den Leser in die wunderschöne Berglandschaft in Oberbayern und Tirol. In beiden Ländern findet man Leichenteile und diverse Hinweise, die auf ein Verbrechen deuten.

Es ist der erste Fall für Alexa Jahn, in dem sie die Leitung der Ermittlungen übernehmen muss. Auch die neue Umgebung und die Kollegen, die mit einer anderen Führung gerechnet haben, machen es ihr nicht leicht. Trotz aller Hindernisse schlägt sie sich die ehrgeizige und kompetente Kommissarin tapfer durch. Sie ist ehrlich, den Kollegen gegenüber fair, konsequent verfolgt sie ihren Plan. Auch die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Kollegen, der von negativen Erfahrungen in seinem Job geprägt ist, wurde immer besser.

Ich habe diesen spannenden Krimi mit großem Interesse gelesen. Der angenehme flüssige Schreibstil der Autorin und die filmreife fesselnde Handlung haben mich ständig zu weiterlesen bewogen. Die unterschiedlichen Charaktere wurden authentisch dargestellt; ich konnte sehr gut ihr Verhalten nachvollziehen.

Gekonnt wurden kurze Kapiteln über den Täter in die laufende Handlung integriert. Diese kleinen Exkursionen haben mir ermöglicht in die Gedankenwelt des Täters einzutauchen. Jeder von diesen Kapiteln sorgte für wahres Gänsehautgefühl. Außerdem konnte ich mit diesen zusätzlichen Informationen besser miträtseln, was dank der von der Autorin gekonnt ausgelegten falschen Fährten nicht immer leicht war.

Zum Schluss kommt eine große Überraschung aus dem persönlichen Umfeld von Alexa. Ich bin gespannt, wie Alexa damit umgehen kann. Umso mehr bin ich auf die Fortsetzung der Grenzfall-Reihe, die im Frühjahr 2022 erscheinen sollte, gespannt.

Das aktuelle erste Buch „Der Tod in ihren Augen“ kann ich jedem Krimifan wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Schön wie ein Märchen

Es war einmal in Italien
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Es war einmal in Italien - der Titel des Buches klingt wie ein Märchenanfang. Und das Buch liest sich wie ein Märchen.

Pietro lebte bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr in einem Waisenhaus. Dann wurde ...

Es war einmal in Italien - der Titel des Buches klingt wie ein Märchenanfang. Und das Buch liest sich wie ein Märchen.

Pietro lebte bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr in einem Waisenhaus. Dann wurde er von einer reichen, wunderschönen Contessa adoptiert und dürfte Freiheit und ein ganz anderes Leben genießen. Marta, ein armes Zirkusmädchen, lernte in Rimini junge italienische Patrioten kennen, die für Freiheit für Rom kämpften. Das Schicksal führt sowohl Pietro wie auch Marta nach Rom, wo sich ihre Wege bald kreuzen. Während Pietro zuerst Französisch und später Fotografieren lernt, schließt sich Marta den jungen Patrioten an, die Rom für den Königsreich Italien befreien wollen. Beide verfolgen scheinbar unterschiedliche Ziele, doch auch hier schreitet wieder das Schicksal ein.


Bei dieser Geschichte mag man kaum das Buch aus der Hand legen. Die Schicksale der beiden jungen Protagonisten sind herzbewegend, ihre Lebensgeschichten ließen mehrmals die Tränen in meinen Augen steigen. Und wie ein Kind freute ich mich über jeden Erfolg von Pietro oder Marta. Denn Beide hatten Träume, an die sie geglaubt haben.

Mit einem ganz anderen Blick habe ich die wunderschöne prachtvolle Stadt Rom betrachtet. Denn Pietro beweist sein fotografisches Talent mit den Bildern von der Stadt und ihren Bewohnern, in denen er nicht nur Schönheit der Umgebung festhalten will. Seine Fotografien sollten das wahre Leben zeigen, der Wahrheit entsprechen. Er sagt selbst über eine Fotografie: Für mich muss sie die Wirklichkeit spiegeln“ (Zitat Seite 330)

Dieses Buch hat mich auch in die magische Welt des Zirkus entführt. Mit Martas Augen habe ich die Vorstellung im Zirkus verfolgt, konnte in diese Welt eintauchen, den Zauber des Zirkus förmlich spüren und riechen.

In dem Roman erzählt Luca Di Fulvio viel über die Geschichte des Königreichs Italien und der Stadt Rom. Er macht das sehr geschickt; in einer einfachen aber fesselnden Sprache, die ausdrucksvolle Bilder der italienischen Vergangenheit vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lässt.

Ich habe diese Lektüre genossen und würde das Buch jedem wärmstens empfehlen.

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