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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.12.2017

Wellenwölfe

Grischa 2: Eisige Wellen
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Alina und ihrem superperfekten Maljen ist die Flucht vor dem Dunklen gelungen. Vorerst. Denn überraschend schnell werden sie wieder eingefangen und dazu gezwungen, dem Dunklen zu helfen, das zweite arme ...

Alina und ihrem superperfekten Maljen ist die Flucht vor dem Dunklen gelungen. Vorerst. Denn überraschend schnell werden sie wieder eingefangen und dazu gezwungen, dem Dunklen zu helfen, das zweite arme Vieh der magischen Kräftevermehrer zu erlegen, einen Seedrachen, der so geheim und verborgen lebt, dass man ihn innerhalb weniger Seiten zu finden vermag. Doch wieder gelingt Alina die Flucht, dieses Mal mit der Hilfe des megacoolen Sturmhonds und seiner coolen Bande aus Piraten. Sorry, Sturmhond, ich meine natürlich Freibeuter! Durch gewisse Umstände schaffen es diese durch das Schicksal Zusammengewürfelten an den Zarenhof, wo Alina das Kommando über die Grischa übernimmt und sich darauf vorbereiten muss, in einer Schlacht gegen den Dunklen anzutreten.

Ich formuliere es mal so: Hätte Bardugo nicht diesen extrem geilen Schreibstil, ich hätte das Buch in der Mitte abgebrochen. Mal davon abgesehen, dass Alina und Maljen übelst genervt haben, was ihre Beziehung angeht, erwiesen sie sich Sturmhond und seinen Gefährten gegenüber als äußerst undankbar. Dieses ewige Rumgezicke ging mir dermaßen auf den Sack - doch immer wieder schaffte es die Autorin, mich durch ihren Stil und einige Ideen zu fesseln. Eine mega Leistung! Sturmhond hat das Buch eindeutig gerettet, denn Alina und Maljen konnten es nicht tragen. Maljen konnte ich schon in Band 1 nicht leiden, und hier hatte ich mir an einer gewissen Stelle gewünscht, dass der eine Grischa, mit dem er einen Kampf ausgetragen hat, ihn einfach mal mit dem Kopf voran gegen die Wand schlägt. Mehrmals. Apropos Grischa: Natürlich hat Maljen keine magischen Gaben, ganz klar. Ist ja völlig normal, dass ein normaler Typ immer merkt, wo sich supermagische Viecher aufhalten. Ja, ja. Wäre Alina irgendwie normal, hätte sie den Typen in die Wüste geschickt und Sturmhond genommen, der glatt ein Verwandter von Kaz Brekker sein könnte, vom Coolnessfaktor her. Aber ich fürche, dazu wird es nicht kommen. Egal. Der Schreibstil ist wieder richtig gut und das Ende konnte einiges rausreißen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Flammenmädchen

Grischa 1: Goldene Flammen
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Alina ist ein Waisenmädchen, klein, mager, im Schatten ihres übelst gut aussehenden besten Freundes Maljen stehend, der einfach alles kann: nett sein, fantastisch aussehen, Spuren lesen wie kein zweiter. ...

Alina ist ein Waisenmädchen, klein, mager, im Schatten ihres übelst gut aussehenden besten Freundes Maljen stehend, der einfach alles kann: nett sein, fantastisch aussehen, Spuren lesen wie kein zweiter. Sie dienen in der Armee des Zaren. Bei der Durchquerung der "Schattenflur", einem Landstrich ohne Licht und voller Gefahren, stellt sich heraus, das Alina eine Grischa ist - eine magisch begabte Person. Sie kommt in die Obhut des "Dunklen", des obersten Grischa, der sie ihre Gaben lehren und in einem Palast wohnen lässt. Doch Alina kommt einer Verschwörung auf die Spur, und sie muss sich entscheiden, wie sie handeln will.

Man kann bereits hier die Ideen, das Können und auch den guten Schreibstil hervorblitzen sehen, die mich im "Das Lied der Krähen" fast aus den Socken gehauen haben. Allerdings lässt sich die Autorin hier noch sehr von Klischees leiten: das unscheinbare Harry-Potter-Mädchen, der Mega-Freund, der alles kann und in den sie natürlich unsterblich verliebt ist, ein paar Bösewichte rechts und links des Weges, die bösartig Steine in den Weg werfen. Aber man merkt auch, dass sie ab und zu schon mal gern aus der Klischeekiste ausbricht. Der Oberbösewicht ist nicht nur böse, er hat sich von seiner Macht korrumpieren lassen - logisch, es ist egal, ob so einer tötet, weil er ein hehres Ziel hat oder weil er es kann, aber ich mochte seine Charakterisierung jedenfalls lieber als die von Maljen, dessen fast durchgehendes Superkönnen mir dezent auf die Nerven ging. Ein guter Beginn, schnell zu lesen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Vom Unterhosenträger zum Millionär

Das Geheimnis der Psyche
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Leon Windscheid ist ein Macher. Er kann einem sympathisch sein oder nicht, das ändert nichts daran, dass er bei Jauch eine Million abgeräumt hat, weil er cool geblieben ist, sich intensiv vorbereitete ...

Leon Windscheid ist ein Macher. Er kann einem sympathisch sein oder nicht, das ändert nichts daran, dass er bei Jauch eine Million abgeräumt hat, weil er cool geblieben ist, sich intensiv vorbereitete und natürlich auch das nötige Quäntchen Glück hatte. Als Psychologiestudent hat er vielleicht einen kleinen (psychologischen) Vorsprung den anderen Kandiaten gegenüber, denn eins ist mal Fakt: Er weiß ansatzweise, wie Menschen ticken. Weil er das im Studium gelernt hat und weil er sich dafür interessiert.

Falls jemand so dumm war zu glauben, er bekäme mit diesem Buch eine Anleitung "Wie gewinne ich eine Million bei Jauch", wird er vielleicht enttäuscht. Auch wird er nicht viel über Jauch in Unterhosen erfahren - oder vielleicht doch. Jauch ist jedenfalls kein großes Thema. Dafür wird hier locker-lässig ein bisschen an der psychischen Oberfläche gekratzt und man lernt zum Beispiel auch das ein oder andere, wenn man aufpasst. Zum Beispiel, das einfache Rechenaufgaben auf Grundschulniveau vielleicht gar nicht so Grundschulniveau sind. Oder dass unser Gehirn ein bisschen anders arbeitet, als wir das gern hätten. Ab und zu gibt es für meine Begriffe ein bisschen zu viel Leon Windscheid und zu wenig Tiefe, aber wer das populärwissenschaftliche Buch eines über Nacht berühmt gewordenen Psychologiestudenten liest, sollte vielleicht nicht neue Erkenntnisse eines Nobelpreisträgers erwarten. Von daher kann ich es als interessante Lektüre für zwischendurch gut empfehlen; Spaß zu lesen macht's allemal.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Mordsgefühle

Dunkel Land
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Verena Hofer ist eigentlich Literaturdozentin, doch vor kurzem hat sie alles verloren. Ihre Schwester, ihren Freund, ihren Job. Nur ihre kleine Nichte lebt bei ihr nach dem Tod ihrer Schwester. Sie braucht ...

Verena Hofer ist eigentlich Literaturdozentin, doch vor kurzem hat sie alles verloren. Ihre Schwester, ihren Freund, ihren Job. Nur ihre kleine Nichte lebt bei ihr nach dem Tod ihrer Schwester. Sie braucht Geld, dringend, und nimmt daher einen Babysitterjob auf Gut Wuthenow an, einem herrschaftlichen Anwesen im Havelland. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie kein Babysitter für ein Kind ist, sondern auf den Neffen der Frau von Wuthenow aufpassen soll. Carl ist ein brillanter Kopf, ein Kriminalist, der als außenstehender Spezialist die Polizei berät. Es gibt nur ein Problem: Seit er eine Kugel in den Kopf bekommen hat, ist sein Kurzzeitgedächtnis kaputt. Als die Berliner Polizei in einem Serienkillerfall ermittelt und ihn dazuzieht, wird Verena mehr als seine Assistentin - sie fungiert als Gedächtnis und Gewissen des Profilers.

Ich mochte den Schreibstil und die Idee. Keine Ahnung, ob es das wirklich gibt, dass man jeden Morgen aufwacht und nichts mehr vom letzten Abend weiß, wenn man es sich nicht aufgeschrieben hat, aber die Idee hatte was. Es schadete auch nichts, dass alles ein bisschen zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen auf Gut Wuthenow ist. Was mich mehr störte, war das sofortige Schmachten Verenas auf den ach-so-heißen Kriminalisten. Und violette Augen! Alter! So was ertrage ich kaum in Jugendbüchern, muss das echt noch in Krimis vorkommen? Völlig unnötig, zumal die Protagonisten beide die dreißig überschritten hatten und nun echt kein Teeniegeschmachte notwendig war. Übelst Klischee waren auch die Neonazis, die alle fett, dumm und aggressiv waren. Schön wär's, wenn es im real life so abginge, dann müsste man sich um diese Bande nicht solche Sorgen machen. Sieht hier extrem nach Meckerei aus, aber ich sehe Potenzial für die Serie (falls es eine wird), wenn sich das Liebesgedöns dezent im Hintergrund hält und vorrangig auf die Fälle konzentriert wird. Und sich bitte, bitte die violetten Augen als Kontaktlinsen oder eine scheußliche Augenkrankheit herausstellt. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Die Wege trennen sich

Die Gabe der Auserwählten
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Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass ...

Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass sein Vater gestorben ist, mit einem Schlag wird aus Rafe, dem Soldaten, König Jaxon, der Herrscher. Und wie es Herrscher so an sich haben, lassen sie nur ungern andere Meinungen neben sich stehen, auch lügen und betrügen sie gern einmal. Rafe ist in dieser Hinsicht nicht anders, wie Lia schmerzhaft erfahren muss. Als sie bemerkt, dass er sie weder ernst nimmt noch wirkliches Vertrauen in sie hat, entschließt sie sich zu einem Schritt, der ihnen beiden wehtun muss.

Auch dieser Band schließt sich nahtlos dem zweiten an, und mir gefällt wirklich gut, dass es eine durchgehende, stringente Handlung gibt. Immer mehr Konflikte und Intrigen stürzen auf Lia ein, aber anstatt sich geschlagen zu geben, wächst sie daran. Obwohl sie bald alles verliert: Freunde, Vertraute, Sicherheit, wird sie nicht zu einer Heulsuse, aus jeder Konfrontation geht sie stärker hervor. Endlich mal eine Heldin, die nicht den Prinzen auf dem weißen Pferd braucht, um sie zu retten, eine, die nicht völlig den Kopf wegen eines hübschen Gesichts und muskulösen Körpers verliert. Was mich absolut aufregt, ist die Unsitte, ein im Englischen bestehendes Buch zweizuteilen und damit an einer Stelle aufzuhören, die so sinnlos und ereignislos wie möglich ist.

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