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Veröffentlicht am 19.02.2024

Leichen im Keller

Das Mörderarchiv
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1965: Die siebzehnjährige Frannie erhält auf einem Jahrmarkt eine Prophezeiung, die besagt, dass jemand sie ermorden wird. Um ihren eigenen Mörder zu finden, macht sich Francis also die nächsten fast 60 ...

1965: Die siebzehnjährige Frannie erhält auf einem Jahrmarkt eine Prophezeiung, die besagt, dass jemand sie ermorden wird. Um ihren eigenen Mörder zu finden, macht sich Francis also die nächsten fast 60 Jahre daran, ihn aufzuspüren. Dafür sammelt sie alles über alle in ihrem Dorf. Dennoch passiert das Unglaubliche: Sie wird ermordet. Ihre Großnichte Annie erhält jetzt die Aufgabe, ihren Mörder zu finden. So steht es im Testament, ebenso wie der Zusatz, dass sie nur eine Woche Zeit hat und sich gegen andere mögliche Erben durchsetzen muss. Da auch das Haus, in dem Annies Mutter lebt, auf dem Spiel steht, lässt sich Annie auf selbiges ein und stellt bald fest, dass es tödlich enden kann - nicht nur für Tante Francis.

Ich stehe sehr auf diese englischen Cosy Crimes und die Idee mit der älteren Lady, die ihren eigenen, vorhergesagten Mörder sucht, fand ich mega. Leider lernen wir Francis nur durch Tagebucheinträge kennen und ihre Großnichte Annie war mir persönlich unsympathisch. Sie brachte solche Sätze wie "Ach, der ist gar nicht mein Typ, aber er sieht so gut aus!". Ah. Na, darauf kommt es natürlich an. Mein Fehler. Ein Fehler des Buches ist es jedoch, dass es nur so vor sich hinplätschert und die handelnden Personen so wenig Persönlichkeit besaßen, dass sie mir bestenfalls egal waren. Die Lösung des Falls war dann auch sehr plötzlich und wurde uns natürlich so lange vorenthalten, bis sich Annie auf einen wirklich hirnrissigen Plan eingelassen hatte, um den Mörder zu stellen. Alles in allem ist das ein Buch, das mir nicht in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 29.01.2024

KIsmet

Die Burg
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Maxim Ascher ist nicht glücklich. Er betreibt kleine Escape Rooms und ausgerechnet er wurde von Milliardär Nevio eingeladen, dessen buchstäblich millionenschweres Projekt zu begutachten. Dabei handelt ...

Maxim Ascher ist nicht glücklich. Er betreibt kleine Escape Rooms und ausgerechnet er wurde von Milliardär Nevio eingeladen, dessen buchstäblich millionenschweres Projekt zu begutachten. Dabei handelt es sich um die modernste Art von Escape Rooms, die man für Geld kaufen kann: eine sanierte, mittelalterliche Burg, in der KIs sämtliche Szenarien, die angegeben werden, steuert. Zusammen mit anderen, ihm unbekannten Personen soll Ascher also seine professionelle Meinung zum Gelingen abgeben. Doch bei ihrem Testlauf in den unterirdischen Gängen der Burg geht alles schief und plötzlich müssen sie sich Gefahren stellen, die ihr Leben bedrohen - oder sogar nehmen.

Der KI-Thriller »Die Burg« von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski kombiniert Mittelalter-Atmosphäre mit einem top-aktuellen KI-Szenario - so wird das Buch angepriesen und das stimmt auch. Dabei hatte ich oft das Empfinden, dass es sich die Autorin recht leicht gemacht hat, indem sie einfach zwei ihrer Bücher (Saeculum und Erebos) kombiniert und mit anderen bzw. erwachsenen Personen kombiniert hat. Das mag auf den ersten Blick recht aktuell und neuartig wirken, ist es aber nicht. Für die Lesenden spielt es im Endeffekt keine Rolle, ob die Gefahren menschen- oder KIgemacht sind, das Hirn unterscheidet in potenziellen Gefahrensituationen auch nicht zwischen wahr oder unwahr. Sobald also die ersten Schock- oder Schreckelemente hinter den Burgtestern und damit LeserInnen liegt, ist es weniger spannend als erwartet. Durch die routinierte Schreibweise kommt jetzt auch nicht gerade Langeweile auf, aber beängstigend war es auch nicht mehr. Dazu kommt, dass man bei gewissen Sachen die Stirn runzelt. Besonders was Höhen angeht, hat die Autorin nur wenig Ahnung, WIE hoch tatsächlich 10 oder 12 Meter sind, besonders wenn man zum Beispiel auf Knochen fällt. Dass dabei "nur" der Arm gebrochen wurde und es jemand überlebt, dem ein Knochen durch den Oberschenkel ragt, in dem es von lebenswichtigen Blutgefäßen nur so wimmelt ... sagen wir so: der Bodycount hätte auf jeden Fall höher sein müssen, als er dann tatsächlich war.

Äußerst schwachbrüstig, weil generisch und klischeehaft, fand ich auch die Personenzeichnung sämtlicher Beteiligten. Das ging so weit, dass mir alle dermaßen egal waren, dass ich nicht mal mehr mitgefiebert hätte, wäre es tatsächlich zu echtem Horror in dem Buch gekommen. Ich denke, das ist ein Buch, das mir nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 07.01.2024

Schneesturm

Die Sonnenfeuer-Ballade 1: A Song to Raise a Storm
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In einer Welt, in der sowohl magische/übernatürliche Wesen (Quidhe) als auch Menschen leben, haben es Mischwesen nicht leicht. Sintha, die dank ihrer Mutter besondere Gaben hat, kann ein Lied davon singen ...

In einer Welt, in der sowohl magische/übernatürliche Wesen (Quidhe) als auch Menschen leben, haben es Mischwesen nicht leicht. Sintha, die dank ihrer Mutter besondere Gaben hat, kann ein Lied davon singen (Punch intented). Weil ihr menschlicher Vater krank ist, macht sie sich auf den Weg zu ihm, um ihm Medizin zu bringen. Dabei wird sie von einem heftigen Schneesturm überrascht, der sie zwingt, in einem Gasthof Unterschlupf zu suchen. Pech für sie, dass kurz vorher ein Dörfler umgebracht wurde, und der Bürgermeister die berüchtigten Vakar - dunkle Quidhe und Friedenswächter - zur Lösung des Falls gerufen hat. Als die eintreffen, ist auch ausgerechnet der Oberste aller Vakar dabei, Arezander. Der nimmt sie sofort aufgrund ihrer Fähigkeiten in seine Dienste und ...

Ja, und. Bis zu einem gewissen Punkt hätte das Buch ein Highlight für mich werden können. Ich mag Fantasy, bei der Morde geklärt werden müssen. Ich mag, dass sich die Autorin Gedanken um verschiedene Wesen und ihre Namen gemacht hat und ich mag das kleine mörderisch süße Irrlicht. Was ich nicht mag, ist das extreme Machtgefälle, das hier wieder zelebriert wird. Auf der einen Seite eine begabte Halbqhide, die ansonsten jedoch nichts hat. Kein Geld, kaum Freunde, kaum Familie, keine Unterstützung, keine Superkräfte. Auf der anderen Seite der noch auserwähltere Auserwählte, der alles hat - außer Anstand. Auch wenn ich einige der Motive Arezanders nachvollziehen konnte - zum Beispiel, dass er es nicht zu einem Krieg kommen lassen möchte - so ist sein ständiger Verrat und Betrug an Sintha nicht hinnehmbar. Auch nicht, dass er sie ständig mit der Drohung, ihrer Familie etwas anzutun, dazu zwingt, Sachen zu tun, die sie nicht tun möchte. Im Gegenzug ist mir auch oft genug unklar, warum plötzlich Sintha diese Dinge tun möchte. Richtig abtörnend ist auch sein Verhalten am Schluss. Mag sein, dass sein Volk gewisse Traditionen und Lebensweisen hat, aber selbst, wenn Sintha nicht darum gebeten worden wäre, das zu tun, was sie getan hat: Hätte sie zusehen sollen, wie noch mehr Unschuldige sterben?

Ich finde also Arezanders Verhalten auf viele Arten abstoßend - und dennoch war er ein besserer Protagonist als der in Cassardim, was gewissermaßen erschreckend ist. Tatsächlich hoffe ich - auch wenn ich weiß, dass das nie passieren wird - dass Sintha diesem Typen in Band 2 den Laufpass oder besser noch eine Eisenkugel ins Herz gibt. Und ich werde das nächste Buch deshalb lesen, weil ich wissen will, welche der beiden einzigen Personen, die hinter der Stimme im Dunkeln stecken kann, es sein wird. Zumindest, falls die Autorin kein Kaninchen aus dem Hut zieht, das bisher noch nicht aufgetaucht ist.

Veröffentlicht am 15.12.2023

Hrafnheim

Fehu - Das Flüstern der Raben (2)
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Anne hat ihre Welt verlassen, um nach Harfnheim zu gehen, einer Welt voller Götter, Halbgötter, mythischen Kreaturen und natürlich Ragnara, die auf der Jagd nach ihr ist. Doch Anne will unbedingt ihre ...

Anne hat ihre Welt verlassen, um nach Harfnheim zu gehen, einer Welt voller Götter, Halbgötter, mythischen Kreaturen und natürlich Ragnara, die auf der Jagd nach ihr ist. Doch Anne will unbedingt ihre Zwillingsschwester finden und aus Ragnaras Fängen befreien. Überall sind Soldaten auf der Suche nach ihr, doch einer von ihnen, ein Abtrünniger namens Rorik, hilft Anne. Sie werden nicht nur von Ragnaras Leuten gejagt, sondern auch von Kreaturen und sie kommen Ragnaras Absicht auf die Spur: etwas, das so ungeheuerlich ist, dass Odin selbst etwas dagegen hat und Anne zu seiner Schildmaid machen möchte.

Das ist der zweite Teil der Rabenflüstersaga und ich muss zugeben, dass er mir nicht halb so gut gefallen hat wie der erste. Anne ist zwar immer noch sehr selbständig, aber dafür auch völlig beratungsresistent. Sie tappt von einer Falle in die nächste und muss ständig gerettet werden. Außerdem ergibt die Geschichte ab der Hälfte kaum noch Sinn, es ist ein ewiges Hin und Her, das mir nicht mehr viel Spaß gemacht hat. Der Schreibstil ist immer noch sehr gut und ich mag die meisten Nebencharaktere, allerdings verstehe ich so einige Entscheidungen nicht. Ob ich den dritten Teil überhaupt noch lesen möchte, steht momentan in den Sternen.

Veröffentlicht am 27.11.2023

Fenstermomente

Starling Nights 1
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Mabel hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht mit ihren 20 Jahren und sich durch Intelligenz und Ehrgeiz ein Stipendium für Cambridge erarbeitet. Hier hat sie ihre beste Freundin Zoe kennengelernt, ...

Mabel hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht mit ihren 20 Jahren und sich durch Intelligenz und Ehrgeiz ein Stipendium für Cambridge erarbeitet. Hier hat sie ihre beste Freundin Zoe kennengelernt, die aus reichem Hause stammt und das Studium auch genießen möchte. Deshalb begleitet sie Zoe immer mal wieder zu Partys, auch wenn das nicht ihr Ding ist. Doch die letzte Party ist äußerst merkwürdig. Die Jungs sind arrogant und behandelt sie wie Eigentum und die sonst so forsche Zoe ist seltsam abwesend. Mabel flieht in ein Zimmer, wo sie auf einen mysteriösen jungen Mann trifft. Bald findet sie heraus, dass diese Studenten einer geheimen Verbindung angehören - und dass in ihrem Umkreis jede Menge Todesfälle passieren. Schon allein, um ihre Freundin zu schützen, beschäftigt sich Mabel bald mehr mit der Verbindung, als sicher für sie ist: sowohl für ihr Herz als auch ihr Leben.

Gleich vorneweg: Für eine so junge Autorin ist der Schreibstil wirklich hervorragend. Sie weiß mit Worten umzugehen und kann schöne Bilder zeichnen. Auch mag ich ihre Protagonistin Mabel, die nicht gleich den Verstand und ihren Mut verliert, sobald ein hübscher Typ auf sie abfährt. Und eigentlich wäre das auch eine richtig gute Geschichte gewesen, denn Niemeitz versteht es auch, uns auf den Campus und ins Uni-Leben mitzunehmen. Das Problem ist leider, dass sie kein Ende findet und so zieht sich die Geschichte spätestens ab der Mitte wie ein Kaugummi, der unter einer Schulbank klebt. Diese ewigen Andeutungen, um was es sich bei den Staren handelt, waren irgendwann auch nicht mehr spannend, sondern einfach nur noch nervig.

Und als dann die Auflösung kam, war zumindest ich irgendwie ... enttäuscht ist der falsche Ausdruck. Eher irritiert. Ich bin davon ausgegangen, es mit einem normalen NA zu tun zu haben, aber plötzlich kommt ein winziger Fantasyanteil. Ich lese gern Fantasy, auch NA-Fantasy, aber hier fühlte es sich so unpassend an. Für ein Fantasybuch war es zu wenig Fantasy, für ein NA eindeutig zu viel, zu spät, zu ... hm. Tatsächlich würde mich sogar interessieren, wie es im zweiten Band weitergeht, allerdings habe ich da das Problem, dass ich keinen Bock auf den Protagonisten habe. Ich sag's mal so: Würde der brennend vor mir liegen und ich stünde mit 50 Eimern Wasser daneben, dann würde ich einfach zuschauen, wie er brennt. Ja, so gut gefallen hat er mir in diesem Buch.

Die Autorin selbst werde ich wohl im Auge behalten: Ich mag ihre Ideen und ihren Schreibstil. Allerdings finde ich, dass das Lektorat die überbordende Masse ihres Geschriebenen verknappen sollte. Manchmal ist weniger mehr und hat dann einen deutlich höheren Impact.