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Veröffentlicht am 21.11.2020

Spontane Selbstentzündung

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 29
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Als auf einem Markt in London plötzlich ein Mann ohne äußeres Zutun in Flammen aufgeht, scheint das erst mal nicht so, als wäre das ein Fall für Wilde & Holmes. Doch schnell stellt sich heraus, dass es ...

Als auf einem Markt in London plötzlich ein Mann ohne äußeres Zutun in Flammen aufgeht, scheint das erst mal nicht so, als wäre das ein Fall für Wilde & Holmes. Doch schnell stellt sich heraus, dass es nicht bei dieser einen Person bleibt und dass die Spur zu einer religiös fanatischen Sekte russischer Auswanderer führt. Wie es aussieht, sollen medizinisch veränderte Menschen als Terrorwaffen dienen und dann haben plötzlich Wilde, Holmes und ihr amerikanischer Kollege alle Hände voll zu tun, um ein gewaltiges Attentat nicht nur auf die Queen zu verhindern.

Es ist nur noch traurig, wenn die Schurken des viktorianischen Zeitalters zu solch ineffektiven Waffen greifen. Dagegen war ja alles, was der Zirkel präsentierte, geradezu ausgefeilt und bedrohlich. Natürlich muss wie der weiße Hase bei einem einem Zauberer auch noch Ra-ra-rasputin aus dem Hut gezaubert werden, einschließlich böser, verrückter Lache und Weil-ich-es-kann. Wenig kompetent zeigen sich hier die Sonderermittler der Krone, die es nicht mal schaffen, eine Person von einer anderen Person herunterzustoßen und von der unfähigen Polizei, die die Queen retten soll, schweigen wir lieber gleich. Ist ja nur die Queen, ist eine weg, gibt's bestimmt gleich eine neue irgendwo in der 99-Cent-Kramkiste.

Veröffentlicht am 16.11.2020

Blair Valkyren Project

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Blair wusste schon immer, dass ihre Mutter eine Valkyre ist, eine der mythischen nordischen Kriegerinnen. Genauso wie sie wusste, dass ihre Schwester einmal diese Kräfte erben und den Job ihrer Mutter ...

Blair wusste schon immer, dass ihre Mutter eine Valkyre ist, eine der mythischen nordischen Kriegerinnen. Genauso wie sie wusste, dass ihre Schwester einmal diese Kräfte erben und den Job ihrer Mutter übernehmen würde. Doch dann passiert ein schrecklicher Unfall, bei dem beide ums Leben kommen und plötzlich sieht sich Blair selbst Kräften ausgesetzt, die sie nicht versteht und kaum kontrollieren kann. Und dann ist da ja auch noch Ryan, ihr Kindheitsfreund, in den sie schon lange verliebt ist. Doch auch Ryan ist nicht, was er scheint und alles beginnt und endet mit Blair und ihm.

Ich bin ein Fan nordischer Mythologien, deshalb habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Doch statt einer runden, dichten, spannenden Geschichte wurde ich mit einer oberflächigen Handlung abgespeist, in der wenig wirklich Mythisches vorkam. Und wenn, dann eher zum Haareraufen. Ich meine, Handynetz in Valhalla? Kann sich jemand zwischen all den Helden Sendemasten vorstellen? Erklärungen kamen spärlich und nicht oft nachvollziehbar, und es wurden ständig dieselben Sachen wiederholt, sodass ich zumindest oft ermüdete. Auch sprang kein Funke über, weder bei der Liebesgeschichte zwischen Blair und Ryan noch bei den Valkyren oder den plötzlichen übermenschlichen Fähigkeiten, die Blair mal eben spielend einsetzen kann. Und ganz ehrlich: Ich habe selten wenn überhaupt so einen schlechten Kampf gelesen wie am Schluss des Buches. Es ließ sich wenigstens gut und schnell lesen, aber genauso schnell werde ich es auch vergessen haben.

Veröffentlicht am 11.09.2020

Mary Sue meets Gary Stu

Celestial City - Akademie der Engel
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Seit Luzifer Stress gemacht hat und es zum Kampf der Mächte zwischen Himmel und Hölle gekommen ist, ist auf der Erde nichts mehr so wie früher. Irgendwie hat sich der Krieg auf die Erde verlagert und die ...

Seit Luzifer Stress gemacht hat und es zum Kampf der Mächte zwischen Himmel und Hölle gekommen ist, ist auf der Erde nichts mehr so wie früher. Irgendwie hat sich der Krieg auf die Erde verlagert und die Menschen von den himmlischen bzw. dämonischen Mächten berührt und erhielten verschiedene Fähigkeiten ihrer jeweiligen Gabenpaten. Mittlerweile ist Los Angeles in eine himmlische und einen dämonische Hälfte unterteilt und die beiden Parteien rekrutieren fleißig Menschen, um ihren Krieg mit ihnen zu führen. Brielle lebt im dämonischen Teil und gehört auch einem Dämonen, weil ihre Familie versucht hat, den Vater vor Krebs zu retten. Doch bei der Erweckungszeremonie stellt sich heraus, dass sie Flügel hat wie ein Celestial - so eine Art Halbengelelite. Sie muss also lernen, ihre Fähigkeiten zu beherrschen und in den Krieg zu ziehen.

Es fing eigentlich wirklich gut an. Das Mädchen, das auf der falschen Seite der Stadt wohnt und schon weiß, wie ihr trauriges Schicksal aussehen wird, durch die Mächteübertragung jedoch plötzlich zu den Guten gehört. Ab da ging es nur bergab und mit rasantem Tempo gegen die Wand, denn es tritt auf: das Love-Interest. Der megaheiß aussehende Celestial Lincoln, der alles kann, alles weiß, einen tränendrüsendrückenden Hintergrund besitzt, der ihn dazu veranlasst, sich anfangs wie ein Idiot aufzuführen, der aber sofort seine Meinung ändert, als er Brielle besser kennenlernt. Aber da ging es eigentlich nur noch wenig um den Kampf Gut gegen Böse, sondern es entwickelte sich zu einem Kampf gegen die horny Hormone von Bri, die am liebsten bei jedem Anblick des Helden ihre Höschen samt Verstand verloren hätte. Nicht genug damit geriet die Geschichte auch dadurch in den Gähnbereich, weil Bri sich zur perfekten Mary Sue entwickelte. Während andere hergelaufene Celestials vielleicht von einer oder zwei Mächten berührt worden waren, kriegt Bri das volle Programm sämtlicher Erzengel und was sonst noch so ab und zu auf der Erde herumläuft plus einer außergewöhnlichen Waffe, mit der sie auch noch Small Talk halten kann und die ihr im Kampf Anweisungen gibt, was zu tun ist.

Klingt nicht spannend? Ist es auch nicht. Der Schreibstil bewegte sich irgendwo im Bereich vorpubertärer Anfänge und Möchtegerncoolness. Eigentlich hätte die Geschichte schon Potenzial gehabt, aber das wurde zugunsten von endlosem hormonellen Kitsch direkt vom Himmel in die Hölle befördert, wo das arme Potenzial schreiend in Flammen aufging.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2020

Boring new world

Paradise City
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Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft. Es hat Pandemien gegeben, der Klimawandel hat viele Küstenstriche und auch ländliche Gegenden veröden lassen. Die Menschen leben jetzt in Megacitys, werden überwacht, ...

Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft. Es hat Pandemien gegeben, der Klimawandel hat viele Küstenstriche und auch ländliche Gegenden veröden lassen. Die Menschen leben jetzt in Megacitys, werden überwacht, sobald sie aus dem Haus gehen, die Medien sind gleichgeschaltet und erzählen alle dasselbe, das Klima - abgesehen davon, dass es permanent zu heiß ist - scheint zumindest irgendwie geschützt zu werden. Alle Menschen werden durch KOS überwacht, ein Programm, das ihre Gesundheit im Auge behält und sich meldet, sobald was nicht stimmt. Liina ist eine Journalistin, die für die letzte freie Agentur arbeitet und die wahre Nachrichten bringen wollen. Als sie zu einem Fake-Tierangriff geschickt wird, kommt sie einer heißen Sache auf die Spur, für die jemand bereit ist, viele Leute über die Klinge springen zu lassen.

Soweit klingt das alles erst mal richtig gut und nachdem ich die Leseprobe kannte, die mir gefallen hatte, erwartete ich eine Geschichte, in der nicht nur das Wetter heiß ist. Was habe ich bekommen? Eine Story, in der ein paar nette, quasi-utopische Dinge erwähnt wurden, und ansonsten entsprach der Plot eher einem lauwarmen Lüftchen. Obwohl teilweise unendlich viele Wörter verwendet wurden, um auf die irrelevantesten Dinge einzugehen, erschien die eigentliche Welt und Gesellschaft eher wie eine Pappschablone als ein 3-D-Modell. Nichts ging in die Tiefe, weder der Plot, der kaum einer Erwähnung wert ist noch die auftretenden Personen, die man ohne Namenserwähnung kaum auseinanderhalten konnte. Vor allem ergibt die Ausgangssituation wenig Sinn, um auf die folgende Schnipseljagd zu führen. Dann der Schluss, der so schnell und spannungsarm abgearbeitet wurde, als hätte eine Deadline im Nacken gesessen und die Ideen wären ausgegangen. Mich hat diese "Dystopie" jedenfalls mehr enttäuscht als gefesselt und abgesehen von ein paar netten Gimmicks hatte sie so gar nichts Erwähnenswertes oder Originelles.

Veröffentlicht am 11.07.2020

Kitschalarm, Deckung!

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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Elli ist sechzehn und introvertiert, was weder ihre Eltern noch ihre Cousine (die übrigens nett ist, wenn auch ab und zu nervig) davon abhält, sie mehr oder weniger dazu zu zwingen, auf eine Party zu gehen. ...

Elli ist sechzehn und introvertiert, was weder ihre Eltern noch ihre Cousine (die übrigens nett ist, wenn auch ab und zu nervig) davon abhält, sie mehr oder weniger dazu zu zwingen, auf eine Party zu gehen. Dort unterhält sie sich mit Greyson, dem Golden Boy ihrer Schule, und sie finden sich wider Erwarten beide ziemlich cool, sodass sie später viel Zeit miteinander verbringen und so was wie ineinander verlieben. Nachdem Ellis Mutter an Krebs starb, ziehen sie und ihr Vater fort.

Sechzehn Jahre später ist Elli Kindermädchen und back in Town. Als sie sich auf eine neue Stelle bewirbt, sind es ausgerechnet die Kinder von Greyson, ihrem ersten Schwarm. Sie kriegt den Job. Doch aus dem liebenswürdigen Jungen ist ein anstrengender Kerl geworden, weil er so schlimm trauert.

Okay, das war schon mal so gar nicht meins. Hier wurde wirklich jedes Klischee bedient und jeder Kitsch verwendet, den man sich vorstellen kann. Hat eigentlich nur noch gefehlt, dass Elli-Aschenputtel eigentlich eine verschollene Prinzessin ist, die ihren Prinzen wiederfindet. Der Kerl: unnahbar. Die Kinder - Nr. 1, die Große, eine Zicke, Nr. 2, die Kleine, so zuckersüß, dass ich nächste Woche zum Zahnarzt gehen muss. Hab mir bestimmt Karies zugezogen. Die Nanny: mega-mega-mega verständnisvoll. Und natürlich die Einzige, die es trotz eines doppelt hohen Gehalts bei den Kindern aushält. (Als ob jemand, der so gut bezahlt wird, sich darum schert, wenn eine pubertierende 14jährige rumzickt!) Dann noch die megaliebe Großmutter, die für alle ein offenes Ohr hat. Hab eigentlich nur auf den bösen Wolf gewartet, der sie frisst, damit Rotkäppchen-Elli auch sie retten kann. Das Ende: Drückt man die Seiten des Prints zusammen, platscht bestimmt ein dicker, fetter Klecks Kitsch heraus.