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Veröffentlicht am 12.11.2016

Die Spionin, die keine war

Die Spionin
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Mata Hari. Schon der Name spricht von Exotik, ihr Leben und ihre Spionage für angeblich mindestens drei Staaten gibt noch immer Anlass zum Spekulieren. Doch wer war diese Frau? Coelho schreibt im Nachwort, ...

Mata Hari. Schon der Name spricht von Exotik, ihr Leben und ihre Spionage für angeblich mindestens drei Staaten gibt noch immer Anlass zum Spekulieren. Doch wer war diese Frau? Coelho schreibt im Nachwort, die Geschichte beruhe auf wahren Begebenheiten, erhebe jedoch keine Ansprüche, eine Biographie zu sein. Ein wirklich cleverer Schachzug! Denn bis auf die ersten paar Seiten, wo er sich wirklich bemüht hat, etwas Interessantes zu liefern, liefert er nichts, was man nicht auch von Wikipedia raussuchen könnte, und selbst das ist dort spannender geschrieben.

Im Prolog geht es um eine beeindruckend starke Frau, die cool und gelassen auf das Erschießungskommando wartet. Diese Frau konnte ich nach dem Prolog nicht einmal mehr mit der Frau in Verbindung bringen, über die geschrieben wurde. Coelho benutzt zwar den Namen Mata Hari, aber er hätte auch über Martha Müller schreiben können. Nach ihrer Zeit auf Java, als sie nach Paris kommt, lässt er Lücken über ihr Leben, von denen der Leser nichts erfährt. Man kann sich noch zusammenreimen, dass sie um 1904/1905 dort aufschlägt, weil verwundete russische Soldaten erwähnt wurden. Als Geschichtsstreber wusste ich, dass zu dieser Zeit der japanisch-russische Krieg stattgefunden hatte. Aber sonst? Eben noch ging es um Mata Haris Aufstieg als Ikone in Paris, im nächsten Moment sitzt sie heulend an irgendeinem Strand, es ist zehn Jahre später, und sie auf dem absteigenden Ast und wäre es heute, ein Kandidat fürs Dschungelcamp. Dazwischen? Egal. Auch ihre "Rekrutierung" wird eher zwischen Tür und Angel beschrieben, genauso ihr Umgang damit. Was also soll dieses Buch sein? Mir kam es wie ein unfertiges Manuskript vor, als hätte Coelho irgendwann auf seinen Terminkalender gesehen und gedacht: Ups. Heute ist Deadline. Ach, egal, kriegt eh keiner mit, ich werfe diese paar Seiten jetzt meinem Verleger vor. 1,5/5 Punkten.

Noch eine Bemerkung, die mir auf der Seele brennt, auch wenn ich das nicht in die Buch-Bewertung einfließen lasse: Das Buch ist kaum so groß wie meine Hand, und ich habe nun wahrhaftig keine Holzfällergriffel. Die Eigenleistung von Coelho umfasst keine 150 Seiten, der Rest besteht aus Werbung für seine anderen Bücher oder Auszügen von Zeitungen der damaligen Zeit sowie ca. 3 Seiten über den Inhalt von Mata Haris Schrankkoffern. Und dafür 20,- Euro? Echt jetzt, Diogenes? Der alte Grieche würde sich in seinem Tonnengrab umdrehen, wenn er wüsste, was ihr abzieht.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Vor über vierzig Jahren ...

Im Wald
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Mehr als 40 Jahre vorher: Der beste Freund von Oliver von Bodenstein, der elfjährige Artur, verschwindet spurlos, zusammen mit dem zahmen Fuchs Maxi. Unfall? Verbrechen? Unbekannt.

Heute: Auf einem Campingplatz ...

Mehr als 40 Jahre vorher: Der beste Freund von Oliver von Bodenstein, der elfjährige Artur, verschwindet spurlos, zusammen mit dem zahmen Fuchs Maxi. Unfall? Verbrechen? Unbekannt.

Heute: Auf einem Campingplatz brennt es. Eine Leiche wird gefunden. Unfall? Selbstmord? Mord? Für Bodenstein und Pia Sander beginnen die Ermittlungen, und plötzlich befindet sich Bodenstein in der prekären Lage, gegen alte Schulfreunde und Bekannte aus Rupppertshain ermitteln zu müssen. Immer mehr Tote und schwer Verletzte tauchen auf, es sieht aus, als wollte jemand hinter sich aufräumen. Dazu kommt ein Jugendlicher auf der Flucht, der seine hochschwangere noch jungendlichere Freundin dabei hat. Die heutigen Spuren führen in die Vergangenheit Bodensteins, der plötzlich gezwungen ist, Tatsachen ins Auge zu sehen und zu erkennen, dass manche Freunde niemals solche waren und manche, die man immer schlecht behandelt hatte, nichts davon verdient hatten.

Die Leseprobe fand ich spannend und auch vom Klappentext her versprach dieser Krimi ordentliche Hausmannskost. Eigentlich finde ich auch den Schreibstil ganz gut, aber Neuhaus verstrickt sich immer wieder in Nebensächlichkeiten, die wahrscheinlich auf falsche Spuren führen sollen, jedoch nur dazu dienen zu langweilen. So manches Mal, wenn wieder mal die bis zum Gehtnichtmehr ausführliche Beschreibung der Mutter oder Großmutter eines der Tatverdächtigen erfolgte, habe ich damit kämpfen müssen, das Buch weiterzulesen. Extrem gestört haben mich auch immer wieder die abgebrochenen Szenen. Wahrscheinlich sollten damit Cliffhanger und Spannung erzeugt werden, mich machten sie nur ärgerlich. Und mir fehlte oftmals die Logik. Spätestens als klar wurde, dass die neuen Verbrechen mit dem damaligen zu tun hatte, war doch auch klar, dass man unter den alten Bewohnern suchen muss. Oder Bodenstein und alle anderen, die sich plötzlich an Sachen von vor 40 Jahren erinnern - wie wahrscheinlich sind denn viele der Erinnerungen, jedenfalls von den belanglosen? Überhaupt Bodenstein: die Idealisierung dieses Protagonisten war schon nervig, schon in seiner Jugend war er perfekt (loooogisch, war ja auch ein Adliger, während die dummen Bauernjungs alle mies, fies und grausam waren). Bodenstein ist so perfekt, der kann sogar mit gebrochenem Fuß und Bänderrissen noch einen Mörder stellen. Voll krass. Whatever. Wäre das Buch um 200 Seiten kürzer gewesen, hätte es bestimmt mehr Spaß gemacht, so verlor es sich zu oft in endlosen und die Handlung nicht vorantreibenden Erzählsträngen und Unwahrscheinlichkeiten.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Komm und lerne, Smoky Barrett!

Die Stille vor dem Tod
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Komm und lerne, Smoky Barrett steht mit Blut geschrieben (drunter ist für Mörder in Ausbildung oder Weicheier) an der Wand eines Hauses, in dem sich eine abgeschlachtete Familie befindet. Ich spoilere ...

Komm und lerne, Smoky Barrett steht mit Blut geschrieben (drunter ist für Mörder in Ausbildung oder Weicheier) an der Wand eines Hauses, in dem sich eine abgeschlachtete Familie befindet. Ich spoilere mal: Bis zum Schluss erfährt keiner, nicht einmal die Topagentin selbst, was damit gesagt sein soll. Aber das ist auch nicht schlimm, es bleiben so viele offenen Enden übrig, dass sich das dagegen noch vergleichsweise harmlos anfühlt. Doch weiter im Test, von mir jedoch ganz unblutig beschrieben: In der Straße, in der sich die ermordete Familie befindet, geht's plötzlich zu wie im Krieg. Die Nachbarn ballern sich gegenseitig ab, Smoky wird erst mit einer Schrotflinte bedroht, dann entführt, dann drehen alle Serienkiller Amerikas auf und gründen ihren eigenen Pfadfinderverein und Smoky ist nicht nur ständig in Lebensgefahr, sondern auch noch ständig schwanger, zumindest in der ersten zähen Hälfte.

Und ehrlich mal. Noch nie ist mir eine Schwangere so auf die Nerven gegangen. Ich habe nie wissen wollen, wie Schwangerenurin riecht, dank McFadyen weiß ich es ausgiebig. Überhaupt sind Körperflüssigkeiten (wenn es denn wenigstens um Sex ginge, verdammich!) des Autors liebste Abschweifungen. Und Abschweifungen gab es viele. Wer noch nie vorher was von Smoky gelesen hat - no problem, es wurde in jeder Situation eine Rückblende in vergangene Zeiten gestartet. Fast so ausgiebig beschrieben wie Schwangerschaftsurin. Oder Schwangerschaftsschweißgestank. Oder Smoky auf einer Toilette. Alter! Irgendwann muss doch so eine Fixierung schon krankhaft sein? Extrem übertrieben waren auch sämtliche Ereignisse. Ein oder zwei Serienkiller sind für Newbies, mit so was wird sich hier nicht abgegeben. Hier wird gemordet, gefoltert, abgeschlachtet, was das Zeug hält, die einzigen Erklärungen, die mir irgendwie noch eingängig schienen, waren die Finanzierungen des Ganzen. In Zusammenhang damit gefiel mir auch die auffällige CIA-Hetze. Wer zum Schluss Antworten oder Lösungen erwartet, sollte seinen Anspruch lieber mal zurückschrauben, sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Was Smoky gelernt hat, weiß ich nicht. Ich habe gelernt, dass alle Serienkiller so übelst langweilige Labertaschen sind, dass man allein schon von ihren Ansprachen tot umfallen kann. Ist zwar ein schönerer Tod als der, der einem bevorsteht, aber macht das Buch auch nicht besser. Mach's gut, Smoky. Ich habe mich jetzt durch fast 500 Seiten gekämpft, nur um festzustellen, dass es der Prolog für die eigentliche Jagd ist. Nein, danke. Du schaffst das bestimmt auch ohne mich.

Veröffentlicht am 15.10.2016

Profilerin? Welche Profilerin?

Am Abgrund seiner Seele
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In der Universitätsstadt Norwich (Ostengland) kommt es auf dem Campus seit Wochen, fast Monaten immer wieder zu Vergewaltigungen. Brutal werden Mädchen in eine ruhige Ecke gezerrt und sind dort schutzlos ...

In der Universitätsstadt Norwich (Ostengland) kommt es auf dem Campus seit Wochen, fast Monaten immer wieder zu Vergewaltigungen. Brutal werden Mädchen in eine ruhige Ecke gezerrt und sind dort schutzlos dem Täter ausgeliefert. Andrea Jahnke, eine deutsche Psychologiestudentin, kommt zufällig eines Tages dazu und ihr gelingt es, mit einem Stock den Täter nicht nur zu verletzen, sondern auch von seiner Tat abzubringen. Daraufhin ändert der Täter nicht nur seine Vorgehensweise, sondern er tötet seine künftigen Opfer auch noch. Doch eigentlich will er nur eine - Andrea, die für ihn seit ihrem Widerstand jemand Besonderes ist. Dabei weiß er noch nicht mal, dass Andrea der Polizei dabei hilft, ein Profil von ihm zu erstellen.

Was hatte ich erwartet? Eine spannende Story, ein Katz- und Mausspiel zwischen Täter und der Studentin, vor allem einen Einblick ins Profiling. Ich meine einen Einblick, der darüber hinausgeht, die gängigen Klischees zu bedienen. Dass die meisten Täter weiß, zwischen 25 und 35 Jahre alt sind und es ihnen irgendwie möglich ist, am Wochenende ihren Gelüsten nachzugehen, weiß jeder, der jemals auch nur eine Folge CSI oder Criminal Minds gesehen hat. Und echt jetzt, jemand, der foltert und daraus Genuss zieht, ist ein Sadist? Elementar, Watson. Dazu braucht es keine Psychologiestudentin und Profiler schon gar nicht. Damit waren die Klischees noch lange nicht erschöpft. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen konnten nämlich keine echten Profiler in Norwich auftauchen. In ganz England mussten die Serienmorde oder terroristischen Aktionen zu der Zeit so in die Höhe geschossen sein, dass es innerhalb eines halben Jahres unmöglich war, jemanden vorbeizuschicken. Wahrscheinlich sind sechs "nur" vergewaltigte Frauen und vier vergewaltigte und ermordete Frauen Peanuts in England.

Deshalb muss sich die hiesige Polizei an Andrea wenden, damit sie ihr oben genanntes Profil erstellt. Vor allen Dingen wird auch ausufernd immer wieder betont, wie wichtig Andrea dabei ist, wie extrem gut im Profiling. Und wie mutig. (Das Einschreiten bei der Vergewaltigung war mutig! Aber danach hat sie meiner Meinung nach kaum mehr Mut bewiesen.) Andrea auf einen Thron zu stellen, war das Wichtigste in diesem Buch. Dazu bekam sie einen dümmlichen Polizisten an die Seite gestellt, der ihr brüderliche Zuneigung entgegenbrachte und einen oh-so-verständnisvollen Freund, der völlig ohne Ecken und Kanten ankam. Die Dialoge waren teils aus Liebesromanen, teils so hölzern, dass sie wie aus einer Checkliste entnommen schienen. Aber am besten hat mir der Schluss gefallen, als Andrea tatenlos dasteht und zusieht, wie der Täter ihren Freund zu Brei schlägt und ihm (dem Freund, nicht dem Täter) dabei noch hilfreiche (deutsche) Tipps gibt wie: Lass dich überwältigen! Sonst tötet er dich! (Weil er dazu nämlich keinen Bock mehr hat, wenn der Freund überwältigt ist, na das nenne ich eine tiefenpsychologische Meisterleistung!) Richtig gefallen haben mir auch die übelst durchdachten Kommentare wie: Ach, du brauchst keine Angst zu haben, wenn du in der Nähe des Campus' nach Hause gehst, du bist ja Krankenschwester, und er holt sich ja nur Studentinnen! Oder: Ich brauche vor dem Täter ja keine Angst zu haben, der weiß gar nicht, wo ich wohne! Der Täter ist wohl blind, taub und so dumm wie eine Amöbe, dass er nicht mal zusehen kann, mit wem sie mitgeht oder fährt. Das ist völlig ausgeschlossen ... nicht. Alles in allem war das mal kein überzeugender Einstieg in eine Krimi- oder Thrillerreihe. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 11.10.2016

Einer wird scheitern, einer wird sterben, einer ist schon tot

Magisterium
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Das dritte Jahr von Call, Tamara und Aaron beginnt. Und wie es scheint, wird es ein gutes Jahr werden, dieses Bronzene Jahr. Denn die drei plus ihre Lehrer und Calls Vater Alastair bekommen erst einmal ...

Das dritte Jahr von Call, Tamara und Aaron beginnt. Und wie es scheint, wird es ein gutes Jahr werden, dieses Bronzene Jahr. Denn die drei plus ihre Lehrer und Calls Vater Alastair bekommen erst einmal eine Party ihnen zu Ehren ausgerichtet, weil sie den Feind des Todes besiegt haben. Zumindest denkt das die Mehrheit der magischen Welt, die drei sowie Jasper wissen es ja besser. Doch bereits während die Party in vollem Gang ist, geschieht etwas Unfassbares: Ein Mädchen aus dem Magisterium wird ermordet und auf Call ein Attentat verübt. Wer will ihn tot sehen? Und gehen die Angriffe gegen Call-den-Makar oder Call-ich-bin-eigentlich-der-Feind-des-Todes? Zurück im Magisterium lassen seine Freunde Call nicht mehr aus den Augen und sie beginnen, Nachforschungen zu betreiben. Während in ihrer Freizeit ein erneuter Angriff beginnt, die beiden Makare Seelenmagie lernen und die Liebe Einzug in ihrem Leben hält, wartet im Verborgenen ein hinterhältiger Feind darauf zu töten, und er beschränkt sich nicht allein auf C

Fast hätte ich gedacht, dieser Teil könnte endlich mal auf eigenen Füßen stehen, ohne sich ständig Vergleichen mit Harry Potter gefallen lassen zu müssen, aber das trauen sich die beiden Autorinnen wohl nicht (oder nicht zu). Immer wieder wird das Original bemüht und katapultiert die Geschichte in den Rang einer Fanfiction, was eigentlich schade ist, denn das Potenzial für etwas Eigenständiges ist vorhanden. Woran die Geschichte auch arg krankt, ist die fehlende Beschreibung diverser Lehrmethoden. Ich persönlich habe wenig Vorstellungen davon, was die drei lernen, falls sie überhaupt etwas lernen. Gelegentlich bemühen Aaron und Call die Chaosmagie, doch ansonsten lernen sie wohl bei Master Rufus so ziemlich nichts. Anders ist ihre ständige Unsicherheit beim Verteidigen nicht zu erklären, besonders wenn Master Rufus irgendwann gedenkt doch aufzutauchen und dann mit übermenschlicher Lässigkeit die gefährlichsten Kreaturen beseitigt. Positiv empfand ich die Entwicklung einiger Protagonisten, wozu der Hauptakteur leider nicht zählt. Noch immer ist er wehleidig, egoistisch und vor allem jemand, den ich nicht zum Freund haben möchte, denn dazu taugt er nichts. Immerhin hat mich das Buch mit seinem Ende so weit bei der Stange gehalten, dass ich auch die letzten beiden Bände lesen möchte, aber ich erwarte endlich mehr Eigenständigkeit bei den Autorinnen und den Mut, sich von J. K. Rowling zu lösen.

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