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Veröffentlicht am 21.07.2021

Trojas Untergang

Doktor Maxwells skurriles Zeitexperiment
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Was könnte es Faszinierenderes für einen Historiker geben als sich die Ereignisse der damaligen Zeit live und in Farbe anzusehen? Die Mitarbeiter vom Saint Mary's Institut machen das ständig und riskieren ...

Was könnte es Faszinierenderes für einen Historiker geben als sich die Ereignisse der damaligen Zeit live und in Farbe anzusehen? Die Mitarbeiter vom Saint Mary's Institut machen das ständig und riskieren dabei ihr Leben, denn alles in den vergangen Zeiten scheint sie töten zu wollen. Als Max mit ihrer Truppe den Untergang Trojas beobachtet und dabei ganz nebenbei neue Erkenntnisse nicht nur in Bezug auf das Trojanische Pferd erhält, ahnt sie nicht, dass dieser Niedergang auch eine persönliche Tragödie bedeuten wird. Doch das passiert - vorhergesagt von Cassandra. Ja, genau dieser Cassandra. Wird Max auch diesen Schicksalsschlag überstehen? Und falls nicht - was genau haben Zeit und Raum damit zu tun?

Und wieder habe ich mich aufgemacht, um meiner inzwischen heißgeliebten Truppe vom Saint Mary's einen weiteren Besuch abzustatten. Dieses Mal hatte Taylor eindeutig vor, mir das Herz zu brechen, und sie hat es geschafft, bestimmt zweimal oder mehr. Es gab noch immer viel zu lachen, aber auch hier beweist die Autorin, dass es ihr möglich ist, einzigartige Fantasy zu schreiben, in der Tragödie und Komödie eng nebeneinander liegen, in der sogar Wissen vermittelt wird und das alles in einem Schreibstil, der immer aufs Neue fesselt, mitreißt und an die Seiten klebt, bis man die letzte erreicht hat und nur froh ist, wenn das nächste Buch der Reihe bereits auf einen wartet. Ganz, ganz großes Kino, das ich ganz, ganz gern auf der echten Kino-Leinwand sehen würde. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 07.07.2021

Jagd auf Jack the Ripper und Dodos

Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass
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Maddie "Max" Maxwell ist eine ganz normale Historikerin. Na gut, über das "normal" sollten wir noch mal reden. Aber Historikerin ist sie auf jeden Fall. Und sie arbeitet im Institut Saint Mary's, wo Geschichte ...

Maddie "Max" Maxwell ist eine ganz normale Historikerin. Na gut, über das "normal" sollten wir noch mal reden. Aber Historikerin ist sie auf jeden Fall. Und sie arbeitet im Institut Saint Mary's, wo Geschichte überprüft wird. Zum Beispiel, indem man sich in eine Art Zeitkapsel setzt und in die entsprechende Zeit zurückspringt. So weit, so gut. Dumm nur, dass die Zeit meistens in Interesse daran hat, dass alles so verläuft, wie es schon geschehen ist. Und dadurch viele Historiker von Saint Mary's verletzt oder getötet wurden. Deshalb ist es vielleicht nicht ungewöhnlich, dass Max und ihre Kollegin von Jack the Ripper verfolgt werden. Oder dass sich die hängenden Gärten nicht in Ninive, sondern in Babylon finden - oder umgekehrt. Oder dass Verbrecher aus der Zukunft ... Verbrechen begehen. Und so haben Max und die verrückten Leute aus dem Institut auch dieses Mal wieder alle Hände voll zu tun, um die Geschichte zu erhalten.

Ins Saint Mary's zurückzukehren, war, als würde ich gute Freunde besuchen, dabei hatte ich sie erst vor kurzem kennengelernt. Aber die Wissenschaftler, Techniker und das Sicherheitspersonal dort sind einfach so liebenswert verrückt, skurril und cool, dass ich die ganze Zeit mit einem Grinsen gelesen habe. Und mit dem Chief wurde ein Love Interest geschaffen, dem ich schon zweimal dämliche Aktionen verziehen habe, bei denen ich andere entmannt hätte, weil er jemand ist, der Fehler einsieht, zugibt und es wieder gutmacht. Kein Macho, kein bad boy, kein Ar...

Vielleicht stimmt es auch, was in anderen Rezensionen steht: Das Buch ist nicht ganz so gut wie der Vorgänger. Trotzdem ist es immer noch so ziemlich das Beste, was der Fantasymarkt im Moment zu bieten hat. Und Bonuspunkte gibt es für die lachtränenerregende Dodojagd, die mich beinahe vom Lesesessel geworfen hätte. Geniale Reihe. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.04.2021

62 years away from Gretchen

Stay away from Gretchen
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Tom Monderath ist ein berühmter Fernsehmann, der sich nur für sich selbst interessiert. Mit Mitte vierzig lebt er allein in seiner teuren Eigentumswohnung in Köln mit Blick auf den Dom. Eines Tages erhält ...

Tom Monderath ist ein berühmter Fernsehmann, der sich nur für sich selbst interessiert. Mit Mitte vierzig lebt er allein in seiner teuren Eigentumswohnung in Köln mit Blick auf den Dom. Eines Tages erhält er einen Anruf aus einer Klinik - seine 84jährige Mutter Greta zeigt Anzeichen beginnender Demenz. Tom, der immer ein gespaltenes Verhältnis zu seiner scharfsinnigen, aber distanzierten Mutter hatte, fängt an, sich mehr um sie zu kümmern. Dabei stellt er fest, dass seine Familiengeschichte alles andere als das ist, was er zu wissen geglaubt hat, und er fängt an nachzuforschen. Bald erfährt er, dass Greta kurz nach dem Krieg in einen schwarzen GI verliebt war und er eine 20 Jahre ältere Halbschwester hat. Je mehr Tom nachforscht und in die Vergangenheit von Gretchen eintaucht, desto mehr erfährt er auch über sich und die Gegenwart.

Eigentlich ist das gar nicht mein Genre. Aber nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, wollte ich unbedingt mehr erfahren, und ich habe es nicht bereut. Dieses Buch ist ziemlich dick, aber ich habe mich keine Sekunde lang gelangweilt. Man erfährt etwas über die Zeit des 2. Weltkrieges, als Greta noch ein Mädchen war, über die unglaublich harte Nachkriegszeit, über Liebe und Ausgrenzung, über Hass, der auch nach Ende des Krieges weitertobt, über Rassismus und die Parallelen zwischen den Flüchtlingen von 1945 und 2015. Und man hat das Gefühl, dass sich die Menschheit einfach niemals weiterentwickelt. Im Gegensatz zu dem, was der Klappentext behauptet, erzählt Greta ihrem Sohn gar nichts, er muss sich alles selbst erarbeiten und zusammenreimen, während der Leser Rückblenden in die Zeit zwischen 1939 und 1953 erhält. Die Autorin hat hier ein berührendes Werk geschaffen, das noch lange nachhallen wird und lediglich für den kitschigen Schluss gibt es einen halben Punkt Abzug. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 28.03.2021

Wissen kompakt

Alles, was wir wissen und was nicht
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Im Englischen heißt dieses Buch Neue Kinderenzyklopädie. Das war den deutschen Herausgebern wahrscheinlich zu gefährlich - nicht dass dann Erwachsene das Buch nicht mehr kaufen. Und tatsächlich ist das ...

Im Englischen heißt dieses Buch Neue Kinderenzyklopädie. Das war den deutschen Herausgebern wahrscheinlich zu gefährlich - nicht dass dann Erwachsene das Buch nicht mehr kaufen. Und tatsächlich ist das ein Werk, das sowohl für Kinder als auch Erwachsene geeignet ist. Es ist natürlich möglich, es in einem Schwung hinwegzulesen, aber nicht empfehlenswert, denn damit nimmt man sich selbst sowohl den Spaß als auch das ständige Neuentdecken von Dingen, die man nicht oder wenigstens nicht so (genau) wusste.

Ich habe jetzt über zehn oder elf Tage hinweg immer wieder danach gegriffen, geblättert und nachgelesen. Lloyd, der Herausgeber, teilt die Enzyklopädie zwar in verschiedene Kapitel wie Universum, Menschen, Geschichte und Zukunft ein, aber man kann natürlich auch Seitenspringer sein und sich immer weiter von den interessanten Informationen führen lassen.

Besonders zu erwähnen ist die Qualität des dicken, schweren Buches, das auch den Ansturm von Kinderhänden standhält oder auch die der Fotos, die jede Information, jedes Wissen visualisieren.

Ich bin vielleicht nicht immer der Meinung des Herausgebers - zum Beispiel bringt er auf der einen Seite die Definition von Kommunismus und führt auf der anderen Seite Länder auf, die angeblich noch den Kommunismus praktizieren. Aber wenn man darüber nachdenkt, wie die Definition ist, muss man auch zugeben, dass die Länder nicht dazu passen. So was könnte Kinder und Jugendliche, die nachhaken, irritieren.

Aber das kam recht selten vor und tut dem Großen und Ganzen keinen Abbruch.

Veröffentlicht am 25.02.2021

Starke Schwingen

Falcon Peak – Wächter der Lüfte (Falcon Peak 1)
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Kendrick ist dreizehn und in London aufgewachsen. Seine Mutter ist vor zehn Jahren gestorben, und er ist bei seinem alleinerziehenden Vater aufgewachsen. Jetzt ziehen sie zurück in die alte Heimat seiner ...

Kendrick ist dreizehn und in London aufgewachsen. Seine Mutter ist vor zehn Jahren gestorben, und er ist bei seinem alleinerziehenden Vater aufgewachsen. Jetzt ziehen sie zurück in die alte Heimat seiner Eltern, auf ein Schloss, das gleichzeitig ein Internat ist. Weil Kendrick der Sohn eines Earls (und des neuen Schulleiters) ist, hat er es bei den Jungs schwer, versteht sich aber überraschend gut mit den Mädchen aus dem Weißen und Schwarzen Flügel. Zwischen diesen besteht eine natürliche Rivalität, dennoch kommt er gut mit ihnen zurecht. Doch dann kommt er hinter das Geheimnis des Schlosses und bestimmter Personen - und er erfährt, dass er ein Teil des Geheimnisses ist.

Ich mochte diese Geschichte sehr. Kendrick ist ein sympathischer Protagonist mit typischen Teenagerproblemen in dem Alter. Die Mädchen waren fast durchweg richtig coole Socken, die nicht auf den Mund gefallen waren und für ihr Alter beinahe schon zu weit. Wer mich jedoch beinahe die ganze Zeit wirklich sauer gemacht hat, waren nicht die typischen Mobber der Schule, sondern tatsächlich die Erwachsenen. Selten habe ich so ungerecht und vor allem auch gefährlich agierende Erwachsene erlebt wie hier. Der Vater war ja mal richtig unfair - seinen Sohn nach Schottland abschieben, weil er sich verteidigt? Geht's noch, Schulleiter? Und die Oberlehrerin, die das Leben eines Schülers aufgrund eines Verdachts - eines recht unbegründeten aufgrund seines Geschlechts - riskiert: Geht's noch? Da haben mich ein paar Sachen wirklich für Kendrick und die Jugendlichen so richtig wütend gemacht. Im Ganzen ist das aber eine wirklich spannende, mega Geschichte, von der ich auf jeden Fall wissen will, wie sie weitergeht.