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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2017

Die Wege trennen sich

Die Gabe der Auserwählten
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Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass ...

Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass sein Vater gestorben ist, mit einem Schlag wird aus Rafe, dem Soldaten, König Jaxon, der Herrscher. Und wie es Herrscher so an sich haben, lassen sie nur ungern andere Meinungen neben sich stehen, auch lügen und betrügen sie gern einmal. Rafe ist in dieser Hinsicht nicht anders, wie Lia schmerzhaft erfahren muss. Als sie bemerkt, dass er sie weder ernst nimmt noch wirkliches Vertrauen in sie hat, entschließt sie sich zu einem Schritt, der ihnen beiden wehtun muss.

Auch dieser Band schließt sich nahtlos dem zweiten an, und mir gefällt wirklich gut, dass es eine durchgehende, stringente Handlung gibt. Immer mehr Konflikte und Intrigen stürzen auf Lia ein, aber anstatt sich geschlagen zu geben, wächst sie daran. Obwohl sie bald alles verliert: Freunde, Vertraute, Sicherheit, wird sie nicht zu einer Heulsuse, aus jeder Konfrontation geht sie stärker hervor. Endlich mal eine Heldin, die nicht den Prinzen auf dem weißen Pferd braucht, um sie zu retten, eine, die nicht völlig den Kopf wegen eines hübschen Gesichts und muskulösen Körpers verliert. Was mich absolut aufregt, ist die Unsitte, ein im Englischen bestehendes Buch zweizuteilen und damit an einer Stelle aufzuhören, die so sinnlos und ereignislos wie möglich ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 16.10.2017

Fanny Funke, 17 Jahre, aus Achim bei Bremen

Wolkenschloss
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Fanny ist Schulabbrecherin und arbeitet in einem Nobelhotel in den Schweizer Bergen als Jahrespraktikantin. Das Hotel, Wolkenschloss genannt, ist schon alt und nicht mehr auf dem allerneuesten Stand, genauso ...

Fanny ist Schulabbrecherin und arbeitet in einem Nobelhotel in den Schweizer Bergen als Jahrespraktikantin. Das Hotel, Wolkenschloss genannt, ist schon alt und nicht mehr auf dem allerneuesten Stand, genauso wie die Hälfte aller Angestellten. Doch zu dem berühmten Silvesterball reisen immer noch die Reichen und Schönen an, unter ihnen ein russischer Oligarch, der so incognito unterwegs ist, dass jeder weiß, wer er in Wirklichkeit ist, ein Thrillerautor ohne Namen, ein berühmter britischer Schauspieler, der gerade überhaupt keine Rolle spielt, und andere. Fanny hat gerade mit den Kindern alle Hände voll zu tun, dann sind da noch zickige Hotelaushilfskräfte, die obligatorischen zwei megaheiße Jungs, die um ihre Aufmerksamkeit buhlen, ach, stimmt, en passant gab's auch noch Kidnapper und Mordversuche.

Man muss Frau Gier zugute halten, dass sie es schafft, wirklich jedes einzelne Berg- und Jugendbuchromanklischee zu verarbeiten, ohne dass man (meistens) mehr macht, als ein bisschen die Augen zu verdrehen. Denn während man die Augen verdreht, grinst man (meistens) auch ein bisschen, und das macht es (meistens) fast wieder wett. Dabei betreibt sie auch (meistens) ein bisschen Namedropping ohne Namedropping, wenn ihr versteht, was ich meine, siehe der Thrillerautor oder Fannys Nachnamen. Fast noch amüsanter als die (meistens) vorhersehbare Handlung waren die auftretenden Tiere wie die Verbotene Katze oder sieben Dohlen namens Hugo sowie das Namens- und Begriffsverzeichnis am Schluss. Erwähnenswert ist wohl auch noch Rocher, der Concierge, der nicht ganz von dieser Welt scheint, sowie der ariensingende Bulgare im Keller des Hotels. Friede, Freude, Lebkuchen am Ende des Buches, 3,5/5 Glitzerschneeflocken aus Einhornpupsen.

Veröffentlicht am 14.10.2017

Wenn Fabelwesen zum Leben erwachen

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherstadt
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Samir ist ein Dieb, schon so lange er denken kann. Nach dem Tod seines Bruders beschließt er, sein Leben zu ändern, auf die größtmögliche Weise. Er will in der Palastwache des Weißen Königs aufgenommen ...

Samir ist ein Dieb, schon so lange er denken kann. Nach dem Tod seines Bruders beschließt er, sein Leben zu ändern, auf die größtmögliche Weise. Er will in der Palastwache des Weißen Königs aufgenommen werden, und durch einen kleinen Betrug gelingt ihm das auch. Doch statt den König zu bewachen, bringt man ihn in die Bücherstadt, wo er tagein, tagaus ein riesiges, langweiliges Tor bewachen soll. Nur staubige Bücher, staubige Bibliothekare, staubige Wachen glaubt Samir. Das ändert sich abrupt, als eines Nachts scheußliche Fabelwesen ihr Unwesen treiben und Samir sie verfolgt. Er gerät in etwas, das größer ist als er, und er muss all seinen Witz und Diebescharme zusammennehmen, um nicht nur zu überleben, sondern auch hinter die Geheimnisse und Intrigen zu kommen.

Die Idee gefällt mir gut, auch der Schreibstil ist nicht schlecht. Anfangs hielt ich zwar Samir für knapp acht bis zehn Jahre jünger, als er eigentlich ist (fünfundzwanzig), doch das legte sich nach einer Weile. So richtig-richtig abgeholt hat mich die Geschichte trotzdem nicht. Ich möchte zwar wissen, wie es weitergeht, aber mich ärgern auch ein paar Sachen, die ich unlogisch oder zu einfach gelöst finde (wie zum Beispiel die Superhilfe durch Jakobus, der sich von jetzt auf eben überzeugen lässt). Einerseits mag ich das orientalische Flair, andererseits wird das gern durch die italienischen Namen gestört, die hier und da plötzlich auftauchen. Ich weß nicht recht - ich wollte das Buch absolut mögen, aber dafür ist es mir nicht überzeugend genug, gerade der Schluss, wo Samir beschließt zurückzukehren. Echt jetzt? Als ob keiner irgendwie misstrauisch wird, nachdem er ständig weg ist oder was komisch bei ihm läuft? Ich muss wirklich auf den zweiten Band warten, um mir über diese Serie schlüssig zu werden. Es ist noch alles offen, kann noch richtig gut, aber auch richtig in den Keller gehen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Im wahrsten Sinne des Wortes

Die Magie der Lüge
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Ein paar Jahre, als es Tir Passario noch gar nicht gab und er als Nr. 19 irgendwo herumdümpelte, wurde eine junge Frau zu Anderta Passario erklärt. Auch sie verfügt über Wahrheitsmagie, doch sie nutzt ...

Ein paar Jahre, als es Tir Passario noch gar nicht gab und er als Nr. 19 irgendwo herumdümpelte, wurde eine junge Frau zu Anderta Passario erklärt. Auch sie verfügt über Wahrheitsmagie, doch sie nutzt sie etwas spezieller als Tir, könnte man sagen. Tagsüber betätigt sie sich als Wahrsagerin (im wahrsten Sinne des Wortes), nachts steigt sie bei ihren "Tageskunden" ein, von denen sie weiß, dass sie nicht da sind, und klaut ihre Wertsachen. Zusammen mit ihrem Partner Londurs hat sie ein abenteuerliches und finanzstarkes Leben. Das ändert sich abrupt, als sich durch Tir die Welt ändert und nur Anderta durch ihre Wahrheitsmagie weiß, dass sich überhaupt was geändert hat. Sie beschließt, den Schuldigen zu finden und zur Rede zu stellen, doch als ihr das gelingt, muss sie nicht nur mit den Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen, sondern auch mit seinen.

Im Gegensatz zu Tir, der mir im ersten Teil Die Magie der Namen, oft auf die Nerven ging und es mir somit schwer machte, ihn als Hauptperson zu mögen, fand ich sofort Zugang zu Anderta und auch ihrem Partner Londurs. Sie sind rebellisch, haben ihren eigenen Kopf und sehen nicht ein, sich von ihren Namen zu einem Schicksal degradieren zu lassen. Anfangs erweisen sich beide als starke Persönlichkeiten; das hält sich bei Anderta nicht durchweg, weshalb es auch einen halben Punkt Abzug in der Pflicht gibt. Auch die weiteren Charaktere sind durchaus interessant (und einer der "Guten" ist mein absoluter "Lieblings"hasscharakter, eine hervorragende Leistung der Autorin!), einige, wie Tir zum Beispiel, haben sich sogar weiterentwickelt. Mein größter Kritikpunkt besteht im letzten Drittel des Buches. Es geht alles zu schnell, zu einfach und dem ersten Band viel zu ähnlich. Das wirkte auf mich extrem antiklimaktisch, sodass ich hier einen ganzen Punkt abziehen muss, obwohl mir dieser Nachfolger der Magie der Namen besser gefiel als das Ursprungsbuch. Das Ende gibt genügend Stoff für einen dritten Band her, wobei ich hoffe, dass es dabei mal ausnahmsweise keinen Deus ex machina als Lösung geben wird. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Willkommen an der Evil Äcädemy

Evil Hero
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John Taylor ist der Sohn des Superhelden Eagleman. Des toten Superheldens, denn dieser wurde vor kurzem von seinem Erzfeind The Rockstar ermordet. Dieser hat sich keinesfalls an die Superhelden- und Superschurkenetikette ...

John Taylor ist der Sohn des Superhelden Eagleman. Des toten Superheldens, denn dieser wurde vor kurzem von seinem Erzfeind The Rockstar ermordet. Dieser hat sich keinesfalls an die Superhelden- und Superschurkenetikette gehalten, sondern ihn hinterrücks ermordet - geht gar nicht! Da John bei der Superheldenakademie abgelehnt wird, bewirbt er sich kurzerhand an der Evil Äcädemy, der Schule für Superschurken, denn dort will er die Identität des Superschurkens Rockstar herausfinden. Womit John nicht gerechnet hat: dass er dort echte Freunde findet, die ihm jederzeit zur Seite stehen.

Eine klasse Idee und ziemlich witzig, sich vorzustellen, dass Schurken und Helden sich an diverse Etikette halten müssten. Mir gefiel auch die Schule und ihr Unterricht selbst, zumal sich die meisten als weniger evil herausstellten, als man meinen möchte. (Wobei die Sache mit den Krokodilen schon grenzwertig war, aber das sollte wohl das "evil" betonen. Was mir nicht so gefiel, war, dass es zwischendurch öfter abrupte Brüche gab, als ob es unnötig wäre, geschmeidige Übergänge zu schreiben. Das hat mich teilweise irritiert. In einem Moment noch ärgert sich John über einen Lehrer oder einen Schüler, und anstatt diese Momente ein wenig auszuloten, in die Tiefe zu gehen, wird das halt mal nebenbei vermerkt und weiter geht's. Das verbreitete den Eindruck, dass es zwischendurch zu zackig ging, was ein bisschen die Luft aus der Geschichte nahm. Ansonsten bin ich gespannt, ob die Reihe fortgeführt wird und werde mir dann Johns nächstes Schuljahr ansehen. 3,5/5.