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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2019

Bestens geeignet für Süßschnäbel (wie mich)

Vegan Rockt! Das Backbuch
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Das Buch stand jetzt einige Zeit einfach bei den Kochbüchern herum. Ich hatte es mal für wenig Geld auf dem Flohmarkt gekauft und vergessen - selbst schuld, dadurch ist mir einiges entgangen.
Aufgebaut ...

Das Buch stand jetzt einige Zeit einfach bei den Kochbüchern herum. Ich hatte es mal für wenig Geld auf dem Flohmarkt gekauft und vergessen - selbst schuld, dadurch ist mir einiges entgangen.
Aufgebaut ist es sehr übersichtlich.
Nach einer Einleitung, in der kurz die Gründe für einen veganen Lebensstil angerissen werden, gibt es wichtige Tipps. Wie veganes Backen funktioniert, welche Teigarten vegan sind, welche Zutaten man ersetzen oder ganz weglassen kann. Das Ganze ist wirklich knackig und informativ gehalten und wird nicht künstlich in die Länge gezogen.

Danach kann man sich anhand der Übersicht entscheiden, womit man anfängt:
Kuchen & Torten
Törtchen & Muffins
Kekse & Plätzchen
oder
Herzhaftes Gebäck.

Praktisch finde ich am Schluss noch diverse Mengenangaben, weil ja nicht immer ganz klar ist, wie viel von was irgendwo ran muss.

Und jetzt zum Wichtigsten: Hat es funktioniert und falls ja - schmeckte es?

Ihr seht es schon an meiner Punktebewertung, ich bin überzeugt. Ausprobiert habe ich folgende Rezepte: Rosinenkuchen mit Zuckerguss (sieht aus wie ein kleiner Stollen, schmeckt aber viel luftiger), Marmorkuchen mit Brandy (Brandy hab ich weggelassen, hat trotzdem wie jeder gute (!!!) Marmorkuchen geschmeckt), Walnuss-Zupfkuchen (wow, einfach nur wow!), "Käsekuchen" mit Blaubeeren (der war so schnell weg, dass ich nur zwei winzige Stücke selbst abbekommen habe), Dinkel-Walnuss-Brot (wenn's mal schnell gehen und trotzdem schmecken soll).

Es gibt noch mindestens ein halbes Dutzend Rezepte, die ich ausprobieren will, was ich für ein Backbuch schon beeindruckend finde. Davon abgesehen hat mich die Einfachheit, mit der man das "normale" Backen ersetzen kann, zum Nachdenken gebracht. Wenn man keine tierischen Produkte benötigt, um mega Ergebnisse zu erhalten, warum dann überhaupt nutzen?

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ein wahrer Sohn Englands

Der Blackthorn-Code − Das Geheimnis des letzten Tempelritters
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Da es sich hier um Teil 3 einer Reihe handelt, sind Spoiler möglich. Wer das ignoriert, ist dumm und hat kein Mitleid verdient.

Christopher Rowe und sein Freund Tom Bailey erhalten von Ashcombe eine unerwartete ...

Da es sich hier um Teil 3 einer Reihe handelt, sind Spoiler möglich. Wer das ignoriert, ist dumm und hat kein Mitleid verdient.

Christopher Rowe und sein Freund Tom Bailey erhalten von Ashcombe eine unerwartete Einladung zu einem Ball, auf welchem auch der König anwesend sein wird. Dabei gelingt es beiden zufällig, das Leben des betreffenden Königs zu retten, der sie deshalb auf eine geheime Mission schickt: Sie sollen seine Schwester, die sich in Lebensgefahr befindet, nach Frankreich begleiten und dafür sorgen, dass der Attentäter, der es auf sie und ihre Familie abgesehen hat, gestellt wird. In Paris angekommen, reißt es daher Christopher, Tom und ihre Freundin Sally in einen Strudel aus Intrigen, Mordplänen, Giftmischer, Schatzsucher und Tempelritter. Und Christopher muss erkennen, dass sie sowohl das Leben der königlichen Familie als auch das ihre nur retten können, wenn sie den Mördern zuvorkommen. Und wieder kommen ihm seine Fähigkeiten, die er von Meister Blackthorn gelernt hat, zugute.

Was für ein Ritt! Sands schreibt so bildlich, gleichzeitig jugendlich und doch mitreißend, dass man sich liebend gern auf seine Abenteuer einlässt. Ob man sich dabei in und um London bewegt oder gar nach Frankreich übersetzt, spielt keine Rolle, man hat jederzeit das Gefühl zu wissen, wo man sich befindet, so sehr stehen die Geschehnisse vor Augen. Nicht unerheblich zu all den Code-Knobeleien kommen die Ermittlungen, die Christopher und seine Freunde immer tiefer in die Geschichte führen, die für sie gerade mal 350 Jahre her ist, für uns jedoch um einiges länger. Dass Sands so nebenbei nicht nur Chiffriermethoden vermittelt, sondern auch anhand fantastischer Abenteuer Geschichte mit Geschichten verwirbt, macht aus dieser Reihe noch einmal etwas Besonderes. Ich kann den nächsten Band kaum noch erwarten.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Senor Lexico

Weiße Fracht
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Leander Lost ist mittlerweile so gar nicht mehr lost in Fuseta, ganz im Gegenteil. Er hat dort Freunde und so etwas wie Familie und ist hoch anerkannt in seiner Dienststelle - eine Erfahrung, die er zum ...

Leander Lost ist mittlerweile so gar nicht mehr lost in Fuseta, ganz im Gegenteil. Er hat dort Freunde und so etwas wie Familie und ist hoch anerkannt in seiner Dienststelle - eine Erfahrung, die er zum ersten Mal macht, hat man sich doch in Hamburg über ihn als Asperger regelmäßig lustig gemacht. Doch noch während er irgendwie versucht, eine echte Planstelle in Portugal zu bekommen, um nicht nach Deutschland zurückkehren zu müssen, kommt ein neuer Fall auf ihn und seine Kollegen Graciana und Carlo zu. Ein deutscher Aussteiger wird ermordet aufgefunden - und er entpuppt sich als der ungeliebte Bruder ausgerechnet des Hamburger Polizeipräsidenten. Indizien weisen auf einen Serienmörder, der bereits vor vier und acht Jahren in Spanien tätig war ...

Mittlerweile ist es, als käme ich nach Hause, wenn ich wieder ein Buch von Ribeiro in die Hand nehme. Wie er Fuseta und Umgebung beschreibt, die Menschen dort, die Stimmung ... ich bin sicher, dass wahnsinnig viel davon auch typisch deutsche Verklärung ist, aber ich pfeif drauf, ich fühle mich dort wohl. Dazu kommt, dass Ribeiro natürlich mit Lost und seinen Kollegen so interessante Charaktere geschaffen hat, die man einfach in sein Herz schließen muss. Richtig gut gefällt mir auch, dass seine Fälle keinem Krimieinheitsbrei entsprechen. Meist finden sich innerhalb einer Sache gleich zwei oder drei separate Fälle, die irgendwann zusammenlaufen. Situationskomik durch Lost, der vieles durch sein Asperger einfach nicht so versteht, wie es gesagt wird, lockert das Ganze immer wieder auf, doch auch für Actionszenen ist gesorgt. Vielleicht ist es manchmal ein bisschen zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen, aber das ist mir egal. Ich möchte noch sehr viel mehr von der Algave, von Lost, von all den Menschen dort lesen.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Macht und Magie

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Es war einmal ...

Eine viktorianisch angehauchte Welt, in der die Reichen Magie wirken durften, während die Armen dafür verfolgt und in Sanatorien eingesperrt wurden.
Und dann kam Miles Singer.
Miles ...

Es war einmal ...

Eine viktorianisch angehauchte Welt, in der die Reichen Magie wirken durften, während die Armen dafür verfolgt und in Sanatorien eingesperrt wurden.
Und dann kam Miles Singer.
Miles stammt aus einer hochadligen Familie. Seine Schwester ist Sturmsängerin, er selbst "nur" Sekundant, das heißt, seine magischen Fähigkeiten werden als geringer eingeschätzt. Sekundanten werden als Art Batterie für die Sturmsänger eingesetzt, sie sind sozusagen Magier zweiter Klasse und werden gebunden. Miles flieht und geht zur Armee, um Medizin zu studieren. Dafür ändert er seinen Namen, verpflichtet sich für sieben Jahre und gerät in den Krieg und in Gefangenschaft. Als er wiederkommt, wird er Psychologe in einem Kriegskrankenhaus und dann bringt ihm ein außergewöhnlicher Mann einen Sterbenden. Er kann ihn nicht retten, doch er schwört, dessen Mörder zu finden. Tristan, der seltsame Mann, hilft ihm und verbirgt ebenfalls das ein oder andere Geheimnis.

Es ist gar nicht so einfach, diese Rezension zu schreiben, denn die Autorin hat hier eine komplexe Welt geschaffen, die sich erst nach und nach erschließt. Man steht erst einmal mitten drin, dreht sich im Kreis, sieht sich um und ist verwirrt. Das macht aber nichts, denn Miles und die anderen Protagonisten sowie die Handlung tragen die Geschichte sehr gut, und wer sich darauf einlässt, wird mit einer tollen Story belohnt. Es geht um Intrigen und Politik, fast wie im wahren Leben, aber nicht so langweilig verpackt. Außerdem ist hier einiges umgedreht; tatsächlich geht es selbst bei den sich an ihre Macht krallenden Hochadligen um Leistung: Wenn also eine Frau die Sturmsängerin ist, muss sich der Sekundant, in dem Fall Miles, ihr beugen und sich versklaven lassen. Er ist verpflichtet, immer zwei Schritte hinter ihr zu gehen und sie so viel von seiner Magie abziehen zu lassen, wie sie braucht. Dabei sind auch schon Sekundanten gestorben, was "für das größere Wohl" in Kauf genommen wird. Jemand, der sich auflehnt, gilt als Rebell und wird gejagt. Ich kann das Buch nicht für Homophobiker empfehlen und auch nicht für jene, die ständig denselben Einheitsbrei lesen. Alle anderen werden ihren Spaß haben. Ich jedenfalls freue mich schon auf Band 2, auch wenn er erst nächstes Jahr erscheint.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Unter Menschen

Die Rabenringe - Fäulnis (2)
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Achtung, Rezension zu Teil 2 der Rabenringe, Spoiler möglich.

Hirka hat es gewagt - den Schritt durch die Steine und ist in der Welt der Odinskinder, der Menschen, gelandet. Alles ist neu und fremd; unser ...

Achtung, Rezension zu Teil 2 der Rabenringe, Spoiler möglich.

Hirka hat es gewagt - den Schritt durch die Steine und ist in der Welt der Odinskinder, der Menschen, gelandet. Alles ist neu und fremd; unser Alltag mit Auto, Industrie, Technik ist für jemanden wie sie unfassbar. Ihr Rabe, Kuro, ist krank und dann passiert alles Schlag auf Schlag. Jemand versucht, sie zu entführen, die Kirche, in der sie lebt, wird angezündet, Menschen sterben. Aus Kuro entsteht jemand. Der, den sie als Lüge entlarvt hat, als Märchen, ist plötzlich existent. Für Hirka beginnt eine Odyssey durch eine unbekannte Welt, verfolgt und begleitet von Fremden. Sie muss sich durchfinden und ihren eigenen Weg gehen. In der Zwischenzeit ist auch Rime nicht untätig und für Hirka und die Ymlinge opfert er alles.

Was für ein Ritt! Es hat mich überrascht, dass Hirka in der modernen Welt gelandet ist, ich dachte, wenn sie durch die Steine geht, gelangt sie in der mittelalterlichen Entsprechung von Ymland. Aber so waren die Entwicklungen natürlich noch viel krasser, die Differenzen größter, die Probleme scheinbar unüberwindlich. Hirka, so jung wie sie ist, beweist Weisheit, schafft es, sich in dieser fremden Welt und unter seltsamen Leuten, die alle ihr eigenes Süppchen kochen, zu behaupten. Ich habe selten so eine originelle, sich entwickelnde, gut geschriebene und fesselnde Geschichte gelesen, besonders wenn man bedenkt, dass es sich hier um den zweiten Teil handelt, der bei Trilogien ja gern mal ein bisschen lahm ist, weil das Verbindungsstück zwischen Auftakt und Finale. Aber hier hat er wirklich eine Berechtigung, er beantwortet alte Fragen, nur um neue aufzuwerfen und heiß auf den dritten und letzten Band zu machen. Großes Kino!