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Veröffentlicht am 08.01.2018

Beute und Gier

SINCLAIR - Dead Zone: Folge 01
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Spätes 19. Jahrhundert, Düsseldorf. Der etwas kauzige Detektiv Dr. Friedrich Sonderberg findet auf einem Spaziergang mit seiner noch kauzigeren Nachbarin Minnie Cogner bei Schloss Jägerhof eine Leiche. ...

Spätes 19. Jahrhundert, Düsseldorf. Der etwas kauzige Detektiv Dr. Friedrich Sonderberg findet auf einem Spaziergang mit seiner noch kauzigeren Nachbarin Minnie Cogner bei Schloss Jägerhof eine Leiche. Wer ist diese junge Frau? Niemand scheint sie zu vermissen, und weil sie anhand einer allergischen Reaktion auf Bienenstiche gestorben ist, will die Polizei auch nicht ermitteln, zumal auf dem Schloss die Geburtstagsfeier eines Düsseldorfer Fabrikanten ansteht. Die feine Gesellschaft soll nicht gestört werden. Wie gut, dass Sonderberg den Fabrikanten kennt und einer intriganten Sache auf die Spur kommt, welche im Mord gipfelte.

Das war ein ziemlich kurzes Hörspiel, das von den Sprechern mit Spaß gestaltet war. Die Zeit schien mir als Laien gut erfasst, aber der Fall selbst war jetzt nicht so überzeugend. Zu vorhersehbar entwickelte sich die ganze Sache, immerhin brachte die neugierige Nachbarin Minnie etwas Humor hinein. Um ehrlich zu sein, hätte man sich auch das letzte - irgendwie aus allem losgelöste - Kapitel sparen können bzw. im nächsten Fall unterbringen und die Gesangseinlage ... sollte wohl witzig sein. Na ja. Wer's mag. War okay, aber wird wohl nicht länger im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Acht-ung!

Mängelexemplare und andere makabre Geschichten
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Mit BioPunk'd liegt uns ein Erzählband mit acht so verschiedenen wie interessanten Geschichten vor:

1. So gut wie tot: Ein paar Outlaws im Wilden Westen töten ihre Verfolger und müssen dann feststellen, ...

Mit BioPunk'd liegt uns ein Erzählband mit acht so verschiedenen wie interessanten Geschichten vor:

1. So gut wie tot: Ein paar Outlaws im Wilden Westen töten ihre Verfolger und müssen dann feststellen, dass jede böse Handlung irgendwann auf den Täter zurückfällt. Großartige Idee, als Drehbuch auch super, aber durch die völlig emotionslose und ständig die Perspektive wechselnde Schreibweise auch genauso unspannend. Dabei wären durch die Horror- und Trashelemente alles vorhanden.

2. Invasion: In drei Versionen geschilderte Übernahme der Erde durch Außerirdische. Witzig, aber völlig unlogisch in sich (ich meine nicht die Aliens, die nehme ich als gegeben).

3. Vollmond über Venedig: Ein Hauch von Steampunk trifft auf Werwölfe. Nett, aber vorhersehbar.

4. Bedrohte Art: Ein Zigeuner-Fluch fällt im zweiten WK auf eine amerikanische Kompanie zurück. Bösartig, psychologisch interessant, aber das übliche Problem: distanziert.

5. Souljacker: Der Teufel wandelt als wirkliche Person auf der Erde. Ich mochte die Geschichte, die ich schon aus einer Anthologie kannte, aber ohne Gefühle das Potenzial verschenkt.

6. Was übrig bleibt: ein Schauermärchen. Auch hier, sehr viel Potenzial für Schauer, aber so ansatzlos, wie es beginnt, endet es auch.

7. Das Objekt der Begierde: Die wohl originellste Geschichte, aus der Sicht (meistens) eines manipulierenden Buches geschildert.

8. BioPunk'd: Hunger Games meets Antihelden. Mit Abstand die best(e)geschriebendste Story des Buches. Endlich konzentriert sich der Autor mal fast ausschließlich auf eine Person, und der Twist am Ende war großes Kino.

Was man zusammenfassend feststellen kann: Zwengel hat Talent, Ideen und Originalität, aber ihm fehlt das Handwerk. Ein guter Lektor hätte ihn irgendwann einmal darauf aufmerksam machen müssen, dass ohne Gefühle der Protagonisten auch keine Gefühle bei den Lesern ankommen, und das ständiges Switchen zwischen den Protagonisten nicht zu mehr Action, sondern Irritation führt. Ein kurzweiliges Buch, aber nicht herausragend.

Veröffentlicht am 21.11.2017

Eine kleine Sammlung Glückskekssprüche

Positiv Denken für Glück und Lebensfreude
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Das ist mal eine Lektüre, bei der ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ursprünglich habe ich es ausgewählt, weil ich dachte, es könne ja nicht schaden, ein bisschen positiv(er) denken zu lernen. Aber entweder ...

Das ist mal eine Lektüre, bei der ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ursprünglich habe ich es ausgewählt, weil ich dachte, es könne ja nicht schaden, ein bisschen positiv(er) denken zu lernen. Aber entweder bin ich zu negativ für das Leben eingestellt oder ich bin zu dumm für diese Art von Büchern. Mir kam das Ganze vor, als würde Meister Wu aus dem Chinarestaurant mir ein paar Sachen sagen, während er Frühlingszwiebeln hackt und zischend Öl in die Wokpfanne kippt, um die Nudeln zu braten.

Ganz besonders irritiert haben mich die ständigen (gleichen) Fragen: Welche Person kennen Sie, die das schon umsetzt? (Egal welche Art positiven Denkens.) Und ich jedes Mal dachte: Äh, kein Plan? Woher soll ich denn wissen, was zum Beispiel andere Leute denken? Das weiß ich die meiste Zeit nicht mal über mich. Oder die zehnminütigen Übungseinheiten, in denen ich über bestimmte Sachen nachdenken sollte. Wenn ich diese ebenso mit "Ich weiß nicht" beantworten muss, können diese zehn Minuten schon mal richtig lang werden.

Ehrlich jetzt, ich weiß nicht, ob es an mir oder an dem Buch liegt, dass ich so gar nichts damit anfangen kann. Ist es nichtiger Schwall oder bin ich einfach unfähig, es zu verstehen? Wenn ich jedoch wählen könnte, bleibe ich lieber bei Meister Wu. Da kriege ich wenigstens Bami Goreng und da positives Denken bei mir durch den Magen geht ...

Veröffentlicht am 18.11.2017

Stumme Schreie

Bird and Sword
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Lark ist gerade fünf Jahre alt, als sie mit ansehen muss, wie ihre Mutter vom König ermordet wird, weil sie Magie beherrscht und Magie verboten ist. Mit ihrem letzten Atemzug nimmt sie ihrer Tochter die ...

Lark ist gerade fünf Jahre alt, als sie mit ansehen muss, wie ihre Mutter vom König ermordet wird, weil sie Magie beherrscht und Magie verboten ist. Mit ihrem letzten Atemzug nimmt sie ihrer Tochter die Stimme, denn Magie funktioniert nur über Worte und verflucht den König und dessen Sohn. Fünfzehn Jahre später gerät Lark in die Gefangenschaft des jetzigen Königs, des damaligen Prinzen Tiras. Tiras hat ein Problem, von dem keiner erfahren darf - auch er trägt Magie in sich, eine, die ihn zu einem Adler wandeln lässt. Und dann ist da noch diese unbeschreibliche Gefahr der Vogelmenschen, welche das Königreich angreifen und drohen, das Land in Chaos zu stürzen. Lark muss ihre Stimme wiederfinden, oder alles ist verloren.

Mal wieder ein Buch, das echt viel Potenzial besäße, wenn ein vernünftiges Lektorat für durchweg nachvollziehbare Handlungen gesorgt hätte. Der Schreibstil ist nämlich richtig gut, gerade angemessen für eine erwachsen märchenhafte Story, fast schon poetisch. Aber mal davon abgesehen, dass vieles vorhersehbar ist, ergeben manche Sachen auch einfach keinen Sinn. Zum Beispiel die Sache mit Tiras' Vater, die zum Schluss herauskommt und schwer ohne Spoilern zu erklären ist. Auch manche der Lords, die immer gegen Magie hetzen, erscheinen mir unnatürlich, andersrum ergäbe es mehr Sinn. Dadurch bekam man das Gefühl, dass einfach für Konfliktpotenzial gesorgt werden sollte, ob es passt oder nicht. Schade, weil mir auch einige der Ideen gut gefallen haben, weil sie auf gewisse Art neu waren. Vielleicht werden diese Kinderkrankheiten im zweiten Band beseitigt, wahrscheinlich aber nicht, Hauptsache romantisch.
Randnotiz zum Schluss: Was für ein abscheuliches Cover!

Veröffentlicht am 13.11.2017

Schildkröten bis nach unten

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Aza Holmes ist sechzehn und nicht mit Sherlock verwandt, auch wenn sie zum Schluss einen Fall löst, der (k)einer ist. Aza hat auch kein Drogenproblem wie der große Detektiv, dafür leidet sie unter einer ...

Aza Holmes ist sechzehn und nicht mit Sherlock verwandt, auch wenn sie zum Schluss einen Fall löst, der (k)einer ist. Aza hat auch kein Drogenproblem wie der große Detektiv, dafür leidet sie unter einer Angststörung. Wobei "einer" Angststörung das falsche Wort ist, denn sie hat ständig Angst, und die Gedanken, die dann anfangen, sie wie in einer Spirale enger und um enger um sie zu drehen und sie völlig zu vereinnahmen, löschen alles andere aus. Dass ihre beste Freundin Daisy sie überredet, nach dem verschwundenen Milliardär Pickett zu suchen, ist nicht die einfachste Methode, damit klarzukommen. Und auch Liebe ist etwas, das Angst macht.

Zwangsneurosen und Angststörungen sind das Thema diesen Buches, und bestimmt sind das wichtige Themen unserer Zeit. Bestimmt ist das Buch auch gut, gar brillant geschrieben und dieses eine Mal ist es allein meine Schuld, dass ich mich zu Tode gelangweilt habe. Ich fand so gar keinen Zugang - nicht zu Aza, nicht zu ihren Problemen, nicht zur Handlung. Für mich war es eine Abfolge langweiliger Gedanken und noch langweiliger Handlungen. Meine emotionale Intelligenz reicht nicht aus, um wieder und wieder dasselbe zu lesen, was in Azas Kopf vorgeht. Ich kenne auch keine Sechzehnjährigen, die so unglaublich coole Sprüche auf Lager haben - einmal, ok. Zweimal auch ok. Aber dauernd, dazu mit der Weisheit von Yoda gesegnet, erschienen mir die Protagonisten hier so unauthentisch wie möglich. Ich war froh, dass das Buch kurz war, nicht mal 300 Seiten und ich weiß nicht, ob ich diese Lektüre an Leute mit ähnlichen Problemen empfehlen soll oder nicht: Betätigt man dadurch Trigger oder verstehen sie einfach die Message des Gelesenen besser? Ich weiß es nicht, nur so viel: nicht meins.