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Veröffentlicht am 26.01.2017

Eine Prager Legende

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 07
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Dezember 1895. Als in London eine Reihe aufsehenerregender und brutaler Morde an Wissenschaftlern geschieht, wendet sich die Polizei an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes um Hilfe, doch da geschieht das ...

Dezember 1895. Als in London eine Reihe aufsehenerregender und brutaler Morde an Wissenschaftlern geschieht, wendet sich die Polizei an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes um Hilfe, doch da geschieht das Unerwartete: Er verweist Inspector Fowler an seinen Bruder Mycroft und dessen ermittelnden Zwangspartner Oscar Wilde. Es handelt sich offensichtlich nicht um "normale" Morde, denn irgendwer dringt immer nachts mit großer Gewalt in die Häuser der Wissenschaftler ein und erwürgt sie. Jemand, der riesige Hände und enorme Kraft haben muss und außerdem an jedem Tatort eine lehmige Spur hinterlässt. Handelt es sich wieder um ein teuflisches Komplott des Zirkels oder räumt da jemand unter gelehrten Konkurrenten auf?

Ach, Mann. Ja, ich beschwere mich bei jeder Folge aufs Neue und ich könnte sie auch einfach abbrechen, aber ich habe halt immer wieder auch aufs Neue die Hoffnung, dass sie die Genialität der ersten beiden Folgen wieder einstellt, und ich will auch wissen, wie es endet. Leider werden die Fälle immer weniger interessant und der Zirkel, diese fiesen Antagonisten werden nur noch beiläufig erwähnt und verbringen ihre Zeit wahrscheinlich im wohlverdienten Winterurlaub auf Mallorca. Stattdessen werden Legenden ausgegraben, zu Schandtaten angestiftet und ein wenig zu einfach erledigt, wobei der Schluss ja wenigstens Hoffnung gibt, dass der Zirkel nicht den großen Verlust einstecken musste wie erwartet. Eine kleine Holmes-Referenz zum Marineministerium war da, ansonsten wenig, das wirklich begeistern konnte, außer natürlich wieder die Sprecher, die wie üblich über jeden Zweifel erhaben sind. Es wird nicht besser als 2,5/5 Punkte.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Blutzwilling

Der Näher
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Das ist der dritte Teil um den Stuttgarter Fallanalytiker Martin Abel und hätte Löffler das Buch bei seinem Hausverlag herausgebracht, wäre es wahrscheinlich auch beim Titel mit Blut- irgendwas weitergegangen. ...

Das ist der dritte Teil um den Stuttgarter Fallanalytiker Martin Abel und hätte Löffler das Buch bei seinem Hausverlag herausgebracht, wäre es wahrscheinlich auch beim Titel mit Blut- irgendwas weitergegangen. So jedoch erscheint das Buch bei Weltbild unter einer anderen Aufmachung und einem abweichenden Namen. Das sollte Thriller-Fans jedoch nicht abhalten, denn geschrieben ist das Buch sehr gut und sehr routiniert, Abel ist meistens sympathisch und sowohl die Dialoge als auch die meisten auftretenden Personen sind authentisch, manchmal sogar witzig (bestes Beispiel Abel - Stange).

Es fängt damit an, dass in Gummersbach eine Joggerin von einem Mann verfolgt wird, der eindeutig nicht nur nach der Uhrzeit fragen will. Auf ihrer Flucht vor ihm stürzt sie in eine Erdspalte, in der sie die Leichen einer Frau und eines neugeborenen Babys findet. Abel, der sich eigentlich erholen soll von seinen letzten Fällen, befindet sich vor Ort und zieht sofort die richtigen Rückschlüsse zu den Vermisstenfällen, die er bearbeitet. Er ist sich sicher, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun haben, und die darauf folgenden Ereignisse geben ihm recht. Der Näher, wie ihn die Kriminalisten nennen, ist grausam. Er entführt Schwangere, schneidet ihnen bei lebendigen Leib ein Loch in den Bauch, näht einen Reißverschluss ein und ... ich formuliere das mal so: Es ist nichts für Zartbesaitete. Abel und die mehr oder weniger abweisende Kriminalistengruppe um Hauptkommissar Borchert haben jedenfalls eine harte Nuss zu knacken, die sie nicht nur im übertragenen Sinne zum Kotzen bringen wird.

Wie erwähnt, sehr gut geschrieben und auch mal was anderes als der übliche Einheitsbrei unter den Thrillern. Warum ich trotzdem "nur" drei Punkte gebe? Mir wurde auf Dauer die Logik zu sehr um des Effekts willen vernachlässigt. Das fängt schon mal mit der Joggerin an. Die überlebt eine Nacht in einem Erdloch. Normalerweise kein Problem, doch es ist Winter. Als sie losgerannt ist, waren es gerade mal 5 ° und nachts wird es noch mal um einiges kälter. Aber weil sie Funktionskleidung trägt ... na ja. Das könnte man noch durchwinken. Aber dann: Abel lässt sich von einem Psycho-Ehemann fast verprügeln, ohne dass es für den auch nur irgendwelche Konsequenzen gibt. Die gefangenen Frauen sind wild entschlossen zu fliehen, eine hat sogar einen metallenen Fuß des Bettes, das sie dem Täter an den Kopf drischt. Überhaupt dieses Metallstück: Würde nicht jeder in so einer Situation zuerst versuchen, mit dieser Waffe seinen Peiniger zu überwältigen? Stattdessen wird eine "Leitung" zur Nachbarin freigeschaufelt. Warum fragt keiner den Täter, woher er die große, blutende Kopfwunde hat? Ein winziger, zehnjähriger Junge killt mit der Routine eines dreimal so alten Serienkillers eine junge Kuh. Die Ermittler finden das Haus des Täters, vor dem ein Betonmischer steht, dessen Motor läuft. Sie wissen genau, wozu dieser Betonmischer benutzt wird, aber kommt irgendwer von denen auf die Idee, mal den Schlüssel abzuziehen und das Teil auszustellen? Natürlich nicht, das würde ja den Showdown versauen. Last but not least. So "originell" die Morde waren, habe ich bis zum Schluss nicht kapiert, was sich genau der Täter dabei erhofft hat zu erreichen. Es war eine wirre Erklärung um Mythologie, die zumindest bei mir nicht gezündet hat. In einem Satz am Ende wurde auch beiläufig erwähnt, dass der Verfolger der Joggerin gefunden wurde, es handelte sich übrigens um einen Typen, der schon mal als Peiniger des Killers aufgetaucht ist - auch da wieder nicht in Charakter. Als Jugendlicher wurde er als ziemlich dumm beschrieben, auf einmal ist er ein clever planender Vergewaltiger, der sein Opfer nur aus einem dummen Zufall heraus nicht erwischt. Noch eines der Dinge, die um des reinen Effekts geschrieben wurden.

Veröffentlicht am 15.01.2017

Frozen

Minus 18 Grad
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Ein Mann liefert sich eine Wettfahrt ausgerechnet mit der Leiterin der Mordkommission von Helsingborg (Schweden), rast ins Hafenbecken und stirbt. So was passiert, kein Grund zur Aufregung bei der Polizei. ...

Ein Mann liefert sich eine Wettfahrt ausgerechnet mit der Leiterin der Mordkommission von Helsingborg (Schweden), rast ins Hafenbecken und stirbt. So was passiert, kein Grund zur Aufregung bei der Polizei. Nur dass er schon Monate tot ist, wie der Gerichtsmediziner herausfindet. Eingefroren. Wie kann das sein, dass ein Toter Auto fährt? Die Ermittlungen beginnen und immer öfter fallen dem Team um Risk und Tuvasson ähnliche Vorfälle auf. Zur gleichen Zeit ist Dunja Hougaard in Dänemark mit brutalen Überfällen auf Obdachlose beschäftigt - eine Gruppe mit Smileygesichtern Maskierter tritt und schlägt so lange auf die Wehrlosen ein, bis diese sterben, wobei sie das Ganze filmen.

Es wurde groß damit geworben, dass es zwei Länder, zwei Ermittler, ein Fall wären. Dem ist nicht so, zumindest haben die Fälle null miteinander zu tun. Das kann ich sagen, ohne zu spoilern. Es bleibt die Tatsache bestehen, dass sich die Ermittler wieder mal über die Füße laufen, weil extrem Familiäres in die Fälle konstruiert wurde. Dass dabei die Logik zugunsten der Dramatik über den Haufen geworden wurde, ist bedauerlich. Wobei mir der dänische Fall fast noch interessanter vorkam, denn der erschien mir nicht ganz so absurd konstruiert. Was mich auch immer wieder übelst stört sind die familiären Hintergründe. Müssen eigentlich alle Ermittler kaputt sein, versoffen, getrennt, in Trennung lebend und damit nicht klar kommend, unsympathisch, rachsüchtig etc oder ist das für die Skandinavier reserviert? Natürlich kann man dadurch unzählige Inkompetenzen einbauen, um die Fälle zu erschweren. Und die Täter ... Zumindest was die Lösung der schwedischen Morde angeht, ist das nur noch lächerlich. Da gibt es einen schwedischen Baron, der 1978 (nein, nicht 1378 oder meinetwegen auch noch 1778) reihenweise Frauen vergewaltigt, ohne dass sich jemand wehrt oder ihn anzeigt, da wachsen Kinder außerhalb des Systems und ohne Schule auf, sind aber hinterher cleverer als alle anderen und tricksen permanent alle anderen aus - der nicht nachvollziehbaren Dinge in diesem Buch gibt es viele. Zum Schluss wird noch mal etwas aus dem Hut gezaubert, das auf das nächste Buch verweist und als Cliffhanger dienen soll, was erwartungsgemäß auch tut. Der Schreibstil ist gut, und der Handlungsstrang um Dunja auch relativ authentisch (mit Abstrichen, was Kim Sleizner angeht), aber ansonsten hätte ich mir mehr logische Zusammenhänge gewünscht. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 23.12.2016

Revolutionärer Ansatz?

Vegan for Fit Gipfelstürmer – Die 7-Tage-Detox-Diät
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Also, mal so als groben Fahrplan: Im Prinzip ist das Buch schon in Ordnung. Es enthält ein paar nette Gerichte, dazu ein paar nette Übungen und wenn man eine Woche lang tut, was einem gesagt wird, nimmt ...

Also, mal so als groben Fahrplan: Im Prinzip ist das Buch schon in Ordnung. Es enthält ein paar nette Gerichte, dazu ein paar nette Übungen und wenn man eine Woche lang tut, was einem gesagt wird, nimmt man auch ab. Doch ... revolutionär? Ist es wirklich revolutionär, wenn man das tut, was Sportbücher schon seit Jahrzehnten predigen? Nimm weniger Energie zu dir als du abgibst. Dieses Prinzip ist einfach und logisch, aber revolutionär ist daran nichts und neu schon gar nicht.

Hildmann sagt richtig, dass natürlich nicht alle Menschen mit unterschiedlichen Gewichten und unterschiedlicher Art der Arbeit und Freizeitgestaltung dasselbe zu sich nehmen können. Dazu kann man sich online über einen Rechner genau ausrechnen lassen, wie viel Prozent der angegebenen Mengen in diesem Buch man zu sich nehmen darf. Das Buch hat Rezeptvorschläge für eine Woche, jeweils unterteilt in Morgen, Mittag und Abend. Dazu soll man zwischen der Abendmahlzeit und dem nächsten Frühstück etwa vierzehn Stunden lang nichts zu sich nehmen soll, er nennt es das intermittierende Fasten. Dann am nächsten Tag gegen 9 Uhr 40 Prozent des Tagesumsatzes, jeweils 30 zu Mittag und Abend. Man kann über die Umsetzung als arbeitender Mensch streiten, sicher ist, wo ein Wille, da ein Weg.

Habe ich diese 7 Tage durchgehalten? Hab ich. Hat es was gebracht in Richtung Fitness und Abnehmen? Jein. Ich sage es mal so: Dieses Buch ist mehr was für übergewichtige und unsportliche Leute, diejenigen, die sich viel bewegen, werden nur wenig Unterschied bemerken.

Was mich richtig gestört hat an dem Buch, ist die Selbstbeweihräucherung Hildmanns. Ja, ja. Er hat Vegan erst so richtig nach Deutschland gebracht und war die Nummer 1. Dafür darf man auch das teure Matcha und anderes Superfood in seinem Shop kaufen. Und in dem Buch gibt's Erfahrungsberichte von Leuten, die diese Challenge mitgemacht haben. Finde ich ernsthaft nervig - hat er das nötig? Und das, was er bei Last but not least zum Thema Vegan, Tierquälerei und Hunger in der Welt schreibt, gehört auf jeden Fall anstelle des Eigenlobs an den Anfang, denn das ist das wirklich Wichtige, was er vermittelt.

Veröffentlicht am 13.12.2016

Zu abgedreht

Easy. Überraschend. Low Carb.
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Ich kann gar nicht sagen, was genau ich von diesem Buch erwartet habe. Wissen über dieses "Low Carb High Fat", das in aller Munde ist, ja, natürlich. Und auch Rezepte, die dazu passen. Ansonsten wollte ...

Ich kann gar nicht sagen, was genau ich von diesem Buch erwartet habe. Wissen über dieses "Low Carb High Fat", das in aller Munde ist, ja, natürlich. Und auch Rezepte, die dazu passen. Ansonsten wollte ich mich einfach überraschen lassen als Back- und Kochanfänger (ok, mittlerweile kann ich mich wohl als Lehrling bezeichnen) und einfach gute, neue Rezepte ausprobieren. Sonderlich viel mehr als das, was man eh weiß, erfährt man übrigens nicht. Ich bin jemand, der gern tief in neue Materien eintaucht, wer ähnlich tickt, wird ein wenig enttäuscht. Aber ok, es geht ja um die Rezepte, richtig?

Richtig. Und die sind - nur ausgehend von der Zubereitung - tatsächlich nicht schwierig. Jetzt kommt allerdings mein großer, größter Kritikpunkt. Gerade wenn es um das Backen von Brot geht oder das Zubereiten von Hauptspeisen, drehen die hier total auf. Da braucht man frisch gemahlene Gold-Leinsamen, ganze Goldleinsamen, Flohsamenschalen, Sojamehl, Hanfsamen, Sesamsamen, Graumohn, Sojakleie, braunes Mandelmehl, Kokosmehl, Lachs, Lammhack, Flanksteak, Lammfilets, Safranfäden ...

Ehrlich, ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich bin weder mit Trump noch mit Rockefeller verwandt. Natürlich gibt's auch weniger superteuer zuzubereitende Gerichte, und gerade bei den Aufstrichen und bei Butternut-Rösti oder der Pizza kann ich nur Gutes berichten, die waren durchweg schmackhaft. Doch im Verhältnis gesehen ist mir das auf Dauer für ein regelmäßig genutztes Kochbuch einfach zu wenig. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich wohl nicht die richtige Zielgruppe bin. Empfehlen würde ich das Buch daher an Leute, die glutenintolerant, finanziell gut situiert und übergewichtig sind, dafür bekommen sie ein hochwertiges und dickes Buch mit vielen Rezepten.