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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2018

Gemeinsam sind wir stark

Darlington Road Kids, Band 1
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Kurz vor Weihnachten im Jahr 1803 wird der kleine George, der als Gehilfe bei einem Kaminkehrer arbeitet, beschuldigt, eine teure Kaminuhr gestohlen zu haben. Er wird zur Verbannung in Australien verurteilt, ...

Kurz vor Weihnachten im Jahr 1803 wird der kleine George, der als Gehilfe bei einem Kaminkehrer arbeitet, beschuldigt, eine teure Kaminuhr gestohlen zu haben. Er wird zur Verbannung in Australien verurteilt, kann jedoch fliehen und braucht dringend Hilfe.

Die bekommt er von den Darlington Road Kids, zwei Jungen und zwei Mädchen, Jo, Alicia, René, Rufus, die eng miteinander befreundet sind, obwohl sie sehr unterschiedlich sind, sowohl was ihre Herkunft angeht als auch in Bezug auf ihre Charaktereigenschaften.
Die Anführerin ist Jo, Tochter des Wirts des Farnworth Inn in eben der Darlington Road, die dem Buch ihren Namen gegeben hat. Neu hinzu kommt Terry, ein Straßenjunge, der im Inn als Gehilfe arbeitet. Die Freunde sind sich sicher, dass George unschuldig ist und beginnen zu ermitteln. Das erweist sich als ziemlich gefährlich. Gut, dass die Fünf ganz unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen und sich gegenseitig ergänzen.
Ohne die Kenntnisse und Verbindungen Terry in die Straßenjungenszene hätten sie allerdings keine Chance.
Der Kriminalfall wirkt im ersten Augenblick verworren, weil viele Personen beteiligt sind und Verkleidungen genutzt werden. Außerdem gibt es politische Hintergründe, die schon recht kompliziert sind. Doch da die Leserinnen und Leser die Entwicklungen Schritt für Schritt, gemeinsam mit den Figuren entdecken, ist das kein Problem. Dadurch erfahren die Leserinnen und Leser unglaublich viel über die Lebensumstände in London um 1800. Man taucht quasi in die Atmosphäre ein und erlebt sie hautnah mit. In mal längeren, mal kürzeren Passagen, die kursiv gedruckt sind, erfährt der Leser aus erster Hand was die Figuren denken, was natürlich einerseits dazu führt, dass man sie besser kennenlernt, aber auch zeigt, wie unterschiedlich (oder ähnlich) bestimmte Situationen eingeschätzt werden.
Der Roman ist recht lang (404 Seiten), ziemlich spannend, obwohl man schon sehr aufmerksam lesen muss, um alle Details zu verstehen, sodass ich denke, dass er Leserinnen und Leser ab 12 Jahren ansprechen wird. Natürlich darf man nicht den Anspruch haben, dass hier die Realität eins zu eins abgebildet wird, doch ein Gefühl für die Probleme der Zeit (in einigen Aspekten) gewinnt man doch. Es ist ein wahrhaftes Vergnügen, sich mit den Darlington Road Kids auf Streifzug durch London zu begeben und den unterschiedlichsten Charakteren zu begegnen.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, das dabei helfen kann, die einzelnen Akteure besser einzuordnen und eventuell noch einmal nachzuschlagen. Vielleicht wäre das am Anfang des Buches besser aufgehoben?
Band 2 der Reihe ist bereits erschienen, Teil 3 in Vorbereitung.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Humorvolles Abenteuer

Akte Ahhh...! (1). Nachbarn des Grauens
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Kim Kaballo, ein Junge, ist 11 Jahre alt und sehr davon überzeugt, dass er die Welt besser kennt und durchschaut als alle anderen um ihn herum.

Abgesehen von seinem Großvater natürlich. Denn Kim glaubt, ...

Kim Kaballo, ein Junge, ist 11 Jahre alt und sehr davon überzeugt, dass er die Welt besser kennt und durchschaut als alle anderen um ihn herum.

Abgesehen von seinem Großvater natürlich. Denn Kim glaubt, dass die Welt von außerirdischen Lebensformen infiltriert wird. Diese Außerirdischen wollen langfristig die Weltherrschaft übernehmen und beginnen damit – ausgerechnet und unvorsichtigerweise – in dem Haus neben dem, in dem Kim wohnt.
Unmittelbar, nachdem in der Nacht ein Meteorit in Kims Garten eingeschlagen ist, ziehen neue Nachbarn ein und die sind mehr als schräg, da ist sich Kim völlig sicher.
Sofort beginnt er, alle Fakten zusammenzutragen.
Tatsächlich stößt er auf zahlreiche Ungereimtheiten, sodass ihm sowohl sein Großvater – mit dem gemeinsam er schon zahlreiche (ältere) Science-Fiction-Filme geschaut hat – als auch seine beste Freundin Emily bei seinen Untersuchungen unterstützen. Dazu trägt auch bei, dass überall in der Umgebung Katzen verschwinden.
Vermutlich ernähren sich die Aliens von ihnen …
Berenz zeigt in seinem Roman, wie wichtig es für Kinder ist, Bezugspersonen zu haben, die ihnen genau zuhören, die sie unterstützen und ernst nehmen – das alles jedoch mit einem Augenzwinkern, denn auch Träume und verrückte Ideen sind wichtig im Leben und tragen dazu bei, dass Kinder sich weiterentwickeln können.
Der Humor schimmert bei jedem Satz deutlich durch und doch ist es eindeutig, dass auch der Autor Kim und seine Überlegungen ernst nimmt, schließlich könnte es ja sein, oder doch nicht?
Sprachlich ist die Geschichte sehr gut an das Lese- und Verständnisvermögen der Zielgruppe (ab 8 Jahren angepasst). Auch die Gestaltung der Seiten (breiter Zeilenabstand, gut leserliche Schrift, viele kleine Schwarz-Weiß-Illustrationen im Comicstil) trägt zum Lesevergnügen bei.
Zudem ist die Geschichte ziemlich spannend und vermutlich (für die Zielgruppe) auch nicht so leicht vorhersehbar, denn der Autor wartet mit einigen Überraschungen auf.
Letztlich verwendet er Situationen, die alle im Erfahrungsbereich der Zielgruppe liegen, nur dass Kim sie eben ein wenig abseitig interpretiert. Doch das zeigt, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sich auch gegen Widerstände einzusetzen und sich nicht so leicht von seinem Vorhaben abbringen lässt. Gleichzeitig ist er bereit, Fehler zuzugeben und versucht, sie wiedergutzumachen.
Damit eignet er sich hervorragend als Identifikationsfigur für die Jungs.
Insgesamt handelt es sich um ein spannendes, liebenswertes und sehr humorvolles Buch für neugierige Jungs.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Gelungener Abschluss

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Mit „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ beendet Elena Ferrante ihre vierbändige Saga um die beiden Freundinnen Lenu und Lila nahe bei Neapel. Endlich wird aufgeklärt, womit Band 1 begonnen hat, doch ...

Mit „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ beendet Elena Ferrante ihre vierbändige Saga um die beiden Freundinnen Lenu und Lila nahe bei Neapel. Endlich wird aufgeklärt, womit Band 1 begonnen hat, doch das ist eigentlich zur Nebensache geworden. Das Leben der beiden – doch sehr – unterschiedlichen Mädchen bzw. Frauen macht sehr deutlich, was Freundschaft aushalten und ausmachen kann, wie stark Gesellschaft, soziale Stellung, Selbstbewusstsein und familiärer Halt sich auf die Entwicklung von Kindern und jungen Frauen auswirken können. Auf vielen hundert Seiten hat die Leserin die beiden durch Höhen und Tiefen begleitet, sie sind ihr ans Herz gewachsen und mag sich nun vermutlich nur schwer von den beiden trennen.
Das ist die große Kunst der Elena Ferrante. Sie zieht einen in die Geschichte, in eine fremde Welt, macht einen zum Mitwisser, zum Vertrauten.
Gleichzeitig entfaltet sich ein Kosmos der Zeitgeschichte.
Ein unglaublich spannendes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Fantastisch

Das geheime Tor
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Das Laserschwert ist aus „Peter Pan“ verschwunden. Ein wenig haben die Geschwister Alba und Diego mit Hilfe ihrer Tante, der Buchhändlerin und Buchbewahrerin Beatriz, also in Ordnung gebracht. Doch das ...

Das Laserschwert ist aus „Peter Pan“ verschwunden. Ein wenig haben die Geschwister Alba und Diego mit Hilfe ihrer Tante, der Buchhändlerin und Buchbewahrerin Beatriz, also in Ordnung gebracht. Doch das beinahe leere Buch der Newcomer-Autorin, das die beste Geschichte aller Zeiten enthalten sollte, ist immer noch beinahe leer, und in den Klassikern befinden sich noch immer Fehler, die alles auf den Kopf stellen.

So auch in den „Drei Musketieren“. Hier treibt ein Zwerg sein Unwesen und sorgt dafür, dass die Musketiere nicht zu der verschworenen Gruppe von Freunden werden können, die sie im Original mal waren.
Der Bösewicht – Zargo, der offensichtlich möchte, dass die Menschen mehr Computerspiele spielen (die er vertreibt) und weniger lesen (Bücher sagen ihm nichts, er ist sogar allergisch gegen Papierstaub) – ist sehr zornig, weil er diesen Peter-Pan-Rückschlag erleiden musste. Doch sein Vollstrecker, Gustav Wart, der davon träumt einen Bestseller zu schreiben … hm … davon träumt, überhaupt ein Buch zu veröffentlichen (was Zargo ihm versprochen hat, wenn er erfolgreich ist), der sich das ganze Projekt ausgedacht hat, konnte ein vielversprechendes Telefonat abhören und ist äußerst optimistisch, dass er verhindern kann, dass weitere Bücher korrigiert werden.
Während er auf dem Weg zum Nordpol ist, reisen Alba, Diego und Betariz nach Paris und besuchen die traditionsreiche Buchhandlung „Shakespeare and Company“, die von einer Freundin und Vertrauten von Beatriz betrieben wird. Sie wacht über die „Drei Musketiere“ und besitzt ein Originalmanuskript.
Diego und Alba reisen in die Vergangenheit und versuchen, den Zwerg aus der Geschichte hinaus zu bugsieren, doch das ist schwieriger, gefährlicher und langwieriger als gedacht.
Auch diese Geschichte (Band 2 einer Reihe) schwankt zwischen moderner Geschichte um zwei Jugendliche, einen geheimen Kriminalfall und der fantastischen Reise in die Handlung eines Buches.
Das ist äußerst spannend zu lesen, auch für Menschen, die „Die drei Musketiere“ nicht kennen sollten, denn es wird ausreichend über die Handlung informiert, ohne dabei langweilig zu werden, und da die beiden Kinder im Jahr 1625 genauso fremd sind wie die Leserinnen und Leser, benötigen beide Seiten mehr Informationen und die erhalten sie in ausreichendem Maße, verknüpft mit der actionreichen Handlung.
Dieser fantastische Zeitreiseroman entführt die Leserinnen und Leser in die Welt der Bücher und ins Jahr 1625 nach Frankreich. Es ist überaus spannend und gleichzeitig lehrreich.
Der Roman ist liebevoll gestaltet, z.B. mit einem Daumenkino am unteren Rand, besteht aus griffigem Papier, enthält einige Illustrationen und überzeugt auch durch das interessant gestaltete Cover.
Fazit: Äußerst lesenswert.

Veröffentlicht am 28.02.2018

Beschaulich

Tragödie auf einem Landfriedhof
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Heiligabend, Schweden, 1954 – das heißt: keine Handys, keine Forensik, keine Überwachungskameras. Was bleibt? Die Cleverness der Ermittler und die echte Ermittlungsarbeit zu Fuß und durch Interaktion und ...

Heiligabend, Schweden, 1954 – das heißt: keine Handys, keine Forensik, keine Überwachungskameras. Was bleibt? Die Cleverness der Ermittler und die echte Ermittlungsarbeit zu Fuß und durch Interaktion und Kommunikation.
Das macht den Charme des Cosy-Krimis von Maria Lang aus. Puck Bure und ihr Mann müssen etliche (sprichwörtliche) Steine umdrehen, bevor sie den Leserinnen und Leser – in bester Agatha Christie-Manier – den Schuldigen servieren.
Obwohl es um ein ganzes Dorf geht, bleibt doch nur eine Handvoll Beteiligter bzw. möglicher Täter, sodass wir mit Fug und Recht von einem Closed-Room-Mystery ausgehen können, was dazu führt, dass man genüsslich einem Faden folgt, in aller Ruhe die weihnachtliche Stimmung im Schnee genießen kann und dabei gut unterhalten wird.
Keine großartige Action, keine blutrünstigen Morde, mehr Geheimnis als Gewalt.
Ich fühlte mich gut unterhalten und wie auf einer Zeitreise.