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Veröffentlicht am 03.05.2021

Ganz nett

Das Leuchten der Inselblumen
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Anna hat auf der schönen Nordseeinsel einen Neuanfang gewagt. Sie ist neu verliebt in Ole, hat ihren wunderschönen Blumenladen mit Café, es könnte also alles bestens sein. Aber das Schicksal meint es nicht ...

Anna hat auf der schönen Nordseeinsel einen Neuanfang gewagt. Sie ist neu verliebt in Ole, hat ihren wunderschönen Blumenladen mit Café, es könnte also alles bestens sein. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihr.

Als Roos, die alte Dame die mit ihren wunderbaren Kuchen für Aufschwung in Annas Laden sorgte, stirbt, sieht es gar nicht mehr rosig für sie aus. Ihr Blumencafé hat längst nicht mehr so viele Kunden, wie sie bräuchte. Auch bringen ihr nicht alle Inselbewohner Vertrauen entgegen, besonders als bekannt wird, dass ihr Roos das Haus vererbte. So sieht sich Anna wieder einmal in großen Existenznöten.

Das Buch ist der zweite Band einer Trilogie. Mit den fehlenden Vorkenntnissen hatte ich keine Probleme, es gibt genügend kurze Rückblicke oder Erinnerungen, die mich mit den vergangenen Ereignissen vertraut machten.

Allerdings hat mich die Geschichte nicht so sehr in Bann gezogen, wie ich mir gewünscht hätte. Die Handlung war mir einfach zu breit und ausgewalzt. Jede kleine Nebenepisode wird ausführlich beschrieben, bringt aber die Handlung nicht wesentlich voran, weil alles auf die Lösung im abschließenden Band ausgerichtet ist.

Anna lebt immer zwischen Verzweiflung, wenn das Schicksal wieder zugeschlagen hat und Euphorie, wenn sich ein Ausweg andeutet. Das Blumencafé steht immer zwischen Pleite und Hochbetrieb. Ähnlich verhält es sich mit der Beziehung zu Ole. Ich hatte den Eindruck, dass sich jedes Ereignis, mit kleinen Abänderungen immer wiederholt. Dann gibt es noch den Krimi-Handlungsstrang um den Cold Case mit Annas vor Jahrzehnten getöteter Schwester. Dieser Fall wird neu aufgerollt, ein Kommissar kommt auf die Insel um nach Indizien zu suchen. Auch das führt zu emotionalen Berg- und Talfahrten bei Anna, da sich die Spurensuche monatelang hinzieht. Mir hätte in allen Erzählsträngen eine stringentere Handlung besser gefallen.

Das Cover ist ein echter Eye-Catcher. Ein Strandidyll, mit Dackel Harry im Strandkorb. Übrigens meine Lieblingsfigur in diesem Buch.

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Veröffentlicht am 20.03.2021

Theater

Johanna spielt das Leben
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Aus ärmlichsten Verhältnissen hat es die junge Johanna bis ans Wiener Burgtheater geschafft. Zuerst in kleinen Rollen, aber immer erfolgreich. Sie lernt ihren Bewunderer Georg Neuendorff kennen und verliebt ...


Aus ärmlichsten Verhältnissen hat es die junge Johanna bis ans Wiener Burgtheater geschafft. Zuerst in kleinen Rollen, aber immer erfolgreich. Sie lernt ihren Bewunderer Georg Neuendorff kennen und verliebt sich in den jungen Juristen. Als sie schwanger wird, heiraten sie. Aber ein Leben ohne Theater kann sich Johanna nicht vorstellen. Auch als Mutter sieht sie sich nicht, während ihr Mann doch eher auf die traditionelle Rolle der Ehefrau drängt. Es sind schließlich die frühen 50iger Jahre
.
Auf zwei Zeitebenen spielt dieser Theaterroman. 1949/51 zeigt die junge Johanna bei ihren Schritten zum Erfolg und 10 Jahre später, als es für sie immer schwieriger wird, Ehe, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen.

Das Wiener Burgtheater, dazu die bekannten Namen, wie Meinrad, Wessely und Hörbiger, bilden den Hintergrund und als Hauptrolle sieht man die junge Johanna, eine Schauspielerin mit Leib und Seele, die auch im echten Leben immer nur Rollen spielt. Die Rolle als Ehefrau, die Rolle als Mutter, die Rolle als Liebende, aber nie zulange, dann wird es ihr langweilig.

„Eine Liebesgeschichte zwischen Theatergeflüster und Emanzipation“ steht in der Beschreibung, aber ich hatte eher den Eindruck einer exaltierten Frau, die sich – außer auf der Bühne – überall langweilt. Dabei konnte mich die Figur nicht überzeugen, ihre Charakterzeichnung war mir zu oberflächlich, zu eindimensional, aber das galt im Grunde für die meisten Protagonisten dieses Romans.

Gegen Ende des Romans wird noch ein Familiengeheimnis auflöst und damit noch ein wenig Dramatik eingebaut, das für mich fast ein wenig aufgesetzt wirkte. Insgesamt hatte ich mir vom Roman mehr versprochen, aber über Durchschnitt kommt die Geschichte nicht hinaus.

Das Titelbild gefiel mir ausgesprochen gut, ganz in monochrom in Grautönen gehalten, springt eine Frau im roten Kleid und Hut direkt ins Auge und das passt sehr gut auf die Titelfigur.

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Veröffentlicht am 10.03.2021

Vor den Bienen sterben die Imker

Imkersterben
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Es könnte so schön in Howacht an der Küste sein, findet Landpolizist Oke. Wenn es da nicht diverse „wenn’s“ gäbe, wie die veganen Experimente seiner Frau, die sich auch schon auf das Angebot der Fischbude ...

Es könnte so schön in Howacht an der Küste sein, findet Landpolizist Oke. Wenn es da nicht diverse „wenn’s“ gäbe, wie die veganen Experimente seiner Frau, die sich auch schon auf das Angebot der Fischbude ausgewirkt haben. Oder den Kollegen Gott, frisch aus Köln importiert und offensichtlich dem kölschen Dialekt auf ewig verbunden und natürlich auch noch Förster und Hobbyimker Kurt Tietjen, ein unangenehmer Mensch und nun leider tot.

Auch wenn Oke Oltmanns aus Kostengründen nur noch stundenweise die Ein-Mann-Wache besetzt, so hat seine Spürnase noch nicht auf Sparflamme geschaltet. Der Tod Tietjens scheint ihm perfide geplant und es bleibt nicht bei einer Mordtat.

Patricia Brandt hat gleich mehrere Trendthemen in ihrem Krimi verarbeitet. Da sind natürlich an erster Stelle die Bienen, Hobbyimkern ist „in“ geworden. Und das große Insekten-und Bienensterben können inzwischen auch Ignoranten erkennen. Dann ein regionaler Schauplatz, immer besonders landschaftlich reizvoll und kauzige Typen, wie sie nur in so kleinen Dorfgemeinschaften entstehen können.

Leider hat sie für meinen Geschmack zu viel gewollt und vor allem zu viel in ihre Geschichte gepackt. Ich muss gestehen, ich habe über alle die kleinen Einfügungen manchmal den Faden des Krimis kaum noch sehen können. Ihre Figuren sind mir allesamt zu überzeichnet geraten. Der Kölner Beamte Gott, der nur im breitesten Kölsch labert und natürlich ständig „es kütt, wie es kütt“ oder „es is noch alles jott jegange“ anbringt, ein ständig zugedröhnter Souvenirverkäufer mit reichlich Honig im Keller und eine völlig verpeilte Imkerin, die auch den sehr beliebten Urlaubskurs „Wir schreinern unseren eigenen Sarg“ anbietet.

Oke selbst ist Friese wie es aus dem Bilderbuch, etwas langsam und behäbig, aber nicht auf den Kopf gefallen und so bringt er dann auch das Imkersterben zu einem guten Ende.

Brandt schreibt flüssig und humorvoll und so liest sich der Küstenkrimi trotz seiner Schwächen auch ganz unterhaltsam weg.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Drei Frauen und ihre Liebe zu Büchern

Die Bücherfrauen
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Prairie Hill und New Hope in Kansas sind, bzw waren kleine, unbedeutende Örtchen in Kansas. Prairie Hill hat nach einem Tornado aufgehört zu existieren und Gayle sucht in den wenigen Resten ihres früheren ...

Prairie Hill und New Hope in Kansas sind, bzw waren kleine, unbedeutende Örtchen in Kansas. Prairie Hill hat nach einem Tornado aufgehört zu existieren und Gayle sucht in den wenigen Resten ihres früheren Heims nach Erinnerungsstücken.

Angelina will nach 10 Jahren Unterbrechung endlich ihre Doktorarbeit beenden. Sie plant eine Arbeit über die Bedeutung der von Carnegie gestifteten Büchereien für das kulturelle Leben auf dem platten Land. Als Kind verbrachte sie einmal einen unvergesslichen Monat auf der Farm ihrer Großmutter und die örtliche Carnegie Bibliothek legte den Grundstein für ihre Liebe zur Literatur.

Traci ist eine junge Künstlerin aus New York, die dringend einen Job braucht und möglichst weit weg von ihrem Vermieter und der verwanzten kleinen Wohnung. Das Angebot als Gastkünstlerin ein Jahr im Kulturzentrum von New Hope zu arbeiten, ist eine Chance für sie.

So begegnen sich drei unterschiedliche Frauen und müssen sich den Herausforderungen stellen. Das Leben in amerikanischen Kleinstädten kennt man in ihrer Gleichförmigkeit aus vielen Filmen und genau diese Bilder lässt die Autorin entstehen. Bibelfest und voller Gottvertrauen, konservativ und nach anfänglichem Misstrauen doch offen für Neues, so zeigen sich vor allem die Frauen. In denen scheint das Gen der Siedlerfrauen zu stecken. Jede Schwierigkeit wird angegangen und immer findet sich ein Weg, wenn man nur zusammenhält und aufeinander achtet.

Die Personenzeichnung von Romalyn Tilghman fand ich ziemlich stereotyp. Richtig nah kommt man den Frauen nicht und auch die Handlung hat etwas von der Landschaft: Gleichförmig und vorhersehbar. So ist auch die Erzählweise sehr konventionell, fast ein wenig hölzern, was möglicherweise der Übersetzung geschuldet sein könnte. Der Blickwechsel auf die drei Hauptpersonen brachte auch nicht viel Spannung in die Handlung, auch wenn ein paar Familiengeheimnisse dafür sorgen sollten. Stellenweise erinnerte mich die Erzählweise an den Stil der 50iger/60iger Jahren. Ich hatte mir nach der Verlagswerbung etwas Anspruchsvolleres, Literarisches erhofft, aber so bleibt es beim Eindruck eines nett zu lesenden, aber beliebigen Frauenromans, der so typisch den amerikanischen Mittelwesten beschreibt, Coca-Cola-Marshmallow-Torte inklusive.

Schade, dass das Thema der Carnegie-Büchereien dabei in den Hintergrund geriet.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Das Leben ist keine Statistik

Das Einmaleins des Glücks
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Germaine hat es nicht so Menschen und Gefühlen. Ihre Welt sind die Zahlen, als Mathematikerin rechnet sie nicht nur in einer Versicherung Wahrscheinlichkeiten aus, auch in ihrem Privatleben herrschen strikte ...

Germaine hat es nicht so Menschen und Gefühlen. Ihre Welt sind die Zahlen, als Mathematikerin rechnet sie nicht nur in einer Versicherung Wahrscheinlichkeiten aus, auch in ihrem Privatleben herrschen strikte Regeln und Zahlen und Entspannung findet sie in ihrer Sudoku-Leidenschaft.

Doch als sie ihre Stelle verliert, bleiben die Angebote aus. Ausgerechnet in der telefonischen Seniorenberatungsstelle der Stadt findet sie einen neuen Job. Als sie schon ausrechnet, wie man die Beratung effizienter und schneller gestalten könnte, um den Kontakt zu reduzieren, lernt sie einige Leute aus dem Seniorenzentrum kennen und als – auch mit ihrer Hilfe – die Begegnungsstätte geschlossen werden soll, gehen ihr die Augen auf.

Nicht jedes Buch wird seinem Klappentext gerecht, dieses Zitat habe ich schon mehrmals gelesen und es trifft tatsächlich auf diesen Roman zu. „Witzig und gleichzeitig erfrischend charmant“ „urkomisch“ – nichts davon konnte ich in diesem Buch entdecken. Die Protagonistin scheint mir leicht autistische Züge zu haben, es fehlt ihr an Empathie und Einfühlungsvermögen.

Wie Germaine noch rechtzeitig der Kurve kriegt und ihr Leben in den Griff bekommt ist bis auf einige wenige lustige Szenen eher langweilig beschrieben. Mir fehlte bis zum Ende der versprochene Wohlfühleffekt. Das trifft auch auf die Protagonisten zu, sie sind eindimensional, wecken wenig Interesse, egal ob sie zu den Guten oder den Bösen zu rechnen sind. Ein Unterhaltungsroman braucht nicht unbedingt Tiefgang, aber Emotionen für die Figuren und die Geschehnisse sollte er schon wecken.

Das war leider kein Buch für mich, umso bedauerlicher, da mich Klappentext und die schöne Umschlaggestaltung gleich angesprochen hatten.

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