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Veröffentlicht am 06.10.2018

Rheinreise in die Vergangenheit

Die vergessene Burg
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Es gibt Romane die für mich perfekt sind. Sie vereinigen Spannung und Romantik und entführen mich in andere Welt. So war das auch bei „Die vergessene Burg“ von Susanne Goga, das mich in die zweite Hälfte ...

Es gibt Romane die für mich perfekt sind. Sie vereinigen Spannung und Romantik und entführen mich in andere Welt. So war das auch bei „Die vergessene Burg“ von Susanne Goga, das mich in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts führt.

Paula, eine nicht mehr ganz jugendliche Frau, lebt ein eingeschränktes Dasein als Gesellschafterin bei ihrer ältlichen Cousine Harriet. Sie hat sich mit ihrem Leben arrangiert und geht ganz in der Pflege der kränklichen Dame auf. Als Harriet durch einen – wohl simulierten – Ohnmachtsanfall ihr den Höhepunkt des Jahres, eine Einladung zum Pfarrfest, hintertreibt, rebelliert sie endlich. Dann erfährt sie noch, dass Harriet ihr einen Brief vorenthalten hat und das bringt das Fass zum Überlaufen. Sie stellt Harriet zur Rede und verlangt den Brief, der von ihrem unbekannten Onkel Rudy stammt. Der lädt sie ins Rheinische nach Bonn ein, wo er seit Jahrzehnten lebt.

Inzwischen musste sie auch erfahren, dass das Grab ihres Vaters leer ist, auch das haben ihr Mutter und Cousine verschwiegen. William Cooper, Paulas Vater ist verschwunden, als sie noch ein Baby war und das ausgerechnet bei einer romantischen Rheinreise des jungvermählten Paars.In Bonn beginnt sie mit den Nachforschungen und erfährt viel über ihre Eltern, aber auch über sich selbst.

Mir hat dieser Roman ganz hervorragend gefallen, ich konnte mich kaum von den Seiten lösen. Eine junge Frau, die über sich selbst hinauswächst, eine wunderschön beschriebene Landschaft – dass ließ mich die Rheinreise der Paula selbst miterleben. Sehr gut hat mir gefallen, wie die Autorin Geschichtliches in ihren Roman verwebt. Die malerischen Burgen und romantischen Städtchen des Rheins sind schön beschrieben, wie mich überhaupt die ganze Atmosphäre des Buches überzeugt hat.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Die "Kalte Sofie" ermittelt wieder

Gschlamperte Verhältnisse
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Dr. Sofie Rosenhut und die ganzen Giesinger Freunde feiern in den Isarauen die Taufe der kleinen Ayrun als ein aufgeregter Passant vom Fund eines Toten berichtet. Was für ein Zufall, dass mit der Rechtsmedizinerin ...

Dr. Sofie Rosenhut und die ganzen Giesinger Freunde feiern in den Isarauen die Taufe der kleinen Ayrun als ein aufgeregter Passant vom Fund eines Toten berichtet. Was für ein Zufall, dass mit der Rechtsmedizinerin Sofie und Freund Joe Lederer von Kriminalpolizei gleich die Richtigen an Ort und Stelle sind.

Die Ermittlungen führen zu gestohlener Kirchenkunst und alten Schädelreliquien, die sich schnell als gar nicht so alt herausstellen. Wie Sofie bald herausfindet, sind die Schädel erst wenige Jahre alt und passen zu vermissten jungen Frauen.

Zusammen mit Joe beginnt sie mit den komplizierten Ermittlungen, ganz gut, dass ihre sonst so unterkühlte Chefin Dr. Falk in Liebessphären schwebt und Sofie ungestört ihrer Neigung zu Polizeiarbeit nachgehen kann. Doch der Täter scheint näher, als sie sich träumen lässt.

Im 5. Fall um die „Kalte Sofie“ ist das ganze liebgewordene Giesinger Personal wieder versammelt und auch die Beziehungsturbulenzen Sofies, die sich einfach nicht zwischen Joe und Charly entscheiden kann, gehen weiter. Das ist Lesespaß pur! Besonders liebgewonnen habe ich dabei Vroni, Sofies gstandene Tante, eine Urmünchnerin, die im Dialekt mit Lebensweisheit und gesundem Menschenverstand mitmischt.

In diesem Lokalkrimi stimmt die Mischung aus Spannung, Humor und Liebeswirren. Aber auch die Lebenswirklichkeit spielt eine Rolle, der Wohnungsnot in München zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ich liebe die Dialektpassagen und die Beschreibung der alten Münchner Stadtteile, die das Lebensgefühl in der „Weltstadt mit Herz“ perfekt wiedergeben. Auch dieser Band hat mich wieder komplett überzeugt. Schade nur, dass es er schneller gelesen ist, als das Autorenduo mit dem Pseudonym Felicitas Gruber schreiben kann.

Also, liebe Gruberin, bitte lasst mich nicht so lange auf den nächsten Band warten.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Kurve kratzen

Signor Rinaldi kratzt die Kurve
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Der alte und zynisch gewordene Schriftsteller Pietro hat eben sein Abschiedsbrief beendet, alle Vorbereitungen für seinen Selbstmord sind getroffen, die ersten 3 Tabletten bereits mit einem Glas Prosecco ...

Der alte und zynisch gewordene Schriftsteller Pietro hat eben sein Abschiedsbrief beendet, alle Vorbereitungen für seinen Selbstmord sind getroffen, die ersten 3 Tabletten bereits mit einem Glas Prosecco hinabgespült, als seine Tochter Roberta vor der Tür steht. Sie muss mit ihrem Mann zur Beisetzung der Schwiegermutter nach Paris fahren und bittet ihren Vater, Haus, Hund und den 15jährigen Enkel Diego zu hüten. Was für eine Zumutung für Pietro, der sich nach dem Tod seiner Frau immer mehr zum Misanthropen entwickelt hat und kaum weiß, wann er mit seinem Enkel die letzten Sätze gewechselt hat.
Doch Roberta und ihr Mann kommen nicht mehr zurück. Sie wurden auf der Autobahn in einen tödlichen Unfall verwickelt und als Pietro wieder klar denken kann, beschließt er seinen Enkel zu einem Onkel zu bringen. Der war zwar mit seinem Bruder seit Jahrzehnten verstritten, aber er ist bereit, den verwaisten Jungen zu sich zu nehmen. Doch auf der Fahrt geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hätte…..
Was für ein kleiner, besonderer Roman. Der Zynismus und die rabenschwarze Ironie des Alten haben mich tatsächlich amüsiert und dennoch spürt man hinter jedem Satz seine Einsamkeit. Die Verbitterung hat sich ja nur langsam in sein Leben geschlichen. Die Zwiegespräche mit seinem Enkel lassen ihn erkennen, was er mit seiner Ablehnung versäumt hat. Jede Minute mit ihm öffnet seine Verschlossenheit. Es ist ein Road Trip der besonderen Art, der einen Weg in Zukunft zeigen könnte.
Es ist eine warmherzige, sehr emotionale Geschichte, die mich einige Male zu Tränen rührte, aber immer reißt mich Pietro mit einer spitzen Bemerkung aus der traurigen Stimmung. Abschiednehmen, Neubeginn – das sind die Themen und ich fand, der Autor hat dafür eine sehr schöne Sprache gefunden. Lebendig erzählt, so dass ich das Gefühl hatte, ich sitze selbst mit am Tisch und lausche Pietros Geschichte. Auch wenn mich der Roman ein wenig wehmütig zurück ließ, es ist ein wunderschönes Buch, das mich sicher noch länger begleiten wird.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Zurück auf Fischland

Fischland-Angst
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Greta, die Frau des Galeristen Matthias Röwer wurde entführt. Er kommt der Forderung der Entführer nach, zahlt das Lösegeld und schaltet nicht die Polizei ein. Als Greta trotzdem nicht freikommt, bittet ...

Greta, die Frau des Galeristen Matthias Röwer wurde entführt. Er kommt der Forderung der Entführer nach, zahlt das Lösegeld und schaltet nicht die Polizei ein. Als Greta trotzdem nicht freikommt, bittet er Kassandra und Paul um Hilfe. Die Beiden haben schon einige Male erfolgreich in Fischland ermittelt.


Doch die Zeit läuft unerbittlich weiter, lebt Greta überhaupt noch? Da gibt es noch weitere Erschütterungen in Matthias Leben, was ist mit Arvid und Eric Sundberg, zwei Schweden – Vater und Sohn – die viel Interesse an der Familie Röwer zeigen?


Corinna Kastners Fischland Krimis entführen mich immer sofort in diese wunderschöne Gegend an der Ostseeküste. Es ist mir inzwischen vertraut geworden, die Liebe zu diesem Landstrich, die farbigen Schilderungen von Land und Leuten lassen mich ein Teil der Geschichte werden. So sehr, dass ich inzwischen die Schauplätze schon besucht habe. Der Krimi ist spannend aufgebaut und die Figuren sind lebendig geschildert. Ich mochte immer weiterlesen und wollte gar nicht aufhören. Der Plot ist wendungsreich und es gibt eine Reihe von Nebenhandlungen, die sich ganz stimmig zum Ende auflösen.


Kassandra und Paul sind zwar Hobbyermittler, haben aber viel Erfahrung und mit Hilfe des Polizeibeamten Kay und seiner Truppe auch immer wieder die Möglichkeit an Informationen zu kommen, die anderen verschlossen bleiben. Aber gerade auch aus dieser Zusammenarbeit entstehen immer wieder Interessenskonflikte, die Freundschaft und Vertrauen bedrohen.


Fischland-Angst und seine Vorgängerbände machen süchtig. Was macht die Faszination dieses Krimis aus? Sicherlich, dass ich mich den Figuren der Autorin verbunden fühle. Man spürt, dass Corinna Kastner Fischland kennt und liebt und das teilt sich auch den Lesern mit. Bis ins kleinste Detail sind der Hintergrund und die Handlungsweise der Protagonisten stimmig. Es gibt nur ein Handicap – ich bin immer viel zu schnell am Ende des Buches angelangt.


Wieder ein spannender Kriminalroman der Autorin mit großem Suchtpotential, den ich allen Lesern mit einem Faible für Regionalkrimis empfehlen kann.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Einfühlsam

Weit weg von Verona
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Jessica Vye ist 13 Jahre alt. Sie ist nicht unbedingt das beliebteste Kind in der Schule, denn sie hat einen unbestechlichen Blick, eine scharfe Zunge und eine unbedingte Wahrheitsliebe. Sie fühlt sich ...

Jessica Vye ist 13 Jahre alt. Sie ist nicht unbedingt das beliebteste Kind in der Schule, denn sie hat einen unbestechlichen Blick, eine scharfe Zunge und eine unbedingte Wahrheitsliebe. Sie fühlt sich nicht nur zur Schriftstellerin berufen, sie ist eine, auch wenn die Erwachsenen das nicht erkennen. Jessica lebt in der Kriegszeit, Lebensmittelmarken und die am Gürtel baumelnde Gasmaske gehören zu ihrem Alltag.
Bereits mit ihrem ersten Roman hat Jane Gardam ein Meisterwerk geschaffen. Der wache und kühle Blick ihrer jungen Protagonistin scheint Gardams eigener Blick zu sein, so wie ich immer wieder dachte, Jessica ist das jugendliche Alter Ego der Autorin. Genau beobachtet und seziert sie die schwierige Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenwerden. Jessica erlebt das intensiv und schmerzhaft. Dabei durchzieht eine feine, fast unmerkliche Ironie das Buch. Besonders dann, wenn sich Gardam den erwachsenen Protagonisten ihres Romans widmet. Jane Gardam hat es wieder geschafft, mich absolut in Bann zu ziehen. Wer bemängelt, dass ein kurzer Zeitabschnitt im Leben eines linkischen Teenagers kaum Stoff für einen Roman bietet, wird hier eines Besseren belehrt.
Wie schon bei den früheren Neuentdeckungen der Autorin bin ich begeistert von der geschliffenen Sprache und dem Stil der Autorin. Ich freue mich auch, dass mit Isabell Bogdan eine wunderbare Übersetzerin gefunden wurde.
Ebenso hat mich die Gestaltung des Buches überzeugt, der Schutzumschlag ist gelungen und das Aquarell eines abgewandten Mädchenkopfes passt zum Text.