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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2018

Beeindruckend

Tiefer denn die Hölle (Ein Martin-Bauer-Krimi 2)
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Ein Leichenfund in einem stillgelegten Bergwerk. Den ersten Polizist vor Ort lähmt eine Panikattacke. Der zur Hilfe geeilte katholische Polizeiseelsorger erleidet beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt. ...

Ein Leichenfund in einem stillgelegten Bergwerk. Den ersten Polizist vor Ort lähmt eine Panikattacke. Der zur Hilfe geeilte katholische Polizeiseelsorger erleidet beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt. Der Förderkorb streikt…..

Martin Bauer, der evangelische Amtskollege von Monsignore Vaals, der nun gerufen wird, begleitet den Rettungswagen, Vaals kommt kurz zu Bewusstsein. „Es ist meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst vor 15 Jahren…“ Diesen Satzfetzen kann Bauer zwischen Gebeten und Bibelversen verstehen. Er nimmt es als Verpflichtung, sich einzumischen. Das wird ihn an seine seelischen und körperlichen Grenzen bringen.

Schon der Auftakt des Romans ist furios. Ich habe die klaustrophobische Enge im Schacht regelrecht körperlich gespürt. Es sind wirkmächtige Bilder in meinen Kopf entstanden, die mich den ganzen Krimi begleitet haben. Bauer dringt tief in die Vergangenheit ein und kommt einem Verbrechen auf die Spur, dass bisher nie entdeckt oder gesühnt wurde. Dabei ist er meist auf sich allein gestellt, einen Polizeiseelsorger, der seine Amtsgrenzen überschreitet, hat wenig Unterstützung bei der Behörde. Lediglich Hauptkommissarin Verena Dohrn steht ihm zur Seite. Allerdings muss sie selbst einen Kampf gegen die männerdominierte Polizeihierachie führen, die ihr bei jedem Schritt Steine in den Weg legt. Aber das ist nicht allein die Herausforderung für Bauer, viel schwerer wiegt der Verdacht, der über Vaals liegt.

Ein Seelsorger als Hauptprotagonist in einem Krimi ist ein ungewöhnlicher Ansatz, der mich aber völlig überzeugte. Für Bauer ist sein Glaube auch seine Berufung und er scheut sich nicht, dazu zu stehen. Auch wenn ihm das Engagement fast sein Familienleben kostet. Er wägt ab und stellt seine Person oft hinten an. Eine Haltung, die seine Frau nur schwer ertragen kann.

Die Frage nach Schuld lässt sich für Bauer nicht nach den Regeln der Justiz beantworten. Er dringt immer tiefer und die Autoren nehmen die Leser dabei mit. Den Titel habe ich in diesem Zusammenhang sehr passend gefunden.

Der Krimi legt ein unglaubliches Tempo vor und erzeugt eine Spannung, die sich von Seite zu Seite steigert. Die vielschichtigen Charaktere tragen viel dazu bei. Sie sind, auch in ihrer Bösartigkeit lebensecht und gut gezeichnet. Dazu passt auch der klare und knappe Schreibstil des Autorenduos. Aus dieser schnörkellosen Sprache bezieht der Krimi auch einen Teil seiner Authentizität. Es ist ein personenreiches Setting, das auch durch die Sprünge in die Vergangenheit viel Aufmerksamkeit fordert.

Ein beeindruckender Krimi, der mir noch lange nachhallte.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Tod auf Juist

Bis auf den Grund
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Anton Wieneke ist froh über seine polnische Pflegekraft Zofia. Sie haben sich eigentlich richtig angefreundet in den letzten Monaten. Nun ist aber Zofia in Polen bei ihrer Familie und die Aushilfe ist ...

Anton Wieneke ist froh über seine polnische Pflegekraft Zofia. Sie haben sich eigentlich richtig angefreundet in den letzten Monaten. Nun ist aber Zofia in Polen bei ihrer Familie und die Aushilfe ist ein echter Dragoner. Es herrscht seit Tagen ein Kasernenhofton im Haus. Als Zofia nun auch noch Urlaubsverlängerung braucht um dem Bruder ihrer besten Freundin aus einer Bredouille zu helfen, in der er auf Juist steckt, ist Anton kreuzunglücklich. Janek ist verschwunden, die Leiche seiner Chefin wurde gefunden, er hatte wohl ein Verhältnis mit ihr. Janeks Spuren finden sich überall. Aber Zofia glaubt nicht an Janeks Schuld. Kurzerhand beschließen Anton und sie zusammen nach Juist zu fahren. Sie haben schließlich schon einmal ein Abenteuer gemeinsam gemeistert.

Der Charme dieses Krimis liegt eindeutig bei den beiden „Ermittlern“, dem Herrn Anton, der auf seinen Rollstuhl angewiesen ist und Zofia, seiner polnischen Pflegekraft. Zofia ist eine herzensgute, aber auch ganz schlaue Person, der man nicht so leicht etwas vormachen kann. Sie ist loyal und deshalb nimmt sie auch alle Mühen auf sich, um Janeks Unschuld zu beweisen. Da im Hotel viele Arbeitskräfte aus Polen stammen, erweckt Zofia natürlich sofort Vertrauen. Bei Anton steckt noch eine Prise Abenteuerlust dahinter, er kann sich noch so leicht damit abfinden, dass er nach einem Schlaganfall so eingeschränkt ist. Ihr harmloses Auftreten bringt sie auch Schritt für Schritt voran. Aber trotzdem ist es ganz gut, dass Anton Wienekes Sohn im Sauerland bei der Polizei ist, so kann er immer mal unterstützen. Außerdem macht er sich Sorgen um seinen Vater und natürlich auch um Zofia, die ihm gar nicht gleichgültig ist.

Juist darf auch noch eine tragende Rolle spielen, mir gefällt, wie die Landschaft beschrieben ist und man spürt tatsächlich den rauen Wind und den Sturm, der grade auf Juist tobt. Das ist ein idealer Hintergrund, der den Krimi gekonnt abrundet. Die handelnden Personen sind klasse portraitiert, ob es die Seniorchefin des Hotels ist, die keinen Satz ohne den Hinweis auf ihr Lebenswerk sagen kann, oder die Künstlerin, die ihre Trennung mit Alkohol und exzentrischen Bildern verarbeitet. Es macht Spaß diesen Kosmos von Personen zu begleiten.

Der Krimi baut seine Spannung ruhig auf, es gibt keine reißerischen Szenen, dafür sehr viele genaue Beobachtungen. Damit ist der Leser immer auf gleichem Wissenstand wie Zofia und Anton und in die Tätersuche eingebunden. Die Autorin schreibt spannend, immer auch mit einer Prise Humor und das macht mir den Krimi zu einem echten Lesevergnügen.

Als Abrundung gibt es ein kleines polnisches Glossar am Ende des Buches, so dass man auch übersetzen kann, wenn Zofia mal in ihre Muttersprache fällt. Aber vielleicht wäre die direkte Übersetzung als Fußnote noch praktischer gewesen.

Das ist der zweite Krimi aus der Feder der Autorin Kathrin Heinrichs und ich hoffe, dass Anton und Zofia noch oft Gelegenheit haben, neue Fälle zu lösen.


Veröffentlicht am 09.04.2018

Spannend bis zur letzten Seite

Strandmord
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In Rügen wird eine Frauenleiche gefunden, vergewaltigt und misshandelt, den Mund mit Metallringen verschlossen und mit den gleichen Ringen wurden die Augen gewaltsam geöffnet. Ein Alptraum für Romy Beccare, ...

In Rügen wird eine Frauenleiche gefunden, vergewaltigt und misshandelt, den Mund mit Metallringen verschlossen und mit den gleichen Ringen wurden die Augen gewaltsam geöffnet. Ein Alptraum für Romy Beccare, die in ihren Anfangsjahren als Polizistin in München genau solche Überfälle bearbeitete. Sie hatte sich damals als Lockvogel zur Verfügung gestellt und es gelang den Täter zu stellen. Aber die diese Erfahrung hat Romy nie vergessen. Der Täter wurde damals verurteilt und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß und wie der Zufall es will, arbeitet er in Neustrelitz.
Eine heiße Spur, aber sein Alibi ist wasserdicht. Eine weitere Spur ergibt sich aus dem Vorleben des Opfers, sie hat einen Arzt erpresst, der noch zu DDR Zeiten an Medikamententests beteiligt war. Aber auch dessen Alibi ist nicht zu knacken.
Während Romy sich verbissen auf diesen Fall stürzt, gibt es, wie der Prolog erzählt, noch eine misshandelte junge Frau. Sie hat überlebt und versteckt sich bei der Einsiedlerin Ruth.
Ein weiterer Krimi um Romy Beccare und ihr bewährtes Rügener Team. Ein wirklich nervenaufreibender Plot und die Seiten fliegen nur so dahin. Katharina Peters schreibt so temporeich und so fesselnd, dass ich mich zu Lesepausen zwingen muss. Wie sie die Spurensuche akribisch beschreibt und die Frustration der Beamten, deren Erfolge immer wieder ins Leere laufen darstellt ist gekonnt. Dabei bleibt der Krimi immer ganz stringent erzählt, verliert sich nie in nebensächlichen Details und wenn eine Nebenhandlung angerissen wird, hat sie immer auch Auswirkungen auf den Fall.
Sehr gut gefällt mir das Personal, ob Ermittler, Zeugen oder Verdächtige, sie sind vielschichtig portraitiert. Ich habe inzwischen schon eigene Bilder für Romy und ihre Kollegen im Kopf. Im Lauf der Bücher haben sich die Beziehungen weiterentwickelt, aber trotzdem verlangt die Handlung keinerlei Vorkenntnisse der früheren Krimis, was ich immer positiv finde.
Ebenso gefällt mir, wie die Landschaft Rügens und der Küstenstreifen Mecklenburg Vorpommerns mit in die Handlung fließt. Sie geben einen guten Rahmen und mir als Leserin immer auch eine kleine Atempause bevor die Spannung wieder einen Höhepunkt erreicht.
Katharina Peters ist für mich inzwischen ein Gütesiegel für realistische und fesselnde Kriminalliteratur.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Im Schatten

Das geheime Lächeln
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Es ist die Abbildung eines Frauenportraits in einem Auktionskatalog, der Emilias Welt ins Wanken bringt. Sie ist sich sicher auf dem Bild ihre Großmutter Sophie zu erkennen. Um diese Frau ranken sich in ...

Es ist die Abbildung eines Frauenportraits in einem Auktionskatalog, der Emilias Welt ins Wanken bringt. Sie ist sich sicher auf dem Bild ihre Großmutter Sophie zu erkennen. Um diese Frau ranken sich in der Familiengeschichte viele Gerückte nachdem sie als junge Frau sich von der Familie trennte um in Paris zu leben. Auch Pauline, Sophies Tochter, die bei Onkel und Tante aufgewachsen ist, weiß nur, dass Sophie jung gestorben sein soll. Ein kleines Häuschen im Luberon ist seit dem Tod in ihrem Besitz, aber nie hat jemand aus der Familie dort einen Fuß hineingesetzt.


Emilia selbst befindet sich seit Wochen in einer Krise, ihr Mann hat sie betrogen und diesen Vertrauensbruch kann sie nicht vergessen. Eine gespannte, sehr labile Stimmung herrscht zwischen ihnen. Die Fahrt zur Auktion ist sicher auch eine Art Krisenbewältigung für sie. Dort begegnet sie einem geheimnisvollen Mann, der ihr Konkurrent bei den Geboten wird, aber letztlich bleibt sie erfolgreich und kann nun den Spuren der Portraitierten folgen.


Beatrice Storks hat in Roman auf mehreren Zeitebenen angesiedelt, Sophies Leben und künstlerische Arbeit in Paris, ihr persönliches Drama um eine leidenschaftliche, aber konfliktreiche Liebesbeziehung, wechseln sich mit Emilias Reflektionen zu ihrer eigenen Beziehungskrise. Dazwischen bekommt auch der fremde Mitbieter ein Gesicht und eine Stimme. Allmählich entwickelt die sich sogar zu einer der stärksten und emotional wichtigsten Figur des Buches.


Während Emilia nun im Luberon Sophies altes Häuschen in Besitz nimmt und bewohnbar macht, entfaltet sich aus alten Briefen, Notizen und kleinen Überbleibseln das Leben der Sophie Langenberg und die Folgen für die Frauen der Familie bis hin zur Enkelin Emilia.
Diese Erzählstränge sind schon für sich genommen, unglaublich spannend und ergreifend. Kunstvoll werden sie ineinander verwoben und ich kann für mich nur sagen, ich hätte gern immer weiter gelesen. Die Autorin hat ein Gespür für ihre Figuren, sie lässt sie lebendig werden und ich fühlte mich unmittelbar angesprochen. Auch die Ausflüge in die Vergangenheit, das Paris der 30iger Jahre und Kriegszeit, sind kenntnisreich geschrieben. Man merkt, dass Bettina Storks eine Kennerin Frankreichs und seiner Geschichte ist.


Der Roman hat alles, was ich mir von einem Buch wünsche: eine schöne Geschichte, die mich als Leserin fesselt, ausgefeilte Charaktere und Dramatik, die bis zur letzten Seite anhält.



Veröffentlicht am 06.04.2018

Eine kleine Krimi Perle

Tod einer Zwiderwurzn
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Zufällig ist HK Quirin Kammermeier in seiner Freizeit zur Stelle als im Geiselhörner Freibad eine Dame an einem internistischen Notfall stirbt. Er erkennt schnell an einigen Indizien, dass der Tod womöglich ...


Zufällig ist HK Quirin Kammermeier in seiner Freizeit zur Stelle als im Geiselhörner Freibad eine Dame an einem internistischen Notfall stirbt. Er erkennt schnell an einigen Indizien, dass der Tod womöglich kein natürlicher war und informiert seine Dienststelle. Sein Verdacht bestätigt sich und als sie einen Blog der Toten finden, der vor Denunziation, Verleumdungen und Hassposts strotzt, wird die Liste der Verdächtigen immer länger. Auch ihre eigene Familie blieb von ihren giftigen Tiraden nicht verschont.
Der Krimi führt ins idyllische Straubing. Die Stadt ist in Aufregung, die großen Agnes-Bernauer-Festspiele stehen bevor und auch der Staatsanwalt Höppner geht in seiner tragenden Rolle auf, da stört der Mordfall nur. Gut dass Quirin und seine Kollegin Sabine Pfeiffer meist einen kühlen Kopf bewahren.
Das Buch war eine echte Überraschung für mich. Der schlichte Umschlag, ganz in schwarz gehalten, hat mir anfangs keinen großen Appetit auf den Krimi gemacht. Aber das Cover täuscht, den Leser erwartet ein spannender Kriminalroman mit einem gut ausgedachten Plot. Locker und mit einem guten Timing geschrieben, bleibt der Spannungsbogen hoch. Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin auf die üblichen Klischees von unangenehmen Vorgesetzten und zur Karikatur gewordenen Staatsanwälten verzichtet. Besonders mit dem Hauptprotagonisten, dem Kommissar Quirin ist ihr eine sympathische Figur gelungen. Mit ihm lässt sich der Leser gern auf die Ermittlungen und das Miträtseln ein.
Humor und Dialekteinschübe sind gut austariert, sie geben dem Krimi Würze, ohne den Plot zur Nebensache zu degradieren. Ich finde, der Krimi muss den Vergleich mit namhaften Autoren und bekannten Verlagen nicht scheuen. Ich wünsche diesem Krimi viele Leser und würde mich auf neue Fälle aus der Feder der Autorin freuen.