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Veröffentlicht am 24.03.2021

Dr. Siri wird älter und besser

Dr. Siri und der explodierende Drache
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Die Kommunisten herrschen nun schon einige Jahre in Laos und es ist ihnen gelungen, fast alle Posten mit verdienten Kadern zu besetzen. Was anderes gibt es nicht mehr, jeder der über Ausbildung und ein ...

Die Kommunisten herrschen nun schon einige Jahre in Laos und es ist ihnen gelungen, fast alle Posten mit verdienten Kadern zu besetzen. Was anderes gibt es nicht mehr, jeder der über Ausbildung und ein wenig Mut besitzt, ist längst über den Fluss nach Thailand gegangen. Dr. Siri, inzwischen 76 Jahre alt, möchte endlich seinen Ruhestand antreten und mit seiner Frau Daeng die letzten Jahre genießen. Viel Zeit scheint ihm nicht zu bleiben, seine Intimfeindin, die Wahrsagerin Tante Bpoo hat seinen baldigen Tod gesehen und Siri weiß, das Bhoo sich selten irrt.

Nun will ausgerechnet die Regierung, dass Dr. Siri an einer Delegation teilnimmt, die in den Dschungel führt. Die Amerikaner haben eine üppige Lebensmittelspende an eine Bedingung geknüpft: Unter dem Motto "wir holen die Jungs heim" soll ein abgestürzter Hubschrauber und die Leiche eines Soldaten geborgen werden, klar das die Regierung der amerikanischen Delegation etwas gleichrangiges entgegensetzen will und Siri als einziger Pathologe des Landes soll mit. Es gelingt ihm zwar bei Richter Haeng seine Truppe mit Herrn Geung, Schwester Dtuti, Inspektor Phosy und dem alten Freund Civilai als Begleitung durchzusetzen, aber der Sinn der Expedition ist Dr. Siri nicht ganz klar.

Ich möchte nichts weiter über die Handlung verraten, als dass Siri und seine Truppe über sich hinaus wachsen müssen, um alle Abenteuer zu bestehen und nicht zuletzt die Kochkünste von Madame Daeng erweisen sich als Schlüssel zum Erfolg.

Das ist jetzt der 8. Band der hinreißenden Serie um den Pathologen wider Willen Dr. Siri Paiboun und er wird jedes Mal besser. Feiner Humor und konfuzianische Weisheit mit einer ordentlichen Portion Bauernschlauheit schlagen jeden Feind, ob real oder aus der Geisterwelt.

Hier kann ich nur empfehlen: lesen, unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Liebe und Glück - Trauer und Tränen

Kurz bevor das Glück beginnt
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Es gab da einen Physiotherapeuten, der mit einer schmerzhaften Trennung zu kämpfen hatte, einen Landarzt, der über den selbst gewählten Tod seiner Frau hinwegkommen musste und einen Luftfahrtingenieur, ...

Es gab da einen Physiotherapeuten, der mit einer schmerzhaften Trennung zu kämpfen hatte, einen Landarzt, der über den selbst gewählten Tod seiner Frau hinwegkommen musste und einen Luftfahrtingenieur, den die Erinnerung an seine vergangene Liebe dreißig Jahre lang umtrieb, ohne dass er sich davon lösen konnte. Dann gab es meine beste Freundin, die in den Tag hineinlebte, ohne sich um die Zukunft zu sorgen, eine junge Vertretungsärztin, die glaubte, nichts wert zu sein und eine Supermarktkassiererin, die sich als alleinerziehende Mutter abstrampelte…………………..


So beschreibt Julie, die Hautperson dieses wunderbaren Romans, auf einer der letzten Seiten die Geschichte. Sechs Hauptpersonen und ein kleiner Mensch, mehr braucht die Autorin nicht um das ganze Leben mit seiner Fülle, seinem Glück und seinem Unglück vor den Augen der Leserinnen auszubreiten. Sie macht das mit einer fast märchenhaften Erzählweise, mit Sätzen die sogleich zu Herzen gehen. Ganz besonders wenn sie Julie selbst zu Wort kommen lässt, wie das an einigen Wendepunkten des Romans geschieht.

Julie ist zwar grade mal 20 Jahre jung, aber durch einen jugendlichen Fehltritt bereits Mutter eines liebenswerten Jungen, der für sie alles ist. Zwar konnte sie ihre Ausbildung nicht beenden und sitzt an einer Supermarktkasse, allein gelassen von den bigotten Eltern, die Christentum nur strafend verstehen, aber sie hält den Kopf aufrecht. Immer wieder tröstet und motiviert sie sich mit Lebensweisheiten und ist sicher, dass das Glück auch für sie bald beginnt, besonders als sie Paul kennenlernt, ausgerechnet an der Kasse, als sie vor Frust und Müdigkeit kaum noch die Tränen zurückhalten kann.

Paul ist ei liebenswerter älterer Herr, der sich zum ersten Mal selbst versorgen muss und im Supermarkt die falschen Waagentasten drückt und der als einer der wenigen Kunden, den Menschen hinter dem Laufband wahrnimmt. Diese Begegnung wird eine Wendemarke in Julies Leben.

Dieses Buch ist mit viel Empathie für seine Personen geschrieben und das überträgt sich auf die Leser, zwar sind manche Zufälle fast schon zu viel und manche Wendung erscheint zu märchenhaft, aber gerade das macht den Reiz dieser Geschichte aus. Nicht umsonst liebt Julie die Geschichte des „Kleinen Prinzen“.

Obwohl Tränen, Herzschmerz und Glück hier ganz nah beieinander liegen, wird es selten zu kitschig oder rührselig, denn immer rechtzeitig kommt einer der erwähnten Monologe von Julie.
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Veröffentlicht am 11.03.2021

Der Tote von Bargsand

Mordsand
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Ein behutsamer Beginn lässt die Zeit, die Protagonisten und das Umfeld kennenzulernen und sich die Entwicklung von Frida und Bjarne Haverkorn in Erinnerung zu rufen. Für Neuleser finde ich das sehr gut ...

Ein behutsamer Beginn lässt die Zeit, die Protagonisten und das Umfeld kennenzulernen und sich die Entwicklung von Frida und Bjarne Haverkorn in Erinnerung zu rufen. Für Neuleser finde ich das sehr gut und obwohl ich alle Bände der Elbmarsch-Serie kenne, ist das eine prima Aktualisierung.

Am Ufer einer Elbinsel hat die Flut ein Skelett freigespült. Kein aktuelles Geschehen, die Knochen liegen seit 30 Jahren im Schlick, aber die Haltung und die Seilreste zeigen, dass es ein Mordopfer war. Dann wird nur wenige Tage danach ein weiterer Toter gefunden, ebenfalls auf eine Elbinsel, die gleiche Haltung, die gleiche Fesselung. Die zweite Leiche führt die Ermittler auf eine erste Spur und die weist in die ehemalige DDR und zwar zu den Jugendwerkhöfen genannten Erziehungsheime. Besonders der Hof in Torgau scheint eher einem Arbeitslager geglichen zu haben, im Volksmund damals auch Margots (Honecker) Kinder-KZ genannt.

Die Autorin lässt ihren Roman auf zwei Zeitebenen spielen, die gegenwärtigen Ermittlungen von Frida und ihren Kollegen ergänzen die Erlebnisse einiger Jugendlicher im Jugendwerkhof zu DDR-Zeiten. Besonders dieser Handlungsstrang ist eindringlich und schwer auszuhalten.

Neben den Ermittlungen lässt Romy Fölck auch Einblicke in Frida und Bjarnes Privatleben zu, vielleicht mehr als in den vorangegangen Bänden, aber immer in perfekter Mischung zu den Ermittlungen. Das hat mir sehr gut gefallen, Frida und Bjarne Haverkorn werden dadurch noch menschlicher. Auch die Ereignisse auf dem Apfelhof der Paulsens sind eine unterhaltsame Ergänzung.

Romy Fölck hat einen sehr wendungsreichen Plot komponiert, der die Spannung kontinuierlich steigern kann. Dabei gefielen mir auch die abwechselnden Erzählperspektiven. Was die Beamten über die Jugendwerkhöfe herausfinden, ist ein interessanter, zeitgeschichtlicher Aspekt, den man mit dem beigefügten Link im Nachwort noch vertiefen kann. Die genaue Recherche der Themen ihrer Kriminalromane finde ich bei der Autorin immer bemerkenswert.

So hat mich auch das neue Buch von Romy Fölck überzeugt.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Witzig und gelungen

Der weiße Heilbutt
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Ein Fredenbüller kann nicht allein in Urlaub fahren! So finden wir auf Amrum gleich die halbe Mannschaft von „de Hidde Kist“, Nicole mit dem kleinen Finn und natürlich Thies, denn auch die Polizei darf ...

Ein Fredenbüller kann nicht allein in Urlaub fahren! So finden wir auf Amrum gleich die halbe Mannschaft von „de Hidde Kist“, Nicole mit dem kleinen Finn und natürlich Thies, denn auch die Polizei darf Urlaub machen.

Aber nur auf Amrum das Strandleben genießen und aus Antjes hübscher Kühltasche mit dem Kirschmuster Krabbenbrötchen und Kartoffelsalat futtern, ist ihnen nicht vergönnt. Finn findet beim Sandbuddeln einen abgetrennten Frauenfuß mit auffälligem Nagellack. Thies wird sofort amtlich und der Fuß zwecks Kühlhaltung bis zur Untersuchung in Antjes Tasche zwischengelagert. Natürlich akkurat in einer Plastiktüte verpackt. Das kann sich Influencerin Bibi nicht entgehen lassen und postet gleich ein Foto der besonders gefüllten Kühltascheum die Anzahl der Likes zu erhöhen, was sich später noch als großer Fehler erweisen sollte.

Hat der weiße Heilbutt zugeschlagen? Der riesige Fisch macht den Strand unsicher und nicht nur den Feriengästen kommt Spielbergs Film mit dem weißen Hai in den Sinn. Boy Boyksen will gleich mit seinem Boot auslaufen, der alte Mann will sich dem Kampf mit dem Meer und dem Fisch stellen und ein Käptn Ahab darf in der Geschichte auch nicht fehlen.

Thies und Nicole machen sich also, unterstützt von den Fredenbüllern, an die Ermittlungsarbeit und haben gleich einige interessante Details im Visier. Was will der Bauunternehmer Pohlmann auf der Insel, wieso rennen plötzlich alle in das Feinschmeckerrestaurant Thor und was planen die Aktivisten von „Dienstag für Dorsche“?

Die Kriminalkomödie von Krischan Koch ist wie eine frische Nordseebrise. Witzig und liebenswert gleichermaßen. Über all den Verwicklungen kommt natürlich die Ermittlungsarbeit nicht zu kurz. Thies und Nicole sind ja schon seit 9 Fällen ein eingespieltes Team. Es hat mir Spaß gemacht, die Bekanntschaft mit der Truppe zu erneuern und neue Entwicklungen zu verfolgen. Ich denke, auch Neueinsteiger ohne Vorkenntnisse können dieses Buch genießen.

Koch hat eine unnachahmliche Art zu schreiben, seine Seitenhiebe auf Modeerscheinungen sind Spitze. Ob es das allgewärtige Selfie ist oder die esoterisch angehauchte Entspannungstrainerin Birte Birkenstolz, die die kreativer Seite der Langeweile auslotet oder die Schickimicki Gäste im Thor, alle werden spitzfindig auf’s Korn genommen.

Das ist Lesevergnügen pur, besonders weil Koch nie seine skurrilen Gags in Albernheit abrutschen lässt. So darf ich mich köstlich amüsieren und gern auch mal lachen. Außerdem stillt Krischan Koch in diesen reisearmen Zeiten ein wenig das Verlangen nach Nordseeküste und Inselfeeling.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Immer wieder gekonnt

Fürchte dich vor morgen
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Ausgerechnet Kommissar Bodo Völxen findet beim Pilzesammeln im Deister eine Leiche. Die Tote ist eine junge Frau und in ihrer Brust steckt eine Saufeder, ein Speer wie man ihn früher zur Wildschweinjagd ...

Ausgerechnet Kommissar Bodo Völxen findet beim Pilzesammeln im Deister eine Leiche. Die Tote ist eine junge Frau und in ihrer Brust steckt eine Saufeder, ein Speer wie man ihn früher zur Wildschweinjagd verwendete. Das wirkt wie ein Hinweis und Völxen und sein Team ermitteln in der Prepper-Szene. Der Vater der jungen Frau ist ein Anhänger und hat einen Hof zur Festung ausgebaut, inclusive autarker Strom-und Wasserversorgung und Lebensmittelvorräte und Bunker.

Ich bin ein Fan der Hannover-Krimi von Susanne Mischke und habe Bodo Völxen und seine Kollegen von Anfang an begleitet und ihre Entwicklung verfolgt. Der Macho Rodriguez ist inzwischen Vater und sehnt seinen Vaterschaftsurlaub herbei, Oda ist ebenfalls verheiratet und scheint ein wenig von ihrem Biss verloren zu haben, nur Völxen bleibt unerschütterlich der Alte auch wenn er noch ein wenig schwerer und behäbiger geworden ist.

Wie immer bei der Autorin ist der Plot gut und logisch entwickelt, es gibt einige Finten die sehr schlüssig in die Handlung passen und so die Spannung bis zum Ende hoch halten. Viele aktuelle Bezüge machen ebenfalls den Reiz aus, die Prepper und Staatsverweigerer nehmen auch in der Presse immer wieder Raum ein und als Hintergrund für einen Krimi gefiel mir die Szenerie ganz ausgezeichnet. Mir schien das auch sehr detailliert recherchiert und aufbereitet.
Die Autorin schreibt konventionelle Krimis, die dargestellte Polizeiarbeit ist realistisch, aber es gelingt ihr immer wieder den typischen Humor ihrer Reihe einzubauen. Ein Augenzwinkern ist immer dabei, das macht die Geschichten über die Spannung hinaus auch so sympathisch.

Auch wenn ich finde, dass der 10. Fall vielleicht nicht der stärkste Band der Reihe geworden ist, hat sich das Warten darauf gelohnt und ich hoffe, dass Susanne Mischke auch weiterhin ihrem Hannover-Setting treu bleibt.

Mein Fazit: ein gut und kurzweilig zu lesender Krimi, realistisch, spannend und hochaktuell.

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