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Veröffentlicht am 27.05.2021

Paartherapie auf Dänisch

Sex ist immer noch schön, aber Weihnachten ist öfter
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„Wenn die Kinder aus dem Haus und der Hund tot, fängt das Leben an…..“ Ist diese Volksweisheit wirklich richtig? Morten und Anna machen eine ganz andere Erfahrung. Haben sie sich auf diese Zeit gefreut, ...

„Wenn die Kinder aus dem Haus und der Hund tot, fängt das Leben an…..“ Ist diese Volksweisheit wirklich richtig? Morten und Anna machen eine ganz andere Erfahrung. Haben sie sich auf diese Zeit gefreut, ist ihre Beziehung plötzlich aus den Fugen geraten. Missverständnisse, Ärger und die Frage „Lieben wir uns eigentlich noch?“ stehen im Raum. Auch ein Paartherapeut trägt nicht zur Lösung der Frage bei.

Doch dann soll ein gemeinsamer Sommer auf einer kleinen dänischen Insel die Beziehung retten. Es wird ein turbulenter Sommer, der Anna und Morten vor viele Fragen und Probleme stellt.

Auch wenn der Titel und die Inhaltsbeschreibung amüsant und unterhaltend klingen und dieses Versprechen auch hervorragend eingelöst wird, habe ich sehr viel Wahres und Tiefgang in der Geschichte gefunden. Bei so mancher Szene konnte ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen, musste mir aber gleichzeitig auch an die eigene Nase fassen.

Ja, die Autorin hat sehr Lebenserfahrung und Empathie in ihrem Roman verarbeitet und weil sie es auf so eine unterhaltsame, leichte Art macht, fühlt man sich in diesem Buch so richtig wohl. Die kleine, fiktive Insel scheint wie ein Sehnsuchtsort zu sein, an dem man wieder zu sich und zu seiner Liebe findet. So fiktiv wie Insel, soll auch der Roman sein – aber ganz ehrlich – das haben schon viele Paare so erlebt und sie werden alle sagen, so ist das wirkliche Leben.

Wer Unterhaltung möchte und auch gern einmal spontan über Szenen lachen kann und dennoch einen gewissen Anspruch an ein Buch hat, findet hier genau die richtige Lektüre.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

In die Falle getappt

Ostseefalle
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Ein altes Bauernhaus soll saniert werden, die Käufer machen sich mit Elan an die Aufgabe. Dann entdecken sie im Keller, zwischen allerhand alter Theaterrequisten, einen Totenschädel. Es beschleicht sie ...

Ein altes Bauernhaus soll saniert werden, die Käufer machen sich mit Elan an die Aufgabe. Dann entdecken sie im Keller, zwischen allerhand alter Theaterrequisten, einen Totenschädel. Es beschleicht sie der Verdacht, dass es sich dabei um ein echtes Teil eines Skeletts handelt. Die Polizei findet auch schnell heraus, dass es sich um den Schädel einer seit 10 Jahren vermissten jungen Frau handelt.

Pia Korittke nimmt die Nachforschungen zu dem damals ungelösten Fall auf. Doch schon sehr bald stellt sich heraus, dass sie persönlich sehr viel stärker involviert ist, als gedacht. Als sie in eine raffiniert gelegte Falle stolpert, gerät sie in tödliche Gefahr.

Der 16. Band der Ostsee-Krimis um Pia Korittke baut ein wenig auf den Vorgängern auf, was aber für Neueinsteiger kein Problem darstellt. Alle relevanten Fakten erfährt man in kurzen, geschickt eingebauten Erklärungen. Der Plot stellt Pia und ihre Polizeiarbeit dieses Mal in den Vordergrund und schnell erkennt man Rache als treibende Kraft hinter dem Fall. Das ist sehr spannend erzählt, lässt aber bald den Cold Case in den Hintergrund treten. Man erfährt viel über den Charakter der jungen Ermittlerin, ihre Vergangenheit und ihre Probleme ihren Job mit ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter unter einen Hut zu bringen.

Der schnelle Szenen- und Perspektivwechsel bringt hohes Tempo in den Roman und auch die Nebenhandlungen sind stringent in die Geschichte eingebaut. Ganz geschickt endet der Roman mit einen Cliffhanger, so wird die Neugierde sehr hoch gehalten, ob und wie es Pia gelingt, mit der weiter bestehenden Bedrohung fertig zu werden. Wobei mir das Ende sehr überstürzt vorkam, obwohl sich alles sehr schlüssig auflöste und keine Fragen offen blieben.

Wie immer bei Eva Almstädt ist der landschaftliche Hintergrund und das Küstenflair eine schöne Abrundung.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Gefährliches Wochenende

Provenzalischer Sturm
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Ein romantisches Wochenende in einem luxuriösen Hotel – für Piere Durand genau der richtige Rahmen um Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Dass im Schlosshotel grade Dreharbeiten für eine Koch-Challenge ...

Ein romantisches Wochenende in einem luxuriösen Hotel – für Piere Durand genau der richtige Rahmen um Charlotte einen Heiratsantrag zu machen. Dass im Schlosshotel grade Dreharbeiten für eine Koch-Challenge stattfinden, ist nur eine kleine Einschränkung, die zudem zu einem großen Preisnachlass führte. Sonst wäre das Hotel wohl unerschwinglich gewesen. Zu seinem Leidwesen lädt Charlotte auch ganz spontan die beiden Väter dazu ein.

Doch die Freude währt nicht lange, nicht nur dass sich die Väter nicht verstehen, auch ein Todesfall trübt die Stimmung. Dann springt Charlotte spontan für eine verhinderte Teilnehmerin in der Show ein und gerät plötzlich in Gefahr.

Die Piere-Durand-Reihe von Sophie Bonnet ist immer ein lesenswerter Kurzausflug in die Provence. Die Autorin bindet die Landschaft immer sehr harmonisch in ihre Krimis ein. Da passt die Umgebung, die mediterrane Atmosphäre immer sehr gut zu ihren Plots. Ich mag das sehr, weil sie mich immer in richtige Stimmung versetzt und ihre Krimis eine kleine Auszeit vom Alltag sind.

Pierre Durand und Charlotte sind sehr liebenswert, sympathische Figuren und als Ermittler ist Pierre den örtlichen Beamten immer eine Nasenlänge voraus. Kein Wunder, denn schließlich ist er selbst in den Fall involviert.

Auch die Provence und ihre Weinlagen sind längst ins Blickfeld von internationalen Investoren gerückt und kleine, unabhängige Winzer haben es schwer, trotz bester Qualität, sich dagegen zu behaupten. Das wird sehr kenntnisreich in Szene gesetzt und so erfahre ich – ganz nebenbei – eine Menge über Weinbau, Lagen und Rebsorten. Das wirkt überhaupt nicht aufgesetzt, ist sogar ein wichtiger Teil des spannenden Plots.

Die Mischung aus Spannung, Landschaft und Kulinarik ist bei der Autorin immer sehr rund und macht für Qualität dieser Reihe aus. Sie schreibt fesselnd, auch immer mit einem charmanten Augenzwinkern und was will ich mehr.

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Im Korsett der Siebziger Jahre

Freiflug
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Wer kennt heute noch den Namen Rita Maiburg? Nur drei-vier kleine Straßen tragen ihren Namen und doch hat die junge Frau etwas Besonderes gewagt: Sie klagte auf Einstellung als Pilotin bei der Lufthansa. ...

Wer kennt heute noch den Namen Rita Maiburg? Nur drei-vier kleine Straßen tragen ihren Namen und doch hat die junge Frau etwas Besonderes gewagt: Sie klagte auf Einstellung als Pilotin bei der Lufthansa. Das war 1974 und die Gleichberechtigung der Frauen in Familie und Beruf noch meilenweit entfernt.

Christine Drews nahm diese Geschichte als Hintergrund für ihren Roman „Freiflug“. Allerdings täuscht hier der Klappentext ein wenig, denn Rita Maiburgs Fall ist nur der Aufhänger für die fiktive Geschichte um die junge Anwältin Katharina Berner. Auch sie eine Frau, die sich nicht in das Korsett pressen lassen, dass für junge Frauen damals vorgesehen war.

Interessant auch wie Drews die verschiedenen Generationen skizziert. Katharina als Nachzüglerin und ihre älteren Schwestern trennen Welten. Sie können, genau wie Eltern, ihre Lebenspläne überhaupt nicht nachvollziehen.

Mir hat dieser Roman ausgesprochen gut gefallen. Ich habe die 70ger Jahre als Mädchen schon sehr bewusst erlebt und vieles, was hier thematisiert wurde, kenne ich aus eigener Erfahrung. Das Zeitbild ist unglaublich lebendig und farbig erzählt und es machte beim Lesen stellenweise richtig wütend, wie über Mädchen und Frauen entschieden wurde. Gut, dass wir heute schon sehr viel weiter sind, auch wenn zu absoluter Gleichberechtigung noch vieles fehlt. Daneben entsteht auch ein stimmiges Bild der Bundesrepublik dieser Zeit. Schüler und Studenten werden aktiver, mit dem Bulli nach Afghanistan ist groß in Mode, die jungen Leute leben freizügiger. Also fast wie eine kleine Geschichte der BRD.

Ich finde das Zeitbild auch sehr stimmig, es weckt viele Erinnerungen. Allerdings über einen Ausdruck bin ich gestolpert, auf Seite 86 wurde gescherzt und das Wort "Nippel-Gate" fiel. Der Ausdruck wurde erst 2004 durch den Janet Jackson-Auftritt geprägt und der Watergate-Skandal, die Urform aller später "....Gates" war auch erst im Herbst 74. Das ist also ein Ausrutscher.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich mochte gar nicht aufhören zu lesen und er weckte viele Erinnerungen an diese Zeit. Insofern war ich wahrscheinlich genau die Zielgruppe. Jüngere Leserinnen werden sich kaum vorstellen können, wie es vor knapp 50 Jahren mit der weiblichen Selbstbestimmung so war.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Abgründig und düster

Letzte Ehre
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ariza Nasri gilt als Verhörspezialistin, sie ist nicht unumstritten, nicht jedem gefällt ihre Vorgehensweise. Vielleicht ist es gerade ihre gebrochene Biografie, die ihr das Gespür für Schwingungen, nicht ...

ariza Nasri gilt als Verhörspezialistin, sie ist nicht unumstritten, nicht jedem gefällt ihre Vorgehensweise. Vielleicht ist es gerade ihre gebrochene Biografie, die ihr das Gespür für Schwingungen, nicht Ausgesprochenes gibt.

Stefan Barig sitzt vor ihr. Die 17jährige Tochter seiner Lebensgefährtin ist spurlos verschwunden. Seine Aussagen sind auf den ersten Blick schlüssig, aber Fariza spürt etwas Verborgenes und es gelingt ihr, seine Aussagen zu erschüttern.

Es geht um Macht und Machtfantasien, den männlichen Blick auf weibliche, auch kindliche Opfer. Ani verbreitet in seinem Buch eine Düsternis, die mir sehr nahe ging. Gerade das Unausgesprochene, die Gedanken von Opfer, Täter und Ermittlerin Nasri verwebt sich zu einem Buch, das unter die Haut geht. Die einzelnen Szenen fügen sich nur langsam zu einem Ganzen und ich musste beim Lesen oft unterbrechen, weil es mir auf’s Gemüt schlug. Es dauert, bis sich die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenfügen, die Handlung folgt nicht unbedingt den linearen Krimi-Ermittlungen. Beeindruckend war für mich die Charakterisierung der Kriminalbeamtin Fariza Nasri. Ein vielschichtiger Charakter, in sich gekehrt, Einzelgängerin und doch zu Empathie fähig. Sie kann den Menschen tief in die Seele blicken und das ist mehr als einmal erschreckend.

Ani schreibt keine leicht zu konsumierenden Krimis, er lässt den Leser oft allein mit seinen Gedanken und das macht auch den Reiz dieses Autors aus. Er setzt ein Kopfkino in Gang und ich muss mich fast dagegen wehren, dass das mich das Buch tagelang beherrscht. Die Thematik ist düster und leider aktuell und mich hat das Buch manchmal an meine Grenzen gebracht.

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