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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2016

Inspecteur Sebag hat den Blues

Rabenschwarzer Winter
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Die Vorweihnachtszeit beginnt nicht sehr gut für Gilles Sebag, den Polizeiinspektor aus Perpignan. Schon länger vermutet er, dass seine Frau Claire ihn betrügt, nun hat er Gewissheit. Das führt in an den ...

Die Vorweihnachtszeit beginnt nicht sehr gut für Gilles Sebag, den Polizeiinspektor aus Perpignan. Schon länger vermutet er, dass seine Frau Claire ihn betrügt, nun hat er Gewissheit. Das führt in an den Rand einer existentiellen Krise, er liebt seine Frau noch immer, er kann ihr vielleicht verzeihen, aber die Wut und die Enttäuschung bleibt.
Ausgerechnet in dieser Situation ermittelt er in einem Mord an einer untreuen Ehefrau. Der Ehemann ist geständig, auch er hat die Demütigung nicht ertragen und Sebag fühlt sich unangenehm an seine Situation erinnert. Aber trotzdem, wenn auch gebremst durch zu viel Whiskey, sein Verstand bleibt wach. Etwas stimmt nicht am Geständnis des Ehemanns, als eine weitere Verzweiflungstat eines gehörnten Ehemanns über die Weihnachtstage die Polizei beschäftigt, treten seine persönlichen Schwierigkeiten in den Hintergrund.
Im Gegensatz zu manchen Frankreichkrimis, die die jeweilige Landschaft im Untertitel tragen, ist der „Roussillon-Krimi“ von Philippe Georget kein Urlaubskrimi. Sicher spielt die Landschaft und ihre typischen Bewohner eine Rolle, aber nie hat man das Gefühl einen Urlaubskrimi zu lesen. Die Idee, den ermittelnden Sebag in die gleiche Situation zu bringen, wie die des Mörders, ergibt eine interessante Konstellation. Sebag muss sich immer wieder hinterfragen, seine Handlungen auf den Prüfstand stellen. Die persönliche Verwicklung wird zu einem prägenden Teil des Buches und der Protagonist zur Leitfigur. Mir war es stellenweise zu viel, die Krimihandlung geriet fast in den Hintergrund, wenn Sebag seine Eheprobleme wälzt und über Ehebruch und Versöhnung philosophiert. Trotzdem laufen er und sein Team zu Höchstform auf um diese ungewöhnliche Serie von Mord und Selbstmord aufzuklären.
Auch wenn ich das Buch nicht ganz so spannend fand, die die beiden vorangegangen Bücher, sind die Krimis von Philippe Georget immer eine Empfehlung für Krimifans.

Veröffentlicht am 22.10.2016

Tödliche Schnitzeljagde

Altherrenjagd
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Für Alfred Sanktjohanser, kurz der Sanktus, sind die Treffen mit Dr. Engler und seiner Familie immer ein Graus. Aber was soll er machen, wenn seine Kathi und die Frau Engler so gut miteinander können. ...

Für Alfred Sanktjohanser, kurz der Sanktus, sind die Treffen mit Dr. Engler und seiner Familie immer ein Graus. Aber was soll er machen, wenn seine Kathi und die Frau Engler so gut miteinander können. Als dann Kübrich, der Kollege aus Englers Kanzlei spurlos verschwindet und rätselhafte Mails auftauchen, ist klar, dass Sanktus zusammen mit seinen Spezln aus der Sternbrauerei sich wieder einmischen. Schließlich hat er schon Erfahrung und als Expolizist immer noch einen guten Draht zu Kommissar Birbichler. Bald wird sein Spürsinn auf eine harte Probe gestellt, wie bei einer Schnitzeljagd, oder besser, einem High Core Geocaching, tauchen immer neue Hinweise auf. Als es einen zweiten Vermissten gibt, deutet alles auf eine Studentenverbindung hin und Dr. Engler führt Sanktus in die Geheimnisse der Burschenschaften ein, deren Trinkfestigkeit sogar den Sanktus fast an seine Grenzen führen.


Auch das zweite Buch von Andreas Schröfl ist eine gelungene Krimikomödie. Burschenschaften und Münchner Bierseligkeit ergeben eine gute Mischung. Die verschiedenen Dialekte, Sanktus‘ Spezln kommen aus Schwaben, Italien, Preußen und einen Inder gibt es auch noch, machen spürbar dem Autor und auch dem Leser Spaß. Dann gibt es noch einen überkorrekten Franken als Polizisten, damit ist das Dialektspektrum fast abgedeckt.

Wenn Sanktus sinniert und der Erzähler aus dem Off in lakonischen Halbsätzen die Handlung vorantreibt, kommt mir gleich der legendäre Brenner von W. Haas in den Sinn. Das sind dann für mich die stärksten Abschnitte, denn manche Erklärungen, zum Beispiel zu den Burschenschaften, sind mir dagegen fast zu lang geraten.


Altherrenjagd“ ist ein Regionalkrimi in Bestform, humorvoll, hintersinnig und spannend. Mir hat dieses Buch viel Spaß gemacht und ich musste mehrmals laut lachen. Mit dem Sanktus hat Autor Andreas Schröfl ein uriges Münchner Original geschaffen, dem man noch viele ungelöste Fälle wünscht

Veröffentlicht am 19.10.2016

Projekt Landleben

Landeier
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Wenn man Sebastian Kunze als arroganten Schnösel beschreibt, liegt man sicherlich nicht ganz falsch. Sollte er eine andere Seite haben, gelingt es ihm bisher sehr gut sie zu verbergen. Er sieht sich als ...

Wenn man Sebastian Kunze als arroganten Schnösel beschreibt, liegt man sicherlich nicht ganz falsch. Sollte er eine andere Seite haben, gelingt es ihm bisher sehr gut sie zu verbergen. Er sieht sich als Journalist, auch wenn seine Kolumne im Stadtmagazin Bernd & Susi immer unbedeutender wird. Die echten Berliner Insider Tipps holt man sich schon längst woanders. Trotzdem sieht man Sebastian überall, seine Kolumne ist gefürchtet und alles andere als politisch korrekt. Sebastian ist immer da, wo die "Szene" ist und bei diesen Events findet der Womanizer auch genügend Jagdbeute. Aber als das Stadtmagazin eingestellt wird und Sebastian ohne Job dasteht, sieht das schon ganz anders aus.


Melanie Kunze möchte auf’s Land. Dort bekommt sie im Handumdrehen eine Kassenzulassung für ihre Praxis als Psychotherapeutin und dort sieht sie auch eine Chance für ihr Projekt SK. Außerdem hält sie den Spreewald auch schöne Umgebung für ihre Kinder, wobei Sebastian von ihrer zweiten Schwangerschaft noch gar nichts weiß. Aber hat er denn eine Alternative ?


Was für ein gekonnter Unterhaltungsroman, spritzig und flott geschrieben mit einer sanften Prise Zynismus. Pure Leselust - witzig und nie flach, dazu eine geschliffene Sprache, die mit den bekannten Klischees spielt. Da macht es wirklich Spaß mit Sebastian in die Provinz zu ziehen, wahre Werte und wahre Freundschaft zu entdecken und in Melanies Tagebucheinträgen zu lesen. Davon hätte ich gern noch mehr gelesen, denn ihre Sicht auf die gemeinsamen Jahre ist mir etwas kurz gekommen.


Ich habe mich bestens unterhalten, schade war nur, dass ich das Buch so schnell ausgelesen habe.

Veröffentlicht am 18.10.2016

Ein Freundschaftsdienst

Stückerlweis
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„Stückerlweis“ werden die Toten von den Schienen der Münchner U Bahn geborgen. Es hätten tragische Unfälle sein können, wenn die Unfälle nicht innerhalb kurzer Zeit passiert wären und wenn die Opfer nicht ...

„Stückerlweis“ werden die Toten von den Schienen der Münchner U Bahn geborgen. Es hätten tragische Unfälle sein können, wenn die Unfälle nicht innerhalb kurzer Zeit passiert wären und wenn die Opfer nicht alle Lehrer gewesen wären. Obendrein wird auch bei den Opfern ein Zettel mit der anonymen Ankündigung Du wirst bald sterben gefunden.
Franz Wurmdobler von der Kripo macht sich zusammen mit seinem alten Spezi Max Reintaler, der inzwischen als Privatdetektiv arbeitet an die Ermittlungen.
Wenn man erst mal akzeptiert, dass ein Privatdetektiv aktiv einem Polizistenfreund hilft, dabei amtliche Zeugenbefragungen durchführt und auch sonst wie ein aktiver Polizist agiert, ist die Geschichte sehr schlüssig geschrieben. Akribische Spurensuche, Rückblenden in die Vergangenheit und durchgehend gut beschriebene Aktionen machen den Krimi ausgesprochen interessant und menschlich. Grade in den Rückblenden werden die Figuren besonders lebensnah beschrieben.
Man erfährt auch wieder ein Stückchen mehr aus Raintalers Privatleben und wie die lebenslange Freundschaft zu Franz Wurmdobler begann. Der Humor kommt auch nicht zu kurz, obwohl der Krimi im Ganzen etwas ernster als die früheren Fälle des Max Reintalers angelegt ist.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Rauchen kann tödlich sein

Killer-Tschick
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Die Soko Donau wird zu einem Leichenfund gerufen, eine alte alleinstehende Dame, die Obduktion ergibt eine Vergiftung durch Arsen und Rattengift. Die Frau war eine starke Raucherin und konsumierte meistens ...

Die Soko Donau wird zu einem Leichenfund gerufen, eine alte alleinstehende Dame, die Obduktion ergibt eine Vergiftung durch Arsen und Rattengift. Die Frau war eine starke Raucherin und konsumierte meistens Schmuggelware. In der Wohnung finden sie noch „Tschicks“ – österreichisch für Kippe – die einen hohen Giftgehalt aufweisen. Es wird nicht das einzige Opfer bleiben. Gleichzeitig ermitteln die Beamten bei einer Leiche, die gefoltert und mit hunderten Brandmalen im Prater gefunden wurde. Die Spuren führen zu Lu Dong, einem chinesischen Geschäftsmann, der nicht nur Restaurants betreibt, aber die Politik hält die Hand über ihn, vor allem in der Person von Kommerzialrat Danzenberger.
Penny Lanz und ihre Kollegen kommen üblen Machenschaften auf die Spur, aber noch übler scheint, dass der Gegner wohl immer einen Schritt voraus ist. Wem können sie noch trauen?
Der Krimi hat ein ordentliches Tempo und trickreiche Wendungen, die Handlung steigert sich in Rasanz und Spannung bis zum Schluss. Der Krimi ist lakonisch und witzig durch den Wiener Dialekt. Für alle, die dabei Hilfe brauchen: es gibt jede Menge Fußnoten und ein Glossar. Das Buch ist wirklich flott geschrieben und die Geschichte absolut realistisch, Wirtschaftskriminalität und Bandenkriege spielen auch in der Wirklichkeit eine große Rolle. Besonders in Wien, die Stadt ist schon traditionell ein Schmelztiegel und Einfallstor aus dem Osten. Es macht wirklich Spaß, diesen Roman zu lesen, der von den Figuren an eine bekannte österreichische TV-Serie angelehnt ist.
Lediglich das Coverbild hat mir persönlich nicht so gut gefallen, aber es soll wohl an die Fernsehserie erinnern.