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Veröffentlicht am 11.09.2021

Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe

Max und Moritz - Was wirklich geschah
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Tante Dörte macht sich große Sorgen um Max und Moritz. Ihr Vater hat die Witwe Bolte aus Finsterwalde in der tiefsten Mark Brandenburg geehelicht und ist nur kurz nach der Eheschließung verstorben. Seine ...

Tante Dörte macht sich große Sorgen um Max und Moritz. Ihr Vater hat die Witwe Bolte aus Finsterwalde in der tiefsten Mark Brandenburg geehelicht und ist nur kurz nach der Eheschließung verstorben. Seine beiden Jungs, die auf Betreiben der Stiefmutter in ein Internat verfrachtet wurden, sind nach der Beisetzung spurlos verschwunden. Auch ein seltsames Testament macht Tante Dörte stutzig. So bittet sie Karl-Dieter und dessen Freund Mütze, passenderweise Kriminalkommissar, mal nach dem Rechten zu sehen.

Finsterwalde – der Name passt, es gibt eine Mühle, eine Schneiderwerkstatt, das Gasthaus und die Kirche und die kleine Pension der Witwe. Schon bald stoßen die Freunde auf allerlei Ungereimtes und Gereimtes und kommen einer Geschichte auf die Spur, die so ganz anders war, als uns die Reime vorgaukeln.

Max und Moritz von Wilhelm Busch sind schon oft Thema von Neuinterpretationen gewesen und wurden auch schon aus strafrechtlicher Sicht untersucht. Das ist durchaus ein Zeichen von Anerkennung und der Leser, der seinen Wilhelm Busch kennt, wird die Abenteuer von Karl-Dieter und Mütze und nicht zu vergessen dem Spitz der Witwe Bolte, mit Vergnügen lesen.

Ein ausführliches Nachwort zur Entstehungsgeschichte und ein wenig aus den Jugendjahren Wilhelm Buschs – einige Streiche sollen dem jungen Wilhelm und seinem Jugendfreund Erich eingefallen sein – runden die Hommage an Max und Moritz ab.

Eine vergnügliche kleine Kriminalgeschichte.

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Symbol einer Liebe

Das Geheimnis der Hyazinthen
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Um ihrer krebskranken Mutter die letzten Monate so schön wie möglich zu gestalten, reibt sich Lilly auf. Einen letzten Wunsch äußert die Mutter, Lilly soll nach Portree auf der Insel Skye reisen und aus ...

Um ihrer krebskranken Mutter die letzten Monate so schön wie möglich zu gestalten, reibt sich Lilly auf. Einen letzten Wunsch äußert die Mutter, Lilly soll nach Portree auf der Insel Skye reisen und aus ihrem früheren Zuhause, einem alten Cottage, eine seltene Hyazintenzwiebel ausgraben, mit der sie besondere Erinnerungen verbindet.

Das Cottage steht schon lange leer, sieht genauso verwahrlost aus wie der Garten. Wie soll sie da die Blumenzwiebel finden? Unterstützung erhält sie von unerwarteter Seite. Liam, an den sie aus ihrer Kindheit keine guten Erinnerungen hat, hilft ihr. Auf Skye muss sich Lilly auch ihrer Vergangenheit stellen, dem lieblosen Vater, der die Familie im Stich ließ, dem Verlust ihrer Heimat und ein Geheimnis, dass ihre Mutter lange bewahrte.

Claudia Romes hat eine romantische und liebenswerte Geschichte erzählt. Ihre Figuren rühren den Leser an. Die Erwartungen die das zauberhafte, idyllische Titelbild weckt, werden in erfüllt. Eine schöne Liebesgeschichte, ein zartbitteres Schicksal und die Gewissheit, dass sich alles zum Guten wenden wird, macht das Lesen perfekt.

Ich habe die Geschichte sehr genossen, spielt sie doch auf einer Insel, die ich schon einmal kennenlernen konnte und die Erinnerungen an den Schauplatz waren ein besonderer Pluspunkt für mich.

Ein sehr schöne, anrührende Geschichte, die warmherzig und gefühlvoll erzählt wird.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Schwierige Ermittlungen

Mörderisches Kreta
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Drei junge Männer werden bestialisch ermordet und am Strand zur Schau gestellt. Ein Verbrechen, dass Kommissar Hyeronimos Galavakis an die Grenzen bringen wird. Die drei gehörten zu einer Clique aus besten ...

Drei junge Männer werden bestialisch ermordet und am Strand zur Schau gestellt. Ein Verbrechen, dass Kommissar Hyeronimos Galavakis an die Grenzen bringen wird. Die drei gehörten zu einer Clique aus besten Familien, haben sich öfters zu Partys getroffen und versucht ihre Homosexualität geheim zu halten. Die Eltern der Toten haben erheblichen Einfluss in Kirche und Politik und setzen alles daran, genaue Ermittlungen zu verhindern. Das war ein außergewöhnlicher Krimi für mich. Die Grundidee der Geschichte ist interessant und ich hatte keine Ahnung, dass in Griechenland und auch Kreta, die griechisch-orthodoxe Kirche einen so entscheidenden Einfluss auf das Leben hat. Außerdem ist die Einstellung zu Homosexualität geradezu mittelalterlich.

Der Kommissar Galavakis wird als „verschroben“ bezeichnet, was ich leicht untertrieben fand. Er kann Auren sehen, schleppt selbst einige Traumata mit durchs Leben, bleibt aber dabei immer sehr sympathisch. Die Kollegen der Dienststelle sind alle recht sonderbar, mal cholerisch, mal von Neid zerfressen, das wirkte auf mich überzeichnet.

Echte Unterstützung findet er nur bei der Pathologien Penelope, die selbst homosexuell ist und mit Gavlakis die Vorschriften schon mal sehr weit auslegt. Die Ermittlungen leben von der Konfrontation des Kommissars mit den Eltern, hier finden sich alle Facetten von Schwulenhass, reaktionären Denken, Arroganz und versuchter Einflussnahme.

Die deutsche Autorin, die sehr viel in Zeit in Kreta verbringt, beschreibt die Insel als Kennerin. Das gefiel mir, man selbst nimmt doch die Insel als Touristin ganz anders wahr. Man sieht dann vieles mit anderen Augen. In Landschaftskrimis dürfen natürlich auch kulinarische Details nicht fehlen, Frau Vertidi liefert im Anhang noch einige Rezepte dazu.

Wichtiger fand ich aber das Nachwort, in dem sie ausführlicher auf die Situation homosexueller Menschen in einer orthodox geprägten Umgebung eingeht.

Insgesamt ein spannender Krimi mit einem relevanten Thema.

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Veröffentlicht am 01.09.2021

Hohenlohe Krimi mit sympathischen Ermittlern

Die Kuh gräbt nicht nach Gold
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Mit „Die Kuh gräbt nicht nach Gold“ geht es für mich zum dritten Mal ins Hohenlohische. Milka Mayr, die taffe Hof-und Landwirtschaftsmanagerin genießt die wenige Freizeit mit ihrem Freund, dem Polizeikommissar ...

Mit „Die Kuh gräbt nicht nach Gold“ geht es für mich zum dritten Mal ins Hohenlohische. Milka Mayr, die taffe Hof-und Landwirtschaftsmanagerin genießt die wenige Freizeit mit ihrem Freund, dem Polizeikommissar Paul Eichert. Eine Kanufahrt auf der Jagst ist idyllisch. Wenn da nicht Milka einen Toten erspäht hätte, der sich im Geäst des Flüsschens verfangen hätte. Das ist das Ende des romantischen Ausflugs aber der Beginn für interessante Ermittlungen, in die sich Milka wie gewohnt einbringt. Dieses Mal sogar mit fast offiziellen Anstrich, denn einige ihrer Beobachtungen sind bedeutsam.

Besonders als sie bemerkt, dass der Chef des Toten mit seinem Aston Martin genau wie sie an der Oldtimer-Rallye teilnimmt. Endlich ist ihr Käfer eigenhändig fertig restauriert und sie will auf der Rundfahrt punkten, doch dann explodiert vor ihren Augen der Aston Martin.

Die Hohenlohe-Krimis von Bernd Gunthers kommen im gemütlichen schwäbischen Tempo daher. Das heißt nicht, dass es an der Spannung fehlt, aber der Autor nimmt sich Zeit seine Figuren zu entwickeln und mit kleinen, immer wissenswerten Einsprengseln, Land und Leute vorzustellen.

Zwei anfangs sehr verschiedene Handlungsstränge halten die Spannung die ganze Handlung über sehr hoch und allmählich enthüllen sich dem Leser die Zusammenhänge.

Milka ist der Prototyp der modernen Landfrau. Firm in allen geschäftlichen Belangen, modernem Marketing inklusive, aber auch nie zu abgehoben um nicht auch im Kuhstall auszuhelfen. Dieser geballten Frauenpower steht Paul manchmal ein wenig hilflos gegenüber, aber eigentlich ist er ganz froh, dass er sich bei seinen Ermittlungen auch auf Milkas Hilfe und ihren scharfen Blick verlassen kann. Paul Eichert, erst vor einigen Jahren aus Hamburg in den Süden gekommen, muss sich in manchem immer noch an die Lebensart gewöhnen, aber auch da leistet Milka Hilfe.

Da die Fälle alle in sich geschlossen sind, kann man jederzeit in die Reihe einsteigen.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Briefe und Café con leche

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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Pedro Fernándes Garcia ist Postbote auf Lanzarote, so wie sein Vater und Großvater schon vor ihm. Stolz trägt er die Uniform der Königlichen Post, aber die Idylle hat Risse. Es wird kaum noch geschrieben, ...

Pedro Fernándes Garcia ist Postbote auf Lanzarote, so wie sein Vater und Großvater schon vor ihm. Stolz trägt er die Uniform der Königlichen Post, aber die Idylle hat Risse. Es wird kaum noch geschrieben, mit vielen Umwegen und Pausen versucht er den Anschein zu erwecken, dass seine Zustellroute noch unverzichtbar ist.

Seine Liebe gilt seiner Lebensgefährten und deren Sohn Miguel. Aber bald gerät sein Leben aus den Fugen, Carlota zieht mit dem Sohn nach Barcelona und er selbst erkennt, dass an den Erzählungen seines Vaters und Großvaters so einiges nicht stimmt. Zusammen mit seinem verrückten Freund Tenaro und dem Flüchtling Amado versucht er mit einem aberwitzigen Plan seine Familie zurückzuholen.

Moritz Rinke hat einen sehr poetischen Roman geschrieben, das Leben eines Postboten hat ja schon einen berühmten literarischen Vorgänger, Skarmetas „Mit brennender Geduld“ und auch hier darf eine wichtige literarische Persönlichkeit nicht fehlen. José Saramago lebt auf Lanzarote und Pedro würde zu gerne eine Widmung von ihm erhalten.

Rinke lässt seinen Helden wider Willen in absurde Lagen geraten und Pedro erweist sich als liebenswerter Alltagsphilosoph, der nicht immer ganz den realen Lebensanforderungen gewachsen ist. Aber letztendlich geht er immer gestärkt aus den Situationen hervor.

Mir hat diese feine Geschichte sehr gut gefallen, die Bezüge zur jüngeren spanischen Vergangenheit sind und bleiben aktuell. Pedro muss sich auch mit der Vergangenheit des Vaters und Großvaters auseinandersetzen, Franco ist noch sehr lebendig in den Köpfen der Insulaner. So verbinden sich die vielen kleinen Nebengeschichten zu einem großartigen Roman mit einem liebenswerten Protagonisten.

Man spürt die Lust des Autors am Fabulieren, mal ist es skurril, mal tragisch, mal menschlich. Das macht für mich einen guten Roman aus.

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