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Veröffentlicht am 19.05.2021

Loslassen und Neuanfang

Der Himmel ist hier weiter als anderswo
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Felicitas hat das Leben übel mitgespielt. Jung wurde sie Witwe und steht nun mit ihren vier Kindern allein da. Ihre Wohnung wurde ihr gekündigt und seit den dramatischen Ereignissen um Jans Tod, kann und ...

Felicitas hat das Leben übel mitgespielt. Jung wurde sie Witwe und steht nun mit ihren vier Kindern allein da. Ihre Wohnung wurde ihr gekündigt und seit den dramatischen Ereignissen um Jans Tod, kann und mag sie ihre Geige nicht mehr zur Hand nehmen. Damit fällt ihr Verdienst als Orchestermusikerin und Geigenlehrerin weg. Als sie auf einem Immobilienportal ein altes großes Haus im Alten Land entdeckt – ein ehemaliger Gasthof – kauft sie ihn spontan. Endlich Platz für ihre Kinder und private Geigenstunden kann sie sicher auch dort geben.

Aber es ist alles nicht so rosig, der Bau ist marode und die Sanierungskosten übersteigen bald ihre Möglichkeiten und auch ihre Kinder sind fordernd. Nicht alle Dorfbewohner stehen ihr wohlwollend gegenüber, gut, dass wenigstens ein Nachbar, der Tischler Jesko ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.

„Der Himmel ist hier weiter als anderswo“ – der Titel hat mich sofort für das Buch eingenommen. Er weckt ein wenig Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach einer weiten Landschaft. Das Buch ist sehr schön geschrieben, die Autorin schafft es schnell, mich in das Leben von Fee und ihren Kindern zu ziehen. Ich habe den Gasthof vor mir gesehen, den verwilderten Garten und den maroden Bootssteg und hätte es am liebsten der Protagonistin nachgemacht und mich auf die Arbeit gestürzt.

Natürlich fehlen die Schwierigkeiten nicht, die Probleme mit der pubertierenden Tochter, dem schulmüden Sohn und der liebenswerten Martha, die ein ganz besonderes Kind ist. Der kleine Golo dagegen ist ein – manchmal altkluger – Sonnenschein, dem die Herzen zufliegen.

Die Autorin hat ihre Protagonisten sehr menschlich gezeichnet, sie wirkten wirklich immer echt und lebensnah. Ich hatte das Gefühl, dass Valerie Pauling ihre Figuren mit Sympathie erdacht hat.

Eine warmherzige Geschichte vom Loslassen und einem Neuanfang, natürlich ist die Liebesgeschichte mit Jesko schon vorprogrammiert, das hat mich aber nicht gestört. Auch das alle Probleme sich immer schnell in Wohlgefallen auflösen, darf in einem Roman so sein. Schließlich möchte ich mich unterhalten. Das ist der Autorin mit ihrem Buch auch sehr gut gelungen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Spannend und unterhaltsam

Krabbenchanson - Die Inselköchin ermittelt
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Was für ein heiteres Titelbild: Leuchturm, Küste Möwen und im Vordergrund ein lustiger Esel. Das versprach einen Nordsee-Krimi zum Wohlfühlen. Dann kam der traurige und düstere Prolog und ich fürchtete ...

Was für ein heiteres Titelbild: Leuchturm, Küste Möwen und im Vordergrund ein lustiger Esel. Das versprach einen Nordsee-Krimi zum Wohlfühlen. Dann kam der traurige und düstere Prolog und ich fürchtete um die Louise, die Protagonistin des Buches.

Louise hat eine unglückliche Liebesbeziehung mit einem geschiedenen Mann hinter sich. Seine Ex-Frau hatte allerdings das Geld und die Beziehungen. Die nutzte sie, um Louises Ruf in Frankreich als Spitzenköchin nachhaltig zu schaden. So flüchtet sie für eine Auszeit nach Pellworm, die Insel war ihr schon zu Kinderzeiten vertraut, wenn sie bei der geliebten Patentante Fine ihre Sommerferien verbringen durfte.

Pellworm tut Louises Seele gut, so gut, dass sie schon bald wieder Lust verspürt, die Kochmesser zu schwingen. Sie übernimmt auch das Catering für die Geburtstagsparty von Klas Thams, dem gefeierten Schlagerstar. Doch er überlebt die Party nicht.

Während der sympathische Inselpolizist Mommsen eher an einen Unfall glaubt, ist sich Louise sicher, dass Thams ermordet wurde und macht sich auf die Spurensuche.

Die Köchin Louise ist eine gelungene Figur der Autorin Lili Andersen und mit dem Setting Pellworm ist auch der Hintergrund sehr schön. Mit Louise kann man die Insel erkunden, die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten kennenlernen und sich die frische Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen. Als Louises Lust am Kochen wiederkehrt, darf man sich auch an den wunderbaren kulinarischen Köstlichkeiten erfreuen. Zuerst nur im Buch, aber da die Rezepte im Anhang abgedruckt sind, vielleicht schon bald auch auf dem Teller.

Ich habe mich mit dem Krimi sehr wohlgefühlt, er ist warmherzig und hat auch seine launigen Seiten, aber der Prolog deutet es schon an, es gibt auch einen düsteren Handlungsstrang. Diese Mischung hat die Autorin gut ausbalanciert. Das macht den Krimi auch sehr spannend, weil ich unwillkürlich mit rätseln und kombinieren musste.

Ein sehr schön geschriebener Pellwormkrimi mit einem Hauch französischem Flair.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Mandeln und Mord

Schweigendes Les Baux
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Im Februar zeigt sich in der Provence schon der Frühling. Die Mandelbäume blühen und auch Roger Blanc genießt vor seiner Mühle die milden Tage. Aber viel Muße hat er nicht. In einem alten Steinbruch bei ...

Im Februar zeigt sich in der Provence schon der Frühling. Die Mandelbäume blühen und auch Roger Blanc genießt vor seiner Mühle die milden Tage. Aber viel Muße hat er nicht. In einem alten Steinbruch bei Les Baux, der für Kunstausstellungen umfunktioniert wurde, liegt ein Mann mit durchgeschnittener Kehle. Es handelt sich um den Privatdetektiv Ripert, der sich auf Kunstraub spezialisiert hatte. Tatsächlich wurde er von Monsieur Féraud engagiert, den reichen Besitzer eines Mandelhains und Kunstsammler, der sich auf die lokale Künstlerin Adry Novoli spezialisiert hat. Aus seinem Besitz ist ein kleines Gemälde verschwunden, da nur die Familie oder enge Freunde dazu Zugang hatten, wollte er die Suche diskret einem Privatdetektiv übergeben.
Nicht ganz logisch für Blanc, da die Bilder der Malerin keinen hohen Geldwert hatten, Ripert als Experte dagegen sehr teuer war.

Aber es gibt noch mehr Ungereimtheiten in der Familie Féraud und auch Detektiv Ripert war noch einem weiteren, ganz anders gelagerten Fall auf der Spur.
Wie immer entwirft Cay Rademacher einen interessanten und vielschichtigen Plot, der von Beginn an spannend und auch ein wenig rätselhaft ist. Je weiter Blanc mit seinen Ermittlungen kommt, desto interessanter werden das Miträtseln und die Motivsuche für den Leser.

Für einen Autor der selbst in der Provence lebt, darf natürlich auch die Landschaft eine prägende Rolle spielen und diesen Hintergrund gestaltet Rademacher sehr genussvoll, ohne sich in belanglosen Beschreibungen zu verlieren. Inzwischen ist mir Blancs Mühle schon sehr vertraut und fast schon ein Sehnsuchtsort geworden. Blancs Privatleben ist wieder in ruhigere Bahnen gelenkt worden, nachdem das gefährliche Spiel mit der Affäre mit Madame le Juge sein Ende gefunden hat und auch auserzählt war.
Capitaine Blanc ist ein Polizist der sehr auf sein Team setzt und Marius Tonon ist ihm inzwischen ein guter Freund und Fabienne Souillard als Computerspezialistin unentbehrlich geworden. Mir gefällt die Entwicklung der Figuren im Lauf der einzelnen Fälle.

Aber jeder Fall ist völlig in sich geschlossen und man hat als Leser keine Wissenslücken, wenn man die vorgehenden Bücher nicht kennt.

Rademacher und Provence-Krimis, das passt!

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Leon Ritter auf der richtigen Spur

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
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Seit Jahren lebt der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter in seiner Wahlheimat Südfrankreich. Le Lavandou ist sein Zuhause geworden, dort lebt er mit Partnerin Capitaine Isabelle Morell und deren inzwischen ...

Seit Jahren lebt der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter in seiner Wahlheimat Südfrankreich. Le Lavandou ist sein Zuhause geworden, dort lebt er mit Partnerin Capitaine Isabelle Morell und deren inzwischen fast erwachsenen Tochter Lilou. Ihre Arbeit bringt es immer wieder mit sich, dass Leon und Isabelle gemeinsam an einem Fall arbeiten. So auch bei einen grausamen Fund. Der starke Regen der letzten Tage hat eine Kinderleiche angespült. Der Junge steckte in Mädchenkleidern, wurde grausam misshandelt und missbraucht und in einem Müllsack entsorgt.

Es wird nicht der einzige Leichenfund bleiben, denn es scheint mit dem toten Kind sind alte ungesühnte Verbrechen ans Licht gespült worden, in deren Mittelpunkt ein altes katholisches Internat steht.

Das ist schon der 7. Band von Remy Eyssen um den Rechtsmediziner Leon Ritter und ich habe noch keinen Band ausgelassen. Die Krimis sind in sich vollkommen abgeschlossen, also auch ohne Vorkenntnis genussvoll zu lesen. Ich schätze an dieser Reihe die ideenreichen Plots, die bestens in die Landschaft eingebettet sind. Landschaftsbeschreibungen machen auch den besonderen Reiz aus. Sie sind wohldosiert und vermitteln Atmosphäre ohne sich in endlosen Beschreibungen von Restaurants, Essensgepflogenheiten usw zu verlieren, wie es sonst öfters bei diesem Genre ist.

Leons Privatleben mit manchen Komplikationen begleiten den Krimi, aber auch sie sind wohltuend nebensächlich. Sie bereichern die Handlung, runden den Plot ab und zeigen die Entwicklung im Lauf der Reihe. Sie drängen aber in den Vordergrund. Diese ausgewogene Mischung finde ich bei Autor Eyssen immer wieder gelungen.

Die Charaktere sind gut ausgedacht. Bei Ritter sind typisch deutsche Eigenschaften eine gute Symbiose mit seiner Neigung zum französischen Lebensgefühl eingegangen. Isabelle Morell ist eine moderne Frau, die sich in ihrem Beruf gut durchsetzen kann, auch wenn sie immer wieder auf althergebrachtes südliches Machogehabe stößt, wie es Polizeichef Zerna exemplarisch verkörpert.

Alles in allem ein wirklich ausgezeichneter Krimi mit einem spannenden und leider auch aktuellen Plot.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Das vergessene Chateaux

Lavendel-Fluch
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Lilou, die junge Kommissarsanwärterin in Carpentras, bekommt es wieder mit einem hochspannenden und sehr speziellen Fall zu tun, bei dem – ohne es zu wissen – ein Fund von Freundin Claire große Bedeutung ...

Lilou, die junge Kommissarsanwärterin in Carpentras, bekommt es wieder mit einem hochspannenden und sehr speziellen Fall zu tun, bei dem – ohne es zu wissen – ein Fund von Freundin Claire große Bedeutung bekommt.

Aber der Reihe nach: In einem Weinberg wird ein Toter gefunden, erschossen mit einer Schrotflinte aus nächster Nähe. Es gibt keine Papiere und anfangs wenig Hinweise um den Mann zu identifizieren.

Claire hat bei einem Trödler einen hübschen kleinen Schreibtisch gekauft. Zusammen mit lilou will sie ihn in ihre Wohnung bugsieren, dabei öffnet sich eine geheime Lade mit einem alten Dokument. Der Kaufvertrag über das Chateau Madeleine. Doch ein Chateau mit diesem Namen finden weder Claire noch Lilou, auch im Katasteramt ist kein Hinweis zu finden.

Erst als Lilou den Toten identifizieren kann, ergibt sich eine Verbindung zum Zufallsfund. Doch Lilou ist offensichtlich schon dem Täter zu nah gekommen.

Eine junge Ermittlerin, frisch und unverbraucht mit Elan und Ideen, ich finde, das ist eine gute Abwechslung zu den üblichen männlichen Kommissaren. Deshalb machen mir die Provence – Krimis mit Lilou Braque auch immer sehr viel Spaß.

Das liegt natürlich auch daran, dass sie in einer meiner Lieblingslandschaft spielen. Die Provence kenne ich aus vielen Reisen und beim Lesen steigen natürlich die Erinnerungen hoch und ich habe fast bei jedem Ort die Bilder vor Augen. Carine Bernard hat auch ein Händchen für schöne Landschaftsbeschreibungen, sie kann sehr viel Atmosphäre damit vermitteln. Licht, Gerüche und Farben machen die Provence aus und genau das bringt die Autorin auch sehr gut rüber.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass in ihrem Krimi ein geschichtliches Thema bei der Lösung eine Rolle gespielt hat. Das machte die Handlung vielschichtig.

Deshalb war es für mich wieder ein gelungener Urlaubs-Krimi, der mir ein bisschen Vorgeschmack auf spätere Reisen vermittelt hat.

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