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Veröffentlicht am 02.03.2021

Dunkle Geheimnisse

Das Geheimnis der Themse
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Charlotte und Tom Ashdown sind zwei Jahre verheiratet. Eine glückliche Ehe, in der sich beide Partner auf Augenhöhe begegnen, nicht sehr häufig in viktorianischer Zeit. Einen kleinen Schatten gibt es allerdings, ...

Charlotte und Tom Ashdown sind zwei Jahre verheiratet. Eine glückliche Ehe, in der sich beide Partner auf Augenhöhe begegnen, nicht sehr häufig in viktorianischer Zeit. Einen kleinen Schatten gibt es allerdings, beide wünschen sich Kinder, die sich nicht einstellen wollen und ausgesprochene Vorwürfe stehen immer öfter zwischen ihnen.

Tom ist Journalist und Theaterkritiker und bekommt von seinem früheren Mentor, Sir Tristan Jellicoe, ein spannendes Buchprojekt angeboten. Ein Prachtband über die magischen Orte Londons soll entstehen und Tom ist sofort Feuer und Flamme, auch Charlotte beginnt sich für diese Thematik zu interessieren.

Doch dann wird an einem dieser Orte eine tote Frau gefunden und Charlotte und Tom beginnen ein wenig nachzuforschen und geraten tief in ein bedrohliches Netzwerk.

Geheimnisvoll, mystisch und sehr spannend. Susanne Goga hat ein Buch geschrieben, das genau die Atmosphäre der viktorianischen Schauergeschichten vermittelt. Man kann wunderbar in das geheimnisvolle London eintauchen, (der schön gezeichnete, historische Stadtplan in der Umschlagklappe ist ein echtes Plus) mit Tom und Charlotte auf den Spuren von Geheimbünden wandeln und natürlich auch ein wenig über die Hintergründe des Mordes spekulieren.

Die erwähnten magischen Orte in London haben mich gleich zum weiteren Nachforschen angeregt. Toll, wie die Autorin da recherchiert hat und in die Ereignisse in ihren Roman eingeflochten hat.

Wenn sich das Netz – vorallem um Charlotte – immer enger zieht, steigt die Spannung. Susanne Goga hat ein wunderbar bildhafte Sprache und konnte mich sofort fesseln. Dazu kommen ihre sehr gut gezeichneten Figuren, die facettenreich und lebendig ausgestaltet sind.

Das war wirklich eine gelungene Unterhaltung, Lesevergnügen vom Besten und da es bereits einen Roman mit Tom und Charlotte gab, werde ich den ersten Band sicher nachholen.

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Veröffentlicht am 25.02.2021

Bussi wider Willen in Tirol

Totentanz im Pulverschnee
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Dass sich Arno Bussi bei einer Liebschaft mit der Frau des Innenministers erwischen ließ, hat ihm eine Strafversetzung in die Statistikabteilung des Bundeskriminalamts eingetragen. Ein langweiliges Dasein, ...

Dass sich Arno Bussi bei einer Liebschaft mit der Frau des Innenministers erwischen ließ, hat ihm eine Strafversetzung in die Statistikabteilung des Bundeskriminalamts eingetragen. Ein langweiliges Dasein, zwar langweilt er sich dort, aber ein Urlaub in Tirol ist dennoch fast eine Strafe für ihn. Aber die Mama hat ihn überredet und Nachgeben ist einfacher als Widerstand.

In Maria Schnee erwartet ihn Ballermann-Getöse. Das Dorf rüstet zum Eisfestival und sein Triathlontraining gerät ins Hintertreffen, als die Mama die Entführung der reizenden Hotelangestellten Rosa beobachtet haben will. Außerdem ist das Hotelschwimmbad gesperrt und ein heftiger unerwarteter Schneefall verhindert auch das Lauftraining. Also kann sich Arno Bussi genauso gut in Ermittlungen stürzen. Dann taucht eine Leiche auf und Arno steckt wieder mitten drin. Aber auf eigene Faust, denn die örtliche Polizeidienststelle will von Einmischungen aus Wien nichts wissen.

Joe Fischler hat ein Händchen für skurrile Fälle und ebensolche Figuren. Das macht aus dem dritten Band der Arno-Bussi-Reihe wieder ein gelungenes Lesevergnügen. Er schreibt einfach unterhaltsam und witzig. Die Bände sind immer in sich abgeschlossen und lassen sich auch ohne Vorkenntnisse genießen.

Arno ist eigentlich ein Frauenschwarm wider Willen, er verliebt sich ständig und sehr schnell und geht dann doch am Ende wieder leer aus. Seine Ermittlungen wirken unorthodox, aber er weiß sich zu helfen und wenn Frau Major Erna Katz aus Innsbruck eintrifft, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Auch wenn Joe Fischler seinen Krimi sehr humorvoll angelegt hat, steckt doch ein ernsthafter und spannender Fall dahinter, dessen Plot sehr überzeugend ist. Auch die überraschende Auflösung hat mir sehr gut gefallen, weil sie sich schlüssig in die Spuren einfügt und nicht einfach ein Täter aus dem Hut gezogen wird.

Der Verlag hat mit einer gelungenen Covergestaltung und einem hübsch gezeichneten Ortsplan im Umschlag einen schönen Rahmen für das Taschenbuch geschaffen.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Zweifel und Suche

Aus der Mitte des Sees
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Als ein Mitbruder das Kloster verlässt und eine Familie gründet, gerät Lukas nach 16 Jahren als Benediktiner in eine Sinnkrise.

Benediktinermönch Bruder Lukas hat einen Freund und Mitbruder an die Welt ...

Als ein Mitbruder das Kloster verlässt und eine Familie gründet, gerät Lukas nach 16 Jahren als Benediktiner in eine Sinnkrise.

Benediktinermönch Bruder Lukas hat einen Freund und Mitbruder an die Welt verloren. Seit Andreas das Kloster verlassen hat und eine Familie gründete, ist Lukas im inneren Zwiespalt. Auf Nachrichten und Fotos von Andreas sucht er eine Antwort. Wie kann er unbeschwert schreiben, ihm Glück wünschen, wenn er sich doch alleingelassen, ja fast verraten fühlt?

Diesen inneren Monolog beschreibt dieses Buch. Ich spüre die Kränkung, die Lukas fühlt, aber auch das Verstehen von Andreas‘ Entscheidung und damit auch einen Zweifel an der eigenen Existenz als Mönch. Rückzugsort für Lukas, der im Kloster als Gästebetreuer fungiert, ist der See mit seinem Steg, Dort schwimmt er nun täglich allein seit Andreas nicht mehr Teil der Gemeinschaft ist. Im Wasser, das ihn trägt, wie die Liebe Gottes, wie er erkennt, ringt er mit sich. War seine Entscheidung für das Klosterleben richtig, ist da nicht auch bei ihm ein Wunsch nach Familie, nach weltlicher Liebe, nach Zweisamkeit?

Man taucht sehr intensiv in die Welt von Bruder Lukas ein, spürt sein Ringen mit Gott und das wirkt niemals aufgesetzt oder frömmlerisch. Es ist ein stilles Buch, das existenzielle Fragen zum Leben aufwirft, nie auf schnelle Erkenntnis setzt. Diesen Prozess, denn Lukas durchläuft, darf der Leser begleiten. Dazu kommen schöne, poetische Landschaftsbeschreibungen und Erinnerungen an Begegnungen mit Mitbrüdern und Weggefährten. Überhaupt hat mich die Sprache des Autors begeistert, da ist kein Wort, keine Beschreibung zu viel oder belanglos. In diese Geschichte kann man eintauchen.

Was ist Klosterleben in unserer Zeit, wo Lukas mit knapp 40 der jüngste der Brüder ist und die Zahl der Mönche von Jahr zu Jahr sinkt. Ist es noch Hingabe und Kontemplation oder ist man ein Teil eines – wenn auch besonderen – Wirtschaftsbetriebs, mit Gästeflügel und Klosterladen?

14 Tage lang begleitet der Roman Bruder Lukas und seine innere Kämpfe bis zu seiner Entscheidung. Eine stilles, lang nachwirkendes Buch, das viele Denkanstöße gibt.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Spannender Auftakt zu einer Trilogie

Trauma – Kein Entkommen
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„Trauma“ beginnt mit einem wirklich traumatischen Prolog. Aus der Sicht eines sehr kleinen Kindes erfährt man von Misshandlungen und Tyrannei der kleinen Familie durch den brutalen Vater.
Dann steigt der ...

„Trauma“ beginnt mit einem wirklich traumatischen Prolog. Aus der Sicht eines sehr kleinen Kindes erfährt man von Misshandlungen und Tyrannei der kleinen Familie durch den brutalen Vater.
Dann steigt der Leser gleich in eine spannende Kriminalgeschichte ein. Eine Wasserleiche wird geborgen, angespült auch das Schlauchboot, das der Tote wohl selbst zum Kentern brachte. Alle äußeren Umstände deuten auf Suizid, bestärkt wird das durch die Aussage eines Therapeuten, beim dem der Tote in Behandlung war. Trotzdem kann sich Ermittlerin Katja Sand nicht mit diesem Urteil anfreunden. Ein zweites Opfer – auch hier spricht alles für einen Suizid – bringt die Kommissarin und ihren Assistenten Rudi Dorfmüller zu einer gewagten Theorie. Da sie keinen offiziellen Ermittlungsansatz mehr haben, bewegen sie sich in einer gefährlichen Grauzone.
Ich empfand das als Thriller bezeichnete Buch eher als soliden Kriminalroman, was meinen Lesegewohnheiten durchaus entgegenkommt. Alle genretypischen Merkmale sind in diesem Buch enthalten und auf spannende Weise arrangiert. Die zweifelnde Ermittlerin mit einem nicht immer einfachen Privatleben, als alleinerziehende Mutter mit einer tief in der Pubertät steckenden Tochter kann man Beruf und Familie nicht gut unter einen Hut bringen. Dann gibt es noch den Vorgesetzten der nicht immer die Rückendeckung gibt, die man braucht. Aber aus diesen Schwierigkeiten entsteht auch eine Spannung über die Ermittlungen hinaus.
Christoph Wortberg ist für mich ein bisher unbekannter Autor, aber als Drehbuchautor kennt er die Kniffe für einen spannenden Handlungsbogen und für Wendungen, die den Leser immer wieder auf falsche Spuren bringen. So ist sein Romandebüt gelungen, auch wenn der Autor sich ganz auf bewährte Versatzstücke verlässt. Aber man kann das Rad ja nicht neu erfinden. Die Erzählweise ist genretypisch und gut lesbar und ich habe mich wirklich sehr gut unterhalten.
Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie und so bleibt ein Handlungsstrang auch offen und macht auf die Fortsetzung neugierig.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

The Queen is not amused

Das Windsor-Komplott
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Um Charles geschäftliche Ambitionen zu unterstützen, lädt die Queen einige ausgewählte russische Geschäftsleute zum Wochenende nach Schloss Windsor ein. Der Abend wird musikalisch von einem jungen Pianisten ...

Um Charles geschäftliche Ambitionen zu unterstützen, lädt die Queen einige ausgewählte russische Geschäftsleute zum Wochenende nach Schloss Windsor ein. Der Abend wird musikalisch von einem jungen Pianisten umrahmt, der leider seinen Auftritt nicht lange überlebt. Am nächsten Morgen wird er in seinem Zimmer tot aufgefunden. Nein, kein Suizid, wie der erste Eindruck nahelegt, sondern eine plumpe und kompromittierende Inszenierung. Natürlich schaltet sich sofort der MI5 ein, alles soll diskret aufgeklärt werden. Man will ja die alte Dame nicht aufregen.

Doch die Queen sieht und hört einiges, auch weiß sie, dass die Beamten dazu neigen, sie wegen ihres Alters zu unterschätzen, schließlich will sie in Kürze ihren 90. Geburtstag feiern.

Mit ihrer privaten Assistentin Rozie beginnt sie selbst zu ermitteln. Natürlich agiert sie im Hintergrund, aber ein diskreter Hinweis dort oder ein Nachfragen an anderer Stelle, bringt Bewegung in die Geschichte und für die anderen Aktionen wird Rozie, durchaus handfest, aktiv.

Diese Geschichte lebt von ihrem Hintergrund und dem Humor, der auf feine, ironische Art daher kommt. Very British eben! Dass es auch einen Kriminalfall gibt, gerät manchmal ein wenig in den Hintergrund. Aber ich habe mich prächtig unterhalten. Die Autorin flicht Begebenheiten, die man aus der Presse kennt in ihre Geschichte ein und der Leser bekommt so ein Gefühl der Authentizität.

Die kleinen Gastauftritte Prinz Philips sind immer besondere Highlights, denn man weiß ja, er nimmt nie ein Blatt vor den Mund. Wenn er Lilibeth fragt, ob er aus Schottland Toffees oder den Kopf von Nicola Sturgeon mitbringen soll, klingt das so ganz nach ihm

Der unterhaltsame Stil der Autorin hat mir viel Spaß gemacht, ich habe die Geschichte sehr genossen, allerdings besonders im weiteren Verlauf die Krimihandlung vermisst. Die kleinen Bemerkungen, die die Queen so ganz nebenbei fallen lässt, sollte man jedenfalls beachten, sonst geht der Faden in der zunehmend verwickelten Handlung mit einigen Nebensträngen verloren.

Es ist der erste Band der Autorin, ein zweiter wird per Leseprobe im Buch schon angekündigt.Auf die Entwicklung bin ich sehr gespannt, denn ich glaube, die Autorin hat ihr Potential hier noch nicht ganz ausgeschöpft.

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