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Veröffentlicht am 26.03.2021

Reise oder Flucht

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Vorab, das Titelbild spiegelt nicht den Inhalt wieder. So farbig und fröhlich ist das Leben der Hauptpersonen in diesem Buch nicht.
Eigentlich gibt es gar keine heile und glückliche Welt. Nicht für Bobby ...

Vorab, das Titelbild spiegelt nicht den Inhalt wieder. So farbig und fröhlich ist das Leben der Hauptpersonen in diesem Buch nicht.
Eigentlich gibt es gar keine heile und glückliche Welt. Nicht für Bobby Nusku, der unter seinem gewalttätigen Vater leidet und sich in den brüchigen Trost flüchtet, Erinnerungsstücke an seine Mutter zu archivieren.

Sein Freund Sunny will unbedingt ein Cyborg werden und verletzt sich mit Hilfe von Bobby immer wieder absichtlich um möglich viel Metall in seinen Körper zu bekommen. Sunnys letzter Plan ist eine Metallplatte im Schädel, deswegen stürzt er sich von einem Baugerüst in die Tiefe.

Dann sind da noch Rosa und ihre Mutter Val. Rosa hat leicht autistische Züge und ist in der Schule immer wieder Mobbingopfer, genau wie es Bobby erlebt. Nach einer besonders brutalen Prügelattacke seines Vaters kümmert sie Val um den Jungen, das führt zu hässlichen Gerüchten, wie überhaupt die Umwelt diesen Menschen nur Übles will.

Eine Kurzschlussreaktion bringt Val dazu, den Bücherbus, den sie regelmäßig putzt, zu stehlen und mit den beiden Kindern zu flüchten. Diese Zeit auf der Flucht wird fast die schönste Zeit der kleinen Ersatzfamilie. Val liest den Beiden vor und erschließt ihnen die Welt der Literatur, sie erleben Abenteuer, finden Trost und Freundschaft. Unterwegs gabeln sie noch einen Mann auf, der als Verbrecher von der Polizei gesucht wird. Immer auf der Flucht vor der Polizei, die Val inzwischen wegen Kidnappings sucht, wird die Lage immer schwieriger. Auch wenn der Polizist, der den Bus letztendlich vor den Klippen stellt, viel Mitgefühl zeigt, ist das Ende der Flucht unausweichlich.

Die letzte Szene steht übrigens am Anfang, sie erinnert sehr an die Schlusseinstellung von „Thelma und Louise“ und legt den melancholisch traurigen Grundton des Romans fest. Mir persönlich war das einfach zu viel Elend, zu viel Brutalität und Bosheit, auch wenn es immer wieder durch den exzellenten Stil des Autors gemildert wird.

Nach Klappentext, Titel und Umschlagillustration hatte ich ein anderes Buch erwartet, vielleicht erklärt das einen Teil der Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 14.03.2021

Weniger kann mehr sein

Sieben Quadratmeter Glück
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Der Trend zu Caravan und Wohnmobilen ist ungebrochen, ja sogar immer weiter steigend. Nicht nur für Ferien, gerade während der Beschränkungen waren Urlaubsreisen damit noch länger möglich. Aber immer mehr ...

Der Trend zu Caravan und Wohnmobilen ist ungebrochen, ja sogar immer weiter steigend. Nicht nur für Ferien, gerade während der Beschränkungen waren Urlaubsreisen damit noch länger möglich. Aber immer mehr Menschen wählen den Caravan oder ein Mobilheim zum Zuhause auf längere Zeit.
Sei es als Wohnung bei persönlichen Krisen – wenn Jobverlust oder Trennung zum Verlust der Wohnung führten, oder ganz bewusst als Rückbesinnung auf eine einfachere und auf das Wesentliche reduzierte Lebensform.
Die Autorin macht genau diesen Schritt. Nachdem sie schon ihre große Wohnung gegen eine kleinere tauschte und durch die geringere finanzielle Belastung auch ihre Arbeitszeit reduzieren konnte, ist der Caravan die logische Fortführung. Auf ein Jahr sollte dieses Experiment, von dem sie in ihrem Tagebuch erzählt, angelegt sein.
Ein altes Gefährt im Schick der 90iger Jahre, in Eigenleistung ein wenig aufgemöbelt, wird ihr Zuhause auf Zeit. Der Stellplatz ist eine Parzelle direkt am See auf einem Campingplatz im beginnenden Winterschlaf. Außerhalb der Saison gibt es nur wenige Dauercamper, nur während der Messezeiten, sieht man mehr Besucher. So genießt sie die Stille und das morgendliche Bad im See. Sie muss sich in vielen Dingen umstellen, Ordnung auf 7qm ist unabdingbar. Nur wirklich unverzichtbare Dinge finden ihren Platz, das gilt für Kleidung, genau wie für Hausrat. Allerdings ist die Autorin eine erfahrene Camperin, das ist sicher von Vorteil.
Ein spannender Bericht über eine ungewöhnliche Lebensform, den ich sehr informativ fand. Auch die Begegnungen der Autorin mit anderen Dauercampern und deren Gründe für diese Wohnform sind interessant.
Das Buch bietet im Anhang noch jede Menge praktische Tipps für Camper, wichtigen Adressen, praktische Tipps, Rezepte und vieles mehr. Auch ein Camping-Knigge fehlt nicht und den scheint es auch auf Campingplätzen zu brauchen, wenn man an die Erfahrungen der Autorin mit den Nasszellen denkt.
Für mich war dieser Bericht ein Ausflug in eine andere Lebenswelt, vieles wird für mich nicht in Frage kommen, aber Denkanstöße habe ich mitgenommen. Brauchen wir wirklich so viel von allem? So viel Platz, so viel Energieverbrauch, so viel Kleidung, so viel Hausrat?
Weniger kann manchmal sehr viel mehr sein, das ist mein Fazit aus den Erfahrungen der Autorin.

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Veröffentlicht am 28.01.2021

Sylt-Thriller

Das Klagen der Möwen
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Mit „Das Klagen der Möwen“ habe ich mein erstes Buch von Daniela Arnold gelesen, eine Autorin die Thriller-Genre schon beachtliche Erfolge erzielt hat.
In den Dünen von Sylt wird eine getötete junge Frau ...

Mit „Das Klagen der Möwen“ habe ich mein erstes Buch von Daniela Arnold gelesen, eine Autorin die Thriller-Genre schon beachtliche Erfolge erzielt hat.
In den Dünen von Sylt wird eine getötete junge Frau gefunden. Erste Spuren weisen auf ein Sexualdelikt hin. Der örtliche Polizist Uwe Petersen, der mit dem Vater des Opfers befreundet ist, legt sich schon sehr früh auf einen Täter fest. In Carsten Normanns Familie war das Opfer oft als Babysitterin tätig und nur Carsten scheint für ihn als Täter in Frage zu kommen. Petersen agiert einseitig und vor allem sehr öffentlich. So gerät die ganze Familie ins Zentrum einer Hetzjagd. Frau und Kind werden bedroht, das Haus belagert und beschmiert. Kollegin Rieke rät vergebens zur Besonnenheit und erst als eine weitere Leiche gefunden wird, ermittelt vor allem sie auch in andere Richtungen.
Das Buch beginnt mit einem sehr spannenden und düsteren Prolog, der mir unter die Haut ging und mich vermuten lässt, dass hinter der Geschichte wesentlich mehr steckt. Diese Spannung bleibt das ganze Buch über sehr hoch, denn die Verbindung zum Prolog bleibt lange im Dunkeln. Ausgesprochen realistisch wurde die Macht der Öffentlichkeit geschildert. Denn in der anonymen Masse lässt es sich leicht mit Steinen werfen, hier ufert unter den Augen der Polizei eine Hexenjagd aus und lässt Marie Normann fast schutzlos zurück.
Diesen realistischen Blick hätte ich mir auch für die Ermittlungen gewünscht. Da klafften meiner Meinung nach einige Logiklücken, die auch durch den hohen Spannungsbogen nicht kaschiert wurden.
Für das Ende gibt es noch eine Überraschung, die man so nicht erwarten konnte und die mich nicht ganz befriedigte.
Dass die Familie aber auf Sylt nicht mehr bleiben konnte und wollte, war wiederum ganz in der Lebenswirklichkeit verankert.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Die verlorenen Frauen

Die Frauen von Paris
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Romane mit zeitgeschichtlichem Hintergrund lese ich gern, neben der Unterhaltung mag ich es auch in die Zeit einzutauchen und die Geschichte aus persönlichem Blickwinkel zu erleben.

Hier geht es um eine ...

Romane mit zeitgeschichtlichem Hintergrund lese ich gern, neben der Unterhaltung mag ich es auch in die Zeit einzutauchen und die Geschichte aus persönlichem Blickwinkel zu erleben.

Hier geht es um eine Gruppe Frauen, die zur englischen SOE gehören. Diese Militärorganisation wirbt Frauen an, um sie im besetzten Frankreich als Kuriere und Funkerinnen einzusetzen um die Invasion vorzubereiten. Frauen wurden gewählt und ausgebildet, da sie sich unauffälliger bewegen können als Männer. Marie, die sehr gut französisch spricht wird angeworben und trotz einer kleinen Tochter, die zu einer Tante auf’s Land evakuiert wurde, willigt sie in die lebensgefährliche Agententätigkeit ein.

Die Arbeit steht unter keinem guten Stern, immer mehr Frauen werden von den deutschen Besatzern enttarnt und auch Marie ist in großer Gefahr.

Ein zweiter Handlungsstrang führt ins New York des Jahres 1946. Grace, eine junge Witwe, arbeitet in einem Flüchtlingszentrum. Eines Tages findet sie im Bahnhof einen herrenlosen Koffer und öffnet ihn, darin 12 Fotos von jungen Frauen. Ganz spontan steckt sie die Fotos ein, gleichzeitig wird sie fast Zeugin eines tödlichen Autounfalls vor dem Bahnhof.

Die Geschichte der Agentinnen der SOE war mir bisher unbekannt, umso interessierter war ich an einem Roman, der ihr Schicksal thematisiert. Die Autorin hält sich eng an die historischen Eckdaten und das macht den Reiz des Romans aus. Der zweite Handlungsstrang hat aber meinen guten Eindruck wieder relativiert. Nebensächlich und ein wenig weitschweifig hat mich dieser Teil nicht so gut unterhalten.

Der Stil der Autorin ist einfach, liest sich flüssig und spannend. In einigen Bereichen hätte ich mir mehr Details gewünscht, besonders was die Arbeit der Agentinnen und ihr Schicksal anging. Ich werde mir sicher noch weiter Lektüre über die Arbeit der Frauen der SOE besorgen, insofern hat Pam Jenoff auch etwas gegen das Vergessen getan und das kann ich nur positiv bewerten.

Ein interessantes Thema, das eine Menge Potential hat, dem dieser Unterhaltungsroman nicht ganz gerecht wurde.

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Veröffentlicht am 14.12.2020

Weihnachtsmarkt im Erzgebirge

Erzzauber
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Wenn man an Weihnachten im Erzgebirge denkt, hat man sofort die wunderschönen Schwibbögen, die Räuchermännchen und die Nussknacker aus den Schnitzwerkstätten vor Augen.

So ist es auch auf dem Freiberger ...

Wenn man an Weihnachten im Erzgebirge denkt, hat man sofort die wunderschönen Schwibbögen, die Räuchermännchen und die Nussknacker aus den Schnitzwerkstätten vor Augen.

So ist es auch auf dem Freiberger Weihnachtsmarkt. Ariane, eine eigenwillige, junge Frau steht seit einigen Tagen mit einem Stand dort. Für ihre Freundin verkauft sie hübsche Handarbeiten. Aber Ariane entgeht nichts, so bemerkt sie mit Verwunderung die ständig wechselnden jungen Osteuropäerinnen am Glühweinstand, die viel zu leicht für die kalte Jahreszeit gekleidet sind. Auch ihr Standnachbar Konrad scheint neben den obligatorischen Schnitzarbeiten noch andere Angebote im Sortiment zu haben.

Als dann noch der sympathische Student Christian verschwindet, der als Weihnachtsmann verkleidet für Stimmung bei Klein und Groß sorgte, ist sie alarmiert. Dann wird ein Toter am Marktbrunnen gefunden, gekleidet das traditionelle rote Outfit. Ihr Misstrauen ist geweckt. Was Ermittlungen angeht, ist Ariane nicht ganz unbeleckt. Sie war schon zweimal Zeugin in Mordfällen und hat eine ganz eigene Theorie dazu entwickelt. Nur die Polizei glaubt ihr nicht, ganz im Gegenteil. Auch Ben, der Beamte, den sie damals näher kennengelernt hat, nimmt sie nicht ernst, hat sie sogar ausgelacht.

Was bleibt ihr also übrig, als allein ihrer Theorien nachzugehen. Dass sie dabei in Gefahr kommt, scheint unausweichlich.

Dieser weihnachtlich angehauchte Regionalkrimi ist ein dritter Band und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass mir ein wenig Vorwissen fehlt, um Ariane so richtig einschätzen zu können. So schienen mir ihre Aktionen nicht immer logisch. Dazu kommt, dass ich mit ihr als Hauptfigur einfach nicht warm wurde. So rechte Spannung wollte deshalb auch nicht aufkommen.

Es wird aus der Sicht von Ariane erzählt, deshalb spielen auch die polizeilichen Ermittlungen keine Rolle. Ariane agiert sehr spontan und sorgt damit oft für turbulente Szenen, das ist ganz vergnüglich zu lesen. Auch der regionale Bezug wird schön in Szene gesetzt, Freiberger Bergmannskapellen, das lokale Brauchtum – das alles hat mir gut gefallen.

Eine echte Lösung für Arianes Mordtheorien gibt es noch nicht, dafür sorgt schon das Ende, das auf den nächsten Band verweist.

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