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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ganz nett

Der Klang eines Augenblicks
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Nach zwanzig Jahren ist Brittany wieder nach Irland gekommen. Es gibt ein dunkles Kapitel in Britts Leben, damit will sie abschließen. Ihr Vater ist hier an den Klippen von Rathmullan in den Tod gestürzt ...

Nach zwanzig Jahren ist Brittany wieder nach Irland gekommen. Es gibt ein dunkles Kapitel in Britts Leben, damit will sie abschließen. Ihr Vater ist hier an den Klippen von Rathmullan in den Tod gestürzt und Britt und ihre Mutter waren überzeugt, dass es kein Unfall war. Das scheint auch der letzte Tagebucheintrags des Vaters zu bestätigen.
Gleich zu Beginn ihres Aufenthalts macht sie eher unfreiwillig die Bekanntschaft mit Declan Connolly, einem hinreißend gutaussehenden Mann mit einem feurigen Temperament. Die Begegnung endet im Streit und erst später erfährt Britt, dass Declan ausgerechnet der Mann ist, den sie aufsuchen wollte um Licht in die Vergangenheit zu bringen.
Gleich die ersten Seiten sprühten vor Temperament, die Treffen von Declan und Britt haben Feuer. Obwohl sie sich in herzlicher Abneigung begegnen, spürt man schon deutlich, dass sich das bald ändern wird. Die Liebesgeschichte ist dann auch leidenschaftlich, romantisch und mit einer ordentlichen Portion Tragik ausgestaltet.
Spaß machen die Beschreibungen der Bewohner Rathmullans, da gibt es eine recht witzige Szenen und Dialoge.
Das Buch ist sicher etwas für eingefleischte Irlandfans, die sich bei den Beschreibungen gleich in einen Pub oder in die wilde Landschaft träumen können. Die Autorin wickelt ihre Geschichte routiniert ab, die Fortlauf ist ein wenig vorhersehbar. Für echte Romantik Fans sicher gute Unterhaltung. Ich war von der schlichten Sprache und von der Vorhersehbarkeit des Plots etwas enttäuscht. Ich hatte mir mehr versprochen.

Veröffentlicht am 01.09.2018

Shylock & Strulovitch

Shylock
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Strulovitch, ein reicher englischer Kunsthändler trifft zufällig auf einem Friedhof Shylock, der dort vor dem Grab seiner Frau trauert. Er lädt Shylock spontan zu sich ein und zwischen den beiden Männern ...

Strulovitch, ein reicher englischer Kunsthändler trifft zufällig auf einem Friedhof Shylock, der dort vor dem Grab seiner Frau trauert. Er lädt Shylock spontan zu sich ein und zwischen den beiden Männern entwickeln sich viele Dialoge. Es geht um ihre Gläubigkeit, das Judentum allgemein und den Antisemitismus, der ihnen seit Jahrhunderten unverändert entgegenschlägt. Strulovitch ist nicht sonderlich religiös, er missachtet die Speisegesetze, begeht keine Feiertage, ja, er war sogar eine kurze Zeit mit einer christlichen Frau verheiratet.
Ähnlich wie Shylock, hat er ein gespanntes Verhältnis zu seiner frühreifen Tochter. Er beschützt sie über alle Maßen, man könnte fast sagen, er überwacht sie und terrorisiert ihre Freunde. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass sie mit einem Nichts von einem Goj, einem zweitklassigen Fußballspieler durchbrennt. Diese Liebschaft wurde gefördert durch Plurabelle, einem hirnlosen Society-Girl und ihrem väterlichen Freund D’Anton. Strulovitch fordert, dass sich Gratan, der Lover seiner Tochter, beschneiden lässt um seinem Anspruch als Schwiegersohn zu genügen.
Genau wie im Vorbild, Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, dreht sich die Handlung des Romans um das Judentum und um die Einlösung eines Schuldpfands und um die Ablehnung, die dem Volk der Juden seit Jahrhunderten unverändert entgegenschlägt. Vielleicht möchte Jacobson zeigen, dass sich in all der Zeit nichts an der Situation der Juden geändert hat.
Ich fand, trotz der geschliffenen Sprache des Autors und manch wunderbaren Sprachbilder, die er findet, das Buch anstrengend und ermüdend. Es ist eine dauernde, sich im Kreis drehende Diskussion um das Verständnis des Judentums und des immerwährenden Antisemitismus. Dabei lehnt sich Jacobson an Shakespeares Komödie an, das Buch ist ja auch ein Teil des „Shakespeare Project“ der Hogarth Press. Die Figuren tauchen in modernen Ausbildungen auf und man kann leicht die einzelnen Personen erkennen.
Ich hatte mit diesem Roman Schwierigkeiten, zu sehr beschränkte es sich auf das Thema der erzwungenen Beschneidung. Dass diese Forderung Strulovitchs am Ende für die große Überraschung sorgt, ist ein letzter Coup des Autors.

Veröffentlicht am 30.08.2018

Cottage Liebe

Cottage mit Meerblick
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Nach einer kräftezehrenden Krebstherapie und einer gescheiterten Ehe zieht sich Claire für einige Wochen in ein kleines Cottage am Meer zurück. Sie will Ruhe tanken, zu sich selbst finden und gestärkt ...

Nach einer kräftezehrenden Krebstherapie und einer gescheiterten Ehe zieht sich Claire für einige Wochen in ein kleines Cottage am Meer zurück. Sie will Ruhe tanken, zu sich selbst finden und gestärkt in den Alltag zurückkehren. Aber das Cottage steht nicht ganz einsam, direkt nebenan wohnt ein sehr gutaussehender, aber auch abweisender Mann. Claire beobachtet ihn beim frühmorgendlichen Schwimmen und fast gegen ihren Willen, findet sie ihn sexy und anziehend. Wenn er doch nicht so ein Stoffel wäre, eine Bitte um nachbarschaftliche Hilfe, kommt er nur sehr widerstrebend nach. Aber nach und nach taut Ed auf und auch Claire kommt aus ihrem Schneckenhaus. Doch beide schrecken vor einer intimen Begegnung zurück. Claire, weil sie sich ihrer Narben nach dem Brustkrebs schämt und Eds Beweggründe bleiben im Dunklen.
Doch selbst zurück im Alltag, als ihr Berufsleben wieder Fahrt aufnimmt und sie mit vielen neuen Ideen für ihre Zeitungskolumne eine breite Leserschaft findet, kann sie die Zeit im Cottage und vor allem Ed nicht vergessen.
Dieser Roman ist trotz der ernsten Ausgangssituation sehr leicht und unterhaltsam erzählt. Als Leserin war mir beim ersten Zusammentreffen klar, dass es nur in ein Happy End münden konnte. Beim Erzählstil schwankte ich ein wenig. Zwischen einem stimmungsvollen Beginn und einem schönen Ende lagen auch viele Kapitel die ich nur durchschnittlich empfand. Die Wendungen und Schwierigkeiten wirkten aufgesetzt, so als müsste das Ende noch hinausgezögert werden um einen ordentlichen Buchumfang zu garantieren. Dazu kamen sehr viele Wiederholungen, zum Beispiel, wenn Szenen die erlebt wurden dann fast wortgleich der Schwester und den Freundinnen erzählt werden. Auch manche Ausdrücke – vielleicht der Übersetzung geschuldet – fielen mir auf. „Gnädige Dame“ sagt das jemand so?
Mein Fazit: ein schnell gelesener Unterhaltungsroman für zwischendurch, aber ein bisschen mehr Substanz hätte er schon haben dürfen, auch wenn mich die letzten Kapitel wieder positiver gestimmt haben.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Gefährliche Schönheit

In Schönheit sterben
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Seit Robert Lichtenwald von seiner Frau verlassen wurde, hat er sein Leben umgekrempelt. Er hat seine Münchner Kanzlei verkauft und ist ganz in sein toskanisches Landhaus gezogen. Aber irgendwann ist eben ...

Seit Robert Lichtenwald von seiner Frau verlassen wurde, hat er sein Leben umgekrempelt. Er hat seine Münchner Kanzlei verkauft und ist ganz in sein toskanisches Landhaus gezogen. Aber irgendwann ist eben alles renoviert, der Garten gestaltet und Lichtenwald beginnt sich wohl zu langweilen.
Da trifft es sich gut, dass seine Bekannte Giada Bianchi, eine Reporterin, fast Augenzeugin eines Raubüberfalls wurde. Während sie eine Demonstration der ganz offensichtlich rechtsextremen neuen „Partei der Schönheit“ beobachtet, fällt ihr ein Polizeieinsatz auf. Der exzentrische Kunstsammler Colasanti wurde getötet, aber nur ein einziges Kunstwerk aus seiner überreichen Sammlung gestohlen. Eine antike Statue, die noch niemand gesehen hat und die er offensichtlich bei Raubgräbern erworben hat.
Gemeinsam suchen sie in Rom und in der toskanischen Maremma nach Spuren.
Der Prolog dieses Krimis beginnt mit einer brutalen Vergewaltigung, das Opfer war eine junge und schöne Gastwirtstochter, der Vater wollte kein Schutzgeld bezahlen und dieser brutale Überfall sollte ihn endgültig überzeugen. Das ließ in mir die Erwartung steigen, einen richtigen spannenden Krimi zu lesen. Aber die Spannung wollte nicht so recht aufkommen. Der Autor, der wohl Rom und die Toskana sehr gut kennt, beschreibt die Umgebung detail-und kenntnisreich. Das habe ich mit Genuss gelesen, ich konnte mich so richtig in die Landschaft denken, mit allen Gerüchen und Farben.
Aber der Plot hat mich nicht wirklich mitreißen können. Vielleicht lag es daran, dass ich schon sehr früh eine mehr als begründete Ahnung zum Täter hatte. Manche der geheimnisvollen Andeutungen sind einfach zu offensichtlich.
Es gibt einige kleine Nebenhandlungen, die mir Spaß gemacht haben. Das Zitateraten mit Roberts Nachbarn, der als Philosoph statt in einer Tonne in einem alten Taubenschlag lebt oder das zugelaufene Haustier, ein junger Dachs, der Alfredo genannt wird und Lichtenberg bald wie ein Hund begleitet.
Weniger angetan war ich von der ständigen Beziehungsproblematik. Plötzlich taucht Lichtenbergs Ex wieder auf und nach fast zwei Jahren aggressiven Schweigens gibt sie nun die verständnisvolle Freundin, die gern bei den Ermittlungen hilft. Auch zahlreiche Wiederholungen sind unnötig. Nach der ersten Erwähnung kann ich mir schon merken, dass Lichtenbergs Tochter Meeresbiologie studiert, das muss ich nicht ständig neu lesen. Giadas Hexenohrringe müssten auch nicht in jedem Kapitel auftauchen und beschrieben werden. Ein bisschen mehr Krimi und Spannung hätten dem Roman gutgetan.
Aber davon abgesehen, ist das Buch eine nette Unterhaltung und mit dem italienischen Hintergrund als Urlaubslektüre prädestiniert.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Gegen das Vergessen

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Zu ihrem Roman „Zwischen uns ein ganzes Leben“ wurde die Autorin Melanie Levensohn durch den Fund von alten Familiendokumenten angeregt und diese Authentizität spürt man in den historischen Kapiteln. Die ...

Zu ihrem Roman „Zwischen uns ein ganzes Leben“ wurde die Autorin Melanie Levensohn durch den Fund von alten Familiendokumenten angeregt und diese Authentizität spürt man in den historischen Kapiteln. Die beiden Leben, auf die der Titel anspielt, führen in die frühen 40iger Jahren im besetzten Paris und dann gut 60 Jahre später nach Washington.
Béatrice arbeitet für die Weltbank, ein äußerst gut dotierter Job und sie hat auch Karriereambitionen, obwohl die Arbeit sie nicht richtig ausfüllt. Genauso unbefriedigend ist ihr Privatleben, schon lange ist sie nicht mehr glücklich in der Beziehung zu Joaquin, nur die Angst vor dem Alleinsein lässt sie ausharren. Über eine Hilfsorganisation lernt sie Jacobina kennen, eine widerborstige und unsympathische alte Frau, die ihre Hilfe anfangs so gar nicht wertschätzt. Aber dann, vielleicht weil Béatrice Französin ist, äußert sie eine Bitte. Sie hatte vor vielen Jahren ihrem Vater auf dem Sterbebett versprochen, die verschollene Halbschwester Judith zu suchen. Aber wie das Leben so spielt, diese Aufgabe wurde so lange aufgeschoben, bis es fast zu spät ist.
Béatrice recherchiert und erfährt, dass sich Judiths Spuren nach dem Transport in ein Konzentrationslager verlieren.
Das zweite Leben ist Judiths Leben, wir tauchen ins besetzte Paris ein, erfahren wie sich die Einschränkungen für jüdische Bürger immer stärker bemerkbar machen und erleben mit Judith ihre zart aufkeimende Liebe zu Christian. Christian stammt aus der bürgerlichen Oberschicht, aber sein Vater ist ein eifriger Kollaborateur, deshalb muss die Beziehung geheim bleiben.
Bei den zwei Zeitperspektiven hat mir ganz eindeutig die historische besser gefallen. Diese Abschnitte sind warmherzig und wie aus erster Hand. Man lebt und leidet mit Judith.
Béatrice bleibt dagegen blass und oberflächlich. Die Washingtoner Abschnitte fielen auch in der Spannung und im Erzählton ab. Sie machen zwar den größeren Teil des Romans aus, aber nachgewirkt haben nur die historischen Kapitel. Gestört hat mich tatsächlich auch die ständige Erwähnung von Markennamen. Bèatrice im Armani Kostüm, oder mit von Furstenberg Kleidern, Dior Kosmetik und so weiter…. Was will die Autorin damit ausdrücken? Dass Béatrice eine teuer gekleidete Frau ist oder dass die Designerkleidung ihre Rüstung gegen ihre Unsicherheit ist? Egal, es war mir einfach zu viel. Zuviel waren mir dann auch die Zufälle, die die beiden Teile verbunden haben.
Mein Fazit: ein gut lesbarer, in Teilen auch sehr anrührender Roman, bei dem ich aber immer das Gefühl hatte, dass die Autorin ihr Potenzial, wie sie es im warmherzig-anrührenden Prolog anklingen lässt, nicht ganz ausgeschöpft hat.