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Veröffentlicht am 04.06.2023

Wichtiges Buch über Rassismus

Kleine große Schritte
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Kann eine weiße privilegierte Frau einen glaubwürdigen Roman über Rassismus schreiben?
Ich schätze Jodi Picoult als Autorin sehr, die Bücher die ich bisher von ihr gelesen habe handeln immer von Menschen ...

Kann eine weiße privilegierte Frau einen glaubwürdigen Roman über Rassismus schreiben?
Ich schätze Jodi Picoult als Autorin sehr, die Bücher die ich bisher von ihr gelesen habe handeln immer von Menschen in Ausnahmesituationen, oder von Problemen, die Minderheiten haben aufgrund von Diskriminierung… ich weiß also, dass sie jede Menge Einfühlungsvermögen besitzt und auch gründlich recherchiert bevor sie ein Buch zu schreiben beginnt. Bei dieser Thematik allerdings war ich sehr skeptisch und habe mir zuerst das Nachwort durchgelesen. Dieses hat mich soweit überzeugt zu verstehen welche Intuition hinter dem Wunsch steckt, als weiße Frau einen solchen Roman schreiben zu wollen.
Und nach Beendigung dieser Lektüre bin ich überzeugt, dass es ein wichtiges Buch ist, wichtig für Menschen mit weißer Hautfarbe, um verstehen zu lernen, was es bedeutet nicht weiß zu sein.
Es ist bittere Lektüre, weil mir vor Augen gehalten wurde, wie oft ich Alltagsrassismus lebe, ohne dass es mir bewusst ist. Es hat mir Situationen gezeigt, über die ich gar nicht nachdenke, weil sie in meinem Leben einfach nicht vorkommen - nichtweisse Menschen aber ständig erleben.
Es ist eine erfundene Story, allerdings vollgepackt mit real Erlebtem, mit Erkenntnissen die Picoult aus vielen Interviews und Recherchen gewonnen hat.
Ich lege dieses Buch jedermann ans Herz!
Großartig übersetzt wurde es von Elfriede Peschel.
Es wird wohl gerade an einer Verfilmung gearbeitet und die Hauptrolle wäre die wunderbare Viola Davis… genau sie hatte ich auch vor Augen beim Lesen.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Großartiger Debütroman der unter die Haut geht

Entzwei
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Puuuh, was für ein Buch! Ich war die letzten Stunden nicht mehr ansprechbar und völlig in dieses Buch abgetaucht. Nicht nur, dass Sabine Gelsings Schreibstil mich bereits auf den ersten Seiten komplett ...

Puuuh, was für ein Buch! Ich war die letzten Stunden nicht mehr ansprechbar und völlig in dieses Buch abgetaucht. Nicht nur, dass Sabine Gelsings Schreibstil mich bereits auf den ersten Seiten komplett abgeholt hat, die Story selbst ist so unfassbar gut, aber auch extrem grausam.
Gelsings Debütroman (was kaum zu glauben ist, weil er einfach super professionell wirkt) geht unter die Haut, da er teilweise auf wahren Geschehnissen beruht.
Der Schreibstil ist schlicht und präzise und passt hervorragend zur Grundstimmung, bei traumatischen Erlebnissen verwendet sie Sprachbilder, die einen atemlos zurücklassen. Und trotzdem blitzt ab und zu subtiler Humor durch, was ich großartig fand.
Die Charaktere sind allesamt unheimlich griffig und glaubwürdig, egal welchen Alters. Ich habe dieses Buch nicht nur gelesen - ich habe es gespürt und gelebt.
Ein ganz großartiger Roman, den ich wärmstens empfehlen kann. Unbedingt auch das Nachwort lesen.
Bitte bitte mehr liebe Sabine Gelsing!

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Spät entdeckt und verliebt

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Also zur Zeit kommt man ja kaum um die - fast schon hysterische - Werbung um das neue Buch von Petra Hülsmann herum. Da ich ja völlig resistent gegen Werbung bin (hüstel), dachte ich mir, ich könnte mal ...

Also zur Zeit kommt man ja kaum um die - fast schon hysterische - Werbung um das neue Buch von Petra Hülsmann herum. Da ich ja völlig resistent gegen Werbung bin (hüstel), dachte ich mir, ich könnte mal eines ihrer älteren Bücher aus meinem RUB befreien…
Tja, was soll ich sagen?
Ich bin verliebt! Ich habe meine Liste der umwerfendsten Autor*innen um einen Namen erweitert.
Das Buch sieht aus wie Chick-Lit und es ist auch Chick-Lit… aaaaber: intelligenter Humor, keinerlei abgeschmackte Phrasen, tolle Charaktere in die man sich verlieben muss, skurrile Momente und Figuren und ein Plot, der einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Dieses Buch erfüllt zu einhundert Prozent alle meine Erwartungen, die ich an das Genre habe. Ich war für mehrere Stunden unansprechbar, habe Schokoladen Malheur gegessen (dabei mag ich doch nix Süsses!), habe den Duft der Blumenhandlung eingeatmet, war Flugzeuge beobachten und habe bei jeder Weinbeschreibung wie blöd gekichert.
Ja, ab jetzt bin ich auch ganz „Fan-Girl“ und kreische verzückt: Ich brauche ALLE restlichen Bücher von Petra Hülsmann!

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Ein wichtiges Buch

Der Wassertänzer
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Es gibt Bücher, da fällt es mir nicht leicht eine Rezension zu schreiben, ganz einfach weil meine Worte nicht ausreichen, um das Gelesene adäquat würdigen zu können. Diese gehört definitiv dazu.

In „Der ...

Es gibt Bücher, da fällt es mir nicht leicht eine Rezension zu schreiben, ganz einfach weil meine Worte nicht ausreichen, um das Gelesene adäquat würdigen zu können. Diese gehört definitiv dazu.

In „Der Wassertänzer“ lernen wir den jungen Sklaven Hiram Walker kennen, der uns seine Geschichte in der Ich-Form erzählt. Er erzählt aber generell vom Sklaventum der Südstaaten und von der Arbeit der sogenannten „Underground Railroad“, die Organisation die tausenden von Sklaven zur Freiheit verholfen hat. Er erzählt auch vom Niedergang der Plantagen durch Dekadenz und Misswirtschaft.
Coates bedient sich nicht nur einer ganz wunderbaren Erzählweise, er baut auch ein mystisches Element ein, eine spirituelle Begabung, die eventuell so manchen Leser skeptisch zurück lässt. Mir hat dieses Element gefallen und es hat in keinster Weise die Ernsthaftigkeit der Thematik gemindert oder herabgewürdigt.

Ich habe in meiner Jugend viele Bücher über diese finstere Zeit gelesen, dies war allerdings das erste von einem afroamerikanischen Autor, was natürlich eine völlig andere und wichtige Sicht auf die Thematik bringt.

Es ist ein großartiges Buch, das ich wirklich empfehlen kann - vor allem das Nachwort und der Anhang des brillanten Übersetzers Bernhard Robben sollte man unbedingt lesen, vielleicht sogar im Vorfeld.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Ein Fenster in meine Kindheit

Das Café ohne Namen
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Ich war damals schon von "Der Trafikant" sehr angetan und nach einer Leseprobe musste ich "Das Cafe ohne Namen" unbedingt haben.

Dieses Buch ist wie ein Kaleidoskop, durch das man schaut und sich immer ...

Ich war damals schon von "Der Trafikant" sehr angetan und nach einer Leseprobe musste ich "Das Cafe ohne Namen" unbedingt haben.

Dieses Buch ist wie ein Kaleidoskop, durch das man schaut und sich immer wieder neue Muster bilden, je nachdem wie man es dreht. Hier steht keine Person im Vordergrund, sondern das Cafe ohne Namen, im zweiten Wiener Gemeindebezirk in der Nähe des Pratersterns und des Karmelitermarktes - damals Ende der Sechziger Jahre nicht unbedingt ein edles Pflaster.

In diesem Cafe, das der Gelegenheitsarbeiter Robert spontan eröffnet, finden sich verlorene Gestalten, gebrochen durch Kriegserlebnisse, persönliches Scheitern, desillusioniert, alkoholabhängig aber teilweise immer noch voller Träume und Hoffnung. In manchen Kapiteln schildert uns die erzählende Stimme vom Alltag in diesem Cafe, das eigentlich ein Beisl (Kneipe) ist, in manchen Kapiteln lauschen wir den skurrilen aber authentischen Dialogen zweier befreundeter Damen, die Stammgäste des Cafes sind.

Robert Seethaler hat eine wunderbare Art, den typischen Wiener einzufangen, mit seiner grantlerischen pessimistischen Art, zum anderen hat er mir meine Kindheit wieder lebendig vor Augen geführt. Ich bin im Nachbarbezirk groß geworden und habe seine Schilderungen der Gegend regelrecht gespürt... viele Spaziergänge zusammen mit meinem Papa sind vor meinem geistigen Auge wie ein Film abgelaufe... das ist das Wien das ich gut kenne.
Wir sind Beobachter dieses Cafes, vom Anfang bis zu seinem Ende nach zehn Jahren, wir sehen Gäste kommen und gehen, manche bleiben weg, neue finden den Weg an die Theke. Und ab und zu erfährt man nebenbei Zeitgeschehen, wunderbar eingeflochten in die Dialoge.
Und am Ende fühlen wir uns, als hätte ein liebgewonnenes Stammlokal für immer geschlossen und wir haben die Protagonisten genauso kennen gelernt wie das in Stammlokalen halt tatsächlich so ist: an der Oberfläche gekratzt aber nie wirklich in die Tiefe gegangen.

Ein absolut großartiges Buch, das sicher nicht jeden Leser erreicht - mich hat es berührt, in meine Kindheit versetzt und ein wenig nostalgisches Heimweh hervor gerufen.

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