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Veröffentlicht am 15.07.2022

Erzählung mit Sogwirkung

Das Geheimnis meiner Schwestern
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Vor einer Weile habe ich Eve Chases "Black Rabbit Hall" gelesen und war schon mehr als begeistert... "Das Geheimnis meiner Schwestern" hat es nun geschafft, dass Eve Chase zu einer meiner Lieblingsautorinnen ...

Vor einer Weile habe ich Eve Chases "Black Rabbit Hall" gelesen und war schon mehr als begeistert... "Das Geheimnis meiner Schwestern" hat es nun geschafft, dass Eve Chase zu einer meiner Lieblingsautorinnen geworden ist.
Sie versteht es Geschichten zu erzählen, alte Häuser vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen und sie mit Leben zu füllen - in der Vergangenheit genauso wie im Heute.
Auch hier folgen wir wieder zwei Erzählungen:
Einmal die der vier Wilde Schwestern, die den Sommer 1959 auf Applecote Manor verbringen, dem Landgut ihrer Tante und Onkel, die vor einigen Jahren ihre einzige Tochter verloren haben.
Und die der Familie Tucker in der Jetztzeit, die der Hektik Londons und der Vergangenheit entfliehen wollen und das alte heruntergekommene Landgut Applecote Manor kaufen.
Beide Erzählungen haben eine ungeheure Sogwirkung, der man kaum entkommen kann, sie stecken voller unbehaglicher Momente und einer bedrohlichen Grundstimmung... man möchte manchmal beim Lesen die Hand vor die Augen legen und nur durch den Spalt zwischen den Fingern durchblinzeln. Beide Erzählungen greifen am Ende ineinander und der Kreis schließt sich... unkitschig und perfekt gelöst.
Eve Chase und ihre Settings plus Romanfiguren muss man einfach lieben!

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Eine Jugend mitten im politischen Umbruch

Das Leben vor uns
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Moskau in den frühen 80er Jahren: Anja und Milka sind seit frühester Kindheit beste Freundinnen, sie gehen zusammen zur Schule und verbringen jede freie Zeit miteinander und selbst in den langen Sommerferien ...

Moskau in den frühen 80er Jahren: Anja und Milka sind seit frühester Kindheit beste Freundinnen, sie gehen zusammen zur Schule und verbringen jede freie Zeit miteinander und selbst in den langen Sommerferien fährt Milka mit Anja und ihrer Familie mit zur Datscha.
Wir begleiten Anja und Milka durch ihre Kindheit und ihre Teenagerzeit, die sich besonders durch die politischen Veränderungen in der Sowjetunion auszeichnet. Später gesellen sich die beiden Jungs Lopatin und Trifonow hinzu und wir werden Zeugen der ersten sexuellen Erfahrungen.
Und wir erleben die ältere Anja in Amerika, ihrer neuen Heimat… im Kopf und im Herzen immer noch alle Erinnerungen der alten Heimat.
Was schlicht und einfach klingt, ist im Roman eine intensive und großartige Erzählung. Das Buch ist mit Sicherheit keine leichte Lektüre für den Strandurlaub. Ohne alte Plattitüden bemühen zu wollen, kommt mir die „russische Seele“ in den Sinn, schwer und tragisch füllt sich Seite um Seite. Und dennoch spüren wir beim Lesen die Leichtigkeit der Kindheit in der Natur um die Datscha, die freche Lebenslust der Teenager… gar nicht so viel anders als bei uns damals im Westen. Man inhaliert die wunderbare Kultur der Russen, egal ob beim Essen oder beim Rezitieren alter russischer Literaten. Wir erfahren aber auch vom Elend während des Zweiten Weltkrieges, wenn Anjas Oma in Erinnerungen versinkt und wir erleben Anjas Eltern, die sich des öfteren in hitzigen politischen Debatten verlieren.
Der Roman ist gewaltig, schön und schrecklich. Ein absolut empfehlenswertes Buch, das man gelesen haben muss. Mit Sicherheit ein literarisches Highlight dieses Jahres.
Schade finde ich, dass sich der deutsche Verlag für eine sehr abweichende Betitelung entschieden hat. Das Original „The Orchard“ (der Obstgarten) ist eine Verbeugung vor Anton Tschechows „Der Kirschgarten“, der im Roman öfters zitiert und erwähnt wird.
Aus dem Englischen von Claudia Wenner.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Berührender Wohlfühlroman mit Tiefe

Der Geschichtenbäcker
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Letztes Jahr habe ich den Wohlfühlroman "Der Buchspazierer" mit Freuden gelesen und stand dem neuen Titel etwas skeptisch gegenüber. Würde dieses Buch genauso berührend sein, oder ein schwacher Abklatsch? ...

Letztes Jahr habe ich den Wohlfühlroman "Der Buchspazierer" mit Freuden gelesen und stand dem neuen Titel etwas skeptisch gegenüber. Würde dieses Buch genauso berührend sein, oder ein schwacher Abklatsch? Dann las ich auch die ersten nicht so positiven Rezensionen und die Skepsis wuchs. Doch völlig zu unrecht! "Der Geschichtenbäcker" hat meine Erwartungen nicht nur übertroffen, er gefällt mir sogar noch ein bißchen besser als "Der Buchspazierer".
Ich mag die Entwicklung von Sofie, ich mag die Nebencharaktere sehr und die einzelnen Geschichten um die Charaktere sind sehr berührend.
Auch wenn ich mich nicht mit einer Ballerina identifizieren kann und auch keinen blassen Schimmer vom Bäckerhandwerk habe - die Kernaussage ist es, die Allgemeingültigkeit hat. Veränderungen im Leben, im Alter, in Beziehungen... sie kommen und man muss sich ihnen stellen, mit den Veränderungen wachsen und sich mitunter neu erfinden und sich dennoch treu bleiben.
Carsten Henn ist sich treu geblieben: Der Geschichtenbäcker ist eine völlig andere Geschichte, aber der Schreibstil Henns ist unverkennbar.
Ein wunderbares Buch, in das man sich einkuscheln möchte!

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Historisch genau recherchiertes Familiendrama

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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600 Seiten durch die man durchrast, als wäre es nichts! Aber es ist nicht "nichts", es ist eine ergreifende und packende Familiengeschichte, die man einfach nicht aus der Hand legen kann.
Genau genommen ...

600 Seiten durch die man durchrast, als wäre es nichts! Aber es ist nicht "nichts", es ist eine ergreifende und packende Familiengeschichte, die man einfach nicht aus der Hand legen kann.
Genau genommen ist es der Auftakt einer dreiteiligen Familiengeschichte und ich freue mich jetzt schon darauf, dass es im Januar weiter geht.
Was dieses Buch ausmacht: genau recherchierte historische Details, eine atmosphärische Dichte was die Zeit anbelangt (da passt von Sprache über Flair einfach alles) und extrem authentische Charaktere... was kein Wunder ist, denn Felicitas Fuchs hat die Geschichte ihrer Familie schriftlich festgehalten.
Dieser Band beschäftigt sich mit Minna und beginnt im Jahre 1924, eine junge Frau mit hochfliegenden Plänen, einem starken Willen, gutem Aussehen und näherischem Talent.
Mochte ich anfangs die blutjunge Minna nicht wirklich, so sehr lernte ich sie über die Jahre lieben. Was für eine starke Frau - ein Vorbild!
Anhand ihrer Geschichte begleiten wir sie und ihre engere Familie bis ins Jahr 1951 und nichts wird ausgelassen, persönliche Schicksalsschläge, die einem unter die Haut gehen, bis hin zu den grausamen Machenschaften im "Dritten Reich".
In diesem Buch passt einfach alles zusammen, es ist ohne Pathos, ohne Schwarz-Weiss-Malerei ohne Überdramatisierung. Es spiegelt einfach das Leben mit all seinen Tragödien in dieser Zeit wider.
Diesen Roman muss man gelesen haben - unbedingt!

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Unterhaltsame Wohlfühllektüre

Wer, wenn nicht wir
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Nachdem ich "Fritz und Emma" so sehr gemocht habe, war mir klar, dass ich nach und nach alle Bücher von Barbara Leciejewski lesen muss.
"Wer, wenn nicht wir" ist ein absoluter Wohlfühlroman rund um ein ...

Nachdem ich "Fritz und Emma" so sehr gemocht habe, war mir klar, dass ich nach und nach alle Bücher von Barbara Leciejewski lesen muss.
"Wer, wenn nicht wir" ist ein absoluter Wohlfühlroman rund um ein unwohliges Thema: Trennung nach 25 Jahren Beziehung.
Beim Lesen habe ich mich oft dabei ertappt, darüber nachzudenken, was ich alles doof mache in meiner Beziehung, wie oft man nicht mehr so aufmerksam ist... Opfer des Alltags?
Dieses Buch kommt daher wie eine Frischzellenkur. Ehe muss nicht zwangsläufig im Alltag versinken.
Leciejewski versteht es ganz wunderbar Menschen zu beobachten, dadurch gelingt es ihr immer wieder sehr glaubwürdige Charaktere zu erschaffen, die liebenswert menschlich sind mit all ihren guten Eigenschaften aber auch ihren kleinen Schwächen.
Ich mochte das Buch sehr und es hat mir - nebst Abba-Ohrwürmer - unterhaltsame Stunden geschenkt, und vor allem hat es mir meine beiden Rhodos Urlaube zurück gebracht. Perfekte Urlaubslektüre, die ich wärmstens empfehlen kann!

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