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Veröffentlicht am 13.06.2022

Über Vertreibung und das Vererben von Kriegstraumata

Wodka mit Grasgeschmack
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"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."

Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. ...

"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."

Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. Aber er bündelt darin nicht einfach nur die skizzenhaften Erinnerungen seiner Eltern, die damals noch Kinder waren, sondern er schreibt auch über das schwere Erbe, das die Generation danach mitträgt.

So schwer und dramatisch diese Thematik auch ist, Markus Mittmann verpackt sie in einem Schreibstil, der seinesgleichen suchen muss.

".... Weil mir überall diese Gekreuzigten auffallen, mit ihren alten und frischen Wunden, Narben sowieso. Du brauchst nicht tief zu graben, nur leicht zu kratzen und stehst metertief im Jammertal.... "

Zwischendurch immer wieder Sätze, die einen schmunzeln lassen. Und so lässt sich diese Erzählung, die einen ziemlich bedrücken kann, leichter lesen.

Mittmann ist ein grandioser Beobachter der kleinen Alltäglichkeiten, aber auch der großen Emotionen, die unter der Oberfläche lauern. Es war ein Hochgenuss für mich, seinen Gedanken zu folgen, weil alles so zutreffend formuliert ist.

Sehr oft habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, als Tochter von Kriegseltern. Ich konnte in vielen Sätzen meine eigenen Eltern wiederfinden, aber auch bei den Gedankengängen und Ängsten, die ihn selbst plagen und verfolgen - eben das Erbe dieser traumatisierten Generation.

Dies ist definitiv ein Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient - es ist ein Stück unverfälschte Geschichte Deutschlands und zeigt dem Leser einmal mehr wieviele Einzelschicksale unter diesem furchtbaren Krieg entstanden sind, wieviel Leid daraus geboren wurde.

Absolute Leseempfehlung meinerseits.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Inspirierend und berührend

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Dieses Buch hat geschafft, was Bücher selten bei mir schaffen... ich habe stellenweise geweint.
Was für ein einfühlsames, bewegendes und ausserordentlich kluges Buch.
Auch wenn es sich bei Lenni und Margot ...

Dieses Buch hat geschafft, was Bücher selten bei mir schaffen... ich habe stellenweise geweint.
Was für ein einfühlsames, bewegendes und ausserordentlich kluges Buch.
Auch wenn es sich bei Lenni und Margot um zwei Personen handelt, die kurz vor dem Tod stehen, so ist dieses Buch dennoch so voller Lebensfreude.
Diese beiden Frauenfiguren, die einander trotz des großen Altersunterschieds so Nahe kommen, sind Charaktere, die man so schnell nicht wieder vergessen wird.
Ihre Freundschaft und ihre unterschiedliche Sicht auf das Leben - das sind Dinge, die inspirieren, Mut machen und die eigene Sicht auf Dinge ändern können.
Und doch ist dieses Buch an keiner Stelle ein lästiger Lifecoach, es ist an keiner Stelle kitschig, nirgendwo dick aufgetragen... es ist einfach nur ein tolles Buch, das die unterschiedlichsten und intensivsten Gefühle in einem weckt.
Hollywood hat schon eine Verfilmung geplant und ich hoffe, dass es dem Buch gerecht wird.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Eine Liebesgeschichte der ganz besonderen Art

Nordstadt
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Ohne Kitsch und Schmalz und dennoch zart und berührend, auf nur 123 Seiten - 123 sehr intensiven Seiten.
Boris, der wegen der Nachässigkeit seiner Mutter an Kinderlähmung erkrankte und Nene, die eine lieblose ...

Ohne Kitsch und Schmalz und dennoch zart und berührend, auf nur 123 Seiten - 123 sehr intensiven Seiten.
Boris, der wegen der Nachässigkeit seiner Mutter an Kinderlähmung erkrankte und Nene, die eine lieblose gewaltsame Kindheit und Jugend durchleben musste.
Nene erzählt - in kurzen prägnanten Sätzen, nicht geradlinig und manchmal sehr derb - aus ihrem Leben, von Momentaufnahmen. Es ist als würde man ihr Tagebuch lesen oder einen langen Brief. Beim Lesen kann man ihre Gefühle, ihre Unsicherheit, ihre Gemütslage und - ja - auch ihre Stärke spüren.
Ein tolles kleines Buch, das allerdings einen Eindruck hinterlässt als wäre es mindestens 400 Seiten stark.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Super recherchierte kurzweilige Unterhaltung

Die Radioschwestern
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Dieses Buch hat mich einfach umgehauen und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Eva Wagendorfer ist ein Paradebeispiel dafür wie man als Autorin perfekte Unterhaltung liefern kann. Ich bin begeistert!
Bei ...

Dieses Buch hat mich einfach umgehauen und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Eva Wagendorfer ist ein Paradebeispiel dafür wie man als Autorin perfekte Unterhaltung liefern kann. Ich bin begeistert!
Bei historischen Romanen bin ich mittlerweile schon so skeptisch, weil ich halt so viele schlecht recherchierte Bücher gelesen habe, oder die Atmosphäre der Zeit nicht auf mich übersprang.
Hier aber gelingt es Eva Wagendorfer nicht nur das alte Frankfurt wieder auferstehen zu lassen, sondern man ist von der ersten bis zur letzten Seite einfach in den 20er Jahren und zweifelt keine Sekunde daran. Da ich zehn Jahre in Frankfurt gelebt habe, hatte ich bestimmte Plätze plastisch vor Augen und dazu das Flair der Wilden 20er.
Ein unheimlich entzückendes und charmantes Buch hat mich da zwei Tage lang in seinen Bann gezogen und ich durfte illustre und liebenswerte Charaktere kennen lernen und in den aufregenden Alltag des damals noch so neuen Mediums Rundfunk abtauchen. An keiner Stelle war es langweilig oder langatmig.
Besonders toll fand ich die Kapitelanfänge, da befindet sich immer eine Radiomeldung aus der Zeit im Zusammenhang mit starken Frauen... und danach eine kurze Erklärung. Viele Namen waren mir ein Begriff, andere waren neu für mich.
Dieses Buch hat mich nicht nur außerordentlich gut unterhalten, sondern auch sehr bereichert.
Genau so schreibt man exzellente Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Tolles Familiendrama mit wunderbaren Charakteren

Eine perfekte Familie
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Ich habe dieses australische Familiendrama sehr geliebt und bin heilfroh, dass ich mich von den wenigen negativen Rezensionen, die ich lesen musste, nicht beeinflussen habe lassen.
Moriarty lässt sich ...

Ich habe dieses australische Familiendrama sehr geliebt und bin heilfroh, dass ich mich von den wenigen negativen Rezensionen, die ich lesen musste, nicht beeinflussen habe lassen.
Moriarty lässt sich viel Zeit beim Erzählen und das passt wunderbar, denn so erhält man einen sehr intensiven Einblick in die verschiedenen Familienmitglieder, aber auch in diverse Randfiguren.
Ich liebe generell Familienerzählungen, di emit einem "heile Welt" Eindruck beginnen, der sich aber im Verlauf des Buches langsam aber stetig auflöst. Jeder trägt sein Päckchen Last mit sich herum und jedes ist nachvollziehbar. Und Moriarty kann so gut erzählen, dass sich die letzte Seite anfühlt wie stechender Abschiedsschmerz beim Verabschieden einer geliebten Famillie.
Eine ganz wundervolle Erzählung mit realistischen Charakteren und einem berührenden, schönen aber auch schockierenden Ende.

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