Über Vertreibung und das Vererben von Kriegstraumata
Wodka mit Grasgeschmack"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."
Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. ...
"Natürlich weiß mein Vater mehr, als er jemals erzählen wird."
Markus Mittmann hat in seinem Roman die Erlebnisse seiner Eltern und Großeltern während der Vertreibung aus dem ehemaligen Schlesien verarbeitet. Aber er bündelt darin nicht einfach nur die skizzenhaften Erinnerungen seiner Eltern, die damals noch Kinder waren, sondern er schreibt auch über das schwere Erbe, das die Generation danach mitträgt.
So schwer und dramatisch diese Thematik auch ist, Markus Mittmann verpackt sie in einem Schreibstil, der seinesgleichen suchen muss.
".... Weil mir überall diese Gekreuzigten auffallen, mit ihren alten und frischen Wunden, Narben sowieso. Du brauchst nicht tief zu graben, nur leicht zu kratzen und stehst metertief im Jammertal.... "
Zwischendurch immer wieder Sätze, die einen schmunzeln lassen. Und so lässt sich diese Erzählung, die einen ziemlich bedrücken kann, leichter lesen.
Mittmann ist ein grandioser Beobachter der kleinen Alltäglichkeiten, aber auch der großen Emotionen, die unter der Oberfläche lauern. Es war ein Hochgenuss für mich, seinen Gedanken zu folgen, weil alles so zutreffend formuliert ist.
Sehr oft habe ich mich direkt angesprochen gefühlt, als Tochter von Kriegseltern. Ich konnte in vielen Sätzen meine eigenen Eltern wiederfinden, aber auch bei den Gedankengängen und Ängsten, die ihn selbst plagen und verfolgen - eben das Erbe dieser traumatisierten Generation.
Dies ist definitiv ein Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient - es ist ein Stück unverfälschte Geschichte Deutschlands und zeigt dem Leser einmal mehr wieviele Einzelschicksale unter diesem furchtbaren Krieg entstanden sind, wieviel Leid daraus geboren wurde.
Absolute Leseempfehlung meinerseits.