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Veröffentlicht am 04.09.2023

Für Jung und Alt

Sieben Tage Mo
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Oliver Scherz hat mit seinem Roman „ Sieben Tage Mo“ ein berührendes Buch über Zwillinge geschrieben, die unterschiedlicher nicht sein können.
Der geistig behinderte Mo, unberechenbar und fordernd geht ...

Oliver Scherz hat mit seinem Roman „ Sieben Tage Mo“ ein berührendes Buch über Zwillinge geschrieben, die unterschiedlicher nicht sein können.
Der geistig behinderte Mo, unberechenbar und fordernd geht er durch sein Leben und Karl, sein Bruder der sich aufopfernd um ihn kümmert, mit ihm verrückte Sachen erlebt und Mo kompromisslos liebt.
Und doch ist es ihm oft zuviel, er möchte unbeschwert sein, mit seinen Freunden spielen und ein Mädchen treffen-ohne Mo.
Er möchte für seine Eltern wichtig sein, genau wie Mo.
Zwischen den Gefühlen hin- und hergerissen ist Karl, als er ein Date mit der wunderschönen Nida hat. Seine Mutter muss schon wieder arbeiten und er hat Mo an der Backe. Und es gibt keine Alternative.
Soll er das Date mit Nida einfach verstreichen lassen? Sicherlich nicht!
Mo kann kurz alleine zu Hause bleiben. Meint Karl - er wird sich auch beeilen.
Bis Karl einen Anruf bekommt und sein Herz in die Hose rutscht. Was ist passiert? Was hat Mo angestellt?
Es ist allein seine Schuld, was auch immer passiert ist. Mo ist geistig behindert und er hat nicht aufgepasst…., resümiert Karl.
Die Geschichte ist kurzweilig und doch sehr nachhaltig. Gerne für Jugendliche und Erwachsene geeignet. Der Autor hat einen unglaublich mitreißenden Schreibstil, man kann die Empfindungen von Karl sehr gut nachempfinden und versteht seine Gedankengänge.
Überforderung, Liebe und Mitgefühl spielen in dem Roman eine große Rolle und zeigen auch, trotz unfassbarer Liebe, wie Bedürfnisse und das eigene Ego in den Vordergrund drängen.
Die Eltern sind berufstätig und drücken dem pflichtbewussten Karl mit der Verantwortung für seinen behinderten Bruder eine zu große Bürde auf. Karl möchte auch gehört werden, frei sein und seine Interessen verfolgen.
Ein Balanceakt beginnt für Karl: Balancieren zwischen der Liebe zu seinem Bruder, der Erschöpfung und dem Verlust der eigenen Lebensfreude ist für einen 12jährigen ein Päckchen zu viel und Karl handelt nicht mehr vernünftig und erliegt seinen unterschiedlichen Gefühlen.
Die beiden Charaktere werden sehr authentisch und intensiv beschrieben, die Emotionen gleichen einer Achterbahnfahrt und obgleich der Roman kurz gehalten wird, ist er für den Leser mitreißend und nachhaltig.
Ein wahres Highlight für Jung und Alt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2023

Ohne Raum und Zeit

Meine langen Nächte
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“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.

Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen ...

“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.

Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen Kapitel ihres kurzen Lebens getragen.

Anna wächst mit ihrer kranken Schwester und ihrem fettleibigen Bruder in einer wohlhabenden Familie auf.
Der Vater ist Arzt und die Familie verbringt ihre Sommer nicht in Luxusorten, sondern in Salzgitter.
Dort lebt der Pastor Heinrich Rudinski, ein guter Freund der Familie und Annas erste Liebe.
Ihre Liebe für Rudinski empfindet Anna, wie eine Hand, die sich im Magen zu einer Faust ballt, Warmes und Schmerzhaftes wird zugleich empfunden. Und erst in einer anderen Welt wird ihr einiges klar …

Helene, Anjas beste Freundin, kommt auch jedes Jahr in den Ferien nach Salzgitter zu ihrer Großmutter und die Mädchen führen ein unbeschwertes Leben.

Um so schwieriger ist Annas Begeisterung für den Nationalsozialimus zu verstehen, aber ihre Eltern können es nicht verhindern.

Anna wird immer mehr in den Sog von Hitlers Worten gezogen.
“Wir brauchen neue Horizonte, neue Hoffnungen”, mit diesen und weiteren Worten werden die Kameraden in eine neue Partei gelockt.

Männer und Frauen folgen den Worten, ersehen sich eine Bewegung, die dem deutschen Volke den Glauben wiedergibt.

Die wirtschaftliche Krise hat Deutschland in den Abgrund getrieben und der junge, entschlossene und mutige Hitler zeigt den jungen Leuten auf, dass die Deutschen wieder emporsteigen werden.

Seine Worte waren wie Peitschenhiebe und die Menge jubelte vor Begeisterung.

Auch in Anna wurde die Hoffnung genährt und erst mit ihrer Existenz als Schattenwesen wurde ihr bewusst, was für einem Irrglauben oder Wahnsinn sie nachgerannt ist.

Ihr Weg ist steinig und doch klar in seinen Linien, Anna liebt Ordnung. Sie hat dem Führer ihre Treue geschworen und erst mit ihrer Liebe zu Therence Picard, kurz Thierry genannt, ein Halbjude aus Frankreich und Medizinstudent beginnt ihr Idealismus zu bröckeln.

Bis dahin hat sie jedoch mit ihrem nicht-arischen Professor Hartmann unglaublich viele Zwangssterilisationen durchgeführt.
Der Führer hat angeordnet, dass Frauen mit vermeintlichen Erb-und Geisteskrankheiten Zwangssterilisiert werden müssen und der Professor hat mit Annas Hilfe die Anordnungen des Führers systematisch umgesetzt.

Anna beginnt eine Beziehung mit dem Halbjuden Thierry und beschreibt diese wie folgt:

“Ich hieß Anna Alrutz, Dienstnummer 271207. Ich war eine braune Schwester und hatte eine unvernünftige Beziehung mit einem Blatt. Im Herbst.”

Sachlich, klar und prägnant erzählt die Autorin aus Annas Leben, ihre Sichtweise aus der Schattenwelt und erklärt ihr handeln zu Lebzeiten.
Anna weckt verschiedene Emotionen und die Autorin lässt den Leser tief in die Handlungen während fer Nazizeit eintauchen.
In das Leid, das Elend, die unglaublichen Machenschaften gegenüber vermeintlich andersartigen Menschen, die geplante Ausmerzung aller Menschen, die keine Arier sind, aber auch das Glück, die Hoffnung, das Mitgefühl und die Liebe werden hervorgehoben.

Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und real sind in Göttingen 787 Frauen sterilisiert worden. Ein intensiver, sehr eindrucksvoller und lesenswerter Roman, der nachhallt.
Eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Ein feinfühliges Werk

Die Bücherjägerin
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„…ich habe das gefühlt, dass es um Verhältnisse geht, Verhältnisse und Maßstäbe. Denn so ist das, wenn man das Verhältnis verliert und den Maßstab einer Karte mit dem der Realität verwechselt, plötzlich ...

„…ich habe das gefühlt, dass es um Verhältnisse geht, Verhältnisse und Maßstäbe. Denn so ist das, wenn man das Verhältnis verliert und den Maßstab einer Karte mit dem der Realität verwechselt, plötzlich werden Karte und Welt eins und man ist blind für das, was wirklich da ist.“

Sarah und ihre Schwester Milena wurden von der bunt schillernden Tante Amalia nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen.

Nun lebt Sarah allein in der großen Villa mit dem verwilderten Garten. Ihre Schwester Milena ist verheiratet und ausgezogen und ihre geliebte Tante ist plötzlich verstorben und hat Sarah mit all den Büchern, Karten, Antiquitäten und Schulden in dem großen Haus zurückgelassen.
Sarah kann nicht so gut mit Menschen umgehen und ist in der Welt der Bücher zu Hause. Sie ist eine Restauratorin und Bücherjägerin geworden, wie ihre Tante - nur stiller und farbloser meint sie.

Sie versucht nach Amalias Tod die Aufträge abzuarbeiten, um die geerbten Schulden zu minimieren und die Villa zu erhalten.

Benjamin, ein Bibliothekar aus England steht plötzlich vor ihrer Türe und überredet Sarah die Suche nach einem verschollen Teil einer römischen Karte, der Tabula Peutingeriana, aufzunehmen. Angeblich hatte Amalia eine Spur zu diesem fehlenden Stück.

Sarah, weder Menschenfreund noch kommunikativ willigt ein, die Suche nach der Karte fortzuführen. Ihre große Schwäche ist jedoch das fehlende Erkennen von Emotionen, Ironie und Gefühlen. Ihre Welt besteht aus klaren Aus-/Ansagen.
Somit beginnt eine abenteuerliche Reise mit dem unbekannten Benjamin; die Suche stellt ihr Leben auf den Kopf und doch weiß Sarah, dass man den vorgezeichneten Weg verlassen muss um zu erkennen, was wirklich zählt im Leben.

Bisher war die Liebe in ihrem Leben eine Aneinanderreihung von verpassten Gelegenheiten, Missverständnissen und hoffnungslosen Wünschen.
Amalia zeige ihr den Weg, sich in Büchern zu verstecken. So wurden diese zu Sarahs Zufluchtsort. Viel zu oft war sie versunken in ihrer Welt und der Weg zurück in die Realität oft sehr schwer.

Auf der Reise durch Frankreich und England wird viel Schmerz vor allem aus der Vergangenheit aufgewirbelt und verarbeitet.

Eine Vergangenheit mit Fehlern, Verlusten und Entscheidungen.

Sarah lernt auf ihrer Reise, dass Liebe bedeutet, Fehler zu machen und anderen Menschen etwas anzutun, aber auch verzeihen und verstehen.

„Wenn wir etwas Schönes, leuchtend Helles sehen, vergessen wir die Dunkelheit, die es erst sichtbar macht.“

Die Liebe wird facettenreich beschrieben und auch die teils unbedachten rassistischen und sexistischen Äußerungen werden zerpflückt. Familiäre Bande und freundschaftliche Beziehungen ziehen sich durch die Erzählung und die Wichtigkeit der Emotionen und Ehrlichkeit wird aufgezeigt.

Die Protagonisten werden sehr gefühlvoll, authentisch und lebendig mit Ecken und Kanten dargestellt. Der Schreibstil ist flüssig und leicht, die Orte bildlich gezeichnet und der Geruch oder besser Duft der Bücher wird sehr intensiv beschrieben.

Eine Hommage an die alten Bücher, verstaubt und doch voller Leben.

Das Wissen aus Büchern ist eine Brücke zwischen den verschiedenen und unterschiedlichen menschlichen Rassen.
Eine Brücke aus Papier und doch eine Verbindung der Gegenwart in die Vergangenheit. Diese Brücke aus Papier zeigt Benjamin auf eine empathische Weise.


Sanft, berührend und unglaublich warmherzig wurde der Roman geschrieben, nachdenklich lässt er mich als Leser zurück.

Die Aussage von Tante Amalia „Die Welt ändert sich nicht zum Besseren, wenn wir nicht selbst daran arbeiten“ ist unglaublich wertvoll, weil niemand kommt um uns zu retten. Wir müssen uns selbst retten.

Eine klare Leseempfehlung für dieses feinfühlige Werk.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Intensiv

Young Mungo
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Young Mungo“ von Douglas Stuart ist ein sehr intensiver und emotionaler Roman um einen jungen, sanften Mann, der zwischen Straßenschlachten, einer kaputten Familie, der Liebe zu seiner alkoholabhängigen ...

Young Mungo“ von Douglas Stuart ist ein sehr intensiver und emotionaler Roman um einen jungen, sanften Mann, der zwischen Straßenschlachten, einer kaputten Familie, der Liebe zu seiner alkoholabhängigen Mutter seine wahren Gefühle entdeckt. Diese Art Gefühl bringt Mungo jedoch in sehr große Gefahr-Schwuchteln werden abgestochen heißt es in diesem Viertel.
Glasgow East End in den 90er Jahren ist ein Viertel der Arbeiterklasse. Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken stehen an der Tagesordnung und inmitten dieser Gewalt wächst der junge Mungo auf. Sein Bruder Hamish oder Ha-Ha genannt, ist ein gefürchteter Bandenführer, seine Schwester Jodie ist als einziges Familienmitglied intelligent und kann es zur Uni schaffen und dann ist da noch Mo-Maw, Mungo‘s extrem selbstsüchtige, alkoholabhängige Mutter. In dieser harten, unbarmherzigen Welt lernt Mungo den älteren James, einen Katholiken, kennen.
Der Autor hat zwei verschieden Handlungsstränge aufgebaut, die sich erst zuletzt zusammenfügen. Der Schreibstil ist derb und brutal. Die Kapitel ziehen den Leser zugleich an und stoßen ihn ab. Die Protagonisten werden sehr detailliert beschrieben und auch manche Nebendarsteller wurden so einfühlsam und sensibel gezeichnet, dass man sich direkt in das Millieu der damaligen Zeit versetzt fühlt.
Schonungslos zeigt der Autor ein Bild der 90er Jahre in Glasgow. Die Begebenheiten werden realistisch und authentisch aufgezeigt, die Armut fordert ihren Tribut und nur der harte, starke Mann kann überleben.
Mo-Maw möchte aus ihrem sanften, schüchternen Jungen einen harten Mann machen und gibt ihn zwei Männern mit, die sie beim AA-Treffen kennengelernt hatte. Die beiden sollen ihn über das Wochenende zum Mann machen, zelten, angeln und Männersachen machen.
Mungo wurde an diesem Wochenende zum Mann auf verschiedene Art und Weise und doch wurde seine Seele, sein Innerstes zutiefst verletzt.
Zärtlich und einfühlsam hat der Autor die Szene zwischen den jungen Männern beschrieben. Jede Berührung, jeder Kuss wird zu einer Hoffnung. Eine Liebe gedeiht, trotz aller Widrigkeiten.
Der Roman ist mitreißend, emotional packend und hallt lange Zeit nach.
Eine klare Empfehlung für dieses außergewöhnliche harte und zugleich sanfte Buch.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Glaube

So groß ist Gottes Liebe
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So groß ist Gottes Liebe“ von Tim Bugbird; Titelbild und Illustrationen von Nadine Wickenden, ist ein liebevoll gestaltetetes Buch für Kinder ab 2 Jahren.
Das Buch ist hervorragend für Kinder geeignet, ...

So groß ist Gottes Liebe“ von Tim Bugbird; Titelbild und Illustrationen von Nadine Wickenden, ist ein liebevoll gestaltetetes Buch für Kinder ab 2 Jahren.
Das Buch ist hervorragend für Kinder geeignet, um ihnen Gottes Liebe für alle Geschöpfe auf Erden näher zu bringen.
Der kleine Hase Flöckchen ist müde vom herumhopsen und jammert, dass seine Pfötchen so schmerzen. Er meint, dass er nicht mehr nach Hause laufen kann. Mama Hase versucht Flöckchen von den Pfotenschmerzen abzulenken und erzählt ihm eine ganz besondere Geschichte.
Mit den Worten „Weißt du eigentlich wie sehr Gott dich liebt?“ zeigt sie dem kleinen Flöckchen auf dem Weg viele wunderbare Dinge, wie Blumen, Regen, Bäume, Flüsse und vieles mehr. Sie erklärt, dass Gottes Liebe nie aufhört und auch in ihm steckt. Deshalb kann auch er viel erreichen.
Unglaublich detailliert und mit wunderschönen Farben versehen sind die Illustrationen.
Kindgerecht wird Gottes Liebe erklärt und die bezaubernden Bilder machen viel Freude beim Entdecken und Vorlesen.
Eine klare Empfehlung.

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