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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Familie, Freunde und ganz viel Zusammenhalt

Zusammen ist der schönste Ort
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Letzten Samstag habe ich nicht nur eine neue lokale Buchhandlung entdeckt, sondern darin ein ganz zauberhaftes Buch, von dem ich noch nie etwas gehört hatte: “Zusammen ist der schönste Ort” von Judith ...

Letzten Samstag habe ich nicht nur eine neue lokale Buchhandlung entdeckt, sondern darin ein ganz zauberhaftes Buch, von dem ich noch nie etwas gehört hatte: “Zusammen ist der schönste Ort” von Judith Knigge. Obwohl die Autorin schon mehrere Bücher geschrieben hat, ist dies ihr erster emotionaler Gegenwartsroman. Ein interessanter Zufall: Die Autorin wohnt in Osnabrück, ganz in der Nähe meiner Heimatstadt! Nun aber zurück zum Buch:


Handlung

Der humor- und hoffnungsvolle Roman handelt von Dagmar, die leider ihren Mann durch einen Autounfall verliert. Und es kommt noch schlimmer: Obwohl er die Firmenfinanzen mehr oder weniger im Griff hat, musste er einen hohen Kredit aufnehmen und hat der Bank das Haus als Sicherheit geboten. Nun trauert Dagmar nicht nur um ihren Mann, sondern muss außerdem um ihr Haus bangen. Um finanziell wieder auf die Beine zu kommen und trotzdem ihr Haus nicht zu verlieren, beschließt sie kurzerhand, eine WG zu gründen. Doch wie findet man eigentlich mit 48 Jahren geeignete Mitbewohner? Darum, und was das Schicksal mit dem bunten Haufen vorhat, geht es in dieser Geschichte.


Meine Meinung

Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen! Es hat keine 24 Stunden gedauert, da war ich schon am Ende angekommen. Das lag zum einen daran, dass das Buch wirklich gut und glaubhaft geschrieben war und zum anderen daran, dass ich wissen wollte, wie es weitergeht. Insbesondere eine Bewohnerin hat mich sehr beeindruckt und hatte eine sehr mitreißende Geschichte. Da kann man, auch wenn es schon ein Uhr nachts ist, einfach nicht bis zum nächsten Tag warten, um zu erfahren, wie die Geschichte endet.



Die Charaktere

Ich hoffe wirklich, dass die Autorin eines Tages eine Fortsetzung schreibt – die Charaktere sind so originell und ich habe sie doch gerade erst kennengelernt. Da gibt es noch so viel zu erzählen! (Bitte, Judith Knigge! 🙂 ).
Dagmar, die Protagonistin, erscheint mir etwas steif und daher alles andere als WG-geeignet. Trotz einiger Bedenken ist sie fest entschlossen, dass die WG-Gründung für sie der richtige Weg ist. Ich fand es amüsant zuzusehen, wie sie auf ihre eigene Art Schritt für Schritt eine WG gründet und dabei wahnsinnig pragmatisch vorgeht. Genau so würde es ihm wahren Leben wahrscheinlich auch passieren.
Was ich besonders beeindruckend fand: Nicht alle Hausbewohner waren mit auf Anhieb sympathisch und dennoch hatte ich sie am Ende alle ins Herz geschlossen! Und das nicht, weil es sich rausgestellt hat, dass Mr. Arrogant doch gar nicht so schlimm ist, sondern weil man jede Figur mit ihren Macken lieben gelernt hat. Genauso ist es doch auch im wahren Leben!


Das Cover

Das Cover hat mich ebenfalls begeistert. Ich illustriere in meiner Freizeit selbst gelegentlich für ein Magazin und bin daher ein großer Fan von derartigen Buchumschlägen. Die Farbkombination aus Petrol und gelb lässt das Haus richtig gemütlich wirken, sodass man gleich hinein möchte: Rein in das Haus, rein in die Geschichte! So kam es, dass das Buch gar nicht erst auf meinem SuB gelandet ist, sondern direkt auf meinem Nachtschrank.


Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass der Roman eine leichte, aber dennoch emotional mitreißende Geschichte erzählt, die einen immer wieder zum schmunzeln bringt! Taschentücher könnten an der ein oder anderen Stelle auch ganz hilfreich sein, wenn man nah am Wasser gebaut ist.
Ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, auch als Geschenk. Dadurch, dass die Personen im Haus so verschieden sind (sei es nun vom Alter oder Charakter), kann sich bestimmt jeder mit mindestens einer Figur identifizieren. Die Buchhändlerin hat mir hier übrigens auch zugestimmt: Sie war ganz begeistert, dass ich mir das Buch ausgesucht hatte; sie hatte es wohl selbst erst vor Kurzem gelesen.
Also: Alle Daumen hoch!

Veröffentlicht am 27.10.2019

Das wahrscheinlich beste Jugendbuch des Jahres.

Morgen wirst du bleiben
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Ich bin verrückt nach diesem Cover! Und das beste: Die Geschichte ist genauso gut. Der Klappentext schafft es kaum zu beschreiben, worum es in diesem Buch geht. Das liegt vor allem daran, dass die erste ...

Ich bin verrückt nach diesem Cover! Und das beste: Die Geschichte ist genauso gut. Der Klappentext schafft es kaum zu beschreiben, worum es in diesem Buch geht. Das liegt vor allem daran, dass die erste überraschende Wendung schon recht früh im Buch geschieht und der wirklich spannende Teil zu diesem Zeitpunkt beginnt. Aber jetzt mal von vorne:


Handlung

Die 17-jährige Jill zieht mit ihrer Familie nach Santa Barbara. Abgesehen davon, dass sie dort niemanden kennt und sich neu einleben muss, ziert eine große Narbe ihr Gesicht, denn sie hat sich gerade erst von einem Fahrradunfall erholt, bei dem sie sogar kurzzeitig im Koma lag.
In Santa Barbara fällt es ihr nicht leicht, Anschluss zu finden. Seitdem sie sich in der Pause mit Adam unterhalten hat, will niemand mehr etwas mit ihr zu tun haben; nicht einmal ein paar nette Mädchen, mit denen sie zuvor gut klarkam. Wenn Adam sich in der Schule überhaupt blicken lässt, befindet er sich meistens unter den “coolen”. Dennoch scheint er meistens etwas für sich zu sein. Was hat er für ein Geheimnis?


Meine Meinung

Ich habe diesen Young Adult Roman unterschätzt. Zwar habe ich damit gerechnet, dass er gut ist – sonst würde ich ihn schließlich nicht lesen wollen – aber damit, dass er mich so begeistert, habe ich nicht gerechnet. Aus dem Klappentext und wahrscheinlich auch in meiner obigen Beschreibung lässt sich nicht viel schließen, aber ich kann euch eines versprechen: Die Geschichte ist deutlich tiefgründiger als erwartet. Auch die Themen gehen weit über eine Teenie-Romanze hinaus. Genau aus diesem Grund ist mir die Geschichte auch nicht gleich aus dem Kopf gegangen. Stattdessen habe ich mir eine halbe Nacht um die Ohren geschlagen, um zu wissen, wie das Buch endet, denn es bleibt bis zum Schluss spannend!

Die Geschichte ist, obwohl sie etwas Übersinnliches an sich hat, glaubwürdig. Man fiebert die ganze Zeit mit Jill mit, die sich in einer ziemlich hilflosen Lage befindet. Ich hätte an Jills Stelle wahrscheinlich gelegentlich anders gehandelt, aber das würden meine Freunde schließlich auch. Somit kam es mir umso realistischer vor.

Das Ganze wird durch verstärkt, dass die Autorin als Jill aus der Ich-Perspektive schreibt. Man hat das Gefühl, jeden Gedanken nachvollziehen zu können. Zudem hebt die Perspektive den Roman auf das nächste Level, da man erst hierdurch mitbekommt, wie erwachsen Jill schon ist.


Die Charaktere

Die Figuren fand ich ziemlich überzeugend. Insbesondere Jill und Adam, aber auch Adams Bruder Tony und seine Freunde. Man kennt sie wohl alle – die Zurückgezogenen, die Coolen, die Abenteuerlustigen, die Zicken – und gerade dadurch kann man sich leicht mit ihnen identifizieren. Allerdings waren die Charaktere keineswegs so eindimensional, dass sie sich auf eine Eigenschaft reduzieren lassen. Ein gutes Beispiel ist Tony: Obwohl er eine nette Fassade hat, will man als Leser eigentlich nichts mit ihm zu tun haben, da er sehr scheinheilig wirkt. Später zeigen sich aber noch ganz andere Facetten von ihm – die aggressiven, traurigen, ängstlichen, lustigen und netten Seiten

Neben den Hauptfiguren mochte ich Jills Freundin sehr gerne. Sie schien eine tolle Freundin und ein Energiebündel zu sein. Zudem fand ich es unheimlich passend, dass Jill und ihre Freundin ebenfalls einen Blog führen, in dem es u.a. um Bücher geht. Charaktere mit ähnlichen Interessen haben schließlich von Anfang an einen Pluspunkt verdient!


Das Cover

Ich hatte am Anfang ja schon kurz darauf hingewiesen, wie sehr ich dieses Cover liebe. Ich mag einfach die warmen Farben, das Bild im Hintergrund, das man erst beim zweiten Hinsehen erkennt und die gelungene Kombination der Schriftarten. Dieses Cover geht sicherlich nicht so schnell zwischen anderen Büchern unter und genau das hat der Roman definitiv verdient. Kompliment an den Designer!


Fazit

Nachdem ich diese Rezension nun geschrieben habe, würde ich am liebsten gleich wieder von vorne anfangen! Der Roman ist rundum gelungen und ich kann ihm jeden, der Young Adult Bücher mag, ans Herz legen! Die meisten Fans von Sarah Dessen und John Green werden diesen Roman sicher genauso zelebrieren wie ich. Ihr werdet es nicht bereuen, euch dieses Buch zugelegt zu haben.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Mein Sachbuch-Jahreshighlight

Warum wir schlafen
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Es gibt so viele Dinge, über die ich gerne mehr erfahren würde! Auch über das Thema Schlaf wusste ich – bis ich dieses Buch gelesen habe – wenig. Dabei finde ich es höchst spannend, da man zwar etwa ein ...

Es gibt so viele Dinge, über die ich gerne mehr erfahren würde! Auch über das Thema Schlaf wusste ich – bis ich dieses Buch gelesen habe – wenig. Dabei finde ich es höchst spannend, da man zwar etwa ein Drittel seines Lebens schläft, aber abgesehen von einigen Träumen nichts davon mitbekommt.

Ich merke immer sehr schnell, wie sich Schlafmangel auf mich auswirkt: Wenn ich zu wenig schlafe, bin ich weniger leistungsfähig, habe Konzentrationsprobleme und bin leichter reizbar. Wenn sich über Wochen ein Schlafmangel “anstaut” und ich dann plötzlich zur Ruhe komme, laufe ich sogar Gefahr, krank zu werden. Deswegen versuche ich, auch zu stressigen Zeiten mindestens sieben Stunden Schlaf zu bekommen (obwohl ich weiß, dass acht für mich besser wären).


Thema

Genau um dies und vieles andere geht es in diesem Buch: Warum müssen wir überhaupt schlafen? Wie beeinflusst unsere innere Uhr unseren Schlafrhythmus? Sollte man den Schlaf besser in Blöcke aufteilen und z.B. vier mal täglich vier Stunden schlafen? Was für Auswirkung haben Nachtschichten? Helfen Schlafmittel? Warum zuckt man beim Einschlafen manchmal plötzlich zusammen? Und was hat es eigentlich mit dem Schlafwandeln auf sich?

Auf jede dieser Fragen – und viele weitere – findet ihr in diesem Buch eine Antwort. Genau dadurch wird jeder für sich den passenden Inhalt finden: Während sich junge Eltern möglicherweise besonders für das Kapitel über Babys, die (nicht) schlafen möchten interessieren, findet sich jemand anders vielleicht eher im Kapitel über das Thema Schnarchen oder die “Mondfühligkeit” wieder. (Mondfühligkeit gibt es übrigens nicht, genauso wenig wie schlafraubenden Elektrosmog. Wenn ihr mehr darüber wissen möchtet, kann ich es euch nur ans Herz legen, “Warum wir schlafen” zu lesen!)


Meine Meinung

Ich lese im Durchschnitt deutlich mehr Romane als Sachbücher, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass mir Sachbücher oft zu trocken sind. Dieses Buch ist zum Glück alles andere als das!
Der Autor schafft es dem Leser mit Witz, aber dennoch auf eine sehr ernstzunehmende Art und Weise zu erklären, warum wir Schlaf brauchen und zwar meistens genau so, wie unser Körper ihn fordert. Er macht deutlich, warum es sich mehr lohnt, nach unserer inneren Uhr zu leben, als unsere innere Uhr auf unseren künstlichen Rhythmus einzustellen. Dabei schreibt er so lebensnah, dass man sich in vielen beschriebenen Situation selbst wiederfindet und gute Schlüsse für sich ziehen kann.

Zugegebenermaßen habe ich, seitdem ich begonnen habe, das Buch zu lesen, tendenziell etwas mehr geschlafen. Und es tat mir gut! Ich werde auch in Zukunft darauf achten, genug Schlaf zu kriegen. Dadurch kann ich nicht nur mehr mit der Zeit anfangen, in der ich wach bin, weil ich mehr Energie habe und aufnahmefähiger bin, sondern beuge auch Krankheiten wie z.B. Diabetes und Krebs vor. Menschen mit einem gestörten Schlafrhythmus, z.B. durch einen ständigen Schichtwechsel, leben unterdurchschnittlich lange. Habt ihr das gewusst? Ich nicht.

Was ich auch toll finde: Das Buch vermittelt kein schlechtes Gewissen, nur weil man seinen Schlaf bisher nicht optimal im Griff hatte. Stattdessen findet man leicht umsetzbare Tipps, wie man seinen Schlaf verbessern kann. Dazu muss man erstmal herausfinden, wann und wieviel Schlaf der Körper braucht. Auch hierzu findet man genügend Hilfestellungen. Wer tatsächlich Schlafprobleme hat, bekommt durch dieses Buch die Chance, herauszufinden, woher sie kommen und was sich dagegen tun lässt. Natürlich sollte man im Einzelfall einen Spezialisten konsultieren, aber wenn es sich um nicht so kritische Problemchen wie leichte Einschlafstörungen handelt, kommt man mit diesem Buch wahrscheinlich schon einen Schritt weiter. Ich selber könnte zwar ab und zu etwas mehr Schlaf gebrauchen, aber kann mich im Allgemeinen zum Glück nicht über Schlafstörungen beklagen. Trotzdem fand ich das Buch genial, weil auch ich einen sehr persönlichen Bezug zum Thema habe und viel Neues erfahren habe. Ich nehme an, dass es den meisten ähnlich geht.

Zudem fand ich die vielen Anekdoten klasse! Albrecht Vorster plaudert immer wieder aus dem Nähkästchen und erzählt Geschichten aus seiner Arbeit im Schlaflabor oder anderen lustigen schlafbezogenen Vorfällen.


Das Cover

Ich finde das Cover sehr passend für das Buch! Die lockere Aufmachung entspricht dem Schreibstil des Autors. Auch die Typographie passt: Sie ist sehr eindeutig und dennoch ein kleines bisschen verspielt.
Anfangs fand ich es ein bisschen “too much”, ein Foto des Autors auf das Cover zu drucken, da das Buch keine Autobiografie ist, sondern vom Thema Schlaf handelt. “Warum wir schlafen” ist allerdings aus einer so persönlichen Sicht geschrieben und enthält so viele Anekdoten des Autors, dass ich es, nachdem ich das Buch gelesen habe, gerechtfertigt finde.


Fazit

Ich kann das Buch jedem empfehlen und würde behaupten, dass es sich auch als universelles Geschenk super eignet (…wenn es sich nicht gerade um einen gestressten Chef oder Kollegen handelt, der keinen Spaß versteht). Man benötigt absolut keine Vorkenntnisse und kann, wenn man möchte, quer Beet lesen oder Kapitel überspringen. Kapitel zu überspringen würde ich allerdings niemanden raten, weil der Inhalt einfach viel zu interessant ist.
Insbesondere Fans von “Darm mit Charme” werden dieses Buch lieben, da es mir dem gleichen Humor und Liebe zum Thema geschrieben ist.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Ein Meisterwerk seiner Zeit

Die Karte der zerbrochenen Träume
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Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, fand ich nicht nur das Cover sehr ansprechend, sondern auch das Thema. Über den Krieg in Syrien hat man viel gehört, allerdings meistens aus einer politischen ...

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, fand ich nicht nur das Cover sehr ansprechend, sondern auch das Thema. Über den Krieg in Syrien hat man viel gehört, allerdings meistens aus einer politischen Sicht oder von Hilfsorganisationen. Natürlich kann man sich ein grobes Bild davon machen, wie Flüchtlinge sich auf eine lange, kräftezehrende Reise über das Mittelmeer begeben und wie sie unter psychischer und körperlicher Gewalt leiden müssen. Dennoch kenne ich kaum eine individuelle, ausführliche Geschichte. Genau das hat dieses Buch verändert.


Handlung

Der Roman startet in den USA: Der Vater der Hauptfigur, Nour, ist gestorben. Die syrische Familie beschließt darauf hin, in ihre Heimat zurückzukehren und sich ein neues Leben in Homs aufzubauen. Durch den ausbrechenden Krieg wird dies unmöglich. Stattdessen muss die Familie fliehen und hat mir mehr als nur einem Hindernis zu kämpfen.

Zudem wird, parallel zur Hauptgeschichte, die Fabel von Rawiya erzählt, die Nour auf der langen Reise über Wasser hält. Rawiya war eine junge Abenteurerin aus dem 12. Jahrhundert, die beschließt, sich dem Kartografen al-Idrisi anzuschließen, um sich und ihre Familie ernähren zu können.
Die Orte, die Rawiya und Nour durchreisen, überschneiden sich stark und leiten Nour auf diesem harten Weg.


Meine Meinung

Dieses Buch ist tatsächlich das Beste, das ich dieses Jahr gelesen habe! Jeder sollte sich die Zeit nehmen, sich damit auseinanderzusetzen, da das Thema wirklich wichtig ist.

Hier in Deutschland hört man natürlich viel über den Krieg in Syrien. Insbesondere das Thema “Flüchtlinge” wird jedoch selten aus der Sicht von einzelnen Opfern betrachtet, sondern als allgemeine “Flüchtlingskatastrophe”. Einzelne Schicksale spielen leider kaum eine Rolle, stattdessen wird der Zielort der Flüchtlinge (z.B. Europa) als Opfer der Flüchtlinge dargestellt. In diesem Roman wendet sich endlich das Blatt und man erfährt Nours Geschichte, die tatsächlich unter dem Krieg leiden muss. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Roman rein fiktiv ist, aber meiner Meinung nach ein sehr realistisches Bild davon erstellt, was ganz normale Familien in Syrien und auf ihrer Reise als Flüchtlinge erleben müssen.

Die Geschichte wird aus der Sicht des jungen Mädchens Nour erzählt, was dem Leser erlaubt, einen starken Bezug zur Figur herzustellen. Man hat das Gefühl, alles hautnah zu erleben, obwohl die Erfahrungen normalerweise – und zum Glück – so weit von unserem alltäglichen Leben in Deutschland entfernt sind, dass wir es uns nur schwer vorstellen können, wie es sich anfühlt, in so einer Situation so leben.

Die beschriebenen Szenen sind sehr detailliert, allerdings nicht so brutal und/oder blutig beschrieben, dass man als Leser Sorgen machen müsste. Es geht vielmehr darum, wie viel Selbstständigkeit und Durchhaltevermögen einem Kind abverlangt wird, das die Situation deutlich besser versteht, als man als Eltern erwartet. Und es geht darum, wie Erwachsene manchmal sehr schwierige Entscheidungen treffen müssen, um ihre Liebsten zu retten.

Ich hatte den Eindruck, dass die Fabel von Rawiya Nour Kraft verleiht. Rawiya war in einer ähnlichen Situation, obwohl sie mit anderen Themen in einer anderen Zeit zu kämpfen hatte. Beide waren – gefühlt – auf sich allein gestellt und mussten viel Mut beweisen.

Der Autor schreibt in einem sehr angenehmen Stil, sodass man das Buch trotz des schwierigen Themas abends im Bett lesen kann. Zudem sind die Handlungen an sich so spannend, dass der Autor zum Glück nicht künstlich dafür sorgen muss. Der ständige Wechsel zwischen der heutigen Welt von Nour und der Fabel hat dazu beigetragen, den Spannungsbogen zu straffen.
Zudem kam mir die Geschichte von Nour sehr realistisch vor. Man merkt, dass sich Zeyn Joukhadar genauestens mit dem Thema auskennt und sich auch mit der Sage von al-Idrisi auseinandergesetzt hat. Im Gegensatz zu Nours Geschichte basiert die Fabel nämlich auf einem Kartografen, den es tatsächlich gegeben hat. Die Details sind allerdings von dem Autor hinzugefügt worden.


Die Charaktere

Die Figuren sind durchweg gut entwickelt und lassen sich einfach voneinander abgrenzen. Trotzdem bedient sich der Autor kaum an Klischees und kreiert stattdessen Personen wie dich und mich. Ich konnte mich mit den meisten Charakteren gut identifizieren.

Insbesondere die Hauptfigur Nour ist mir persönlich sympathisch. Sie ist ein Kampfgeist, der niemals aufgibt, aber natürlich nicht komplett angstfrei lebt. Genau das macht sie so greifbar. Auch die Figuren der Fabel sind toll entwickelt, obwohl sie aus einem ganz anderen Jahrhundert stammen. Oft kann ich zu Charakteren aus Geschichten, die mehrere Jahrhunderte früher spielen, überhaupt keinen Bezug aufbauen. Hier war es anders.


Das Cover

Das Cover ist einfach gigantisch! Ich persönlich könnte mir kein treffenderes vorstellen. Davon abgesehen ist es einfach schön. Ich habe mich sofort in dieses Buch verliebt, als ich es gesehen habe, und das, wie sich rausgestellt hat, zu recht!


Fazit

Was soll ich sagen – dieses Buch ist einfach das beste, das ich seit Langem gelesen habe. Ich kann es wirklich nur jedem ans Herz legen, sich die Zeit zu nehmen, es zu lesen und es uneingeschränkt weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 27.10.2019

Zum Glück deutlich weniger kitschig als der Titel

Find mich da, wo Liebe ist
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Als ich dieses Buch zum ersten Mal in die Hand genommen habe, war ich skeptisch. Der Titel klang einfach so wahnsinnig kitschig! Der Klappentext konnte mich deutlich mehr begeistern und die Leseprobe hat ...

Als ich dieses Buch zum ersten Mal in die Hand genommen habe, war ich skeptisch. Der Titel klang einfach so wahnsinnig kitschig! Der Klappentext konnte mich deutlich mehr begeistern und die Leseprobe hat mich schlussendlich überzeugt, den Roman zu lesen. Ich muss sagen: Zum Glück! Denn die Geschichte war ganz wunderbar.


Handlung

Die Cellistin Grace starte gerade in eine vielversprechende Karriere, als ihr Traum plötzlich zerplatzt. Stattdessen gehört ihr nun ein Instrumentengeschäft, in dem sie eigens gebaute und reparierte Streichinstrumente verkauft. Jahrelang wartet sie darauf, dass ihr Leben eine Wendung nimmt; dass ihr Freund David wie versprochen seine Frau verlässt, von Frankreich nach England zieht und sie sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Plötzlich steht David nicht nur in ihrem Mittelpunkt und Grace’ Leben droht zu zerbrechen. Sie merkt, dass sie kaum jemanden hat, an den sie sich wenden kann. Doch da sind noch ihre Mitarbeiterin Nadia und Lieblingsstammkunde Mr Williams – was können die drei im Leben der anderen bewirken?


Meine Meinung

Der Roman hat mir unerwartet gut gefallen! Er war nicht halb so kitschig wie erwartet – anstatt sich auf eine romantische Liebe zu konzentrieren, ging es viel mehr um zwischenmenschliche Beziehungen, Vertrauen, Vergebung und wie man manchmal einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen muss, um weitermachen zu können.

Die Autorin schreibt dabei sehr flüssig und nachvollziehbar. Es gab keine unerwarteten Brüche in der Geschichte oder seltsame Formulierungen, die mich an der Geschichte haben zweifeln lassen. Der Roman war so gut geschrieben, dass ich ihn in weniger als 24 Stunden durchgelesen habe.

Außerdem merkt man, dass sich die Autorin genauestens mit dem Thema Instrumente bauen und spielen auseinandergesetzt hat. Im Anschluss an diese Rezension werde ich recherchieren, ob sie tatsächlich selbst Cello spielt, oder ob sie die Informationen nur für das Buch zusammengetragen hat. Ich fand es wirklich beeindruckend, wie detailliert Anstey Harris die Art und Weise, wie man ein Streichinstrument baut und spielt, beschrieben hat! Dadurch wurde Grace’ Leidenschaft für eben dieses Thema greifbar und glaubwürdig. Es gibt leider nur wenige Autoren, die bei so speziellen Themen so sehr ins Detail gehen, aber ich finde, dass es einen sehr positiven Einfluss darauf hat, wie schnell ich mich in ein Buch hineindenken und in dessen “Welt” leben kann.


Die Charaktere

Ich fand die Charaktere sehr interessant, da sie so verschieden waren und dennoch super zusammengepasst haben.

Grace, die Hauptfigur, lebt sehr zurückgezogen und fokussiert sich auf ihre Instrumente – und David. Leider können beide ihr nicht den Halt geben, den sie braucht und so lässt sie sich schlussendlich auf andere Menschen ein. Was ich daran besonders spannend fand, war, dass Grace’ es sich selbst nicht zugetraut hat. Man hat somit eine deutliche Entwicklung der Figur beobachten können.

David fand ich ebenfalls interessant, da er zunächst so schwer zu fassen war. Auf der einen Seite kann man sich gar nicht vorstellen, dass ein Mann, der zwar mit seiner Familie in Frankreich wohnt, aber eine Liebesbeziehung in England führt, ein guter Mensch sein kann. Eine Heldentat ließ mich jedoch schon zu Beginn der Geschichte daran zweifeln. Wie er wirklich ist, behalte ich an dieser Stelle lieber für mich, da es eine wichtige Rolle für den Ausgang der Geschichte spielt.

Auch die anderen Figuren, z.B. Nadia und Mr Williams, waren sehr gut ausgearbeitet. Obwohl ich am Ende immer noch nur Bruchstücke über die einzelnen Figuren wusste, hat sich herauskristallisiert, dass ihr Leben sie geprägt hat und jede*r von ihnen einen Grund dafür hat, so zu sein, wie er/sie ist.


Das Cover

Obwohl ich das Cover an sich nicht hässlich finde, muss ich sagen, dass es leider nichts mit dem Buch zu tun hatte. Genau wie der Titel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Grafikdesigner das Buch jemals gelesen haben. Eine “freie” Frau auf einer Blumenwiese mit Feuerwerk… Hm. Auch wenn es im weitesten Sinne um die “innere Befreiung” ging, finde ich dieses Bild sehr unpassend. Aber wie gesagt, immerhin sieht es ganz nett aus.


Fazit

Ich kann dieses Buch definitiv weiterempfehlen! Man spürt beim Lesen genau, mit wie viel Liebe und Arbeit diese Geschichte geschrieben wurde. Und dabei wirkt sie überhaupt nicht schwerfällig! Mir hat das Buch wirklich gut gefallen.