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Veröffentlicht am 25.03.2018

eine sehr gute Idee, die Umsetzung konnte mich jedoch nicht ganz überzeugen

Der dunkle Kreis
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Zitate:
"Er hasst Tiere. Und kleine Kinder." Seite 10
"Sie wollte beschützen, helfen und die Dunkelheit verdrängen, um dem Licht Platz zu schaffen." Seite 45
"Wie viele Dimensionen kann die Dunkelheit ...

Zitate:
"Er hasst Tiere. Und kleine Kinder." Seite 10
"Sie wollte beschützen, helfen und die Dunkelheit verdrängen, um dem Licht Platz zu schaffen." Seite 45
"Wie viele Dimensionen kann die Dunkelheit haben, Wie tief kann Düsternis sein?" Seite 57

Meinung:

In Stockholm finden mehrere Morde statt, die die Polizei vor ein Rätsel stellen. Nicht nur, dass kein Motiv zu erkennen ist, auch die Ermittler agieren irgendwie anders, als normal. Aber was ist da los? Und was hat es mit dem mysteriösem Mann auf sich, der mit einer ganzen Ladung Handspiegel im Koffer reist?

Als ich das erste Mal von diesem Buch gehört habe, wusste ich bereits, dass ich es definitiv lesen muss. Zumal er mir als "für Fans des Übernatürlichen" angepriesen wurde. Ich muss sagen, dass mich das Ergebnis in vielerlei Hinsicht überrascht hat.

Fangen wir doch mit dem Schreibstil an. Abgesehen von einem sehr gewöhnungsbedürftigen Satz mit einem Lötkolben auf Seite 59, bei dem ich mir unsicher bin, ob es an der Übersetzung liegt, oder die Schweden einfach seltsame Sprichwörter haben, und ein paar einzelnen Wörtern (oder sagt euch der Begriff "Welpenschlingel" etwas?), ist er flüssig und angenehm zu lesen.
Die Autoren vermeiden hierbei -vermutlich bewusst- eine Ich-Perspektive, deshalb blieb die Hauptperson Iris trotz menschlicher Details und Vorgeschichte für meinen Geschmack etwas zu blass. Alles in allem betrachtet, wäre es vermutlich jedoch nicht anders gegangen, denn die Geschichte wird in vielen unterschiedlichen und auf den ersten Blick weitestgehend zusammenhangslosen Strängen erzählt - vermutlich um Spannung aufzubauen, da man ja in der Regel wissen möchte, wie es als nächstes im aktuellen Strang weitergeht. Leider sind sie für meinen Geschmack jedoch ein kleines bisschen über das Ziel hinausgeschossen, so dass ich die ersten drei viertel des Buches als eher langwierig empfand, da für mich die sich gerade aufbauende Spannung immer etwas ausgebremst wurde. Für meinen Geschmack wären ein paar Sichtweisen weniger effektiver gewesen.

Sehr gut hingegen gefällt mir das Gesamtkonstrukt, das von Seite zu Seite runder wird, da man die Zusammenhänge nach und nach immer besser versteht. Selbst die Aspekte, die zu Beginn die meisten Fragen aufwarfen, passen irgendwann perfekt ins Bild.
Auch die übernatürliche Komponente passt für meinen Geschmack sehr gut ins Konzept -z.B. ist die Vorstellung, dass mir jemand seinen Willen durch reine Gedankenübertragung aufzwingen könnte, schon spooky, oder???-, wobei die Idee mit der "Zombiepaste" für mein Empfinden dann doch etwas drüber war. Ja, da darf sich jetzt jeder seine eigenen Gedanken dazu machen ;)

Paranormale Fähigkeiten, Schmerz, Dunkelheit und das ein oder andere düstere Geheimnis erschufen ein gelungenes Szenario, das für meinen Geschmack jedoch leider erst im letzten Viertel richtig zur Geltung kam. Die Grundidee finde ich sehr gelungen, jedoch geht sie im Verlauf etwas unter. Schade, denn das Ende des Buches zeigt, dass es sich eindeutig um verschenktes Potential handelt, da man deutlich sieht, dass die beiden Autoren es definitiv besser können! Vielleicht mussten sie sich aber auch erst aufeinander einspielen? Man wird sehen, denn das Ende schreit ja förmlich nach einer Fortsetzung. Sollte es eine geben, wäre ich auf jeden Fall dabei, falls Band 2 in der Güte weiterginge, mit der Band 1 endete. Sehr spannend und nervenaufreibend!

Veröffentlicht am 11.02.2018

konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen

Reue
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Zitat:

"Er hätte einen Mord für sie begangen, so sehr liebte er sie." Seite 111

Meinung:

Ein Mann wird verhaftet. Aber wieso und wer ist es? Was wir Leser nicht wissen, bleibt dem kleinen Dorf, in dem ...

Zitat:

"Er hätte einen Mord für sie begangen, so sehr liebte er sie." Seite 111

Meinung:

Ein Mann wird verhaftet. Aber wieso und wer ist es? Was wir Leser nicht wissen, bleibt dem kleinen Dorf, in dem Thomas, Dieter und Sabine wohnen, natürlich nicht verborgen. Nach und nach entführt uns der Autor auf eine Reise voller Geheimnisse und Grausamkeit, die für einen der Drei mit dem Tod endet...

Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig zu lesen, mit kleinen Exkursionen in den Dialekt, die sich jedoch noch gut "übersetzen" lassen. Je nach Person -die Erzählperspektive wechselt nahezu kapitelweise- wird eine auf sie angepasste Ausdrucksweise gewählt, was natürlich sehr gut passt. Zusätzlich sind die Kapitel überwiegend recht kurz gehalten, was eine solide Grundspannung erzeugt. Leider wird diese für meinen Geschmack jedoch nicht weiter ausgebaut, denn obwohl wir mit der aktuellen Verhaftung und den Rückblicken darauf, wie sich die gesamte Geschichte zugetragen hat, auf die Folter gespannt werden, empfand ich die wichtigen Dinge leider etwas vorhersehbar.

Die wechselnden Perspektiven nutzt der Autor geschickt, um seinen Charakteren Tiefe zu verleihen und sie uns vorzustellen, wobei er sich ab und an auch mal in Details verliert, die für mich weniger ausgeprägt durchaus ausgereicht hätten. Zumal ich zugeben muss, dass mich gerade dieser Punkt im Gesamtbild etwas gestört hat. Denn zum einen schreibt er detailliert, dafür war mir das Ende jedoch dann zu schnell abgehandelt und zumindest zum Teil nicht nachvollziehbar.
Zum anderen gefällt es mir zwar immer gut, wenn ich die Protagonisten gut "kennenlernen" darf, jedoch war mir, wenn ich ehrlich bin, keine der Hauptpersonen im Fazit sympathisch. Auf mich wirkte Dieter wie ein Psychopath, Sabine wie ein Flittchen, das sich nur allzu gerne mit ihren weiblichen Reizen Vorteile verschafft und Thomas hat eifersüchtige Stalkerzüge, die ich beim besten Willen nicht mehr als "süß" oder ähnliches durchgehen lassen konnte.
Wie der Klappentext bereits andeutet, ist auch der ein oder andere Kraftausdruck zu entdecken und ja, es wird auch etwas brutaler und blutiger! Aber den Vergleich mit Tarantino im Klappentext, hätte ich vermutlich nicht gewählt. Dafür ist mir die Geschichte weder grausam noch derbe genug ;)

Atmosphärisch hat mir das Setting sehr gut gefallen. Das kleine Dorf, in dem jeder jeden kennt und jeder alles über einen weiß, selbst den kleinsten Fehltritt... Das ist schon unheimlich, vor allem, wenn man tatsächlich etwas zu verbergen hat!

Alles in allem ist "Reue" für mich ein Krimi, der sich angenehm und schnell lesen lässt. Sascha Berst-Frediani spielt darin mit Themen wie Neid, Einsamkeit und Egoismus und führt uns damit ein paar unserer Grundängste und schlechtesten Eigenschaften vor Augen.

Veröffentlicht am 22.01.2018

und täglich grüßt die Korkeiche

Tödlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 1)
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Zitate:
„Als Leon in die Pathologie wechselte, wurde alles anders. Keine Lügen mehr, kein Leid und keine zerbrochenen Hoffnungen. Die Toten sagen immer die Wahrheit. In dieser Abteilung herrschte absolute ...

Zitate:
„Als Leon in die Pathologie wechselte, wurde alles anders. Keine Lügen mehr, kein Leid und keine zerbrochenen Hoffnungen. Die Toten sagen immer die Wahrheit. In dieser Abteilung herrschte absolute Harmonie. Seine Patienten warteten geduldig und ohne Jammern auf ihren letzten Termin. Und er konnte sich ganz darauf konzentrieren, welche Geheimnisse sie ihm verrieten . Seite 60/61

Charaktere:

Der passionierte Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter ist ein Mann, der einerseits ganz menschliche Schwächen (z.B. Flugangst) aufweist, was ihn sehr sympathisch macht, aber andererseits alles daran setzt, seine "Patienten" Gerechtigkeit erfahren zu lassen. Er ist sehr empathisch, sowohl den Lebenden als auch den Toten gegenüber, was ihn Respektlosigkeiten nur schwer erdulden lässt. Den Job in der Provence hat er nur angenommen um seiner Trauer und den Sorgen seines Umfelds um ihn -auf Grund des Verlustes seiner Frau-, zu entfliehen. Ob dies jedoch die Lösung für ihn darstellt, wird sich vermutlich erst noch zeigen müssen.

Die stellvertretende Polizeichefin Isabelle Morell, hat es auf ihrem Posten nicht leicht. Zumal sich einige ihrer männlichen Kollegen wegen ihrer Beförderung auf den Schlips getreten fühlen. Dennoch ist sie mehr als stolz, rein durch ihren starken Wille und ihre Ausdauer so weit gekommen zu sein. Doch auch bei ihr läuft nicht alles glatt, denn zusätzlich zu den verkorksten Kollegen auf ihrer Dienststelle, strapaziert ebenso ihre pubertierende Tochter ihre Nerven.

Meinung:

Bereits im Prolog zeichnet Remy Eyssen uns ein extrem schauriges, beklemmendes Bild. Er beschreibt die Eindrücke und Ängste eines Mädchens, dass vermutlich betäubt wurde und gerade verschleppt wird. Wir erfahren ihre Ängste, Emotionen aber auch ihre Erinnerung daran, wie sie sich eigentlich Fremden gegenüber hätte verhalten sollen...

Tödlicher Lavendel ist das erste Buch des Autors, und ich war stellenweise echt überrascht, wie leichtgängig ihm sehr gute Details von der Hand gingen.
Zum einen wartet er mit regelmäßigen Perspektivenwechseln auf, so wissen wir immer, wie es bei Leon, Isabelle, aber auch den Opfern gerade aussieht. Das verleiht der ganzen Story eine relative gute Grundspannung.
Zum anderen weisen die Kapitel eine wirklich knackige Länge auf. Man ist immer versucht, noch eins und noch eins zu lesen ;)
Mein persönliches Highlight sind falsche Fährten und stellenweise recht unerwartete Wendungen, die uns im letzten Drittel des Buches beglücken, sowie Minicliffhanger an den Kapitelenden.

Auch der Schreibstil als Solches ist flüssig und sehr bildhaft, was die gesamte Atmosphäre verdeutlicht und uns die Provence nahezu vor Augen sehen lässt.
Leider sind wir damit auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt angelangt. Stellenweise hat es der Autor damit für mein Empfinden etwas ZU gut gemeint, was zu Wiederholungen und kleinen Längen in manchen Umgebungsbeschreibungen geführt hat. Nichts tragisches letztendlich, aber einige Beschreibungen habe ich ab der Hälfte des Buches dann nur noch quergelesen ;)

Was mir aufgefallen ist, ist dass der provencialische Lebensstil -das von ihm bereits erwähnte Laissez-faire-, so ausgeprägt ist, dass einige der anderen Personen (Polizei, Bürgermeister) recht tölpelhaft, uneinsichtig und somit stellenweise nahezu dümmlich anmuten. Ich könnte mir vorstellen, dass sich da der ein oder andere daran stören mag ;)

Das Erstlingswerk Tödlicher Lavendel ist ein interessanter Krimi mit guter Grundidee und tollen stilistischen Mitteln! Leider war für mich das Ende zu absehbar und vor allem zu schnell

Veröffentlicht am 22.01.2018

konnte mich nicht überzeugen

Fight Club
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Zitat:
"Der alte Spruch, dass man immer tötet, wen man liebt, wissen Sie, der stimmt in beide Richtungen. Wenn eine Pistole in deinem Mund steckt und der Lauf der Pistole zwischen deinen Zähnen, kannst ...

Zitat:
"Der alte Spruch, dass man immer tötet, wen man liebt, wissen Sie, der stimmt in beide Richtungen. Wenn eine Pistole in deinem Mund steckt und der Lauf der Pistole zwischen deinen Zähnen, kannst du nur in Vokalen sprechen." Position 191
"Eine Minute sei genug, sagte Tyler, ein Mensch müsse hart dafür arbeiten, aber eine Minute Vollkommenheit sei die Anstrengung wert. Eine Minute sei das Äußerste, was du an Vollkommenheit erwarten kannst." Position 472
"Zu dieser Zeit schien mein Leben zu sehr vollendet, und vielleicht müssen wir alles zertrümmern, um etwas Besseres aus uns zu machen." Position 744

Meinung:


Regel Nummer eins beim Fight Club heißt: Man redet nicht darüber
Regel Nummer zwei beim Fight Club heißt: Man redet nicht darüber

Die Geschichte beginnt recht vielversprechend, wir landen direkt in den mutmaßlich letzten 10 Minuten SEINES Lebens.
Hierzu sei bemerkt, wundert euch bitte nicht, wenn ich im Laufe dieser Rezi von IHM spreche, denn SEINEN Namen bekommt der Leser nicht mitgeteilt ;)
Natürlich landen wir dann über einen Zeitsprung in der Vorgeschichte, die uns erzählt, wie es dazu kam.

ER hat eigentlich alles, was man zum Leben benötigt. Eine Eigentumswohnung, einen festen Job und wäre da nicht SEINE Schlaflosigkeit, könnte es IHM theoretisch gut gehen.
Nun kommen wir zu den Schattenseiten… SEIN Job langweilt IHN und um SEINE Schlafstörung zu bekämpfen besucht ER Selbsthilfegruppen (z.B. für Hodenkrebskranke oder Menschen mit Gehirnparasitismus), obwohl ER eigentlich nicht betroffen ist.
Nur in den Gruppen kann ER sich entspannen und fallen lassen. Für IHN sind sie Erholung. Nach den Sitzungen fühlt ER sich lebendig und kann auch wieder schlafen.

In diesen Gruppen lernt ER auch Marla kennen, die eigentlich dort ebenso wenig verloren hat, wie er. Obwohl sie IHM unsympathisch ist, wird sie nach und nach Teil SEINES Lebens.
Den dritten im Bunde - Tyler - lernt ER auf einer seiner zahllosen Geschäftsreisen kennen. Tyler ist es, bei dem ER einzieht, nachdem während einer Reise SEINE Wohnung explodiert.
Die einzige Bedingung: ER muss Tyler ins Gesicht schlagen, so fest ER nur kann! Und ehe man sich versieht entsteht daraus die Idee des Fight Clubs, den sie daraufhin gründen. Hier sind alle anonym, alle gleich, egal was sie in ihrem echten Leben darstellen.

Von da an beginnt ein -für den Ottonormalverbraucher- kaputtes Leben.
Sie bereiten sich Schmerzen, pinkeln in fremdes Essen oder stecken Körperteile hinein, die da wahrlich nichts verloren haben!
Sie tun was sie wollen, wann sie es wollen und leben einfach nur in den Tag hinein. Denn was Morgen ist interessiert nicht und im Gegenzug interessiert sich ja auch niemand dafür, ob sie leben oder sterben.
In ihrem Versuch, größtmögliches Chaos zu verbreiten, fühlen sie sich lebendig.

Sooooo, und nun zum schwierigen Teil…
Vorab muss ich zugeben, dass ich den Film Fight Club noch nicht gesehen habe, also ging ich recht unbeeinflusst an das Buch. Zusätzlich muss ich gestehen, dass es bislang noch kein Buch gab, bei dem ich mich mit einer Rezension dermaßen schwer tat, wie hier…
Nun, woran liegt das?
Zum einen eindeutig am Schreibstil. Die Sätze sind zumeist kurz, abgehackt und der Text so voller Wiederholungen, dass ich einfach nicht in den Fluss gekommen bin :(
Auch die Versuche des Autors, philosophisch zu sein, konnten das für mich leider nicht herausreißen.
Zum anderen hat mir einfach Handlung und/oder Spannung gefehlt, so empfand ich die Story langatmig und relativ ereignislos. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich lange überlegt, ob ich eine 2-Sterne-Wertung abgebe, aber dann kam mir das letzte Viertel des Buchs in die Quere. Hier nimmt das Geschehen eine enorme Wendung und es taucht alles auf, was sich (m)ein Leserherz wünscht: Spannung, Handlung und ein etwas tiefgründigeres Geschehen haben mich diese letzten Seiten geradezu verschlingen lassen!
Sehr schade! Wäre die Qualität des letzten Teils schon vorher vorhanden gewesen, hätte es eine echt gute Geschichte werden können. Alles in allem hat die Idee dahinter in meinem Augen enormes Potential, nur die Umsetzung konnte mich nicht vom Hocker reißen.
Dennoch ist mein Interesse geweckt und ich muss mir demnächst den Film reinziehen. Ich bin gespannt, ob die Umsetzung für mich da mehr punkten kann ;)

Aber eine schöne Message habe ich auf den Weg mitgenommen, die will ich euch natürlich nicht vorenthalten:
Fakt ist, das Leben kann scheiße sein. Es schenkt einem nichts und wir sollten uns über jeden guten Moment freuen, denn es könnte der letzte sein. Man muss sich einfach damit abfinden, dass es hart und ungerecht sein kann.

In diesem Sinne, macht das Beste draus ihr Lieben ;)

Veröffentlicht am 22.01.2018

ein Krimi für Zwischendurch

Mörder ohne Gesicht
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Zitate:
"Ich brülle, weil ich Angst habe, dachte er. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben?“ Seite 17

„Irgendwo aus der Dunkelheit winkte ihm die große Sinnlosigkeit zu. Ein grinsendes Gesicht, ...

Zitate:
"Ich brülle, weil ich Angst habe, dachte er. Was ist das nur für eine Welt, in der wir leben?“ Seite 17

„Irgendwo aus der Dunkelheit winkte ihm die große Sinnlosigkeit zu. Ein grinsendes Gesicht, das höhnisch über seine vergeblichen Bemühungen lächelte, sein Leben in den Griff zu bekommen...“ Seite 98

Charakter:

Kurt Wallander ist Polizist mit Leib und Seele, mit einer großen Vorliebe für klassische Musik. Leider läuft es bei ihm privat alles andere als rund, seit seine Frau ihn von heute auf morgen verlassen hat. Seitdem ist er von sich selbst und dem Leben generell überfordert. Naja, wenn einem die Tochter entgleitet, der Vater die ersten Anzeichen einer altersbedingten Senilität aufweist, und die Frau sich scheiden lässt, wer vergisst da nicht mal mehrere Tage lang die Unterhosen zu wechseln ;) Er isst mittlerweile schlecht und wird behäbig, einzig sein Job lässt ihn noch ein einigermaßen geregeltes Leben führen.


Meinung:

Ein grausamer und brutaler Mord gibt Kurt und seinen Kollegen Rätsel auf. Ein bestialischer Überfall auf zwei alte Leute, die -laut deren Töchter und Nachbarn- weder Feinde noch Geld hatten... Und auch die letzten Worte der Frau hilft den Ermittlern nicht wirklich weiter. Die Polizei tappt im Dunkeln, die Nachbarn sind verängstigt. Wer könnte nur einen Grund für so eine Grausamkeit haben und welcher sollte dies bitte sein?? Und als wäre das alles noch nicht tragisch genug, muss Kurt bald feststellen, dass es noch schlimmer kommen kann. Viel schlimmer!

Mein erster Henning-Mankell-Roman lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Der Schreibstil ist herrlich leichtgängig und detailreich, was sowohl Kurt Wallander als auch seinen Kollegen und seiner Umgebung viel Farbe und Tiefe verleiht. Die Figuren und das Drumherum sind toll ausgearbeitet, so dass man Gedankengänge gut verstehen und Örtlichkeiten nahezu vor sich sehen kann.
Leider kommen wir hiermit auch direkt zu meinem größten Kritikpunkt. Stellenweise hat Herr Mankell es scheinbar zu gut gemeint und sich für mein Empfinden etwas verrannt.
So kommt es zum Beispiel vor, dass Kurt von A nach B fährt, zwischendurch auf der Straße anhält um zu Pinkeln, sich danach die Schuhe reinigt weil er in Lehm getreten ist, und dann weiter nach B fährt...
Ein anderes schönes Beispiel finden wir auf Seite 118, wo es heißt:
"Er knallte den Strafzettel ins Handschuhfach und dachte wieder daran, daß sie schön war. Schön und verführerisch. Dann dachte er an die Zimtschnecke, die er gerade gegessen hatte."... Diesen Abschnitt musste ich zweimal lesen um sicherzugehen, dass ich nicht aus Versehen in der Zeile verrutscht bin :D
Einige Stellen waren für meinen Geschmack einfach zu ausschweifend oder einfach nur wirr, so dass der Lesespaß zwischendurch etwas gelitten hat und die Geschichte etwas träge wurde. Sehr schade, zumal die Story an sich eigentlich interessant und einfallsreich ist.

Für mich war "Mörder ohne Gesicht" ein schöner Krimi für Zwischendurch