Sehr gelungene Fortsetzung
Mehr als die FinsternisWir befinden uns im Jahr 1923 in der Nervenheilanstalt Gut Mohlenberg. Auf Gut Mohlenberg ist ein bisschen Ruhe eingekehrt, nachdem der Mörder überführt wurde und wir Friederikes Mann leider zu Grabe ...
Wir befinden uns im Jahr 1923 in der Nervenheilanstalt Gut Mohlenberg. Auf Gut Mohlenberg ist ein bisschen Ruhe eingekehrt, nachdem der Mörder überführt wurde und wir Friederikes Mann leider zu Grabe tragen mussten.
Walter Pietsch lebt nun unter seinerm richtigen Namen, Wolfgang Adler auf Gut Mohlenberg und ist Friederike gemeinsam mit seiner Frau Juliane eine große Stütze. Ich mochte den ausgeglichenen, immer freundlichen Wolfgang immer lieber. Er unterstützt, wo er kann und wer hätte gedacht, dass sogar der Name Walter Pietsch nochmal wieder Bedeutung erlagen würde in diesem Band?
Friederike packt weiterhin tatkräftig an. Sie hat es in diesem Buch gleich mit zwei Schützlingen zu tun. Der Wildfang Luise, die lieber ein Junge wäre als eine junge Frau und die schweigsame Annemarie. So unterschiedlich die jungen Frauen auch sind, so vereint sie, dass sie in einer Welt gefangen sind, in der Konventionen und „das Ansehen“ mehr gelten, als das persönliche Glück. Die Mißhandlung einer Schwangeren durch ihre Familie wird nicht nur geduldet, sondern ist schon eher sogar anerkannt. Sie ist ja schließlich selbst Schuld, dass sie sich mit dem „falschen“ Mann eingelassen hat. Wie konnte sie nur?
Nach und nach schafft Friederike es, dass beide jungen Frauen Vertrauen fassen und ihre Geschichte offenbaren. Dabei geht es vor allem mit Luise recht langsam vorwärts. Wie auch im ersten Band merkt man die Liebe sowohl Friederikes, als auch ihres Vaters, zum Beruf. Der Zusammenhalt und das Vertrauen, dass unter den Bewohnern des Gutes herrschen ist wohl einzigartig. Großartig fand ich, dass Tante Vera einen Auftritt bekommt. Sie ist genau die richtige Leitfigur für unsere Luise.
Die genialste Person in diesem Buch war Fräulein Wermut. Luises Gouvernante hat viel mehr zu bieten, als es den Anschein hat. Eine starke Frau, die sehr viele Überraschungen für die Bewohner des Gutes und den Leser bereit hält. Sie ist einfach großartig. An Fräulein Wermut sehen wir, dass es vielleicht auch ein Stück weit möglich war, die geltenden Konventionen hinter sich zu lassen. Sie rebelliert nicht offen gegen das System, wie es die junge Luise tut, sondern hat ihren Weg gefunden, um sich selbst ein Stück weit zu verwirklichen und dabei jungen Frau zu helfen.
Die Geschichte ist interessant und wird sehr flüssig erzählt. Ich mochte auch den zweiten Band um das Gut Mohlenberg und seine Bewohner nicht aus der Hand legen. Melanie Metzenthin hat es wieder geschafft, durch ihren Schreibstil und die bildhafte Art, ihre Geschichten zu erzählen, mich völlig zu packen. Am Ende war ich ein bisschen traurig, dass ich von Gut Mohlenberg Abschied nehmen muss.
Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Man kann den zweiten Band unabhängig lesen, sollte es aber nicht tun. Um die Geschichte zu verstehen macht es Sinn, mit dem ersten Band zu starten, da man dann auch vor allem Wolfgangs Hintergrundgeschichte kennt.