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Veröffentlicht am 23.03.2024

Ein großer Schwidel

Der Ölprinz
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Sam Hawkins, Dick Stone und Will Parker – bekannt als das Kleeblatt, geraten bei einer Rast mitten unter die berüchtigten Finders – einer Gesellschaft von Banditen, die für ihre Raubüberfälle bekannt sind. ...

Sam Hawkins, Dick Stone und Will Parker – bekannt als das Kleeblatt, geraten bei einer Rast mitten unter die berüchtigten Finders – einer Gesellschaft von Banditen, die für ihre Raubüberfälle bekannt sind. Das lässt sie das Schlimmste für den Siedlertreck befürchten, der von einem mittelmäßigen Scout mehr schlecht als recht durch den gefährlichen Westen geführt wird. Sehr bald stoßen auch der Hobble-Frank und Tante Droll dazu, die zu ihrem Staunen im Siedlertreck gute Bekannte aus Deutschland treffen, nicht zuletzt den Kantor Emeritus Aurelius Hampel, der der eigentliche Anstifter der Auswanderung war. Er selbst ist auf der Suche nach Motiven für eine Heldenoper, was ihn und seine Gefährten in haarsträubende Situationen bringt. Da können die Helden des Westens nicht anders als sich der Auswanderer anzunehmen, zumal neben weißen Banditen auch Unruhen unter Indianerstämmen die Gegend unsicher machen.

Ein spannender Abenteuerroman, der bestens unterhält. Heiko Grauel setzt die Charaktere so unvergleichlich in Szene, dass man jeden einzelnen von ihnen deutlich vor Augen hat – vom spaßigen Hobble-Frank über den verpeilten Kantor bis hin zur resoluten Rosalie Ebersbach, der eigentlichen Herrin über die Auswanderer.

Dieser Winnetou-Roman verzichtet auf große Indianerkämpfe, auf blutige Massaker unter den weißen Banditen und auf wiederholte Gefangennahmen und Befreiungsaktionen. Vieles bleibt in der Ankündigung und doch ist die Geschichte spannend und toll ausgearbeitet wie man es von Karl May gewohnt ist. Selbstverständlich sind auch Winnetou und Old Shatterhand dabei, die die Helden des Westens erst vervollständigen.

Als Kritikpunkte bleiben der Kantor, der einem in seiner Verpeiltheit, Trampeligkeit und Kompositionsversessenheit schließlich wahnsinnig auf den Keks geht und Hobble-Frank, der mit seiner geballten, schwafeligen Pseudo-Gelehrsamkeit zunehmend an Witz verliert. Weniger wäre wirklich mehr gewesen. Der dritte Charakter, mit dem ich hader, ist Frau Rosalie Ebersbach. Eine der durchaus interessanten Frauenfiguren Karl Mays: stark, selbstbewusst, lässt sich von nichts und niemandem etwas sagen oder etwas verbieten. Sie wird durchaus als starke Frau inszeniert, wirkt dann aber wieder lächerlich und nervig, wenn sie zum Beispiel an Kämpfen teilnehmen will ohne Ahnung von Waffen zu haben, sich in Dinge einmischt, von denen sie nichts versteht, nur weil sie glaubt, dass sie was zu sagen haben müsste. Ihre Art mag ich überhaupt nicht, doch als durchaus ernsthaft inszenierter starker Frauencharakter ist ihre Rolle in der männerdominierten Geschichte interessant und nicht unwichtig.

Ein Hörbuch, das von Heiko Grauel perfekt inszeniert wurde. Er hat die Spannung der Geschichte gut inszeniert und bringt den Witz einzigartig zur Geltung, vom Gebrauch des Dialektes über das Setzen der Pointen bis zur Pathetik des Kantors. Großartige Hörbuch-Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Verfolgungsritt

Der Schatz im Silbersee
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Der Rote Cornel hat große Pläne. Zusammen mit seinen Tramps plant er diverse Überfälle, um schließlich am Silbersee den legendären Indianerschatz zu heben. Doch schon zu Beginn seiner Unternehmungen verleitet ...

Der Rote Cornel hat große Pläne. Zusammen mit seinen Tramps plant er diverse Überfälle, um schließlich am Silbersee den legendären Indianerschatz zu heben. Doch schon zu Beginn seiner Unternehmungen verleitet ihn die Gier zu einem verhängnisvollen Fehler. Ein Raub setzt Old Firehand, Tante Droll und zwei Indianerhäuptlinge auf seine Fersen. Auf der Flucht zieht er auch die Aufmerksamkeit Winnetous und Old Shatterhands auf sich. Eine Jagd beginnt, die durch große Gefahren führt und neue Freundschaften festigt.

Mein allererstes Karl-May-Buch und für mich bis heute das Beste. Unzählige Abenteuer mit fast allen Helden des May-Universums und das Hörbuch hat mich genauso überzeugt wie das Print-Exemplar. Heiko Grauel liest mit angenehmer Stimme. Nicht allen Charakteren kann er einen unverwechselbaren Stil geben, aber dafür treten auch viel zu viele auf. Gelesen kommt gerade der Humor, der May auszeichnet, zur Geltung. Tante Droll mit altenburgischer Mundart und Hobble-Franks Sächsisch sind phantastisch und urkomisch umgesetzt. Schon im Buch war man stets verleitet diese Szenen laut zu lesen. Auch die gereimten Sätze des Gunstick-Uncle entfalten erst gelesen ihre volle Wirkung.

Am liebsten würde ich die CD sofort von vorne anfangen. Oder die nächste kaufen. Auch wenn ich die Sätze fast mitsprechen kann, konnte ich mich nicht davon losreißen und 12 CDs wurden kürzer als gedacht. Allerdings hätte man sich mehr Gedanken darüber machen können wo und wie eine CD endet. Mitten im Gespräch ist doch etwas unglücklich gewählt. Außerdem hat es mich verwirrt, dass das Ende des Buches von dem der CD abweicht. Ich kenne zwei Buchversionen und beide enden identisch. Nur die CD weicht in einem wesentlichen Punkt ab. Hat Karl May mehrere Manuskripte (wo hätte er dafür die Zeit hernehmen sollen?) oder nach welchem Motto werden die Karl-May-Romane vom Verlag bearbeitet und verändert? Ich kann nicht glauben, dass der Tosa-Verlag nach einer anderen Vorlage gearbeitet hat.

Trotzdem liebe ich dieses Hörbuch und will mehr davon! „Der Schatz im Silbersee“ bleibt ein zeitloses, spannendes Abenteuer zum immer wieder Hören und Lesen!

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Ich wünsche mir einen Drachen

Die Nacht gehört dem Drachen (4 CDs)
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Als Evie ihren Adoptiveltern von der gebrochenen Rippe erzählt, kann sie gar nicht fassen, dass diese sofort reagieren. Nur eine Narbe und das herausoperierte Knochenstück zeugen noch von ihrer traumatischen ...

Als Evie ihren Adoptiveltern von der gebrochenen Rippe erzählt, kann sie gar nicht fassen, dass diese sofort reagieren. Nur eine Narbe und das herausoperierte Knochenstück zeugen noch von ihrer traumatischen Vergangenheit. Zusammen mit ihrem Onkel Ben schnitzt sie daraus einen Drachen – einen Glücksbringer für ihr neues Leben, in dem sie psychisch immer noch nicht angekommen ist und bei dem die Frage bleibt, ob sie es je wird. Doch dann erwacht der Drache nachts zum Leben und führt Evie zu sich selbst, zu neuen Kräften und auf den Weg, um die Gerechtigkeit, die ihr gebührt zu kämpfen – denn das konnten ihre Adoptiveltern nicht für sie erreichen. Aber gibt es für das, was ihr angetan wurde überhaupt Gerechtigkeit?

Ein poetisches, berührendes und schockierendes Buch über Missbrauch. Das Besondere daran ist, dass es einsetzt, nachdem der Missbrauch stattgefunden hat, aufgedeckt und beendet wurde. Lange fragt man sich, wer verantwortlich ist, was überhaupt geschehen ist und worum es gehen soll? Heilung? Gibt es die überhaupt? Rache? Gibt es den Drachen? Was will er? Ist es ein Fantasy- oder ein Problembuch? Von allem etwas und vielmehr.
Poetisch, nachdenklich und fesselnd!

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Die langersehnte Übersetzung des zweiten Bandes

Pollyanna wird erwachsen
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Noch lange nachdem Pollyanna das Sanatorium verlassen hat, wirkt ihr Geist und vor allem ihr „Spiel der Freude“ nach. Die Krankenschwester Della Wetherby wünscht sich nichts sehnlicher als „Pollyanna in ...

Noch lange nachdem Pollyanna das Sanatorium verlassen hat, wirkt ihr Geist und vor allem ihr „Spiel der Freude“ nach. Die Krankenschwester Della Wetherby wünscht sich nichts sehnlicher als „Pollyanna in Flaschen abzufüllen“ und ihrer Schwester einzuflößen. Mrs. Carew ist vom Schicksal übel mitgespielt worden. Sie hat nach knapp einem Jahr Ehe ihren Mann und ihre jüngste Schwester verloren, und ihr Neffe ist verschwunden. Alles, was ihr blieb, ist der Reichtum. Verbittert hat sie sich vor der Welt zurückgezogen und das letzte was sie will ist ein predigendes, vorlautes Kind. Doch als der Zufall Pollyanna in ihr Haus führt, verändert sich auch ihr Leben. Doktor Chilton macht sich unterdessen Sorgen. Mittlerweile ist Pollyanna dreizehn und was soll aus ihr werden, wenn sie in der noch erfreulich kindlich-naiv-belehrenden Art weitermacht? Er und Tante Polly entschließen sich zu einem weitreichenden Schritt.

Der langersehnte zweite Band liegt endlich in deutscher Übersetzung vor und Nadine Erler hat ihn großartig übersetzt. Ich konnte sofort in die Geschichte eintauchen, die sich sehr viel flüssiger liest als der erste Band und das obwohl er auf knapp 270 Seiten über 10 Jahre umfasst. Eleanor H. Porter schafft es Pollyanna erwachsen werden zu lassen, ihren Charme und ihre Lebenseinstellung zu erhalten und trotzdem weiterhin einen sympathischen Charakter zu zeichnen. Besonders gut gefiel mir, wie in diesem Buch die Grenzen von Pollyannas Spiel aufgezeigt werden, ohne es zu negieren. Damit bleiben dieses Buch und seine Botschaft glaubwürdig und schaffen es den Leser zu fesseln.

Die Fortsetzung meines Lieblingsbuches hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Es macht viel Spaß zu lesen wie das fröhliche, etwas naive Mädchen erwachsen wird und sich als selbstbewusste junge Frau dem Leben zu stellen weiß. Dass sie das Glück ihres Spiels immer noch leben kann, obwohl sie schmerzhaft dessen Grenzen erfahren muss, ist berührend.

Ich liebe dieses Buch und werde es genau wie den ersten Band immer wieder gerne zur Hand nehmen.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Das süßeste Boyslove-Pärchen der Welt

Sasaki & Miyano 09
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Ein wenig bereut Sasaki es doch, dass er jetzt an der Universität ist während Miyano noch zur Schule geht. Ein Treffen ist jetzt nicht mehr so einfach. Umso kostbarer ist es ihm als Miyano ihn um ein Date ...

Ein wenig bereut Sasaki es doch, dass er jetzt an der Universität ist während Miyano noch zur Schule geht. Ein Treffen ist jetzt nicht mehr so einfach. Umso kostbarer ist es ihm als Miyano ihn um ein Date bittet. Während Sasaki immer noch nicht fassen kann, dass Miyano jetzt tatsächlich zu ihm gehört und immer noch vorsichtig mit ihm umgeht, ist Miyano längst bereit für diese Beziehung. Dass das Date nicht ganz ungestört abläuft, verdanken sie allerdings ihren Klassenkameraden, die wohlmeinend hinter den beiden her spionieren.

Ich liebe diese Shonen-Ai-Reihe! Bildschön gezeichnet, einzigartige Charaktere sowie witzig und wahnsinnig romantische Situationen haben mich vom ersten Band an begeistert. Nur zwei Dinge finde ich schade: Zum einen ist die Geschichte sehr episodenhaft erzählt, was sich jetzt zum Glück langsam ändert, und die Bände sind zu dünn! 120 Seiten sind eine Zumutung, es sollten wenigstens 180 sein. Ich vermisse die Geschichte schon, sobald ich das Buch zugeschlagen habe. Sasaki ist so viel mehr als der Bad Boy als der er am Anfang vorgestellt wurde und Miyano entwickelt sich vom naiv-versponnen Jüngelchen zu einem wirklich coolen Charakter. Die Geschichte drumherum, die Freunde der beiden und deren eigene Geschichte ist genauso herzerwärmend wie die Hauptstory.

Eine wahnsinnig gelungene Shonen-Ai-Reihe, die mich vom ersten Band bezaubert hat!

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