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Veröffentlicht am 19.03.2023

Verhängnisvolles Gold

Der Goldschatz der Badlands
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Ein Postkutschenraub, der schief ging, drei Männer, die Glück hatten und doch vom Schicksal eingeholt werden – so beginnt das neue Abenteuer Old Shatterhands. Als der Abenteurer in seiner Heimat vom jungen ...

Ein Postkutschenraub, der schief ging, drei Männer, die Glück hatten und doch vom Schicksal eingeholt werden – so beginnt das neue Abenteuer Old Shatterhands. Als der Abenteurer in seiner Heimat vom jungen Hans Faller um Hilfe gebeten wird, den Mörder seines Vaters aufzuspüren, weiß Old Shatterhand noch nicht, dass er den Machenschaften einer kontinentübergreifenden Verbrecherbande in Quere kommen wird.

Ein neues Abenteuer mit den bekannten Karl May-Helden erzählt von Reinhard Marheinecke. Der Autor schafft es die Spannung und Verschachtelung eines May-Romans zu kreieren, aber ihm fehlt dabei die leichte Hand. Manche Formulierung erscheint im Vergleich zu May fast plump, so die permanente Anrede Winnetous mit Blutsbruder, wenn das Weglassen der Anrede und die Nutzung seines Namens viel flüssiger zu lesen wäre. Auch die Konstruktion des Abenteuers ist nicht immer so gelungen wie es im Original wäre, aber das alles beeinträchtigt nicht den Lesespaß.

Die Szenen in Deutschland und England sind mir etwas zu ausufernd gewesen, da von Anfang an feststeht, dass sich die eigentliche Geschichte im Wilden Westen abspielen wird, doch führt der Autor sämtliche Motive schön zusammen, sodass man rückblickend auch die ersten Abschnitte als berechtigt einordnen kann.

Auch wenn ich persönlich die Faszination, die ein Original-Karl-May ausmacht hier vermisse, liegt mit diesem Buch ein spannender Abenteuerroman vor, der dem Leser ein neues Abenteuer mit Old Shatterhand, Winnetou und dem Kleeblatt (Sam Hawkins, Will Parker und Dick Stone) bietet.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Ein kurzweiliger, interessanter Ausflug in die Geschichte unserer Sprache

Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter
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Wer sich schon immer mal gefragt hat, woher die Namen unserer Wochentage kommen oder warum das Wort Bank sowohl die Sitzbank als auch das Geldinstitut beschreibt, ist hier goldrichtig. Auf unterhaltsame ...

Wer sich schon immer mal gefragt hat, woher die Namen unserer Wochentage kommen oder warum das Wort Bank sowohl die Sitzbank als auch das Geldinstitut beschreibt, ist hier goldrichtig. Auf unterhaltsame Weise wird der Leser auf eine Reise durch die Geschichte unserer Sprache mitgenommen. Nicht als Wörterbuch, sondern in unterhaltsamen kurzen Sachtexten, die durch ihren Satz oft schon den Inhalt widerspiegeln (z.B. als stilisierter Napoleon, zu den sprachlichen Auswirkungen der französischen Revolution und des Kaiserreiches).

Das Buch verliert sich nicht in trockenen Fachtexten, sondern bringt die Information quasi in Wort und Bild unterhaltsam und eingängig für jeden verständlich rüber. Der kreative Satz und die – ausschließlich aus Satzzeichen gestalteten Bildern, macht das Buch besonders, manchmal aber auch etwas anstrengend zu lesen, da sich das Auge jedes Mal auf eine neue Form einstellen muss. Mit jeder Seite muss man sich also wieder neu auf Text und Form einstellen. Grauenhaft fand ich allerdings das grelle Pink, das nicht nur das Cover ziert, sondern sich auch innerhalb des Buches auf jeder Seite findet. Zum einen etwas zu hell, um es problemlos lesen zu können und dann doch wieder so grell, dass es in den Augen beißt. Hier hätte eine etwas abgemilderte Farbvariante gut getan, auch wenn ich die Intention das Buch dadurch modern und ansprechend zu gestalten und aus dem trockenen Sachbuchgenre bereits optisch hervorzuheben, nachvollziehen kann. Das ändert nichts daran, dass ich die Farbe schlecht leserlich und viel zu aggressiv finde.

Fazit: Ein hochinteressantes Buch, sehr unterhaltsam geschrieben, dabei sachlich und informativ. Für jeden, der einen Ausflug in die Sprachgeschichte machen möchte, die perfekte Lektüre. Wieder wird deutlich, dass unsere Sprache lebt und trotz aller Prophezeiungen, sie würde untergehen, sich kichernd verändert – ein quecksilbriges, nicht auf unveränderbare Regeln festzulegendes Wesen, das länger leben wird als wir alle glauben und zwar auf die Weise, die ihm passt.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Zeitenwechsel - Generationenwechsel

Die Forsyte Saga
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Die Forsytes sind eine große, angesehene Familie, die seit Generationen in London eine große gesellschaftliche Rolle spielen und ihr Vermögen gut hüten und mehren. Mit der großen Verlobungsfeier von June ...

Die Forsytes sind eine große, angesehene Familie, die seit Generationen in London eine große gesellschaftliche Rolle spielen und ihr Vermögen gut hüten und mehren. Mit der großen Verlobungsfeier von June mit dem mittellosen, aber aufstrebenden Architekten Phil nimmt das Schicksal allerdings eine unerwartete Wendung. Nicht nur June verliert alles auch ihr Onkel Soames steht vor den Trümmern seiner Lebensträume. Für die ganze Familie Forsyte beginnt damit ein neues Kapitel, das sich von überkommenen Traditionen löst. Den neuen Zeiten entgegenschreitend, an der Vergangenheit festhaltend, neue Entscheidungen treffend – die einen schaffen sich neue Ziele, andere klammern sich an zerstörte Träume, jedes Familienmitglied muss auf seine eigene Art mit dem Leben zurechtkommen. So schreitet die Zeit fort, der Weltkrieg zieht vorüber und neue Generationen blühen auf, mit eigenen Hoffnungen, Träumen, Zielen und Problemen, überschattet von einer schuldhaften Vergangenheit, die droht auch sie zu zerstören.

Eine große Familiensaga, die vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts beispielhaft zeigt wie sich in sich überschlagenden Zeiten und rasch verändernden Traditionen Menschen verändern müssen oder im Strudel der Ereignisse zermahlen werden. Packend und wunderbar geschrieben mit ausgefeilten Charakteren und einem riesigen Schauplatz. Je tiefer man in das Buch eintaucht desto mehr Facetten findet man. Je öfter man es liest desto mehr Details und Blickwinkel findet man. Man liest mit Sympathie, mit Antipathie und glaubt, dass sich das ganze Leben in all seinen Wundern, Unvorhersehbarkeiten und unausweichlichen Grausamkeiten und Schicksalsschlägen vor einem entfaltet.

Im Mittelpunkt stehen die Charaktere. Ihre Entwicklung, die Familienverhältnisse, ihr Wanken zwischen Tradition und Veränderung. Ereignisse der Zeit wie der Burenaufstand oder der 1. Weltkrieg sind eher ein Hintergrundrauschen. Wer Dramatik und atemberaubende Spannung sucht sollte zu einem anderen Buch greifen, hier liegt der Fokus auf Familie und Persönlichkeitsentwicklung sowie den Wechsel der Generationen.

Die dreibändige Reclam-Ausgabe präsentiert die Geschichte in einem handlichen Format. Die Bände umfassen jeweils knapp 400 Seiten sodass man nicht von einem großen Wälzer erschlagen wird. Jeder Band ist liebevoll gestaltet. Ein schickes Cover, Lesebändchen und der größte Pluspunkt – ein ausführlicher Kommentarteil machen diese Ausgabe zu etwas ganz Besonderem. Ein zusätzlicher Bonus ist ein ausführlicher Stammbaum der Forsytes. Er ist separat beigelegt, sodass man ihn bei jedem Buchwechsel mitnehmen kann. Da die Familie wirklich riesig ist und ein Name in 5 Generationen auftaucht, ist der sehr hilfreich um den Überblick zu behalten.

Die Geschichte bekommt von mir 4 Sterne, denn der letzte Funke zur Begeisterung hat mir gefehlt, die Ausgabe hat allerdings 5, denn diese Ausstattung ist der absolute Wahnsinn.

Ein toller Klassiker in einer großartigen Ausgabe, eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.05.2022

Mord in West Point

Der denkwürdige Fall des Mr Poe
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Die angesehene Militärakademie West Point wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Um möglichst weitere Taten zu verhindern, wird der ehemalige New Yorker Polizeidetektiv August Landor mit den Ermittlungen ...

Die angesehene Militärakademie West Point wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Um möglichst weitere Taten zu verhindern, wird der ehemalige New Yorker Polizeidetektiv August Landor mit den Ermittlungen beauftragt. Als Assistenten holt er den etwas merkwürdigen Edgar Allan Poe dazu, der nicht gerade ein Vorzeige-Kadett ist. Doch West Point ist eine Welt für sich und Landor steht vor einer Mauer des Schweigens.

Ein spannender Kriminalfall mit einem tollen Mystery-Flair und einem genialen Protagonisten, dem ich nicht widerstehen konnte. Unerwartete Wendungen und dubiose Entwicklungen machen das Buch zu einem ungewöhnlichen Kriminalroman mit einem ganz eigenen Reiz. Schade ist, dass es immer wieder einige Längen gibt, die nur wenig motiviert sind. Mehr Tempo und vor allem mehr Ermittlungsarbeit hätten der Geschichte gut getan. Mit überraschenden Twists, die den Leser bis zum Schluss immer wieder den Atem rauben entschädigen dann wieder für die Durststrecken.

Ein Buch, bei dem ich mir lange nicht sicher war, ob es mir gefällt oder nicht. Die fehlende Ermittlungsarbeit hat mich sehr gestört, andererseits fand ich Poe ausgezeichnet eingebaut und hätte ihn gerne noch öfter gesehen. Die Twists haben mir ebenfalls sehr gefallen. So vergebe ich für dieses Buch knapp 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 07.01.2022

Der eigene Weg

Die Schneeblütenprinzessin von Cold Creek Valley
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Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. ...

Chiara ist am Boden zerstört als sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit mit einer anderen erwischt. Sie flüchtet zu ihrem Bruder in die Rocky Mountains, um sich dort zu erholen und neue Pläne zu schmieden. Ein vertauschter Koffer am Flughafen ist nur der Anfang ihres turbulenten Neubeginns.

Eine wunderschön geschriebene Winter-Weihnachts-Geschichte über einen Neuanfang und den Mut sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Chiara ist eine sympathische Protagonistin, bei der ich zwar nicht jede Handlung respektieren konnte, die aber durchgehend konsistent war und fast immer nachvollziehbar. Die Art das Selbstwertgefühl sofort mit dem nächsten Mann aufzupolieren ist zwar ein Standardmotiv der Liebesromane, aber für mich nicht nachvollziehbar. Die Vielseitigkeit von Chiaras Geschichte lässt wünschen noch mehr von ihr zu lesen, denn der Schluss war dann doch etwas flott.

Besonders begeistert war ich allerdings von der zweiten Perspektive. Gabriel, der erfolgreiche Arzt mit seinem fatalen und irgendwann nicht mehr nachvollziehbaren Hang zu seiner egoistischen Lebensgefährtin, hat mir gut gefallen. Gerade von ihm hätte ich gerne noch mehr gelesen, denn auch er muss für sich einen neuen Traum finden. Wie er einen neuen Weg einschlägt, mit alten Vorstellungen abschließt und in seine Zukunft startet ist dann etwas abrupt und knapp zusammengefasst.

Neben diesen beiden treten noch viele andere Charaktere auf, die man so schnell nicht vergisst und von denen man gerne noch mehr lesen würde. Ob vom leichtlebigen Dave hinter dem so viel mehr zu stecken scheint, Gabriels Schwester, die mit ihrer zupackenden Art einfach sympathisch ist oder auch Chiaras Familie, die zwar sehr vereinnahmend, aber trotzdem äußerst liebevoll ist – es wird viel geboten auf den knapp 320 Seiten und jeder hat genug Hintergrundgeschichte und Kontur bekommen, um dem Leser plastisch vor Augen zu stehen und gleichzeitig den Wunsch nach mehr zu wecken.

Das Buch ist toll geschrieben, hat Witz, viele Wohlfühlszenen und sympathische Charaktere. Ein schönes Winterbuch, das zum Träumen einlädt.

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