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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2021

Erneut ein Pageturner

Der Knochenbrecher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 3)
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Was mich ziemlich stört, sind der Klappentext und die Übersetzung des Titels. Erst einmal ist der Klappentext so beliebig, dass er quasi auf jedem der Carter-Thriller stehen könnte. Und der deutsche Titel ...

Was mich ziemlich stört, sind der Klappentext und die Übersetzung des Titels. Erst einmal ist der Klappentext so beliebig, dass er quasi auf jedem der Carter-Thriller stehen könnte. Und der deutsche Titel „Der Knochenbrecher“ hat weder etwas mit dem Originaltitel „The Night Stalker“ noch mit dem Inhalt zu tun. Warum benennt man einen Roman so sinnlos? Einfach nur warum?

Abgesehen davon liefert Chris Carter erneut einen spannenden und temporeichen Thriller ab, der mit seinen knackig kurzen Kapiteln, den brutalen Ereignissen und den sympathischen Ermittlern in kürzester Zeit wieder zum Pageturner mutiert. Man muss einfach lesen und lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht – Gegenwehr zwecklos. Und auch die Vorgehensweise des Serienkillers ist mal wieder blutig und pervers – das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ich liebe es.

Dass „Der Knochenbrecher“ nicht ganz mit seinen beiden Vorgängern mithalten kann, stört dabei überhaupt nicht. Dann ist die Story eben nicht ganz so ausgeklügelt und der Fall nicht ganz so raffiniert. Vergleicht man die Buchreihe mit anderen Thrillern, gehört sie zu den absoluten Highlights im Genre. Eher müsste ich also „Der Kruzifix-Killer“ und „Der Vollstrecker“ noch etwas höher bewerten.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ode an die Kindheit

Der Ozean am Ende der Straße
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Was soll ich sagen, Neil Gaiman hat mich wieder mitten ins Herz getroffen. Und ich kann nicht einmal so genau erklären, wie er das immer wieder schafft. Die Handlung in „Der Ozean am Ende der Straße“ erinnert ...

Was soll ich sagen, Neil Gaiman hat mich wieder mitten ins Herz getroffen. Und ich kann nicht einmal so genau erklären, wie er das immer wieder schafft. Die Handlung in „Der Ozean am Ende der Straße“ erinnert an ein Märchen. Hinzu kommen originelle, manchmal sogar etwas verschrobene Ideen, die Gaimans Handschrift tragen und hier und da an „Coraline“ oder „Niemalsland“ erinnern.

Und dann ist dieser Roman auch wieder etwas ganz anderes. Er ist auch ein melancholischer Blick zurück in die Kindheit, als einem vieles viel magischer und zauberhafter vorkam als im Erwachsenenalter. Es ist eine Sehnsucht nach dieser leichten, schwerelosen Zeit ohne Sorgen und Nöte. Und diesen leisen Ton trifft Gaiman genau.

Ab und an sind vereinzelte Schwarzweiß-Zeichnungen zu entdecken, die den märchenhaften Charakter noch mal unterstreichen. Es handelt sich dabei aber trotzdem definitiv nicht um ein Kinderbuch! Gaiman steckt auch hier wieder einen leisen, wohligen Grusel in die Geschichte, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem Phantastischen liegt. Und das Ganze verpackt er in seinem ganz eigenen Stil, der ein bisschen poetisch und auch ein bisschen märchenhaft ist, sich aber immer prima lesen lässt.

Auch die Charaktere sind wieder einmal absolut liebenswert. Man will sie kennenlernen und wissen, was mit ihnen passiert. Hier sind es sowohl der junge Ich-Erzähler als auch Lettie und ihre Familie, die ich begeistert begleitet habe. Weder braucht Gaiman ellenlange Beschreibungen ihrer Persönlichkeiten noch total ausgefallene Charakterzüge, um stimmige Figuren zu erschaffen.

Dass nicht alle Mysterien und Rätsel des Romans aufgeklärt werden oder tatsächlich zur Handlung beitragen, hat mich nicht gestört. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr gewünscht – einfach um noch ein wenig länger Zeit mit dem Ich-Erzähler, Lettie und den anderen verbringen zu können. Um mehr von diesen Erinnerungen zu lesen, die in eine andere Welt entführen. Um mehr von dieser anderen Welt zu erfahren.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Wichtige Themen im Fantasy-Gewand

Das Jahr der Hexen
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Feminismus und das Aufbegehren gegen das Patriarchat vermischt mit einem an die Pilgerväter erinnernden Fantasysetting und einem Hexenthema – diese Mischung hat richtig Spaß gemacht! Und da ist noch mehr: ...

Feminismus und das Aufbegehren gegen das Patriarchat vermischt mit einem an die Pilgerväter erinnernden Fantasysetting und einem Hexenthema – diese Mischung hat richtig Spaß gemacht! Und da ist noch mehr: Auch Rassismus und Sexismus, zwei Themen, die in unserem alltäglichen Leben aktueller denn je sind, kommen darin zur Sprache. Was im ersten Moment überladen wirkt, setzt sich eher wie ein Puzzle passend zusammen.

Denn wie soll Feminismus ohne Sexismus diskutiert werden? Wie kann man Unterdrückung ganz von Rassismus trennen? Es sind schwierige Themen, die Henderson in ihrem Debütroman behandelt, gleichzeitig aber auch verdammt wichtige. Dass sie ihre Geschichte in eine Fantasywelt mit sehr kleinem Spielraum einbettet, rückt den Blick aufs Wesentliche: nämlich auf Frauen, die unterdrückt und – notfalls mit Gewalt – gefügig gemacht werden.

Und dann ist da Immanuelle, die Protagonistin. Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, die in dieser von Männern und deren Regeln bestimmten Welt aufwächst, die aufgrund ihrer Herkunft und auch Hautfarbe geächtet wird. Es ist spannend mitzuerleben, wie Immanuelle im Verlauf der Geschichte immer mehr zu sich findet, stärker wird und schließlich gegen den Status Quo aufbegehrt.

Auch Magie und Übernatürliches finden ihren Platz in dem Roman, den ich am ehesten der Dark Fantasy zuordnen würde. Dadurch, dass der Fantasy-Anteil nicht zu umfassend ausfällt, liest es sich manchmal fast wie ein historischer Roman mit fantastischen Elementen. Eine Kombination, die ich sehr gerne mag.

Nicht zuletzt wegen der Sprache des Romans ist „Das Jahr der Hexen“ für mich das Monatshighlight im Mai. Der altmodische, fast antiquierte Stil passt perfekt zur Thematik, ist gleichzeitig leicht zu lesen und erzeugt die richtige Stimmung. Hin und wieder sind die Formulierungen und Beschreibungen vielleicht ein wenig zu ausschweifend und umständlich. Aber das war eine Kleinigkeit, die mich beim Lesen nicht wirklich gestört hat.

Und wer sich wundert, dass ich trotz all des Lobes „nur“ 8 Punkte gebe: 8 Punkte sind verdammt gut! Ich glaube aber auch, dass hier und da noch etwas Feinschliff möglich ist. Henderson steht erst am Anfang ihrer Karriere – da geht noch mehr. Erwähnt werden sollte auch die liebevolle Aufmachung des Buches mit dem festen Einband in Lederoptik inklusive Lesebändchen.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Gruseliges aus Aventurien

DSA 3: Die Zeit der Gräber
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Wenn es um die Romane des Schwarzen Auges geht, ist es wie bei jeder Reihe, an der eine Vielzahl an Autoren mitwirkt. Nicht jeder Schuss ist ein Treffer, nicht jeder Roman schafft es, eine gute Geschichte ...

Wenn es um die Romane des Schwarzen Auges geht, ist es wie bei jeder Reihe, an der eine Vielzahl an Autoren mitwirkt. Nicht jeder Schuss ist ein Treffer, nicht jeder Roman schafft es, eine gute Geschichte zu erzählen und gleichzeitig die aventurische Welt in all ihren Facetten aufzuzeigen. Manche scheinen auch beides nicht zu schaffen.

„Die Zeit der Gräber“ gelingt es, beides unter einen Hut zu bringen. Und was mir besonders gut gefallen hat: Der Roman spart nicht mit unappetitlichen Beschreibungen. Wo in vielen anderen DSA-Büchern deftige Szenen einfach ausgeblendet oder nur knapp angedeutet werden, hält Björn Jagnow voll drauf. Hey, es geht um Anhänger des Namenlosen und gottlose Praktiken, da ist der Weichspül-Modus einfach fehl am Platz.

Gleichzeitig ist die Atmosphäre durchgängig recht düster und damit genau passend zu den Tagen des Namenlosen. Dass die Geschichte nun nicht Pulitzer-Preis-verdächtig ist – geschenkt! Sie ist solide, unterhaltsam und in der DSA-Reihe definitiv eins der blutigsten Werke. Auch die Charaktere sind vielleicht nicht total vielschichtig und komplex, aber sie erfüllen ihren Zweck und tragen ihren Teil zu der kurzweiligen Tour durch einen überraschend düsteren DSA-Roman.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Rätselraten um Mörder und Opfer

Sommernacht
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Das hat Spaß gemacht! Das klassische Krimimotiv des „Whodunit“, also des „Wer hat es getan?“, wird in „Sommernacht“ auf erfrischende Weise bearbeitet. Denn während man normalerweise zu Beginn eine Leiche ...

Das hat Spaß gemacht! Das klassische Krimimotiv des „Whodunit“, also des „Wer hat es getan?“, wird in „Sommernacht“ auf erfrischende Weise bearbeitet. Denn während man normalerweise zu Beginn eine Leiche hat und dann dem Ermittler bei seinen Untersuchungen folgt, geht Lucy Foley hier einen anderen, aber nicht weniger interessanten Weg.

Denn zunächst einmal lernen wir die wichtigsten Personen kennen, decken Stück für Stück ihre Gedanken und kleinen (oder größeren) dunklen Geheimnisse auf. Nach und nach kommen Zwist, Probleme und auch mögliche Motive zum Vorschein. Und diese Motive zeigen sich, obwohl man erst ziemlich spät erfährt, wer das Opfer überhaupt ist – und noch viel später, wer es umgebracht hat.

Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Figuren, unter anderem der Braut, des Trauzeugen und der Hochzeitsplanerin, sind klasse, vor allem weil sie auf verschiedenen zeitlichen Ebenen rund um den Hochzeitstag spielen. Und so lässt sich schon von Anfang an prima miträtseln, wer der Mörder sein wird – und wer überhaupt umgebracht werden könnte.

Für mich persönlich hätte die Offenbarung der Leiche gern ein bisschen früher kommen können, denn ab diesem Zeitpunkt nimmt der Roman so richtig Fahrt auf. Denn auch wenn die Identität des Opfers endlich klar ist, gibt es immer noch genügend Rätsel für die Leser. Schließlich haben die meisten Anwesenden einen guten Grund für Rache und nahezu jede wichtige Figur könnte den Mord begangen haben.

Warum allerdings der nichtssagende Titel „Sommernacht“ gewählt wurde, anstatt den Originaltitel „The Guest List“ („Die Gästeliste“) einfach ins Deutsche zu übersetzen, konnte ich nicht nachvollziehen. Schließlich passt der Originaltitel wie die Faust aufs Auge zum Inhalt. Aber das Cover sieht klasse aus und macht richtig Lust aufs Lesen.

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