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Veröffentlicht am 21.06.2020

Wie lässt man einen ganzen Bus verschwinden? Auf jeden Fall mit viel Spannung!

Totenfahrt: Thriller
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Über Nacht verschwindet ein Bus voller Aktivisten einfach so spurlos. Mit an Bord die Tochter eines reichen Industriellen, was natürlich für Aufregung in ihrer Familie sorgt. Walter Brandner übernimmt ...

Über Nacht verschwindet ein Bus voller Aktivisten einfach so spurlos. Mit an Bord die Tochter eines reichen Industriellen, was natürlich für Aufregung in ihrer Familie sorgt. Walter Brandner übernimmt mit seinem Team die Ermittlungen in diesem rätselhaften Fall. Denn eine Lösegeldforderung bleibt aus und nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Juri Tscherniak, der erst kürzlich nach einem Entführungsfall aus dem Knast kam, mit an Bord des Busses war. Was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Was ist passiert? Wie konnte der Bus so einfach verschwinden.

Dieses Buch ist zwar der letzte Fall von Walter Brandner, aber das erste Buch dieses Autors welches ich gelesen habe. Es lässt sich also auch gut verstehen, wenn man die Vorgänger aus dieser Serie nicht kennt, macht aber sicher neugierig auf mehr.

Der Schreibstil von Timo Leibig ist insgesamt immer schön flüssig, gut verständlich und zur Situation passend gewählt. Hier wurde auch die Stimmung immer gut vermittelt.

Die Charaktere sind alle sehr interessant und machen neugierig, sowohl auf Seite der ermittelnden Beamten als auch auf Seiten der Entführten bzw. der Entführer. Dabei hatte ich nie das Gefühl, dass ein Charakter den anderen das Rampenlicht wegnimmt, oder mehr ins Zentrum rückt als ihm zustehen sollte. Und grade Brandner und Goldmann scheinen mindestens ein sehr interessantes Team abzugeben.

Der Fall an sich hat es auf jeden Fall in sich. Alles ist sehr lange ziemlich mysteriös und zu eigentlich jedem Zeitpunkt super spannend. Fakten bauen sich nach und nach auf, Hinweise werden gegeben und der Leser praktisch zum mitfiebern angehalten. Mir ging es auf jeden Fall so.
Und zum großen Finale hin – sagen wir das mir die Haare zu Berge standen! Davon werde ich wohl noch lange etwas im Hinterkopf haben.

Der Plot des ganzen war nicht zu offensichtlich für meinen Geschmack und man konnte lange mit rätseln. Ich selber bin erst kurz vor den Ermittlern auf die Wahrheit hinter dem ganzen gekommen.
Das ganze ist auf jeden Fall unglaublich, aber deshalb nicht unbedingt völlig unglaubwürdig. Vielleicht in letzter Konsequenz etwas überzogen dargestellt, aber irgendwie ist das doch das schöne an Thrillern wie diesem – man muss eben nicht ganz im realen Rahmen bleiben, sondern kann auch mal etwas darüber hinaus gucken. Und, es war nie so dargestellt, dass ich beim Lesen skeptisch gewesen wäre.
Insgesamt in sich war alles immer stimmig, erschien schlüssig und sinnvoll wenn es da so stand.

Die Spannung blieb mir hier auf jeden Fall bis zum Ende erhalten und das Finale war dazu dann schön passend.

Es gab ein paar Dinge, die am Ende nicht so aufgeklärt waren, wie ich mir das gewünscht hatte, einige Aspekte die irgendwie nie wieder eine Rolle gespielt haben. Das liegt zwar wahrscheinlich irgendwie in der Natur der Sache, aber trotzdem schade.

Alles in allem auf jeden Fall ein sehr spannender Thriller, der mich bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen hat und der auf jeden Fall Lust auf mehr macht. Von mir gibt es sehr gerne 5/5 Sternen hierfür.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Atmosphärisch, Düster, Außergewöhnlich

Das Haus /House of Leaves
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„This is not for you“
So begrüßt einen dieses Buch, und je tiefer man vordringt, desto mehr hat man das Gefühl, dass dies wahr sein könnte.

House of Leaves ist sicher kein gewöhnliches Buch. Schon den ...

„This is not for you“
So begrüßt einen dieses Buch, und je tiefer man vordringt, desto mehr hat man das Gefühl, dass dies wahr sein könnte.

House of Leaves ist sicher kein gewöhnliches Buch. Schon den Inhalt sinnvoll zusammen zu fassen fällt mir fast schwer, denn hier gibt es verschiedene Ebenen die parallel erzählt werden.

Die oberste Ebene bildet wohl Johnny Truant, dessen Geschichte und Anmerkungen im Vorwort und in Fußnoten zu finden ist. Er findet, dank einem Freund, die Aufzeichnungen von einem blinden alten Mann, die ihn fortan fesseln sollen.

Daher kommt dann auch die nächste Ebene, die aus den Aufzeichnungen von dem alten Mann Namens Zampanò bestehen. Über ihn selber erfährt man nicht all zu viel, stattdessen kommentiert er einen Film.

Dieser Film bildet auch die letzte Ebene dieser Erzählung, das eigentliche Herz des ganzen. In diesem Film, dem „Navidson Record“ geht es um die Familie Navidson, die in ihr neues Zuhause zieht. Was eigentlich ein harmloses kleines Projekt werden sollte, nimmt eine düstere Wendung, als sich herausstellt, dass das Haus in keiner Weise gewöhnlich ist. Es verändert sich von jetzt auf gleich und birgt ungeahnte, gar unmögliche Tiefen. Der Preisgekrönte Fotograf und Familienvater Will Navidson kann gar nicht anders, als mitsamt seiner Kamera in die tiefen dieses Hauses vordringen zu wollen und herauszufinden, was es damit auf sich hat.

Mehr will ich auch wirklich nicht verraten. Nur noch so viel vielleicht: Es stellt sich sehr schnell heraus, dass der Film den Zampanò so ausführlich behandelt überhaupt nicht existiert – nicht einmal in Johnnys Welt gibt es eine Spur von diesem Film. Und doch scheint etwas düsteres aus diesen Seiten zu kommen, etwas das Johnny nicht mehr los lassen will.

Die Geschichte ist geheimnisvoll, trotz aller Analyse im Buch bleibt vieles im dunkeln, im wörtlichen wie im übertragenden Sinne. Viele Fragen werden aufgeworfen und nur wenige auch beantwortet. Am Ende lässt die ganze Erfahrung einen etwas ratlos zurück, aber grade das ist doch der Reiz an diesem Werk. Wenn man die letzten Worte gelesen hat, ist man eben noch nicht unbedingt fertig damit. Es lädt dazu ein es noch einmal in die Hand zu nehmen und durchzusehen, Dinge nachzuschlagen und darüber zu philosophieren.

So bleibt auch immer die Frage, was am Ende eigentlich wie glaubwürdig ist. Wie viel von dem, was da auf Papier gebannt wurde kann auch wahr sein, und wie viel ist nur der unzuverlässigen Erzählung Johnnys zu verdanken?

Neben der wirklich wunderschön aufgebauten Geschichte ist aber auch die Darstellungsweise erwähnenswert. In der von mir gelesenen englischen ‚Remastered Full-Color Edition‘ wurden verschiedene Schriftarten für verschiedene Autoren der Passagen verwendet und verschiedene Worte und Abschnitte in verschiedenen Farben gedrückt. Viele Fußnoten weisen auf Quellenangaben zu Zitaten (teilweise nicht-reale Werke zu dem Film) hin oder dienen als Anmerkungen von Johnny oder Zampanò.
Am interessantesten jedoch ist das Spiel mit dem Layout des Textes, welchem sich hier bedient wird. So ist der Text teilweise auf den Kopf oder die Seite gedreht, es werden nur halbe Seiten beschrieben oder gar nur einzelne Sätze und Worte die in faszinierenden Anordnungen über die Seite verteilt werden.
Je tiefer man vordringt, um so verwirrender wird es auch, allerdings nie so, dass es frustrierend würde.

Ein Nachteil dieses Buches ist allerdings, dass es grade am Anfang doch etwas abschreckend wirkt. Es dauert eine Weile, bis man zum Herz der ganzen Sache gelangt und bis dahin wurde zumindest mir ein kleines bisschen Geduld abverlangt.

Ganz sicher kein Buch, welches man nur mal nebenbei liest, sondern tatsächlich eines, welches etwas Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Aber das hat es auf jeden Fall auch verdient, jeder der dieses Art von Buch mögen könnte, sollte ihm zumindest eine Chance geben.

Sicher nicht etwas für jeden, aber für mich auf jeden Fall 5 Sterne wert!
Ich werde wahrscheinlich noch eine Weile etwas davon haben.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Das epische Finale einer epischen Saga

Die Stimmen des Abgrunds
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Die Hoffnung schwindet mit jedem Tag mehr. Während Arlen, Jardir und Gefährten hinab in den Horc steigen, kämpft die Menschheit an allen Fronten verzweifelt um das reine Überleben. Denn der kommende Neumond ...

Die Hoffnung schwindet mit jedem Tag mehr. Während Arlen, Jardir und Gefährten hinab in den Horc steigen, kämpft die Menschheit an allen Fronten verzweifelt um das reine Überleben. Denn der kommende Neumond bringt Seelendämonen und diese bedeuten ganz neue Gefahren. Können sie in ihrem verzweifelten Kampf ums reine Überleben bestehen?

Endlich findet die Dämonen-Saga hier ihren dramatischen Höhepunkt. Was könnte spannender sein, als der Versuch die Mutter aller Dämonen selbst zu vernichten?

Auch in diesem Band beweist Peter V. Brett sein Talent ein weiteres – und hoffentlich nicht letztes – Mal.

Wie von den vorhergehenden Teilen zu erwarten werden hier geschickt verschiedene Handlungsstränge um verschiedene Charaktergruppen miteinander zu verbinden. So hat man hier immer einen guten Überblick darüber, was an den verschiedenen Orten die man die ganze Geschichte lang kennen gelernt hat passiert.

Jedes Mal, wenn die Dämonen ihre Fertigkeiten weiterentwickeln war ich überrascht, habe den Atem angehalten wenn ich nicht sicher war wie eine Begegnung wohl ausgehen mochte. Und es ist definitiv zu keinem Zeitpunkt sicher, wie das ganze wohl ausgehen mag. Niemand ist jemals sicher, wenn die Nacht anbricht.

Gut umgesetzt ist auch der Konflikt nicht nur der Charaktere untereinander sondern auch in ihrem Inneren. Jeder Charakter in dieser Reihe wirkt dreidimensional, mit einer eigenen Entwicklung die nicht unbedingt mit einem Buch anfängt und auch nicht am Ende der Reihe enden muss. Irgendwie haben sie alle ihr eigenes Leben.

Besonders spannend war hier allerdings der Einblick in die Lebensweise der Dämonen. Mehr zu sehen wie sie sich verhalten, wie sie denken und leben ist faszinierend.

Das einzige was ich wirklich kritisieren möchte ist eigentlich, dass das Ende meiner Meinung nach dann zu schnell kam. Damit meine ich gar nicht im speziellen den Höhepunkt der Handlung, der war nämlich für mein Empfinden sehr stimmig und nicht übereilt. Aber danach gab es einige Dinge, die ich gerne noch gewusst hätte. Wie gerne wüsste ich, wie die Zukunft in dieser Welt wohl aussehen mag.
Aber nachdem der Höhepunkt überschritten war, endet alles ohne viele Fanfaren. Meiner Meinung nach doch schade. Oder, vielleicht ist es auch der Unwille diese Welt schon hinter mir zu lassen. Eine gewisse Wehleidigkeit, weil es eben so schön war.

Auf jeden Fall ein Abschluss, der dieser Reihe würdig ist. Diese Bücher sollten in keiner guten Fantasy-Sammlung fehlen.

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Veröffentlicht am 09.04.2020

Wenn Mord eine Stadt Entflammt!

Heißes Pflaster
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Der Politiker Guido Ehrlich wird Tod in einem Leipziger See gefunden. Herzinfarkt – ein Unfall so sieht es zunächst aus. Doch die Indizien lassen Hanna Seiler und Milo Novic stutzen. Schnell sind sie sicher: ...

Der Politiker Guido Ehrlich wird Tod in einem Leipziger See gefunden. Herzinfarkt – ein Unfall so sieht es zunächst aus. Doch die Indizien lassen Hanna Seiler und Milo Novic stutzen. Schnell sind sie sicher: Es war eben doch nicht alles so natürlich wie man annehmen möchte. Die beiden Ermittler wollen herausfinden, was wirklich passiert ist.

Obwohl – oder grade weil – ihr Vorgesetzter ihnen die Ermittlungen praktisch verbietet. Immerhin hatte Ehrlich mit seinen sehr sozialen Einstellungen und Engagements viele Feinde. Besonders der rechte Bauunternehmer Wenger konnte von Ehrlichs Tod ziemlich offensichtlich profitieren.

Schnell geraten die beiden Ermittler von allen Seiten unter Druck, als sie versuchen die Wahrheit herauszufinden. Keine einfache Aufgabe, denn es steckt so viel mehr dahinter, als sie ahnen können.

Die Ereignisse, die Alex Pohl in seinem Krimi aufgreift sind – leider – gar nicht so unrealistisch, wenn man genau darüber nachdenkt. Ein Krimi der Politik nicht außen vor lässt, sondern tief in politische Konflikte eintaucht. Schön recherchiert und eben nicht an den Haaren herbeigezogen habe ich tatsächlich nie daran gezweifelt, dass all das genau so passieren könnte.

Geschickt gesponnen zieht die Handlung den Leser schnell in ihren Bann. Mann fühlt mit Seiler und Novic als Hauptcharaktere mit, fiebert nicht nur beruflich sondern auch privat eben bis zur letzten Seite mit. Es gibt viele Hinweise, und doch kommt das Ende dann ziemlich überraschend. Denn, wie es sich in einem guten Krimi gehört, kann man nicht immer glauben, was man zwischenzeitlich zu verstehen meint. Und es endet nicht so, wie man am Anfang noch annehmen möchte.

Der Schreibstil hat hier seinen Teil dazu beigetragen die Geschichte durchweg spannend zu gestalten. Alles ist flüssig und klar geschrieben und dadurch immer sehr angenehm zu lesen.

Immer wieder wechselt die Perspektive zwischen einer Hand voll Personen, ohne dabei gehetzt zu wirken oder zu viel zu sein. Auch hier und da eingeflochtene Nebenhandlungen stören den Erzählfluss nie, machen dafür aber umso größere Lust auf mehr.

Leider bleiben einige Fragen am Ende unbeantwortet – so wie es wohl auch im echten Leben wäre. Es ist zu hoffen, dass zumindest der größte Teil davon – wenn nicht sogar alle – im den nächsten Teilen dieser Reihe aufgelöst werden.

Die beiden Hauptcharaktere Seiler und Novic sind ebenfalls ein großer Pluspunkt für diese Buch. Sie sind sehr unterschiedlich in ihrem Wesen, arbeiten aber dennoch sehr gut als Team zusammen. Vielleicht macht sie auch gerade das unschlagbar. Beide haben eine Geschichte, die über dieses Buch hinausgeht, für die man sich interessieren kann.

Auf jeden Fall alles in allem ein wirklich guter Krimi der nicht langweilig wird. Es gibt von vorne bis hinten Spannung, ist nicht vorhersehbar und dabei auch noch brandaktuell! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für Krimifans. Lässt sich auch gut lesen, wenn man den Vorgänger nicht kennt.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

215 Seiten Spannung!

Dornen in meiner Haut
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Was verbindet einen reichen Investmentbanker und eine russische Prostituierte? In diesem Fall; ein grausamer Mord!


Hier ist nichts wirklich wie es scheint und der Leser wird mit viel Spannung immer ...

Was verbindet einen reichen Investmentbanker und eine russische Prostituierte? In diesem Fall; ein grausamer Mord!


Hier ist nichts wirklich wie es scheint und der Leser wird mit viel Spannung immer mal wieder in die Irre geführt. Schon der Einstieg hat es in sich und legt den Grundstein für ein fesselndes Leseerlebnis.


Anfangs hatte ich noch Sorge, dass die schnellen Szenenwechsel und teils eher kurzen Kapitel eher dazu beitragen würden mich vom geschehen entfernt zu halten. Auch am Schreibstil sind mir am Anfang noch ein oder zwei Stolpersteine aufgefallen.
Doch je weiter man vordringt desto fesselnder wird die Geschichte, die eher schnellen Perspektivwechsel helfen dabei alle Charaktere kennen zu lernen und sie dem Leser näher zu bringen. Ein paar mal habe ich geglaubt zu wissen, wie die Geschichte ausgehen würde, am Anfang dachte ich sogar noch an eine sehr flache und vorhersehbare Auflösung, doch je weiter ich vorgedrungen bin um so öfter bin ich eines besseren belehrt worden.

Die letzte Hälfte des Buches habe ich in vielleicht etwas mehr als vierundzwanzig Stunden gelesen, weil ich es einfach nicht mehr weglegen wollte.


Die Handlung ist flüssig und entwickelt sich zusammen mit den Charakteren sehr organisch. Nichts wirkt inszeniert oder an den Haaren herbeigezogen. So macht es Spaß das Buch zu lesen und man fiebert richtig mit. Und am Ende waren es grade die Dinge die mich am Anfang noch irritiert haben, die den Charme und Zauber dieses Werkes ausgemacht haben.


Gunther Polnizky liefert hier einen Thriller ab den jeder Freund von spannender Lektüre durchaus lesen sollte.