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Veröffentlicht am 08.06.2023

Mit Mut und Zusammenhalt lässt sich einiges erreichen!

Amy und die geheime Bibliothek
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Das Buch "Amy und die geheime Bibliothek" von Alan Gratz (ins Deutsche übersetzt von Meritxell Janina Piel) entdeckte ich bei einem meiner leider eher seltenen Besuche in einer Buchhandlung. Zumeist recherchiere ...

Das Buch "Amy und die geheime Bibliothek" von Alan Gratz (ins Deutsche übersetzt von Meritxell Janina Piel) entdeckte ich bei einem meiner leider eher seltenen Besuche in einer Buchhandlung. Zumeist recherchiere ich ja im Netz, da die Zeit recht knapp ist, sobald man Kinder hat. Hin und wieder kann ich es mir aber doch gönnen und eine Buchhandlung durchstöbern. Wenn mir etwas gefällt, mache ich mir dann meist erst einmal ein Foto davon, denn ich kann mir unmöglich alle Bücher selbst kaufen. Dann wäre ich bereits pleite. Amy und die geheime Bibliothek wurde mir dann auch netter Weise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Und so konnte ich ganz unkompliziert die Geschichte um die verbannten Bücher und das schüchterne Mädchen Amy lesen und genießen.

Zitat: "Gute Bücher sollten nicht von Kindern ferngehalten werden. Sie sollten so oft wie möglich und von so vielen Kindern wie möglich gelesen werden. Aber auch das stimmte noch nicht ganz. Nicht nur die guten Bücher sollten gelesen werden, sondern alle Bücher. Egal welche Bücher." Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek (Seite 118)

Der Autor:

Alan Gratz (geboren 1972) ist ein amerikanischer Autor. Er schrieb bereits einige Bücher für Kinder und Jugendliche und wird von Kritikern gelobt und gefeiert. In Tennessee wuchs er auf, inzwischen lebt er mit seiner Familie im westlichen North Carolina.
Meritxell Janina Piel schloss ihr Studium in Geschichte und Philosophie ab und promovierte in Philosophie. 2014 machte sie sich als freiberufliche Übersetzerin und Sprachlehrerin selbstständig.

Inhalt:

„Amy liebt Bücher und das Lesen. Doch dann wird ihr Lieblingsbuch aus der Schulbibliothek verbannt – angeblich ist es respektlos und unmoralisch. Amy sieht das ganz anders: Es ist ein tolles Buch und alle sollen es lesen können! Als immer mehr Bücher aus den Regalen verschwinden, eröffnet Amy kurzerhand die G.S.B., die Geheime Schließfach-Bibliothek. Schon bald leihen immer mehr Mitschüler die verbannten Bücher aus, und die Kinder schmieden gemeinsam einen Plan, um sich gegen die Bücherverbannung zur Wehr zu setzen. Niemand soll ihnen vorschreiben, welche Bücher sie lesen dürfen!“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Auf dem Cover sehen wir sofort die drei Hauptinitiatoren der Geheimen Schließfach-Bibliothek. während Amy ihre Nase in ein Buch steckt, stehen ihre beiden Freunde dahinter und balancieren jeder einen großen Bücherstapel auf den Armen. In den Regalen dahinter klaffen bereits große Lücken durch die Bücherverbannung. Der Hintergrund ist in Blautönen gehalten, während die drei Kinder und ihre Bücher in bunten Farben daher kommen. Das Cover hat mich als Buchliebhaberin natürlich sofort angesprochen.

Der Schreibstil des Autoren ist gut verständlich und der Zielgruppe entsprechend angemessen. Man wird sofort in die Handlung geworfen und kann durch Amys Augen und Ohren an der Geschichte teilhaben, die in der ich-Perspektive geschrieben ist. Amy geht in die Grundschule und ist eine Leseratte, die ihre Zeit auch gerne allein zwischen den Buchdeckeln verbringt. So hat sie nur wenige Freunde, eigentlich zu Beginn der Geschichte nur eine beste Freundin. Und auch da bestehen doch recht unterschiedliche Interessen. Dennoch halten die zwei zusammen und auch der dritte im Bunde, Danny, wird zu einem wichtigen Mitglied der G.S.B.

Zitat: "[…] doch ich hatte bloß getan, was ich immer tat: Ich hatte dagesessen und nichts gesagt." Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek (Seite 47)

Amy wird in ihrer Familie als älteste Tochter stark benachteiligt und ungerecht behandelt. Ich empfand die Beschreibung teilweise etwas zu extrem und fragte mich, ob das wirklich so in manchen Familie stattfindet. Denn gleichzeitig sind ihre Eltern wirklich lieb und hilfsbereit. Diese Darstellung der Ungerechtigkeit wurde mir dann auch ein wenig zu viel und dass sich Amy innerhalb der Familie kaum zur Wehr setzt, wirkte auf mich eher unglaubwürdig. Zu Hause ist ja eigentlich der Ort, an welchem man als Kind offen sein und starke Emotionen zeigen kann. Amys schüchterne Art wurde mir so ein wenig zu überspitzt dargestellt. Dass die Eltern so gar keine Rücksicht auf sie nehmen, sie im Vergleich zu ihren Geschwistern immer den kürzeren zieht, selbst wenn es um Schularbeiten geht, das konnte ich so gar nicht akzeptieren. Diese Situation mit den Eltern war irgendwann einfach nur noch stark wiederholend und für die Geschichte nicht unbedingt notwendig.

Was wirklich spannend war, war die Tatsache, dass die verschollenen Buchtitel tatsächlich existierende Bücher sind, von Klassikern bis hin zu mir teilweise noch unbekannten aktuelleren Titeln, werden einige Bücher genannt und auch kurz zusammenfassend vorgestellt. So hat man gleich einen guten Eindruck, wieso die Bücher verbannt wurden und auch weshalb sie so beliebt sind. In der Danksagung des Autoren erfährt man dann auch, dass eben genau diese Bücher in Wirklichkeit aus einigen amerikanischen Schulbibliotheken verbannt wurden. Es handelt sich hier also zwar um eine fiktive Geschichte, die Grundthematik der Bücherverbannung ist aber eine wahre Begebenheit.

Zitat: "Hin und wieder musste man zwar die Regeln brechen, um das Richtige zu tun, aber manchmal war es einfach besser, sich an die Regeln zu halten." Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek (Seite 315)

Da Amys Bibliothek rapide anwächst und sie immer mehr Bücher an immer mehr Kinder verleiht, muss sie sich ein System verschaffen, um die Übersicht zu behalten und allen Kindern die gleichen Möglichkeiten, die Bücher zu lesen, zu geben. Hierbei wird der Leser in die Grundlagen des Bibliothekswesen eingeführt und erfährt außerdem, wie Bücher früher ausgeliehen wurden, als es noch keine elektronische Datenverarbeitung gab. Das ist für die Kinder dieser Genration bestimmt spannend zu erfahren.
So muss Amy also ein Problem nach dem anderen mit ihrer Bibliothek überwinden. Wie gibt man bekannt, welche der verbannten Bücher in einer geheimen Bibliothek zu entleihen sind? Wie lange sollten Bücher verliehen werden, um jedem Kind den Zugang zu gewähren und wie kann man das kontrollieren? Und wie verhindert man, dass der ein oder andere Leser durch Unvorsichtigkeit die Bücher der Öffentlichkeit sichtbar macht?

Zitat: "Brave Mädchen gehen selten in die Geschichte ein." Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek (Seite 289)

Amy macht im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Von dem stillen Mäuschen wird sie zur Rebellin bis hin zu einem mutigen Kind, welches für seine Meinung und seine Bedürfnisse einsteht. Ihre Wut und Verzweiflung lassen sie sogar vor großen Menschenansammlungen und den Medien sprechen. Davor war sie immer ruhig und eher in sich gekehrt. Doch wenn man sich für etwas einsetzt, dann kann man Großes schaffen. Dabei vergisst Amy aber auch nicht, sich in die Situation des sogenannten Feindes hineinzuversetzen. Was treibt ihn an? Ist er im Grunde seines Herzens wirklich böse?

Zitat: "So fühlt es sich an, für das Richtige zu kämpfen." Alan Gratz: Amy und die geheime Bibliothek (Seite 289)

"Amy und die geheime Bibliothek" ist eine fiktive Geschichte mit einem – trauriger Weise – absolut wahren Kern. Bücherverbannungen existieren wirklich. Dabei ist die Botschaft dieses Buches dann auch ganz klar: Jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden dürfen. Jeder sollte uneingeschränkten Zugang zu Büchern und dem geschriebenen Wort haben. In den Schulen muss es ein ausgewogenes System geben, anhand dessen entschieden wird, welche Bücher für Grundschüler ungeeignet sind. Die Entscheidung darf nicht bei einer Person alleine liegen. Und dafür kämpft Amy, wird zur Rebellin und scharrt Gleichgesinnte um sich.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Außergewöhnliche Darstellung faszinierender Kreaturen!

Faszination Qualle - Geheimnisvolle Schönheiten
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Die Welt der Meere bietet schon einiges an faszinierenden Lebewesen. Es ist eigentlich schon tragisch, dass die Wissenschaftler mehr über das Weltall wissen, als über die Tiefsee. Das Buch "Faszination ...

Die Welt der Meere bietet schon einiges an faszinierenden Lebewesen. Es ist eigentlich schon tragisch, dass die Wissenschaftler mehr über das Weltall wissen, als über die Tiefsee. Das Buch "Faszination Qualle" von Michael Stavarič & Michèle Ganser hat mich ganz besonders interessiert, da hier die Qualle auf dem Cover im Weltraum zu schwimmen scheint. Quallen finde ich außerdem auch immer wahnsinnig schön anzuschauen, wenn es uns mal in ein Aquarium verschlägt, noch faszinierender sind sie sicherlich in freier Wildbahn zu beobachten. Bisher habe ich noch in keinster Weise Bekanntschaft mit einer Qualle in ihrem natürlichen Lebensraum gemacht, weder im positiven Sinne, noch im negativen, weil mich vielleicht mal eine beim Baden im Meer erwischt hätte. Quallen sind ganz außergewöhnliches Lebewesen, die irgendwo zwischen Pflanze und Tier zu stecken scheinen und eine wahninnig hohe Regeneration aufweisen. In diesem Buch finden sich einige Fakten zu den Tierchen und die Illustrationen sind so fantasievoll, dass es wirklich Spaß macht, mehr über die Quallen zu lernen.

Die Autor und die Illustratorin:

Michael Stavarič (geboren 1972) ist freier Schriftsteller, Übersetzer und Dozent. Er lebt in Wien und schreibt dort Kinderbücher, Romane, Theaterstücke und Gedichte. Als Kind wäre er gern Meeresbiologe geworden und so interessiert er sich auch jetzt für Fauna und Flora und ganz besonders für Meerestiere.
Michèle Ganser (geboren 1995) studierte Kommunikationsdesign in Aachen sowie in Mainz. Eine besondere Faszination übt für sie das Weltall, die Sterne und die unterschiedlichen Planeten aus, was man den Illustrationen in Faszination Qualle ganz besonders anmerkt.

Inhalt:

„Die geheimnisvolle Welt der Qualle
Ein Buch über die unentdeckten Weiten des Ozeans und die Wunder der Wissenschaft. Mit Suchbildern, Stereogram und einem Quallisch-Kurs für Anfänger*innen. Was machen Quallen im Weltraum? Haben Quallen Superkräfte? Was sind eigentlich Medusen – und was hat eine Qualle bitte mit Unsterblichkeit zu tun
Unendliche Weiten, unendlich viel Wissen warten auf euch, schließlich sind gerade mal 5% des Ozeans erforscht. Michael Stavarič und Michèle Ganser nehmen euch mit auf Entdeckungsreise, diesmal auf der Spur eines der ältesten und gefährlichsten Wesen der Meere. Dass ihr ganz nebenbei euch noch so einiges über die Schwerkraft, Staatenbildung und die giftigsten Tiere der Welt erfahrt, ist wie immer pure Nebensache. Mit allerlei Zusatzinfos für Schlauköpfe, Witzen, Gedichten und Mitmachaufgaben. Streckt eure Tentakel aus und begebt euch in das unendliche Reich der Wissenschaft!“
(Produktbeschreibung)

Kritik und Fazit:

Besonders das Cover hat ja zunächst meine Aufmerksamkeit erweckt. Man sieht die Darstellung des Meeresgrundes und inmitten davon schwimmt eine Qualle mit all ihren Tentakeln und wabernden Körperteilen. Der Hintergrund scheint wie das Weltall, und wenn man tief in die See eintaucht, dann mutet es dort aber auch oftmals an, als wäre man im Weltall. Alles ist dunkel, aber es gibt kleine fluoreszierende Dinge, die durch das Wasser schweben. Einziger Farbklecks ist ein petrol-farbener, leuchtender Kreis, der mit Schimmerfolie versehen ist. Ist es der Mond?

Auch die Illustrationen im Innern sind in dieser Art gestaltet. Mal ist es die Qualle im All, mal ein Labyrinth oder Wimmelbild voller Details. Oder aber der Leser wird selbst zum Zeichner und aufgefordert noch unvollständige Bilder weiterzumalen. Sogar ein magisches Auge ist zu finden, ein Bild welches bei spezieller Betrachtung 3-dimensional vor den eigenen Augen hervortritt (meine Augen machen das aber irgend wie nicht mehr so recht mit). Obwohl es sich hier um ein Thema der Unterwasserwelt handelt, ist das Buch sehr hell gestaltet. Die Illustrationen sind hauptsächlich in Schwarz und Weiß gehalten, hin und wieder taucht das Petrol von der Coverabbildung aber auch wieder auf. Das Buch ist recht großformatig und die Schrift entsprechend groß, sodass man ein angenehmes Leseerlebnis hat, ohne die Augen zu strapazieren. Lediglich die Infos für Schlauköpfe sind in kleinerer Schrift abgedruckt.

Bereits der Einstieg ist überaus unterhaltsam. Der Autor holt weit aus, schreibt von der Schwerkraft und der Schwerelosigkeit und wie beispielsweise das Körpergewicht auf Mond oder Sonne berechnet wird. Er macht aufmerksam, dass das Meer voller Müll ist und wundert sich hin und wieder über die Aussprache englischer Namen. Michael Stavarič ist ein wahrhaftiger Geschichtenerzähler, der ganz nah an seinem Publikum dran bleibt und gleichzeitig gerne mal vom Thema abschweift. Eins führt zum Anderen und man weiß nicht immer, was als nächstes kommen wird. Das macht das Lesen spannend und man wird regelrecht mitgerissen.

Der Autor bringt einige spannende Fakten zutage, die er mit nachvollziehbaren Beispiele unterfüttert. So landet pro Jahr etwa der Müll von 66.000 Müllautos im Meer. Der Mensch verzehrt im Durchschnitt in Masse circa eine EC Karte an Plastik pro Woche ganz unbewusst und ungewollt. Farblich in Petrol abgehobene Kästen „Für Schlauköpfe“ gehen über das Thema Qualle hinaus noch weitere Einblicke in die Welt der Tiere. Der Leser wird direkt angesprochen, bekommt Fragen gestellt. Ein bisschen fühlt man sich, als bekäme man ein Märchen erzählt. Oftmals ist der Schreibstil salopp und umgangssprachlich und somit recht nah am kindlichen Leser dran. Ab und zu macht er außerdem Ausflüge in den Alltag: Wieso fährt man in manchen Ländern mit dem Auto auf der linken Spur und in anderen auf der rechten?

Jedem Kapitel ist ein kleiner oftmals mit Witz versehener Spruch über Quallen vorangestellt. Und auch im Text gibt es hin und wieder eine Moral wie zur Medusa, die einst verflucht wurde: Man sollte also niemandem etwas Böses wünschen, denn das erschafft nichts Gutes sondern immer nur wieder neue Monster. Also, seid doch einfach nett zueinander.

Nun aber mal zu den Kritikpunkten die ich habe. Im Buch gibt es immer wieder kleine Rätsel und Knobelaufgaben, deren Lösungen im Anhang zu finden sind. Wo es übrigens auch noch einige Links und Quellen zu entdecken gibt. Leider sind zwei dieser Lösung (Seite 140-143) nicht vollständig. Da ist es, als wäre immer nur die rechte Seite der Doppelseite aufgelöst worden. Ein Wimmelbild mit je 7 Dingen, bekommt zum Beispiel nur die 3 Lösungen auf der rechten Seite angezeigt. Da stellt sich mir schon die Frage, wie das im Lektorat durchrutschen konnte, oder ob da was mit der finalen Datei schief gegangen ist.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Autor mir im Verlauf der Erzählung irgend wann zu sehr vom eigentlichen Thema abgedriftet ist. Da gibt es einiges über die giftigen Tiere Australiens zu lesen, was nebenbei auch recht beängstigend wirkt und für Leser ab 6 Jahren vielleicht doch zu heftig ist. Und das Kapitel über die Sprache Quallisch… nunja, wer es witzig findet… Ich konnte damit jedenfalls nichts anfangen. So verlor für mich das Ganze leider im Verlauf etwas an Reiz und Fahrt.

"Faszination Qualle" ist ein informatives Buch, welches auf angenehme Weise Wissen vermittelt. Hier und da schweift der Autor ein wenig zu sehr vom Thema ab und die Rätsel sind auch nicht sonderlich innovativ, dennoch ist das Buch wahnsinnig schön gestaltet und bietet kleinen Lesern einen ersten Einblick in die Thematik.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Eine bedeutsame Übung in Achtsamkeit und Akzeptanz

Lass es raus, Knotenklaus
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In dem Buch "Lass es raus, Knotenklaus" von Julia Regett geht es um einen Oktopus, der eines Tages plötzlich mit einem Knoten im Arm aufwacht. Da er selbst keine Lösung findet, um diesen Knoten wieder ...

In dem Buch "Lass es raus, Knotenklaus" von Julia Regett geht es um einen Oktopus, der eines Tages plötzlich mit einem Knoten im Arm aufwacht. Da er selbst keine Lösung findet, um diesen Knoten wieder loszuwerden, begibt er sich erst ängstlich und später mutiger auf eine Reise durch den Ozean in der Hoffnung, Hilfe für sein „Knotenproblem“ zu finden.

Ich hatte das Glück der Autorin auf der Leipziger Büchermesse persönlich zu begegnen und eine kurze Zusammenfassung über das Bilderbuch zu bekommen. Mich hat das Themengebiet des Buches sofort angesprochen und ich finde die Umsetzung zu dem Thema Achtsamkeit und Selbstsicherheit durch die Erlebnisse des Oktopus, die Kindern hier näher gebracht werden, ansprechend und gelungen.

Die Autorin und Illustratorin:

Julia Regett lebt und arbeitet in Köln. Wenn sie kreativ sein kann – gerne mit dem Pinsel – ist sie glücklich. Sie ist voller Ideen und neben ihrer Tätigkeit als Illustratorin arbeitet sie im Atelier und entwirft Postkartenmotive. In ihrer Freizeit fährt sie mit dem Rad. Ihr erstes Kinderbuch "Eine kleine große Reise um die Welt" erschien ebenfalls bei CalmeMara.

Inhalt:

„Klaus ist ein kurzsichtiger Oktopus mit acht Fangarmen und drei Herzen, die immer wild durcheinander pochen, wenn etwas Neues passiert. Deshalb bleibt er am liebsten in seiner Höhle – bis er eines Morgens einen Knoten in seinem Lieblingsarm entdeckt! Mit pochenden Herzen wagt sich Klaus ins offene Meer, um Hilfe zu suchen … und findet Gitti Garnele. Die hat zwar keine Lösung, aber genug Mut für beide zusammen. Auf ihrer gemeinsamen Reise durch den Ozean lernt der schüchterne Klaus, so achtsam wie ein Blauwal, so wütend wie ein Einsiedlerkrebs und fast so mutig wie Gitti Garnele zu sein.
Eine berührende Bilderbuchgeschichte, die zeigt, dass nichts unmöglich ist, wenn wir uns unseren Ängsten stellen, uns in Achtsamkeit und Akzeptanz üben und alle Gefühle zu- und rauslassen.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Auf dem Cover werden uns gleich der Hauptakteur des Buches, nämlich Knotenklaus, und die kleine aber feine Garnele Gitti vorgestellt. Am Gesicht von Knotenklaus ist deutlich zu erkennen, dass er nicht sonderlich glücklich aussieht, was an dem unerwünschten Knoten in seinem Arm liegt. Sofort kommt der Gedanke auf, was es wohl mit diesem Knoten auf sich hat.

In den Illustrationen im Buch werden wir in eine liebevoll gezeichnete Unterwasserwelt entführt. Beim Durchblättern fühlt man sich sofort, als ob man mittendrin im Geschehen ist, so nah ist man an den Erlebnissen dran. Die Tiere, die Knotenklaus konsultiert, springen einem förmlich ins Gesicht, weil sie so groß gezeichnet sind. Auch die Emotionen werden durch die Gesichter der Meerestiere sehr gut transportiert. Man kann deutlich erkennen, was sie in diesem Moment fühlen. Auf den Bildern lässt sich eine Vielfalt an Meerestieren und Pflanzen aus der Unterwasserwelt entdecken. Das Buch ist außerdem in gut verständlichen und einfachen Sätzen verfasst.

Eines Tages wacht Knotenklaus auf und muss plötzlich feststellen, dass er einen Knoten in seinem Arm hat. Und dann auch noch in seinem Lieblingsarm! Oh Schreck, wie soll er denn nun seine geliebte Algenmarmelade öffnen? Denn mit einem anderen Arm geht das leider nicht. Als ihm klar wird, dass er von alleine den unerwünschten Knoten in seinem Arm nicht beseitigen kann, muss eine Lösung her. Ängstlich macht er sich auf die Suche, um Hilfe zu finden, wo er unerwartet auf die mutige Garnele Gitti trifft, die ihn von nun an auf seiner Reise durch den Ozean begleitet. Unterwegs begegnen sie verschiedenen Meeresbewohnern, wovon jeder auf seine Art und Weise helfen möchte, um den Knoten zu lösen. Als entschlossener Begleiter verhilft die kleine Garnele Gitti Knotenklaus unterwegs zu mehr Selbstsicherheit und Zuversicht.

Das Buch vermittelt an den einzelnen Stationen, die Knotenklaus erlebt, dass jeder seine eigene Art und Weise hat, mit dem inneren oder in diesem Fall dem äußeren „Knoten“ umzugehen. Dass es helfen kann, wenn man seine Ängste und Unsicherheiten überwindet und sich für Neues öffnet. Auch wenn es vielleicht nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, hat man neue Wege beschritten und dazugelernt. Und auch, dass die Akzeptanz zu sich selbst zu stehen und sich so wertzuschätzen wie man ist, einen großen und bedeutsamen Unterschied machen kann.

CalmeMara-Bücher tun Gutes: Mit dem Kauf dieses Buches unterstützt du die Tiere des Begegnungs- und Gnadenhofs „Dorf Sentana“ und die sozialen Projekte vor Ort.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Ein Bilderbuch über Vorurteile und Stereotypen!

Lotti und Otto (Band 2)
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Die beiden niedlichen Otterkinder mischen den Wald auf und sind dabei genau so, wie sie sein wollen. Sie tun, was ihnen Spaß macht und nicht, was die Gesellschaft von ihnen erwartet. Das Bilderbuch "Lotti ...

Die beiden niedlichen Otterkinder mischen den Wald auf und sind dabei genau so, wie sie sein wollen. Sie tun, was ihnen Spaß macht und nicht, was die Gesellschaft von ihnen erwartet. Das Bilderbuch "Lotti & Otto – Eine Geschichte über »echte Kerle«, alte Vorurteile und neue Freunde" ist das zweite der Reihe und behandelt wieder Stereotypen, spannt jetzt aber auch den Bogen bis hin zu Vorurteilen und der Angst vor Fremden.

Die Autorin und die Illustratorin:

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin, Moderatorin und Kolumnistin. Die Mutter einer Tochter ist Teil des wöchentlich erscheinenden »Familientrios« der Süddeutschen Zeitung und veröffentlicht regelmäßig Texte und Dokumentationen zum Thema Elternsein.
Carola Sieverding (geboren 1989) studierte Illustration an der FH Münster und arbeitet seitdem als freie Illustratorin. Am liebsten zeichnet sie wilde Kinder und freche Tiere.

Inhalt:

„Heute hat Otto Geburtstag. Er hat extra für seine Freunde einen Kuchen gebacken, obwohl die anderen Jungs das bestimmt doof finden. Backen ist schließlich Mädchenkram… Doch plötzlich wird die Feier von dem besorgten Bären Bärndt unterbrochen: Eine Familie namens Ticktick aus einem weit entfernten Land soll in die Waldsiedlung ziehen. Was das wohl für komische Tiere sind? Doch hoffentlich keine schrecklichen Monster mit seltsamen Ticks? Zum Glück ist das Monster, das schließlich aus dem Gebüsch springt, ganz anders als erwartet.
Mit viel Witz und Herz führen Lotti und Otto allen vor Augen, wie tief verankert Vorurteile in der Gesellschaft sind – und dass es sich lohnt, sie zu hinterfragen.“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover ist so liebevoll gestaltet, wie auch die der anderen beiden Bücher. Lotti und Otto stehen vor einem großen Stein und schauen uns mutig und freundlich entgegen. Drei ihrer Freunde kauern sich hinter den Stein und sind eher ängstlich. Neben den beiden Otterkindern sieht man einen etwas gruselig aussehenden Schatten, der das fremde Wesen darstellt, um welches es im Buch geht.

Direkt vorne auf der Titelseite ist ein Dickdick abgebildet, sodass man eigentlich schon zu Beginn weiß, wie das fremde Wesen aussieht. Hier wird besonders dem kindlichen Leser bereits vorweg die Angst genommen. Es muss nichts Gruseliges erwarten und kann sich ganz entspannt auf die Geschichte einlassen. Auf den folgenden Seiten finden sich dann einige bunte und äußerst liebevoll gestaltete Illustrationen. Teilweise ziehen sie sich über die Doppelseiten hinweg, hin und wieder finden sich auch einzelne kleinere Bilder. An einer Stelle erinnerte uns eins der Bilder sehr stark an den Grüffelo. Durchweg ziehen sich auch wieder einige Details aus der Welt der Mäuse, die wir immer sehr gerne entdecken, durch die Geschichte. Ob es nun der Käsewagen ist oder das Bowling mit Spielfiguren und Blaubeeren. Hier sind einige witzige Ideen umgesetzt worden.

Der Schreibstil ist zwar im Grunde gut verständlich, allerdings kam ich beim Vorlesen dann doch immer wieder mal ins Stolpern. Manche Namen sind wahre Zungenbrecher, was durchaus witzig sein kann. Allerdings hätte der Text im Ganzen vielleicht noch ein klein wenig flüssiger und runder sein können, um ein noch schöneres Leseerlebnis zu bieten.

Zu Beginn dreht sich alles, wie bereits aus den anderen beiden Büchern bekannt, darum, was typisch für Jungs und was typisch für Mädchen ist und ob man sich daran orientieren sollte oder nicht. Während Lotti dafür plädiert seine Vorlieben auszuleben, ist Otto gehemmt und passt sich doch lieber den Normen an, um unter den Freunden – besonders den männlichen – nicht unangenehm aufzufallen. Als die Party von Otto beginnt, wendet sich das Thema dann der Fremde zu. Neue Bewohner wollen im Wald einziehen und keiner weiß genau, wo sie herkommen, wie sie aussehen und wie sie leben. Das Kopfkino der Waldbewohner ist groß, und am Ende stellt sich heraus, dass man doch gar nicht so verschieden ist.

"Lotti & Otto – Eine Geschichte über »echte Kerle«, alte Vorurteile und neue Freunde" ist ein liebevoll gestaltetes Bilderbuch, welches sich wichtiger Themen annimmt. Ich glaube aber ich hätte es als etwas runder empfunden, wenn sich auf das Thema Vorurteile und fremde Waldbewohner beschränkt worden wäre. Der Fokus hätte damit etwas besser gesetzt werden können und die Geschichte wäre nicht so stark zweigeteilt gewesen. Dennoch hat auch dieses Buch über Lotti und Otto meinem Sohn gut gefallen, ob er es aber noch häufiger zur Hand nimmt, wird sich wohl noch zeigen müssen.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Buchmagie und Abenteuer!

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Bücher in denen es um Buchmagie geht, gefallen wohl den meisten Buchliebhabern. Ich gehöre definitiv dazu und so musste ich natürlich unbedingt den Reihenauftakt "Die Geschichtenwandler – Magische Tinte" ...

Bücher in denen es um Buchmagie geht, gefallen wohl den meisten Buchliebhabern. Ich gehöre definitiv dazu und so musste ich natürlich unbedingt den Reihenauftakt "Die Geschichtenwandler – Magische Tinte" von Kristen Perrin lesen, denn hier kann mittels magischer Tinte die Geschichte in einem Buch verändert werden und das hat Auswirkungen auf die reale Welt. Ob Enna die Prüfung zur Aufnahme in die ominöse Gesellschaft schafft und mit welchen Gewissensbissen sie zu kämpfen hat, das solltet ihr am Besten selbst nachlesen.

Die Autorin und der Illustrator:

Kristen Perrin stammt ursprünglich aus Amerika und arbeitete lange Zeit als Kinderbuchhändlerin. Sie schreibt sowohl Kinder- als auch Jugendbücher. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Surrey im Süden Englands. Sie liebt es, in Antiquariaten zu stöbern und mit ihren Kindern in der freien Natur unterwegs zu sein.
Helge Vogt (geboren 1976) ist Comiczeichner und Illustrator. Er lebt in Berlin.

Inhalt:

„Wer ein Buch verändert, verändert die ganze Welt!
In der Buchhandlung ihrer Mum traut Enna ihren Augen nicht: Ein Mann kritzelt mit einem ollen Federkiel im teuersten Buch des Ladens herum! Der seltsame Kerl mit dem verrückten grünen Zylinder hat das Ende des Buches umgeschrieben! Und dann fällt Enna eine Karte mit grün schimmernden Buchstaben in die Hände: eine Einladung zur Aufnahmeprüfung in die Geheimgesellschaft »Emerald Ink«. Bald steckt Enna mitten in einem Abenteuer rund um smaragdgrüne Tinte und die Magie, die aus Geschichten entsteht. Kann sie die gefährliche Wirkung dieser Magie auf die reale Welt verhindern?
Phantastisch, magisch, rasant und voller Überraschungen – diese Geschichte verwandelt alles!“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover ist schön magisch gestaltet. Da wabert die grüne Magie durch den Raum und es blitzt über den Köpfen der drei Kinder, die in Eile durch eine Buchhandlung zu sprinten scheinen. Alle haben dabei ein Lächeln im Gesicht stehen. Im Vordergrund sehen wir Enna, die Hauptprotagonistin, direkt hinter ihr jagen zwei weitere Anwärter auf die begehrten Plätze in der Geheimgesellschaft durch die Szenerie. Die Farben sind größtenteils blau gehalten, nur die Kinder und ein Buch mit rotem Umschlag stechen aus dem Blau hervor.

Auch im Innern sind die Kapitelanfänge ganz zauberhaft gestaltet worden. Die erste Seite eines jeden Kapitels wird von Magieschlieren umwabert und ein Tintenfass, eine Feder oder ein Füller scheinen der Ausgangspunkt jener Magie zu sein. Das alles ist natürlich in einem Grünton gedruckt, wie auch der gesamte Text in diesem Buch. Die smaragdgrüne magische Tinte wurde hier also direkt aufgegriffen.

Die Autorin hat mich bereits zu Beginn der Buches mit ihrem gut verständlichen Schreibstil abholen können. Es brauchte nicht viel, um in die Geschichte einzutauschen und sich von der Magie mitreißen zu lassen. Die geheimnisvolle Einladung, die Enna findet gibt den Startschuss zu einer rasanten Geschichte, die ein ständiges Auf und Ab zu sein scheint. Meine Neugier wurde schnell geweckt und auch durch die ich-Perspektive konnte ich mich schnell und einfach in Enna hineinversetzen.

Lange Zeit fragt man sich, was bloß mit Ennas Großmutter los ist, und wer dieses unfreundliche Mann ist, der das teure Buch in der Buchhandlung von Ennas Mutter verschandelt hat. Enna will mehr wissen, will die Veränderungen in der realen Welt irgendwie rückgängig machen. Sie ist fest davon überzeugt, dass ihr das gelingen kann, wenn sie Zutritt zur Geheimgesellschaft Emerals Ink erhalten würde. Deshalb muss sie am Wettbewerb um die begehrten fünf Plätze mitmachen, auch wenn sie dadurch mit einigen Gewissensbissen zu kämpfen hat.

Dabei verliert sie auch ihre beste Freundin Delia aus den Augen. Delia bekommt von den Veränderungen in der realen Welt nichts mit. Für sie ist es, als wären die Londoner Taxis immer rot gewesen und dass sich die Geschichte von Peter Pan verändert hat, bemerkt sie somit auch nicht. Da ist es schwer für Enna, sich ihrer Freundin anzuvertrauen, die sowieso schon etwas distanzierter ist als früher. Und wenn es da andere Kinder gibt, die sich in die Welt der Magie bewegen können, wieso dann nicht dort nach Verbündeten suchen? So bleibt die Freundschaft zwischen Enna und Delia leider in der Erzählung etwas zu dünn und nicht ganz greifbar.

Enna ist also ein sehr mutiges und selbstbewusstes Kind. Allerdings ist es ihr enorm wichtig, was Außenstehende über sie denken und sie will in allen Prüfungen immer Bestleistungen erbringen. Ob nun für die Schule oder die Emerals Ink Gesellschaft. Sie stellt sich ihrem Widersacher mutig entgegen, allerdings drängt sie nicht wirklich auf Antworten und so schlittert sie mit halb-garen Wissen durch ihr Abenteuer. Erhält immer nur kleine Brocken und muss einige Wendungen durchmachen, die man als Leser nicht unbedingt kommen gesehen hat.

Manche Beschreibungen in der Geschichte waren für mich etwas unklar, wie beispielsweise der Eintritt zur Party der Autorin. Hin und wieder gab es also ein paar Szenen, die ich mir nicht so ganz bildlich vorstellen konnte. Hier wären mehr Details oder eine genauere Beschreibung vielleicht nicht schlecht gewesen. Auch hätte ich gerne mehr über Ennas Familie erfahren. Wo ist ihr Vater? Wie lebt Enna so? Dennoch wurde ich wirklich mitgerissen von der Geschichte, lediglich gegen Ende hin schleppte sich der Ausklang etwas da hin. Auch die Welt der Magie könnte noch detailreicher beschrieben werden. Wieso kann Delia auf einmal doch erkennen, dass die reale Welt irgendwie nicht in Ordnung ist und somit Enna zur Seite stehen? Wie sind hier genau die Regeln?

"Die Geschichtenwandler – Magische Tinte" ist ein solider Reihenauftakt einer neuen magischen Welt, in der es vor allem um Bücher und die Macht der Geschichten geht. Noch ein klein wenig holprig, aber mit viel Potenzial. Wo die Reise im zweiten Band hingehen soll, bleibt für den Leser ziemlich offen. Allerdings gibt es bereits eine Ankündigung auf der Webseite des Verlags und ich kann euch sagen, Drachen spielen eine große Rolle. Also mal wieder ein Buch wie für uns in Bücherhausen gemacht. Ich bin schon sehr gespannt, wie genau es in "Die Geschichtenwandler − Steinerne Drachen" weitergehen wird.

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