Platzhalter für Profilbild

Buecherhexe

Lesejury Star
offline

Buecherhexe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherhexe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2020

Eine Schule schlimmer als Matildas Schule und deren Leiterin Fräulein Knüppelkuh

Get Even
0

Das Buch fängt harmlos an. An einer privaten Schule werden einige Schüler gemobbt, von Schülern und von einigen Lehrern auch. Vier Mädchen haben sich nun zum Ziel gesetzt, die gemobbten Schüler zu rächen ...

Das Buch fängt harmlos an. An einer privaten Schule werden einige Schüler gemobbt, von Schülern und von einigen Lehrern auch. Vier Mädchen haben sich nun zum Ziel gesetzt, die gemobbten Schüler zu rächen und die Mobber öffentlich zur Schau zu stellen. Klingt nach einer richtig tollen Geschichte, in der man mit den Mädchen mitfiebert, wie es ihnen wieder einmal heimlich gelingt, die Strippen zu ziehen und die Bösewichte zu Fall zu bringen.
Doch irgendwie und irgendwann läuft das Ganze aus dem Ruder. Kitty, Margot, Bree und Olivia merken schnell, dass irgendjemand von ihren Operationen weiß, ihnen auf den Fersen ist und sie nun persönlich in Gefahr sind. Es beginnt ein spannendes Katz- und Maus Spiel, wobei man nicht mehr weiß, wer Katze und wer Maus ist. Nicht nur können die Mädchen niemandem mehr vertrauen, auch untereinander beginnen sie sich nun zu bezweifeln. Vor allem als ein paar Geschichten aus der Vergangenheit dieser Mädchen zu Tage kommen. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für eine Schüleraufführung eines Theaterstücks, die Polizei ermittelt in der Schule in einem Mordfall – der ermordete Junge sollte das nächste „Opfer“ von Kitty, Margot, Bree und Olivia sein und die vier Mädchen waren unter den letzten die das Mordopfer lebend gesehen hatten.
Sehr spannend geschrieben, werden uns kaum Pausen zum Verschnaufen geboten, die Verdächtigen drehen sich um uns herum wie auf einem Karussell, wobei immer neue Verdächtigen hinzukommen. Und leider, leider endet das Buch in einem Cliffhanger. Wer also wissen möchte was da noch alles passiert muss auch den zweiten Teil lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2020

Wie schnell eine Zivilisation verschwinden kann!

Das Dorf (Finsterzeit 1)
0

Sind moralische Werte und Ideale nur getüncht auf uns? Wie schnell kann der Zivilisationslack abgekratzt werden, wenn es ums nackte Überleben geht?
Wie war es wohl damals, als das römische Reich zerfiel ...

Sind moralische Werte und Ideale nur getüncht auf uns? Wie schnell kann der Zivilisationslack abgekratzt werden, wenn es ums nackte Überleben geht?
Wie war es wohl damals, als das römische Reich zerfiel und keine Staatsmacht mehr den Einzelnen schützen konnte? Da taten sich Menschen zusammen, zu kleineren oder größeren Gruppen, Rotten, Banden und versuchten sich im Kampf ums Überleben durchzuschlagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Genau so ergeht es in diesem Buch den Hauptfiguren. Manchen von ihnen gelingt es, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren und andere zu retten, andere hinwieder werden zu Despoten und drücken ihre eigenen Regeln durch. Teilweise hat mich das Buch auch an „Der Werwolf“ von Hermann Löns erinnert.
Sandra Toth platziert ihren Roman in eine nicht zu entfernte Zukunft, als ein Blackout sämtliche Infrastruktur vernichtet. Die Menschen werden in das tiefste Mittelalter des ersten Jahrtausends zurück geschmissen. Interessant ist, wie sich da zwei unterschiedliche Strukturen herausbilden: Eine Gemeinschaft lebt demokratisch und friedlich zusammen, hilft anderen in der Not und besinnt sich auf seine Menschlichkeit. Die andere Gemeinschaft wird autokratisch von einem einzelnen Mann regiert, wer seine willkürlichen Regeln nicht befolgt, wird brutal niedergeschlagen. Der krasse Gegensatz zwischen diesen beiden Gemeinschaften beherrscht das Buch.
Der neue Ökothriller der in manchen Punkten an die Mad Max Filme erinnert, zeigt ein mögliches Szenario. Ein passendes Coverbild und treffender Titel unterstützen das Ganze.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2020

KD Pratz und der kleinkarierte Kulturalltag

Ein Mann der Kunst
0

Faszinierend, wie unsere Steuergelder verbraten werden. Dieses Mal nicht für Industriehallen die dann brach liegen oder ewige Flughafenbauten oder Autobahnen, die ins Nichts führen. Dieses Mal für den ...

Faszinierend, wie unsere Steuergelder verbraten werden. Dieses Mal nicht für Industriehallen die dann brach liegen oder ewige Flughafenbauten oder Autobahnen, die ins Nichts führen. Dieses Mal für den Bau eines Museumsgebäudes. Eigentlich etwas Positives. Für Kunst haben Regierungen nie viele Mittel übrig. Aber da überbieten sich zwei Staatsfunktionäre mit Millionen, die sie ja nicht aus eigener Tasche bezahlen müssen, einfach um gut da zu stehen und den anderen zu überbieten. Den Kuratoren und Förderverein des Museums Wendevogel kann es nur recht sein. Und weil der Neubau einem noch lebenden Künstler gewidmet sein soll und der Förderverein sich aber darüber nicht einig ist, wird eine Busfahrt zur Burg ebendieses Künstlers organisiert. KD Pratz, der Künstler, lebt zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Vom Künstlerzirkus und dem ganzen kleinkarierten Gehabe und Getue will er nichts wissen. Und ausgerechnet auf ihn trifft nun eine ganze Busladung solcher Kunstförderer und selbsternannter Kunstkenner. Herrlich. Was als „Bildungsbürgerbespaßung“ beginnt, endet mit einem sehr engagierten Künstler der hingebungsvoll alle Werke seiner letzten Jahre, die bisher noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat, vernichtet. Und der gesamte Förderverein hilft ihm dabei.
Ich habe die Sprache in diesem Buch geliebt. Einerseits einfache, schlichte Narration, mit angenehm lesbaren Sätzen, andererseits die hoch gestochenen Diskurse der Förderverein Mitglieder oder des Kurators Michael Neuhuber. Begriffe wie „Neo-Brutalismus“ in der Architektur, der „abstrakt-skulpturale Charakter“ eines Baus. (Seite 130) oder „Gegenständlichkeit in der Moderne, Gegenständlichkeit nach der großen Unterbrechung durch die abstrakte Kunst“ (Seite 132) fallen locker und wirken gekünstelt und überheblich. Der Redner will nicht das Werk loben, sondern seine eigene Überlegenheit vor den anderen, die nicht eines solch geschraubten Wortschatzes mächtig sind. Ich habe diese Reden genossen. Sie erinnern mich sehr an einige Vernissagen, wo die Redner keinen einfachen Satz zusammenkriegten, lauter künstlerisches Geschwafel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

Tapfere Clara!

Das Geheimnis von Shadowbrook
0

Beeindruckendes Buch. Eine junge Frau die eigentlich ihre ganze Kindheit im Haus ihrer Eltern verbracht hat wegen ihrer seltenen Behinderung, nimmt nach dem Tod der Mutter eine interessante und gut bezahlte ...

Beeindruckendes Buch. Eine junge Frau die eigentlich ihre ganze Kindheit im Haus ihrer Eltern verbracht hat wegen ihrer seltenen Behinderung, nimmt nach dem Tod der Mutter eine interessante und gut bezahlte Stelle an: sie soll ein Glashaus mit exotischen Pflanzen einrichten. In dem Gutshaus, das zum Glashaus gehört, soll es spuken, eine böse Frau hat da früher gelebt und nun, nach ihrem Tod, geistert sie anscheinend immer noch herum. Aber Clara, unsere kleine, tapfere und kluge Heldin mit der Glasknochenkrankheit ist nicht so leicht zu überzeugen. Lange zweifelt sie, ob dem auch wirklich so sei. Auch hat sie so ihre Bedenken, ob die Verstorbene wirklich derart böse und lasterhaft ungehemmt war, oder ob da nicht andere Interessen im Spiel sind. Letztlich lässt sie sich überzeugen, denn alle im Haus, der Hausbesitzer, die Wirtschafterin, die Hausmädchen, alle sind fest überzeugt, im Haus geht ein Geist rum, schmeißt die Bilder von den Wänden, bringt alle Blumen zum Verwelken, geht nächtens durch die Flure, dringt in die Zimmer ein, beschädigt und rüttelt an Türen. Es dauert lange, bis Clara dahinterkommt, was da gespielt wird, wer ihr Arbeitgeber ist, was für eine Bewandtnis es mit dem Geisterjäger hat, weshalb die Haushälterin das Haus verlässt. Das ist alles sehr spannend und dramatisch geschrieben, wie in einem echten Gothik Novel.
Was das Buch aber so interessant macht, ist wie Clara mit ihrer Behinderung umgeht. Wir schreiben immerhin das Jahr 1914, im Sommer vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Die medizinischen Kenntnisse über diesen seltenen Gendeffekt waren fast null, es ist ein Wunder, dass Clara überhaupt ihre Kindheit überlebt hat. Clara wurde daheim von ihrer Mutter Charlotte unterrichtet, weil draußen viel zu viele Gefahren für das Kind drohten. Aber auch daheim war sie nicht sicher. Heftig Niesen, mit dem Zeh gegen ein Möbelstück stoßen, mal kurz ans Treppengelände stoßen, Bewegungen die wir für uns gar nicht mehr wahrnehmen, endeten für Clara in Knochen- und Rippenbrüche. Trotzdem gelang es ihr immer wieder, sich aufzuraffen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das war ihre Kindheit. Ohne andere soziale Kontakte als Mutter, Stiefvater, Dienstboten. Auch Claras Herkunft ist rätselhaft. Und klärt sich später restlos auf.
Clara, die junge, zarte zerbrechliche Clara ist zäh und hartnäckig und gibt nicht auf, bis nicht alle Geheimnisse von Shadowbrook restlos aufgedeckt sind. Ihre Glasknochenkrankheit ist für sie eher ein Ansporn denn ein Hindernis ihr Elternhaus zu verlassen, die Welt zu erkunden, neue Menschen zu erkunden. Zuerst in Kew Gardens, danach in Shadowbrook. Während des ersten Weltkrieges verwandelt sie Shadowbrook in ein Sanatorium für Kriegsverletzte. Sie, die so schwer gezeichnete bringt das richtige Verständnis für die vom Krieg gezeichneten Menschen, hilft ihnen sich aufzurichten, das Leben zu meistern.

Ich finde Clara ist ein richtiger Held. Ohne Superkräfte, ohne Gewalt, macht sie die Welt ein Stückchen besser. Geduldig, in kleinen Schritten aber sehr präsent. Tapfere Klara!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

Gefährliche Vernetzung

China Strike
0

Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen ...

Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen Welt, in der die Autos alle elektronisch hoch aufgerüstet sind, kann ein einzelner Hacker das Chaos in allen Ländern bewirken. Stell Dir vor, Du fährst Auto, denkst gerade an die Familie oder den Einkauf oder die Arbeit und plötzlich gehorcht Dir das Auto nicht mehr. Weder Gas- noch Bremspedal oder Blinker oder Fensterheber. Es ist, als ob das Auto allein die Führung übernommen hätte, ohne auf autonomes Fahren programmiert zu sein. Und nun fährt es blind weiter, beschleunigt, verursacht einen schrecklichen Unfall. Aber es ist nicht nur das eine Auto, sondern plötzlich alle Autos einer bestimmten Automarke, die in den letzten Monaten neu verkauft wurden. Stellt Euch vor, das wäre der VW-Käfer in den sechziger Jahren. Versteht ihr was ich meine?
Was wäre, wenn dahinter nicht ein einzelner Nerd stecken würde, sondern eine feindliche Regierung? Das ist nicht möglich? Ach, und wer bitte gewann 2016 die US-Wahlen? Donald oder Vladimir? Ein Algorhythmus lässt sich leicht entwickeln, wenn man die richtigen Computergenies an der Hand hat.
Die Schauplätze des Thrillers sind vielfältig und interessant gewählt, die USA, diverse Länder und Städte in Europa, der große Showdown im Finale spielt dann filmreif auf der deutschen liebsten Insel – Malle.
Wer steckt hinter den Attentaten, die so verheerend gewirkt haben? Nun, der Titel sagt es und auch der chinesische Drachen mit dem Löwenkopf auf dem Cover. Doch wohlgemerkt, es ist nicht ein kaiserlicher Drache. Ein imperialer Drache muss fünf Zehen haben. Der Drache mit 4 Zehen ist den Fürsten reserviert, im modernen China wären das dann Minister zum Beispiel.
Aber mehr wird nicht verraten. Spoilern ist unfair. Jeder soll die Chance haben, das Buch selbst zu entdecken und dann über alles Machbare grübeln. Der Fortschritt birgt so manche Gefahr. Und vielleicht ist ein Dacia-Wagen ohne Bordcomputer letztendlich noch die bessere Alternative.
Leute, wo gibt’s noch einen Trabi?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere