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Veröffentlicht am 15.09.2016

York zur Zeit des Bürgerkriegs

Die Hebamme und das Rätsel von York
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Im Juni 1644 tobt vor den Stadttoren von York der Bürgerkrieg. In der Stadt hat die Hebamme Bridget Hodgson eine Menge zu tun. Eine Gebärende will ihr partout den Namen des Vaters nicht sagen, was nicht ...

Im Juni 1644 tobt vor den Stadttoren von York der Bürgerkrieg. In der Stadt hat die Hebamme Bridget Hodgson eine Menge zu tun. Eine Gebärende will ihr partout den Namen des Vaters nicht sagen, was nicht nur für die junge Mutter zum Problem werden kann, sondern auch für Bridget. Dabei hat sie genug Sorgen um ihre Freundin Esther, die des Mordes an ihren Ehemann angeklagt im Gefängnis sitzt. Stephen wurde vergiftet und alles deutet auf die Schuld seiner Frau hin. Allerdings schien er in einem Rechtsstreit verwickelt, in dem es um die Rebellen ging. Ein am Boden einer Truhe gefundener Erpresserbrief spricht dafür. Alles spitzt sich zu, als auch noch ein toter Säugling in teurem Leinen gekleidet auf dem Abort gefunden wird.

Der Historiker Sam Thomas plaziert seine resolute Protagonistin in York zur Zeit des englischen Bürgerkriegs. Bridget Hodgson ist historisch belegt, wobei nicht viel mehr als ihr Beruf von ihr bekannt ist. Das sozusagen unbeschriebene Blatt erhält von Thomas einigen Ballast auf die Seele gelegt, bevor sie sich gemeinsam mit ihrem Dienstmädchen Martha mit der Lösung kriminalistischer Fälle kümmern kann. Da die beiden Frauen im 17. Jahrhundert manchmal männliche Hilfe benötigen, wird ihnen Sergeant Smith als guter Freund an die Seite gestellt. Das Team ermittelt in seinem ersten Fall um das Geheimnis von York vor einer historisch exakt recherchierten Kulisse.

Gleichzeitig zum spannenden Krimi gelingt es dem Autor, die vorherrschenden Gesellschaftsschichten zu zeichnen. Bridget scheint dabei recht modern, dass sie als Witwe selbst für ihren Lebensunterhalt sorgt. Sie hat einen gesunden Menschenverstand und gibt der heimatlosen Martha eine Chance, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Martha spiegelt die Schicht der mittellosen Frauen, die stets in Gefahr schwebten, die Nacht nicht zu überleben. Ihr Bruder Tom lebt von der Hand in den Mund und stillt seine Bedürfnisse notfalls mit Gewalt. Durch Bridgets Freundin Esther und ihren ermordeten Ehemann erhält der Leser Einblick in die politischen Geschehnisse in England, bevor Oliver Cromwell eine Republik ausruft.

Der Auftakt der historischen Krimiserie ist vielversprechend. Die Stadt wird mit ihren Wirren bildhaft geschildert und schafft eine historische Atmosphäre. Der Krimi enthält einige Wendungen, sodass das Ende nicht sofort erkennbar ist und es die Möglichkeit zum Miträtseln für den Leser gibt. Obendrein umgibt Martha ein Geheimnis, das sicher im Folgeband „Die Hebamme und die tote Hure“ offenbart wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Motiviert erschlanken mit innovativen Kuren, Sport oder auch im Schlaf

Wir wollten niemals auseinandergehen
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Die Idee zum Abnehmen bekommen die drei Freundinnen bei einem Treffen. Alle drei haben seit dem letzten Mal kräftig zugelegt und sind alles andere als zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild. Nach einigen ...

Die Idee zum Abnehmen bekommen die drei Freundinnen bei einem Treffen. Alle drei haben seit dem letzten Mal kräftig zugelegt und sind alles andere als zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild. Nach einigen Gläsern Prosecco buchen sie kurzentschlossen eine Reise nach Thailand und kaufen sich gleich auch die passende Badebekleidung, die natürlich erst nach Abnahme bis zum Wunschgewicht passt. Drei Monate haben die Damen nun Zeit, sich in die entsprechenden Bikinis zu diäten.

Anja Koeseling, Lucinde Hutzenlaub und Mara Andeck haben sich drei Monate Zeit gegeben, das persönliche Wunschgewicht zu erreichen. Alle sind berufstätig, haben eine Familie und Freunde und sind auch sonst nicht ganz frei von Verpflichtungen. Das sind alles Faktoren, die so manche Diät ausschließen. Jede Autorin stellt am Beginn ihres Tests die Diät mit Vor- und Nachteilen vor, bevor man ihr dann auf ihrem mehr oder weniger beschwerlichen Weg folgt. Da ist die Rede von Dinner-canceling, also dem Weglassen von späten Mahlzeiten, Vorbereitungstagen, Trinkkuren oder Nahrungsergänzungen, die wie Frischbeton aussehen, von Proteinen und den bösen Kohlenhydraten und vor allem dem Verzicht auf Süßes.

Ganz neu ist keine der 26 Kuren, aber so im Detail wird ja meist von den Befürwortern auch nicht gesprochen. Immer wieder liest man von Prominenten, die sich ausschließlich von Zitronensaft ernähren und so den topgestylten Body haben, oder lediglich an gefrorenen Früchten lecken, um auch nach dem vierten Kind noch in Größe Zero zu passen. In diesem Buch wird nicht nur der Test zur entsprechenden Kur veröffentlicht, sondern auch gleich noch die Nebenwirkungen aufgezählt und wie es sich zeitlich in den Alltag integrieren lässt. Wer täglich fünf Mahlzeiten selber zubereiten und zwischendurch noch drei Sporteinheiten absolvieren soll, wird sicher schlank, benötigt aber eben auch viel Zeit. Hat man dennoch die Lust nicht verloren, erhält man am Ende eines Kapitels die weiterführenden Informationen. Die exakten Anleitungen findet man nämlich in diesem Buch nicht.

Geschrieben wird im lockeren Plauderton. Wer sich selber mit dem Gedanken trägt, ein paar Kilos zu verlieren, wird hier bestimmt Motivation finden. Regelmäßiges Lesen kann bei genügend Selbstdisziplin bestimmt eine Gruppe ersetzen. Ganz abstruse Theorien werden auch mit genügend Humor vorgetragen, allerdings ohne dass man zu sehr in seiner eigenen Meinung beeinflusst wird. Aus der gesamten Anzahl der Diäten findet man bestimmt dann auch eine für sich selber. Zumindest schärft das Buch mal wieder den Blick für eine bewusstere Ernährung. Trotz des pinken Covers mit lecker Cupcakes als Blickfang sollte man sich doch auf ein Sachbuch einstellen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Midlife-Krise light

Läuft da was?
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Annabel Förster möchte nach den vielen Jahren, in denen sie zu Hause die Kinder betreute endlich wieder mehr ihrer Kariere widmen. Der Moderationsjob in der kaum beachteten Sendung im Nachtprogramm macht ...

Annabel Förster möchte nach den vielen Jahren, in denen sie zu Hause die Kinder betreute endlich wieder mehr ihrer Kariere widmen. Der Moderationsjob in der kaum beachteten Sendung im Nachtprogramm macht sie weder im Fernsehen bekannt, noch werden wichtige Produzenten aufmerksam. Als sie zum Casting eingeladen wird, bei dem die neue Moderatorin einer Abendshow gesucht wird, sieht sie endlich ihre Chance. Die Probeaufnahmen laufen gut und niemals hätte sie gedacht, dass sie mit 39 bereits zu alt fürs Fernsehen ist. Die um einige Jahre jüngere Hanna scheint das große Los gezogen zu haben. Annabel steht jetzt vor der Entscheidung, sich etwas anderes als Fernsehen zu suchen, oder sich eben um die gewünschten Jahre verjüngen zu lassen.

Judith Pinnow kennt das Fernsehgeschäft aus eigener Erfahrung. So ist es nicht verwunderlich, dass ihr erster Roman ebenfalls in diesem Ambiente spielt. Sie beschreibt das Leben der Familie daher sehr authentisch mit ihren Sorgen um Familie und Erfolg, der eben dieses Leben finanziert. Für Außenstehende mag die Forderung nach Verjüngung einer noch nicht einmal 40-jährigen unglaublich klingen, was der Geschichte auch einen gewissen Humor verleiht. Ebenso fordert der Beruf der beiden Elternteile viel Rücksichtnahme in Bezug auf Zeit. Ein Schauspieler hat keinen geregelten Feierabend, um die Kinder verlässlich von ihren Aktivitäten abzuholen. Offenbar hat er dafür ausreichend verlockende Angebote. Der Protagonistin Annabel wird das nur allzu bewusst, als sie ihren Mann beim Fremdgehen erwischt.

Dieser Wendepunkt in der Geschichte wirft Fragen auf, die sich wohl jeder schon einmal gestellt hat, der eine gewisse Altersgrenze überschritten hat. Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich damals einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Gehören Kinder tatsächlich zu meinem Leben? Wie haben mich meine Verpflichtungen in meinem Selbst verändert? Das sind alles Fragen, auf die es so keine Antwort gibt, weil sie aus den Konsequenzen zu dem gewählten Weg resultieren. Von daher können die Leser auch Annabel nur bei ihren Überlegungen folgen und durch ihre Perspektive eine eigene Meinung bilden. Die angebotenen Lösungen des Romans sind plausibel, wenngleich sie die Geschichte auch nicht zum Jahreshighlight machen. Der Spannungsbogen nimmt gerade zum Ende doch spürbar ab. Dennoch ist es eine gute Unterhaltung auf soliden Themen wie Familie, Organisation und dem Wert von Frauenfreundschaften. Das Ganze wird mit einigen skurrilen Situationen gespickt, die für Lacher sorgen.