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Veröffentlicht am 22.03.2020

Stockholm im Jahre 1793 wird lebendig

1793
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Mir hat "1793" sehr gut gefallen. Von der ersten bis zur letzten Seite verschafft es ein sehr anschauliches und umfassendes Bild des damaligen Lebens in Stockholm. Auf eindrückliche und lebhafte Art schildert ...

Mir hat "1793" sehr gut gefallen. Von der ersten bis zur letzten Seite verschafft es ein sehr anschauliches und umfassendes Bild des damaligen Lebens in Stockholm. Auf eindrückliche und lebhafte Art schildert der Autor, wie brutal und unbarmherzig es zuging. Man sieht förmlich die dreckigen Straßen und riecht die üblen Ausdünstungen der Hinterlassenschaften der Menschen. Dies liegt auch an dem besonders tollen Schreibstil. Niklas Natt och Dag hat eine sehr lebendige und bildhafte Schreibweise. Zudem trifft er den Ton der Zeit mit Begriffen von damals. Man taucht völlig in das Geschehen ein und läuft mit den beiden Ermittlern Jean Michael Cardell und Cecil Winge durch die Stockholmer Straßen.

Nicht nur die Zeiten waren schlimm und brutal, sondern auch der Mord. Die Leiche ist grausam zugerichtet. Trotz allem ist die Mordermittlung äußerst spannend. Einige Male hält man die Luft an und muss unbedingt wissen, was als nächstes geschieht. Interessant ist, wie Cardell und Winge ohne moderne Technik und Tatortspuren vorgegangen sind.

Besonders ist auch der Aufbau des Buches, das sich über das gesamte Jahr erstreckt, aber nicht chronologisch aufgebaut ist. Dieser Aufbau ergibt aber sehr viel Sinn und verschafft ein umfassendes Bild über die grausame Tat. Vor allem erfährt man so mehr über die Charaktere. Es wird sich Zeit genommen, sie und ihre Motive tiefgründig darzustellen. Man erfährt viel über ihr Leben und ihre Gedanken, kann sich teils in sie hineinversetzen und ihre Taten nachvollziehen. Besonders sympathisch sind mir Cardell und Winge. Beide haben schon bessere Tage erlebt, ihnen ist schlimmes widerfahren und sie sind vom Leben gezeichnet, was ihren Charakter ausmacht, sie stärker gemacht hat. Winge bewundere ich für seine Charakterstärke, seinen vorausschauenden Gedanken und sein Rechts- bzw. Gerechtigkeitsempfinden. Eine andere Figur habe ich ebenfalls sehr ins Herz geschlossen, denn in ihrem Teil der Geschichte hat man sehr gut sehen können, wie ungerecht das Leben damals sein konnte.

Fazit:

Herausragendes und äußerst spannendes, aber auch sehr brutales Buch. Dafür hat man sehr viel über das Leben in Stockholm im Jahre 1793 erfahren und es wurde sich Zeit genommen, die Charaktere tiefgründig darzustellen, um ihre Motive nachvollziehen zu können. "1793" ist der beste historische Krimi, den ich gelesen habe.

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Veröffentlicht am 05.03.2020

Zwei Geschichten über das Leben

Das kann uns keiner nehmen
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"Das kann uns keiner nehmen" hat einen eigentümlichen Schreibstil, der einen zu Beginn etwas ausbremsen kann. Aber nach einigen Seiten hat man sich daran gewöhnt und kann das Buch schnell und flüssig lesen. ...

"Das kann uns keiner nehmen" hat einen eigentümlichen Schreibstil, der einen zu Beginn etwas ausbremsen kann. Aber nach einigen Seiten hat man sich daran gewöhnt und kann das Buch schnell und flüssig lesen. Der Erzählstil passt perfekt zur Geschichte und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Dazu trägt auch der bayerische Dialekt von Tscharli bei, der der Geschichte mehr Authentizität verleiht.

Matthias Politycki erzählt eine großartige Geschichte über Hans und Tscharli und über Afrika. Darüber hinaus erzählt er noch viel mehr: über das Leben, Freundschaft, besondere Momente, das Scheitern, das Weitermachen, über Unterschiede, über Gemeinsamkeiten, über Vorurteile.

Fazit:

Das Buch zieht einen mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil, seiner einzigartigen Atmosphäre und den beiden verschiedenen Charakteren in seinen Bann, sodass man liest und liest und nicht aufhören kann, bis das Buch zu Ende ist.

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Spannende Kriminalfälle

Wisting und der Tag der Vermissten
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Das erste Buch der Cold Case Reihe mit dem Ermittler Wisting ist von der ersten bis zu letzten Seite äußerst spannend. Die Kriminalfälle sind gut aufgebaut und durchdacht. Lose Fäden und Fakten, die zunächst ...

Das erste Buch der Cold Case Reihe mit dem Ermittler Wisting ist von der ersten bis zu letzten Seite äußerst spannend. Die Kriminalfälle sind gut aufgebaut und durchdacht. Lose Fäden und Fakten, die zunächst Rätsel aufgeben, ergeben am Ende ein eindeutiges Bild. Die Hinweise sind vom Autor klug gewählt sowie einleuchtend und passend in die spannende Fallösung gebettet.

Den Polizisten Wisting, sein berufliches und auch privates Umfeld lernt man gut kennen. Die Charaktere sind tiefgründig und verleihen mit ihren Fähigkeiten der Fallermittlung mehr Tiefe und Authentizität. Die verschiedenen Blickwinkel der an der Lösung der Kriminalfälle Beteiligten sorgen für hohe Spannung und eine Ausleuchtung des Falls von allen Seiten.

Fazit

Spannend aufgebaute, komplexe Cold Cases gepaart mit tiefgründigen Charakteren garantieren Stunden puren Lesevergnügens. Jörn Lier Horst zeigt, dass er spannende und gute Krimis schreiben kann.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Spannend vom Anfang bis zum Schluss

Blutige Gnade
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Wie gewohnt handelt es sich bei „Blutige Gnade“ wieder um einen äußerst spannenden Mara Billinsky-Thriller. Er lässt sich flott lesen, nicht zuletzt wegen der spannenden Kapitelenden, wo man einfach weiterlesen ...

Wie gewohnt handelt es sich bei „Blutige Gnade“ wieder um einen äußerst spannenden Mara Billinsky-Thriller. Er lässt sich flott lesen, nicht zuletzt wegen der spannenden Kapitelenden, wo man einfach weiterlesen muss. Durch Perspektivenwechsel wird die Handlung noch spannender, Hinweise werden gestreut, wodurch man zu den von Beginn an auftretenden Fragen Vermutungen aufstellt und Theorien strickt, wie und durch wen die Toten gestorben sind. Die komplexen Kriminalfälle entwickeln sich langsam und nach und nach werden die Zusammenhänge deutlich. Wer eine gute Fallkonstruktion und einen spannenden Plot sucht, ist hier genau richtig. Auch mit einigen Überraschungen wartet der Autor auf. Das Ende ist zufriedenstellend und rundet das Buch ab.

Der Schreibstil ist abermals sehr anschaulich. Die Ermittler Mara und Rosen sieht man als dreidimensionale Figuren vor seinem inneren Auge den Spuren nachgehen. Auch gefährliche Szenen sind eindrucksvoll geschildert. Besonders gefallen haben mir die aufregenden Stellen, als die Polizei kurz vor einem Zugriff stand, man die „Ruhe vor dem Sturm“ spüren konnte sowie die Angespanntheit und Hoffnung von Mara und ihren Kollegen greifbar war. Leo Born weiß, wie man einen spannenden und bildhaften Thriller schreibt.

Der Autor hat beeindruckende, dreidimensionale Charaktere mit Ecken und Kanten geschaffen, die man sympathisch findet. Von Band zu Band der Thrillerreihe entwickeln sie sich weiter, verändern sich durch die Erlebnisse. Man lernt die Figuren von einer neuen Seite kennen, sie bleiben sich aber treu. Die Charakterentwicklung hat neben den Kriminalfällen einen bedeutenden Stellenwert und ist passend in die Handlung integriert. Auch alte Bekannte aus den vorherigen Bänden wie Hanno und Rafael trifft man wieder. Man hat das Gefühl, es wird hier eine große Geschichte erzählt und nicht mehrere aufeinanderfolgende, nicht zusammenhängende Kriminalfälle.

Fazit

Wieder ein grandioser Billinksy-Thriller mit äußerst spannender Ermittlungsarbeit und tiefgründigen Charakteren. Der bildhafte Schreibstil lässt das Kopfkino laufen. Ich kann den nächsten Band kaum erwarten.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Noch besser als der erste Band der Hebammen-Saga

Jahre der Veränderung
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Ich fande es anfangs etwas schwer, in den zweiten Teil der Hebammen-Saga hineinzukommen, da ich erst einmal überlegen musste, wer jetzt wieder wer der drei Hebammen Luise, Margot und Edith ist. Zudem sind ...

Ich fande es anfangs etwas schwer, in den zweiten Teil der Hebammen-Saga hineinzukommen, da ich erst einmal überlegen musste, wer jetzt wieder wer der drei Hebammen Luise, Margot und Edith ist. Zudem sind seit dem ersten Band zehn Jahre vergangen und in diesem Buch gibt es sehr viele Zeitsprünge von mehreren Wochen bzw. Monaten. Man hat als Leser das Gefühl, es fehlt der rote Faden. Das legt sich aber mit zunehmender Seitenzahl und man gewöhnt man sich an die Zeitsprünge.

Großes Manko wie schon im ersten Buch: Luise, Margot und Edith haben zwar verschiedene Leben (Aufgaben als Hebamme, Männerbekanntschaften), aber ihre Gedanken sind komplett gleich. Man kann sie dadurch nicht unterscheiden. Ein bisschen Verschiedenheit der Charaktereigenschaften wäre schön gewesen, denn so muss man genau lesen, um wen es sich gerade handelt.

Im Vorgänger fande ich die geschilderten Geburten zu ähnlich, was hier nicht mehr der Fall ist, da mehr Variation geboten wird, sodass die Geburten nicht immer gleich verlaufen. Eigenartig finde ich allerdings, dass die drei jeweils alle Kinder einer Frau (z. B. alle drei oder sogar alle acht Babys) holten. Wie geht das, dass sie immer zur rechten Zeit Dienst haben, nie eine andere Geburt betreuen? Das ist mir zu viel Zufall.

Besonders gefallen hat mir wieder die Darstellung der Lebenssituation in Berlin um 1930. Man erfährt viel über das Leben einfacher und armer Leute, aber auch über den zunehmenden Antisemitismus. Laura Winterberg bewegt sich mit dem Buch nahe am Menschen.

Fazit:

Ich begleitete gerne die drei Protagonisten Luise, Margot und Edith, auch wenn sie mir in ihrer Art zu ähnlich sind. Spannend ist das Leben zur damaligen Zeit und die Arbeit der Hebammen. Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe.

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