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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2017

Man spürt förmlich den Sand zwischen den Zähnen ... :-)

Das Versprechen der Wüste
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Katherine Webb ist mit diesem Roman eine tolle Abenteuergeschichte gelungen. Da dies mein erstes Buch der Autorin ist, kann ich keine Vergleiche ziehen – aber was ich gelesen habe, hat mir so gut gefallen, ...


Katherine Webb ist mit diesem Roman eine tolle Abenteuergeschichte gelungen. Da dies mein erstes Buch der Autorin ist, kann ich keine Vergleiche ziehen – aber was ich gelesen habe, hat mir so gut gefallen, dass ich definitiv auch die anderen Bücher von ihr lesen werde.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen im Oman. Einerseits wird die Geschichte von Joan erzählt, die im Jahr 1958 mit ihrem Verlobten dorthin reist. Sie möchten dort Joans Bruder Daniel besuchen, der als britischer Soldat dort dient. Außerdem brennt Joan darauf, die alte Dame Maude Vickery kennenzulernen, die als erste Frau die Wüste durchquert hat und von der Joan seit Jahren fasziniert ist.
Parallel dazu wird die Geschichte von Joans Wüstenexpedition im Jahr 1909 erzählt.

Vor diesem Hintergrund entsteht eine imposante Geschichte, die so lebhaft erzählt ist, dass man förmlich den Wüstensand zwischen den Zähnen spürt beim Lesen. Mich persönlich fasziniert das Land, Oman, seit ich vor einigen Jahren Maskat kennengelernt habe. Eine wunderbare, teilweise noch sehr urwüchsige Stadt, die auch Schauplatz dieses Buches ist. Das war auch der Hauptgrund, weshalb ich es unbedingt lesen wollte.

Neben dem grandiosen Setting hat mich aber auch die Geschichte der zwei starken Frauen Joan und Maude beeindruckt. Man bekommt einen Eindruck, wie schwer es Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts hatten, sich in Männerdomänen zu behaupten. Und auch Joan muss 50 Jahre später immer noch gegen die Konventionen ihrer Zeit ankämpfen. An welchen realen Personen sich die Autorin bei ihren Hauptfiguren orientiert hat, beschreibt sie in einem kurzen, aber interessanten Nachwort.

Ein rundum gelungener (Frauen-)Roman mit einer guten Prise Abenteuer.

Veröffentlicht am 25.12.2016

Kann man nicht beschreiben – muss man gelesen haben!

Die Spuren meiner Mutter
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Ich weiß nicht so richtig wie ich anfangen soll, denn dieses Buch war so ganz anders als gedacht und hinterlässt bei mir einen langen Nachhall. Es geht um die 13jährige Jenna, die das (in letzter Zeit ...

Ich weiß nicht so richtig wie ich anfangen soll, denn dieses Buch war so ganz anders als gedacht und hinterlässt bei mir einen langen Nachhall. Es geht um die 13jährige Jenna, die das (in letzter Zeit glücklose) Medium Serenity aufsucht um ihre Mutter zu finden. Denn als Jenna ein kleines Kind war, verschwand ihre Mutter spurlos nach einem tragischen Unfall in einem Wildpark für misshandelte Elefanten.

Die Geschichte lebt einerseits von der Frage, ob es Übersinnliches geben kann – man fragt sich, ob Serenity wirklich paranormale Fähigkeiten hat oder eine gewiefte Scharlatanin ist. Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und wird – ohne zuviel verraten zu wollen – am Ende zum Höhepunkt des Romans.

Zum Anderen sind es die zum Teil tragischen, aber vor allem sehr berührenden Geschichten über Elefantenkühe und ihre Kälber, die diesen Roman so besonders machen. Die Frage, an der Jennas Mutter Alice (eine Wissenschaftlerin mit Fokus auf Elefanten) im Buch forscht, ist nämlich: können Elefanten trauern? Und nicht selten war ich emotional sehr mitgenommen von den Berichten über die Dickhäuter und ihre fast menschlich anmutende Art, mit dem Tod eines Herdenmitgliedes oder eines Kalbs umzugehen.

Letztlich ist das Buch aber ein äußerst geschickt aufgebauter Spannungsroman, denn hinter der Geschichte um das Verschwinden von Alice steckt ein regelrechter Krimi. Es gibt Fährten (richtige und falsche), es gibt einen abgehalfterten Polizisten, den der Fall nie losgelassen hat und es gibt am Ende eine Auflösung, die das ganze Buch in ein komplett neues Licht rückt. Mehr kann man nicht sagen, ohne zu viel zu verraten und so sage ich nur: man kann es nicht beschreiben, man muss es gelesen haben!

Veröffentlicht am 29.11.2016

Wohlfühlbuch für die Weihnachtszeit mit süßem Räuber

Kater Anton und das Weihnachtsglück
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Anton, ein grau-getigerter Hauskater, hat es wirklich nicht leicht. Die fetten Goldfische schwimmen unerreichbar unter einer Eisschicht, bei jedem Freigang bekommt man eiskalte Pfoten und Oma Gerda von ...

Anton, ein grau-getigerter Hauskater, hat es wirklich nicht leicht. Die fetten Goldfische schwimmen unerreichbar unter einer Eisschicht, bei jedem Freigang bekommt man eiskalte Pfoten und Oma Gerda von oben tatscht einem bei jeder Begegnung so enthusiastisch auf den Kopf, dass einem alle Gedanken durcheinandergeschüttelt werden. Und dann packt Lieblingsmensch Ella auch noch die verhasste Transportkiste aus!

Antons Welt wird durcheinandergewirbelt, als Ella ihren Kater mit nach Frankreich nimmt, um dort Weihnachten mit ihrem Freund zu verbringen – als Probelauf sozusagen, denn sie überlegt, zu ihm nach Dijon zu ziehen. Einquartiert über der Honigkuchenbäckerei von Madame Bernard und ihres patenten Enkelkindes Manon erleben Ella und Anton eine Weihnachtszeit, die sie so schnell nicht vergessen werden…

Der Roman von Angela Troni versetzt einen so richtig schön in Weihnachtsstimmung. Die Geschichte überzeugt durch einen angenehm leichten Erzählstil und amüsante Katzenszenen. Wer selbst „Dosenöffner“ einer Katze ist, wird sich bzw. seine Fellnase des öfteren wiedererkennen und sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Ich sage nur: Hungerstreik, weil nicht das richtige Futter im Haus ist. Ein Skandal!

Ich hab dieses kleine, liebenswerte Büchlein sehr genossen. Genau das Richtige für einen Adventssonntag auf der Couch. Am besten mit einem Glühwein und einer Katze auf dem Bauch gut durchgewärmt genießen!

Veröffentlicht am 22.11.2016

Bezaubernde Tiergeschichte, aber auch Gesellschaftsporträt

Der Pinguin meines Lebens
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Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ab sofort ein neues Haustier bei mir einziehen: ein Pinguin. Die Geschichte von Tom und Juan Salvador de Pingüino ist einfach so bezaubernd, dass man sich mehr als ...

Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ab sofort ein neues Haustier bei mir einziehen: ein Pinguin. Die Geschichte von Tom und Juan Salvador de Pingüino ist einfach so bezaubernd, dass man sich mehr als einmal wünscht, an Toms Stelle zu sein.

Zunächst war ich ein wenig befremdet, da ich irgendwie davon ausgegangen war, dass die im Buch geschilderten Geschehnisse noch nicht so lange her sind. Höchstens vielleicht ein paar Jahre… Dann erfuhr ich auf den ersten Seiten, dass sich die Geschichte von Tom und seinem Pinguin schon in den 1970er Jahren zutrug. Warum erst jetzt ein Buch draus geworden ist, wird leider nicht deutlich.

Aber auch ohne Handy und Internet ist diese Story einfach nur bezaubernd. Wie Tom den ölverschmierten Pinguin vor dem Tod rettet, ihn in der Badewanne schrubbt (und dabei selbst Blessuren davonträgt, schließlich ist es ein wildes Tier) und schließlich mit kiloweise Sprotten seine Freundschaft gewinnt. Auch hier geht die Liebe (zumindest ein bisschen) durch den Magen.

Nebenbei erfährt man als Leser neben den Lebensgewohnheiten von Magellan-Pinguinen auch viel über die Lebensumstände der südamerikanischen Bevölkerung (speziell Argentiniens) in den 1970ern. Die horrende Inflation und bewaffnete Übergriffe sind nur zwei der vielen Schwierigkeiten, mit denen die Leute damals zu kämpfen hatten. Diese kleine Geschichtsstunde ist nicht vordergründig, aber dennoch gibt sie dem Buch noch einmal einen Mehrwert. So wird das Buch auch zur ansprechenden Lektüre für Südamerikafreunde oder Geschichtsinteressierte.

Die Verbindung der Tiergeschichte mit der Beschreibung des gesellschaftlichen Lebens ist sehr gut gelungen – so gut, dass ich getrost 5 Sterne geben und das Buch von Herzen weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 12.11.2016

Ein Verwirrspiel auf ganzer Linie – sauclever konstruiert

Zorn - Wie du mir
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Hibbelig wie immer hab ich auf den neuesten Band der Zorn & Schröder-Reihe gewartet. Und wie immer war das Lesen ein Genuss für Augen und Hirn. Ich kann einfach nicht mehr ohne die beiden, ich würde fast ...

Hibbelig wie immer hab ich auf den neuesten Band der Zorn & Schröder-Reihe gewartet. Und wie immer war das Lesen ein Genuss für Augen und Hirn. Ich kann einfach nicht mehr ohne die beiden, ich würde fast sagen, sie gehören schon zur Familie

Nachdem die „Machtverhältnisse“ sich nun umgekehrt haben und Schröder mittlerweile der Chef von Zorn ist, gibt es für Neu-Leser dieser Reihe in diesem Band eine harte Nuss zu knacken. Denn was sich im Vorfeld abgespielt hat, wird kaum zusammengefasst, und die Tatsache, dass Schröder den Kommissar, Verzeihung Hauptkommissar, zuweilen immer noch als „Chef“ anspricht, ist sicher nicht geeignet, Klarheit in die Verhältnisse zu bringen. Also, in aller Deutlichkeit: Neu-Leser fangen bitte nicht mit diesem Band an, sondern beginnen bitte mit „Tod und Regen“ und arbeiten sich dann bis zu diesem Buch vor. Ich verspreche hoch und heilig – es lohnt sich!

Fans der Krimi-Reihe werden definitiv ihre Freude haben an diesem Fall, der unheimlich clever konstruiert ist. Der Klappentext gibt ja schon einen Einblick und viel mehr kann man auch nicht sagen, ohne zu viel von diesem wirklich saucleveren Verwirrspiel zu verraten. Ich hab die ganze Zeit mitgerätselt und bin doch nicht auf die Zusammenhänge gekommen. Trotz allem hatte ich nicht den Eindruck einen „konstruierten“ Krimi zu lesen, und dass Ludwig das geschafft hat, finde ich bemerkenswert. Ich persönlich fand ja, dass der Vorgänger-Band „Kalter Rauch“ ein wenig schwächelte (nicht beim Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren, aber der Fall hat mich einfach nicht sonderlich mitgerissen). Das macht Stephan Ludwig mit diesem Buch auf jeden Fall wieder wett.

Der Veröffentlichungszeitpunkt ist gut gewählt – die Handlung spielt weitestgehend im November und somit kann man sich derzeit so richtig gut in die Stimmung des Buches reinfühlen. Da pfeift einem selbst auf der Couch der kalte Novemberwind um die Nase  Tolle Atmosphäre, die super zu dem Fall passt.

Kurzum: ich bin mal wieder begeistert und zähle jetzt schon die Tage bis zum nächsten Fall… Herr Ludwig, bitte weiter so!