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Veröffentlicht am 26.03.2024

Fluffig, spritzig, anregend

Schreiben lieben Schreiben leben
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Endlich ein Schreibratgeber, der spielerisch ist. Mich stört bei solchen Büchern oft der schulmeisterliche Ton. Mach es so, das muss so sein! Struktur, Regeln, Backrezepte. Hier ist das ganz anders. Es ...

Endlich ein Schreibratgeber, der spielerisch ist. Mich stört bei solchen Büchern oft der schulmeisterliche Ton. Mach es so, das muss so sein! Struktur, Regeln, Backrezepte. Hier ist das ganz anders. Es geht darum, die Freude am Tun und den Akt des Schreibens selbst, zu beleben. Kreativ sein heißt, das Unbewusste anzapfen. Dazu gehört auch Leichtigkeit. Ich mag das.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Schwere Last der Vergangenheit

Krummes Holz
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Jirka ist neunzehn und war die letzten Jahre im Internat. Seinem gewalttätigen Vater wieder zu begegnen ist nichts, worauf er sich freut und doch zieht es ihn zurück auf den Hof. Dort lebt seine Schwester ...

Jirka ist neunzehn und war die letzten Jahre im Internat. Seinem gewalttätigen Vater wieder zu begegnen ist nichts, worauf er sich freut und doch zieht es ihn zurück auf den Hof. Dort lebt seine Schwester Malene, die den besseren Bauern gegeben hätte und der heimlich geliebte Leander, Sohn des Erntehelfers und durch einen Unfall entstellt.
In sehr eindringlicher Sprache, mit meisterhaft verwischten Grenzen zwischen den Zeitlinien Kindheit, Jugend und Jetzt, erzählt die Autorin eine fesselnde, erotische, traumatische Geschichte. Dazu benutzt sie das Wetter, alle Sinne, Erinnerungen, die demente Großmutter und schräge Figuren, wie sie in jeder ländlichen Scheinidylle vorkommen. Ich war gefesselt von der Erzählung, bisweilen abgestoßen, aber dennoch immer ganz nah dran und niemals weg vom Sog. Es ist selten, dass bei mir so viel Verständnis und so wenig Urteil zurückbleibt, angesichts der Härte, die einem Menschen widerfährt.
Tolles Buch.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Wuchtig-kraftvoll

Trophäe
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Hunter White. So kann nur einer heißen, der jagt. Und zwar in Afrika. Der Bure van Heeren, der ihm als Jagdleiter dient, ermöglicht Hunter seit Jahren gegen reichlich Cash seine „Big Five“ zu killen: Löwe, ...

Hunter White. So kann nur einer heißen, der jagt. Und zwar in Afrika. Der Bure van Heeren, der ihm als Jagdleiter dient, ermöglicht Hunter seit Jahren gegen reichlich Cash seine „Big Five“ zu killen: Löwe, Elefant,, Büffel, Leopard. Fehlt nur noch das Spitzmaulnashorn.

Das möchte Hunter seiner Gattin zum Geburtstag ausgestopft über den Kamin hängen und sie würde sich darüber freuen. Die Frau, die Antiquitäten und Trophäen sammelt und der Großwildfanatiker, der Finanzen jongliert: Eine perfekte Ehe.

Soweit so schrecklich. Muss ich mir eine alte-weiße-Männer-Phantasie antun? Natürlich nicht. Gaea Schoeters, flämische Autorin, Librettistin (musste ich auch googeln), Journalistin und Drehbuchautorin hat mit diesem Werk den belgischen Sabam for Culture Preis für Literatur bekommen. Und Lisa Mansing hat „Trophäe“ genial übersetzt.

Ich habe keine Idee wie, aber die Autorin vermittelte mir beim Lesen das Gefühl, selbst auf die Jagd zu gehen, erstmals eine Ahnung von der Faszination dieses uralten Rituals zu bekommen. Ich verstehe Hunters Begierde nach dem Objekt, genauso wie das Nashorn, das keine Furcht vor dem Jäger hat. Die Wildheit, die Grausamkeit der Natur und die Schönheit, die im Instinktiven liegt. Hunter wird in seiner Herrenmenschen-Arroganz nicht vorgeführt, er ist so geworden, Produkt seiner Erziehung. Dass es bei der größten Jagd seines Lebens um die Nummer Sechs der Big Five gehen soll, ist dennoch eine Überraschung. Hier gipfelt die hemingwaysche Impression ins Groteske. Und ich lese weiter.

Gepackt von der kraftvoll-knappen Sprache, dem Sog der Geschichte. Ein wirklich wilder Ritt, ein fiebriger Traum, aus dem ich ernüchtert erwache.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Söldner im hundertjährigen Krieg

Essex Dogs
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1346 war keine romantische Zeit. Und schon gar nicht als Söldner im blutigen Feldzug der Engländer gegen Frankreich. Die Essex Dogs, eine abgehalfterte Schar kampferprobter Raubeine unter der Führung von ...

1346 war keine romantische Zeit. Und schon gar nicht als Söldner im blutigen Feldzug der Engländer gegen Frankreich. Die Essex Dogs, eine abgehalfterte Schar kampferprobter Raubeine unter der Führung von Fitz Talbot, genannt Loveday, ziehen mit. Ihr Brotgeber, Sir Robert, ist ein aufgeblasener Popanz aber das spielt keine Rolle. Die Hierarchien werden nicht hinterfragt. Ritter ist Ritter und Soldat bleibt Soldat. So lassen sich die Essex Dogs verheizen, nehmen unsinnig-gefährliche und schier aussichtslose Aufträge entgegen und schlagen sich durch. Ein jeder mit dunkler Vergangenheit im Gepäck, abgehärtet bis abgestumpft, drogensüchtig oder gar völlig verrückt wie der der ehemalige Priester, den alle Father nennen. Romford ist der Jüngste und nicht schlecht mit dem Bogen. Er lernt sogar einen Prinzen kennen, der sich jedoch nicht durch besonderen Edelmut auszeichnet. Es ist kaum auszuhalten, mit welchem Gleichmut sich die Männer dem Stumpfsinn und der bodenlosen Grausamkeit des Krieges ergeben. Ist eben so und war nie anders. Irgendwann geht es auch nicht mehr um Ruhm, Ehre, Sold oder Beute. Sie machen einfach weiter, weil es kein Zurück gibt. Und dennoch bleiben die Essex Dogs bis zuletzt zutiefst solidarisch und loyal.

Für mich war der sehr gut recherchierte Roman, der Zeitgenossen wie Lord Northampton, den Prinzen von Wales oder Lord Warwick nachzeichnet, ein Ritt durch Schlamm und Blut, den ich ungern ein zweites Mal machen möchte. Nicht weil es eine schlechte Lektüre war. Dan Jones schreibt flüssig und entwickelt glaubhafte Charaktere. Mir fehlt aber jegliches Faible für Schlachten und da es hier so überaus realistisch zugeht, hat sich das nicht gebessert. Ich finde es dennoch gut, dass der Autor, der sich wirklich mit der Historie auskennt, versucht, ein echtes Sittenbild zu zeichnen. Es nimmt dem Krieg jegliche Glorie, zeigt ihn als das, was er ist: ein Wahnsinn ohne Sinn, Herz und Verstand. Gut so.

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Nicht viel gefangen

Die Eisfischerin vom Helgasjön
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Ein routiniert heruntergeschriebener, etwas seichter Liebesroman um eine begriffsstutzige Frau, die spät erkennt, dass ihr Händchen für die wirklich wichtigen Menschen und Entscheidungen hätte besser sein ...

Ein routiniert heruntergeschriebener, etwas seichter Liebesroman um eine begriffsstutzige Frau, die spät erkennt, dass ihr Händchen für die wirklich wichtigen Menschen und Entscheidungen hätte besser sein können. Mir ging diese vermeintliche Eisfischerin ( der Titel hält nicht, was er verspricht) auf die Nerven. Auch die Story ist sehr vorhersehbar, die Personen überzeugen nicht wirklich.
Das nordische Ambiente ist nett, geht aber selten über Holiday- Impressionen hinaus. Wahre Gefühle, grosses Kino finde ich hier eher nicht. Die Polarlichter schimmern matt und machen mich müde. Ich finde es wirklich erstaunlich, dass diese so sichtlich nach Schema F gestrickten Romane noch immer eine Leserschaft finden. Wer harm- und belanglos mag, wird hier glücklich. Darauf einen Glögg mit viel Schuss, dann ist es auszuhalten.

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