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Veröffentlicht am 18.11.2022

Zu viele brutale Folterszenen

Pretty Girls
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Nachdem ich in den letzten Monaten drei Thriller von Karin Slaughter gelesen hatte, die mir sehr gefallen haben, ging ich davon aus, dass es nun mit jedem Buch so weitergeht.
Auch der Klappentext von ...

Nachdem ich in den letzten Monaten drei Thriller von Karin Slaughter gelesen hatte, die mir sehr gefallen haben, ging ich davon aus, dass es nun mit jedem Buch so weitergeht.
Auch der Klappentext von „Pretty girls“ klang interessant und vielversprechend.
Die Geschichte beginnt fast wie ein Liebesroman. Claire trifft sich in einer Bar mit ihrem Ehemann Paul. Nach knapp 20 Jahren Ehe sind beide immer noch sehr verliebt. Paul scheint ein Traummann zu sein und ich habe ihn spontan auch ein wenig angehimmelt. Bei einem Stelldichein in einer Gasse kommt es zu einem Überfall, Paul wird erstochen.
Als Claire nach der Beerdigung seinen Computer durchsieht, findet sie Gewaltpornos der übelsten Sorte. Doch niemand nimmt sie ernst, die Polizei und das FBI wollen ihr einreden, die Videos seien Fake. Claire spürt, dass sie echt sind und wird immer tiefer in einen gefährlichen Strudel hineingezogen.
Diese kompletten Alleingänge von Claire haben in meiner Bewertung einen Stern gekostet. Sie ist eine reiche, verwöhnte Hausfrau und wird plötzlich mit unfassbarer Gewalt konfrontiert. Trotzdem schmiedet sie die wildesten Pläne und begibt sich in eindeutig lebensgefährliche Situationen um den Drahtzieher zu überlisten. Auch ihre Mutter lässt sich auf den ganzen Irrsinn ein, besorgt ohne zu hinterfragen Munition und ein Prepaid-Handy. Wer macht denn sowas? Die Polizisten sind allesamt unsympathischer als unsympathisch. Es ist von Anfang an klar, dass sie Dreck am Stecken haben. Ich hätte es spannender gefunden, wenn es nicht so offensichtlich gewesen wäre.
Generell war die ganze Storyline sehr konstruiert und unrealistisch.
Den zweiten Stern ziehe ich ab, wegen übertriebener Gewalt. Die Folterszenen in diesem Buch sind wirklich hardcore und ekelhaft. Klar, kann man auch mal einen etwas härteren Thriller lesen, aber wären es ein paar Szenen weniger gewesen, hätte man sich genauso ein Bild von den Taten machen können.
Alles in allem fand ich „Pretty girls“ leider nur okay. 530 Seiten waren definitiv zu viel Raum für diese Geschichte.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Extrem harte Kost

Das letzte Versprechen
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Vom Banat und den Donauschwaben hatte ich noch nie etwas gehört. Von daher fand ich Hera Linds neuen Roman „Das letzte Versprechen“ wirklich interessant und lehrreich. Egal, wie viel Zeit vergeht, man ...

Vom Banat und den Donauschwaben hatte ich noch nie etwas gehört. Von daher fand ich Hera Linds neuen Roman „Das letzte Versprechen“ wirklich interessant und lehrreich. Egal, wie viel Zeit vergeht, man darf die Vergangenheit nicht einfach vergessen.
Das Banat liegt heute in Rumänien, Serbien und Ungarn. Vor vielen Jahren siedelten sich dort Deutsche an. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurden die sogenannten Donauschwaben für die Verbrechen von Adolf Hitler bestraft, obwohl sie selbst niemals in Deutschland waren und mit dem Krieg im Grunde nichts zu tun hatten. Die Hölle, die diese Leute durchmachen mussten, übersteigt jede Vorstellung. Jahrelange Zwangsarbeit, Misshandlungen, ständiger Hunger und katastrophale hygienische Zustände sind nur einige Beispiele des Martyriums. Wie ein Mensch so etwas aushalten kann, ist unfassbar.
Gerade, weil man sich all das nicht einmal ansatzweise vorstellen kann, war es der Autorin vermutlich so wichtig, dem Leser ein detailliertes Bild zu vermitteln. Schier endlose Szenen von Gewalt reihen sich aneinander und die sehr graphische Darstellung haben „Das letzte Versprechen“ zu einer sehr harten Kost für mich gemacht.
Selbst die Kindheitserinnerungen von Amalie sind voller Schläge und Lieblosigkeit.
Das Buch beruht auf wahren Tatsachen und das Leben der Personen, die Vorbild für die Charaktere sind, war alles andere als ein Märchen.
Dieser Roman ist unfassbar düster. Selbst nach der Aussiedlung nach Deutschland reiht sich ein Schicksalsschlag an den anderen. „Das letzte Versprechen“ schlug mir sehr aufs Gemüt und war teilweise schwer auszuhalten.
Leider hat mir auch der Schreibstil nicht sonderlich zugesagt. Dies war mein erster Tatsachenroman von Hera Lind, deswegen habe ich keine Vergleichswerte. In diesem hier, ist alles sehr einfach ausgedrückt. Zunächst dachte ich, es liegt daran, dass Anna zu Beginn der Geschichte erst 5 Jahre alt ist. Aber auch die Kapitel aus der Perspektive von ihrer Mutter Amalie klingen teilweise recht kindlich. Die ständige Wiederholung von „meine liebe Oma“, „meine liebe Mama“ etc. hören sich in meinen Ohren etwas eigenartig. Auch die häufige Verniedlichung („ich grub mit meinen kleinen Händchen“ usw.) fand ich überflüssig. Diese Babysprache stand in einem extremen Gegensatz zur Brutalität der beschriebenen Szenen, dass ich es einfach deplatziert fand. Manche Sachen werden auch doppelt und dreifach in identischer Wortwahl erzählt.
Glücklicherweise musste niemand von uns erleben, was die Protagonisten durchgemacht haben, deswegen ist es unmöglich, sich in die Charaktere hineinzudenken. Am Anfang hatte ich auch mit allen sehr viel Mitgefühl. Im weiteren Verlauf fand ich manche Personen einfach nur noch schrecklich. Amalies Schwiegereltern haben alles für ihr Enkelkind getan, sind buchstäblich durch die Hölle gegangen. Und trotzdem müssen sie sich von ihrer Schwiegertochter wie der letzte Abschaum behandeln lassen. Nach allem, was Annie bereits durchgemacht hat, wird sie von ihrer Mutter immer weiter misshandelt. Zwar nicht physisch aber psychisch.
Bis auf einzelne Momente ist dieses Buch einfach nur grausam und trostlos und deswegen war ich ehrlich gesagt froh, als ich auf der letzten Seite angekommen war.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Historisch interessant - leider teilweise langatmig

Die Zeit der Birken
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Was mir an Christine Kabus Roman „Die Zeit der Birken“ besonders gefallen hat war, dass ich mir ein paar geschichtliche Details mitnehmen konnte, die mir bislang unbekannt waren. Ich fand es sehr interessant, ...

Was mir an Christine Kabus Roman „Die Zeit der Birken“ besonders gefallen hat war, dass ich mir ein paar geschichtliche Details mitnehmen konnte, die mir bislang unbekannt waren. Ich fand es sehr interessant, dass in den 30er Jahren viele Deutsche in Estland lebten, die während des zweiten Weltkriegs nach Deutschland ausgesiedelt wurden und alles hinter sich lassen mussten. Über die Geschichte des Baltikums weiß ich so gut wie nichts und dieser Roman weckte in mir den Wunsch, tiefer in die Materie einzusteigen.

„Die Zeit der Birken“ erzählt zwei verschiedene Geschichten.
In den 30er Jahren lebt Charlotte in Estland. Sie fühlt sich oft von ihren Eltern, die sehr auf Konventionen und eine standesgemäße Ehe pochen, eingeengt. Als sie zu ihrem Onkel auf dessen Gestüt zieht, blüht sie in ihrer neuen Freiheit auf, wird selbständig und verliebt sich. Alles scheint wunderbar, bis das Schicksal grausam zuschlägt.
Im zweiten Erzählstrang geht es um Gesine, die Ende der 70er Jahre ebenfalls mit der Strenge ihrer Eltern zu kämpfen hat.

Was mir gut gefallen hat, war die große Rolle, die Pferde in der Geschichte spielen, da ich schon als Teenager Pferderomane sehr gerne gelesen habe. Auch fand ich die Namen sowie den Alltag der vornehmen Herrschaften interessant und teilweise amüsant.
Die einzelnen Kapitel sind relativ kurz, durchschnittlich um die 10 Seiten. In diesem Fall hätte ich mir längere Kapitel gewünscht. Es sind zwei komplett unterschiedliche Geschichten, die hier erzählt werden und der häufige Wechsel hat mich immer wieder aus meinem Lesefluss gerissen, was mich insbesondere am Anfang gestört hat.
Allgemein hätte das Buch für meinen Geschmack etwas kürzer sein können. Durch die fast 600 eng beschriebenen Seiten verliert sich die Erzählung manchmal ein wenig in Nebensächlichkeiten und das Tempo entwickelt sich recht gemütlich.
Im direkten Vergleich hat mich Charlottes Handlungsstrang mehr mitgerissen. Die Thematiken fand ich hier sehr vielfältig: Erwachsenwerden, die Suche, nach dem eigenen Platz im Leben, Liebe, Schicksalsschläge...
Gesines Geschichte fokussiert sich überwiegend auf die Beziehung zu Pferdetrainer Grigori.
Auf den letzten 150 Seiten werden die beiden Erzählstränge miteinander verflochten. Etwas vorhersehbar und unrealistisch, aber trotzdem mitreißend und das Erzähltempo zieht zum Finale auch ordentlich an.

Alles in allem hat mir dieses Buch gut gefallen.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Schwacher dritter Band

BRENNWEITE
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Die erste beiden Bände von Bernhard Aichners Bronski Reihe waren jeweils Monatshighlights für mich. Mit entsprechend großer Vorfreude fieberte ich deswegen der Veröffentlichung von Teil 3 entgegen.
Zu ...

Die erste beiden Bände von Bernhard Aichners Bronski Reihe waren jeweils Monatshighlights für mich. Mit entsprechend großer Vorfreude fieberte ich deswegen der Veröffentlichung von Teil 3 entgegen.
Zu meinem großen Bedauern muss ich sagen, dass mich „Brennweite“ leider nicht vom Hocker gerissen hat. Der sehr spezielle Schreibstil von Aichner hat nach drei Büchern etwas den Reiz des Besonderen verloren. Zudem fand ich dieses Mal nicht, dass die kurzen Sätze und Dialoge das Erzähltempo erhöhen. Es ist sogar so, dass mein Hauptkritikpunkt an „Brennweite“ der ist, dass mich das Buch gelangweilt hat. Die Prämisse klingt zunächst einmal bizarr und durchaus vielversprechend. Ein blinder Mönch kann plötzlich wieder sehen, und zwar nicht nur sein Umfeld sondern auch in die Zukunft. Während die Menschen ihn als neuen Messias feiern, versuchen Bronski und sein Team hinter die Fassade zu schauen.
Bernhard Aichner heizt die Neugierde des Lesers durchaus immer wieder an. Gerne beendet er Kapitel mit Sätzen wie „Sie wusste noch nicht, was schon bald geschehen würde“ und man blättert fast schon gierig um, in Erwarten auf einen großen Knall, der sich dann maximal als kleiner Puff herausstellt.
Es wird in diesem Thriller sehr viel herumgeredet, um den heißen Brei und im Kreis. Mir hat insgesamt einfach die Spannung gefehlt. Das Buch ist nicht dick, zog sich für mich aber trotzdem.
Deswegen gibt es von mir dieses Mal leider nur drei Sterne.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Deprimierend

Nachtschwärmerin
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Leila Mottley begann ihren Debütroman „Nachtschwärmerin“ mit gerade einmal 17 Jahren. Ich bin einerseits begeistert, mit welcher sprachlicher Gewandtheit sie sich auszudrücken vermag und gleichermaßen ...

Leila Mottley begann ihren Debütroman „Nachtschwärmerin“ mit gerade einmal 17 Jahren. Ich bin einerseits begeistert, mit welcher sprachlicher Gewandtheit sie sich auszudrücken vermag und gleichermaßen schockiert, dass sich so ein junger Mensch eine dermaßen grausame Geschichte überlegt hat, die teilweise recht detaillierte Darstellungen von körperlicher und sexueller Gewalt enthält.
Dieser Roman erzählt von Menschen, die am unteren Ende der Gesellschaft stehen. Im Zentrum steht Kiara, die zu Beginn des Buches ebenfalls 17 Jahre ist und im weiteren Verlauf 18 wird. Der Vater ist verstorben, die Mutter im Resozialisierungsprogramm und sie lebt mit ihrem Bruder in einem billigen Wohnpark. Marcus ist eigentlich der Ältere von beiden, trödelt allerdings völlig naiv in den Tag hinein und träumt von einer Karriere als Rapper. So liegt es an Kiara Geld für Miete und Verpflegung zu organisieren. Minderjährig, ohne Schulabschluss ist es unmöglich für sie, einen Job zu finden und sie rutscht in die Prostitution ab.
Kiara ist ein Teenager , aber das Leben hat sie dazu gezwungen, früh erwachsen zu werden. Es ist bemerkenswert, mit welchem Verantwortungsbewusstsein sie sich um ihren Bruder und um den Nachbarsjungen Trevor kümmert und wie sie ihr Wohlbefinden für andere zurückstellt.
In der ersten Hälfte des Romans war ich ziemlich gefesselt, auch wenn die Handlung wirklich schwere Kost ist, die ich nur in kleinen Portionen konsumieren konnte. Je weiter die Geschichte voranschritt, desto unwohler fühlte ich mich allerdings in diesem Szenario. Es gibt immer wieder Beschreibungen von Verschmutzungen, Blut, Erbrochenem, Fäkalien und Gerüchen wie zum Beispiel Schweiß. Manches Mal hätte ich beim Lesen gerne die Nase gerümpft. Es ist nicht die Armut, die dieses Gefühl in mir auslöste, sondern die Verwahrlosung, die wiederkehrende Beschreibung von schweißglänzenden Körpern und Essensgerüchen, der ungepflegte Zustand von allem.
Mit der Zeit wollte ich dieses Buch immer weniger gerne lesen.
Auch hat mir der Schreibstil, den ich Anfangs ziemlich stark fand, weniger gefallen, je länger der Roman andauerte. Die Kapitel sind nicht nummeriert, es wird quasi fortlaufend erzählt. Zeitsprünge wurden nicht gekennzeichnet und ich war manches Mal erstaunt, wenn scheinbar mehrere Wochen im off vergangen sind.
Bei aller Zuneigung für Marcus und Trevor hat Kiara trotzdem etwas sehr nüchternes an sich. Den Missbrauch der Polizisten erträgt sie mit nahezu keiner Reaktion. Die Autorin lässt uns an ihrem Gefühlsleben kaum teilhaben. Obwohl sie einerseits intelligent ist, dauert es unfassbar lange, bis sie erkennt, dass ihr Unrecht getan wurde und dass sie gegen diese Männer aussagen muss. Bis zuletzt hatte ich nicht den Eindruck, dass sie versteht, um was es eigentlich geht, sondern dass sie nur deswegen zugesagt hat, vor Gericht zu erscheinen, weil die Anwältin im Gegenzug ihrem Bruder helfen wollte.
Bei wörtlicher Rede fällt regelmäßig das Wort „Scheiße“. Ich nehme an, dass damit untermauert werden sollte, dass wir uns in der „Gosse“ befinden, auf Dauer fand ich es aber stereotyp und nervig.
Das unglaublich tolle Cover und der Klappentext hatten mich total angesprochen. Ich wollte dieses Buch unbedingt lesen. Es begann auch vielversprechend, lässt dann aber recht schnell nach. Ab einem gewissen Punkt bewegt sich die Handlung nur noch langsam vorwärts. Man wartet ständig auf den großen Knall – oder auf das Ende.
An manchen Stellen ist die Erzählung sehr detailliert und an anderen wieder oberflächlich.
Es fällt mir wirklich schwer, „Nachtschwärmerin“ zu bewerten oder eine Empfehlung auszusprechen. Für das Debüt einer so jungen Autorin ist das Buch bemerkenswert, aber es ist dermaßen trostlos, ohne nennenswerte Lichtblicke, dass es kaum Freude bereitet, darin zu lesen.

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