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Veröffentlicht am 25.08.2018

Anfänge der Medizin

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Leser die auf der Suche nach einem historischen Roman sind, sollten sich von dem etwas kitschigen Cover nicht davon abhalten lassen, „Die Charité“ zu lesen.
Sicherlich lernen wir einige Charaktere näher ...

Leser die auf der Suche nach einem historischen Roman sind, sollten sich von dem etwas kitschigen Cover nicht davon abhalten lassen, „Die Charité“ zu lesen.
Sicherlich lernen wir einige Charaktere näher kennen und begleiten sie auf ihrem Lebensweg. Der Hauptfokus der Handlung liegt jedoch auf den Behandlungsmethoden um 1830.
Diese lasen sich manches Mal wie Szenen aus einem Horrorfilm und insbesondere die Beschreibungen einer Nasen-OP und einer Behandlung mit einem sogenannten Haarseil ließen sich nur schwer wieder aus meinem Kopf vertreiben.
Fassungslos erfuhr ich von Operationen ohne Betäubung und hygienischen Missständen.
Wer damals ins Krankenhaus kam, stand quasi mit einem Bein im Grab, denn Wundbrand und Infektionen lauerten an jeder Ecke.
Auch wenn das alles befremdlich war, so war es auch sehr interessant von den Anfängen der Medizin zu lesen. Dieses Buch macht einem bewusst, wie weit Ärzte mit ihren Forschungen in der Zwischenzeit gekommen sind.

„Die Charitè“ war mein erster Roman von Ulrike Schweikert. Mir hat gut gefallen, wie lebendig die Autorin die Handlung beschreibt. Es ist mir sehr leicht gefallen, in die Geschichte hinein zu kommen. Trotz der vielen medizinischen Beschreibungen ist der Roman zu jeder Zeit leicht verständlich.
Neben den Behandlungsmethoden selbst lernen wir durch die Charaktere Dr. Dieffenbach (der tatsächlich existierte), Elisabeth und Martha auch die damaligen medizinischen Berufe näher kennen.

Zusammenfassend fand ich „Die Charité“ sehr gelungen und konnte einiges an neuem Wissen mitnehmen.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Der Schein trügt

The Wife Between Us
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Von der ersten Seite an baut das Autorenduo Greer Hendricks und Sarah Pekkanen Spannung auf und mein Interesse für diese Geschichte war geweckt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte.
Der Thriller ...

Von der ersten Seite an baut das Autorenduo Greer Hendricks und Sarah Pekkanen Spannung auf und mein Interesse für diese Geschichte war geweckt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte.
Der Thriller schafft eine unheimliche Atmosphäre und löst teilweise ein Gefühl der Beklemmung aus.
Zum Inhalt selbst kann ich nicht zu viel sagen, da im Grunde jede Information ein Spoiler ist. In groben Zügen geht es um Vanessa, die trotz der Scheidung emotional mit ihrem Exmann nicht abschließen kann. Unterschiedliche Situationen aus ihrer Ehe lassen ihr keine Ruhe. Als sie erfährt, dass Richard wieder heiraten möchte, versucht sie dies mit allen Mitteln zu verhindern.
Parallel dazu wird die Geschichte von Nellie erzählt, die kurz davor steht, Richard zu ehelichen.

Ungefähr in der Mitte des Buches kommt der erste Plottwist. Einige Details, die ich als Druckfehler angesehen hatte, ergaben plötzlich Sinn und stellten sich als Hinweise heraus. Dieser Überraschungsmoment ist den Autorinnen wirklich gut gelungen.
Ab hier lässt die Spannungskurve allerdings rapide nach.
Die Geschichte konzentriert sich nun hauptsächlich auf Vanessa und mit ihr konnte ich mich einfach nicht anfreunden.
„The wife between us“ handelt unter anderem von häuslicher Gewalt und ich wollte so gerne Sympathie für Vanessa und die anderen Frauen empfinden. Aber die Figur Richard blieb das ganze Buch über so farblos, dass ich ihn nie wirklich als bedrohlich wahr nehmen konnte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Autorinnen ihre Geschichte sehr talentiert mit mehrere Wendungen aufgepeppt haben. Auch lies sich der Schreibstil durchgehend angenehm lesen. Schade, dass die anfängliche Spannung nicht über das komplette Buch konstant geblieben ist und dass die Charaktere so unsympathisch waren. Sonst hätte ich sicherlich 5 Sterne vergeben. Nun entscheide ich mich für 4.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Recht spannend aber unrealistisch

Das Haus der Mädchen
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Andreas Winkelmanns neuer Thriller beginnt mit einem Mord. Ein Krankenpfleger wird auf offener Straße erschossen, nachdem er eine verdächtige Beobachtung gemacht hat.
Im weiteren Verlauft springt der ...

Andreas Winkelmanns neuer Thriller beginnt mit einem Mord. Ein Krankenpfleger wird auf offener Straße erschossen, nachdem er eine verdächtige Beobachtung gemacht hat.
Im weiteren Verlauft springt der Autor in kurzen Kapiteln zwischen verschiedenen Erzählsträngen hin und her. Wie es oftmals bei mehreren Perspektiven ist, empfand ich nicht jede als gleich spannend. Am unheimlichsten waren definitiv die Kapitel über einem Keller, in dem Mädchen gefangen gehalten wurden. Allerdings hatte ich ziemlich bald so halbwegs durchschaut, was hier vor sich geht, wodurch die Spannungskurve etwas abflachte.

Am liebsten gelesen habe ich die Kapitel mit Leni im Zentrum. Die junge Frau kommt für ein Praktikum nach Hamburg, fühlt sich aber von der Großstadt und den Menschen, denen sie begegnet überfordert. In ihrer Zimmernachbarin Vivien findet sie eine Freundin, doch diese verschwindet plötzlich spurlos.

Weniger interessant fand ich die Kapitel aus der Sicht des Obdachlosen und des Polizisten. Erst als sich im letzten Drittel alle Handlungsstränge miteinander verweben, nimmt der Roman nochmals an Fahrt auf und es kommt zu einem dramatischen Finale.

„Das Haus der Mädchen“ ist ein Krimi, der einen genug fesselt um dabei zu bleiben. Der Schreibstil lässt sich leicht lesen und ich hatte das Buch in drei Tagen beendet.

Der Leser ist den Personen im Buch immer eine Nasenlänge voraus und soetwas mag ich nicht so gerne. Mir macht es mehr Spaß, an der Lösung aktiv mitzuraten als die Bösewichte auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.

Der Grundgedanke von „Das Haus der Mädchen“ ist gut und die architektonischen Besonderheiten der beschriebenen Locations sind faszinierend und gruselig.
Insgesamt war mir die Geschichte jedoch einen Tick zu unrealistisch um mich wirklich zu packen.
Auch empfand ich es als etwas nervig, dass wirklich jeder Charakter im Alleingang unterwegs war. Selbst der Polizist löste den Fall durch nicht genehmigte Einsätze und setzte Zivilisten als Helfer ein.
Man könnte fast meinen, Andreas Winkelmann hatte keine Lust, sich über den Ablauf von Polizeiarbeit Gedanken zu machen.

Alles in allem ein guter Krimi für zwischendurch, aber kein „Reißer“.

Veröffentlicht am 13.07.2018

Tragisch

Wenn wir wieder leben
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Die Bücher von Charlotte Roth sind für mich immer eine Garantie für eine fesselnde und dramatische Geschichte. Mögen die Klappentexte auch alle ähnlich klingen, so sind die Bücher in Wahrheit grundverschieden. ...

Die Bücher von Charlotte Roth sind für mich immer eine Garantie für eine fesselnde und dramatische Geschichte. Mögen die Klappentexte auch alle ähnlich klingen, so sind die Bücher in Wahrheit grundverschieden. Man meint, schon viel über den zweiten Weltkrieg gelesen zu haben, aber Charlotte Roth gelingt es immer wieder, in ihren Romanen Themen in den Mittelpunkt zu rücken, über die wenig gesprochen wird und über die ich noch wenig wusste.

Der Schauplatz von „Wenn wir wieder leben“ ist Zoppot, ein Ostseebad im heutigen Polen. Vor dem zweiten Weltkrieg war Zoppot, wie zum Beispiel auch Danzig, eine freie Stadt, die weder zu Deutschland noch zu Polen gehörte. Die Bevölkerung kam aus beiden Nationen an und beäugte einander misstrauisch.

Der Roman beginnt in den 60er Jahren. Wanda weiß nichts über ihre Wurzeln, sie hat sich nie darüber Gedanken gemacht. Sie weiß nur, dass sie ihre Mutter liebt und ihre Familie ihr sicherer Hafen ist. Als Wanda eines Tages anfängt Fragen zu stellen, bringt sie einen Stein ins rollen, der ihre komplette Familie in ihren Grundfesten erschüttert.

In Rückblicken wird die Geschichte ihrer Herkunft erzählt.
Gundula Friböse bezeichnet sich selbst als glücklichstes Kind an der Ostsee. Als Teenager träumt sie von einer Musikerkarriere und nach langen, vergeblichen Versuchen ist der Durchbruch plötzlich da. Zusammen mit ihrer Schwester Lore und ihren beiden besten Freunden Julius und Erik erreichen sie große Bekanntheit. Hauptsächlich, da ihr Hit „Morgen am Meer“ das Lieblingslied eines Nazis ist und dieser ihnen unzählige Engagements verschafft.

Nachdem mich der Auftakt mit Wanda im Zentrum sofort gepackt hatte, fiel es mir etwas schwerer, mich in die Geschichte in Zoppot zu vertiefen. Die Handlung dümpelt zunächst etwas vor sich hin. Sommerfrische, die vergeblichen Versuche ein Lied zu schreiben – es passiert nicht wirklich viel.
Hinzu kommt, dass mir die Hauptfigur Gundi das komplette Buch über unsympathisch blieb. Gundi trägt den Beinamen Sonnenschein, aber wie es so oft mit Leuten ist, denen Annehmlichkeiten in den Schoß fallen, entwickelt sie sich zu einem ziemlich egoistischen Charakter. Sie schert sich wenig um die Gefühle ihrer Bandkollegen oder um ihre erstgeborene Tochter Ariane. Ihre eigenen Bedürfnisse stehen stets im Mittelpunkt.

Als der Krieg beginnt, nimmt die Handlung an Fahrt auf. Die Zustände in Polen und der Hass, mit dem sich die Menschen begegnet sind, hat mich sehr erschüttert.
Auch das Ende von „Wenn wir wieder leben“ hat mich getroffen. Nach dem ich die letzte Seite gelesen hatte, saß ich noch eine Weile da und dachte über die Geschichte nach. Die vier aus Zoppot waren junge, unbeschwerte Leute, deren Traum es war, Leute mit Musik glücklich zu machen. Ein sinnloser Krieg hat ihre Jugend jäh beendet.

Am Schluss überrascht die Autorin mit einem Plottwist, der sich rückblickend schon lange abgezeichnet hat. Ich habe sogar manche Stellen ein zweites mal gelesen, da sie nach der Enthüllung in einem anderen Licht erschienen.

Alles in allen ein sehr lesenswertes, bewegendes Buch. Gerade in der heutigen Zeit ist es erschütternd, Parallelen zur aktuellen politischen Entwicklung zu finden.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Zerstörung

Alles Begehren
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Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat. ...

Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat.
Als das Schicksal sie unverhofft erneut mit Callum MacGregor zusammen führt, flammen die Gefühle von damals wieder auf. Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt hinterlassen die beiden eine Spur der Zerstörung.

Ruth Jones machte es mir sehr leicht, in dieses Buch einzutauschen. Ihr Schreibstil ist so lebendig und fesselnd, dass ich den Roman binnen weniger Tage ausgelesen hatte.
Erzählt wird in kurzen Kapiteln jeweils aus der Sicht eines anderen Charakters. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf Kate und Callum, sondern auch die jeweilige Ehepartner Matt und Bellinda sowie die kompletten Familien bekommen Raum um die Geschichte zu erzählen.

Wer hier eine große romantische Liebe erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Beziehung von Kate und Callum ist zwar intensiv, aber gleichzeitig gebaut auf Gefühlen, die ich nicht wirklich als Liebe beschreiben würde.

Kate war mir extrem unsympathisch. Meiner Meinung nach ging es ihr nur darum, Callum zu besitzen, weil sie seine Zurückweisung auch nach 17 Jahren nicht verwunden hat. Wie eine Spinne drängt sie ihn in die Falle und schreckt auch vor Manipulation nicht zurück. Auch ihre zahlreichen psychischen Probleme konnten nicht dazu beitragen, dass ich etwas liebenswertes an ihr entdecken oder Mitgefühl entwickeln konnte. Für mich war sie einfach nur berechnend und rücksichtslos.

Callum fand ich im Grunde recht sympathisch, auch wenn er ziemlich blauäugig in die Affäre mit Kate getappt ist.

Mein Lieblingscharakter war Matt. Der freundliche Galerist hat mich direkt für sich eingenommen und die Kapitel aus seiner Sicht mochte ich besonders. Insbesondere seine Freundschaft mit Hetty war sehr schön zu beobachten.

Ruth Jones hat ein Talent dafür, ihre Romanfiguren so zu beschreiben, dass man meint, sie wirklich vor sich zu sehen.
„Alles begehren“ ist ein bedrückendes Buch, dass erzählt, dass manchmal das Lebensglück am seidenen Faden hängt. Diese Geschichte war erschütternd und ernüchternd zu gleich und dennoch habe ich sie sehr gerne gelesen.

Weitere Veröffentlichungen von Ruth Jones werde ich auf jeden Fall beobachten.