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Veröffentlicht am 17.07.2020

Harter Männer-Thriller

Tannenstein
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Linus Geschke taucht mit seinem Thriller „Tannenstein“ tief in den Untergrund, der so ähnlich vermutlich wirklich existiert, von den meisten von uns jedoch nicht bemerkt wird.
Im Zentrum steht Alexander ...

Linus Geschke taucht mit seinem Thriller „Tannenstein“ tief in den Untergrund, der so ähnlich vermutlich wirklich existiert, von den meisten von uns jedoch nicht bemerkt wird.
Im Zentrum steht Alexander Born, ein Kriminalkommissar, der für zu viele beschlagnahmte Güter privat Verwendung fand und einige Zeit im Gefängnis verbracht hat. Während er inhaftiert war, wurde seine Freundin Lydia ermordet, da sie der Russenmafia zu nahe kam. Nun ist Born wieder auf freiem Fuß und alles was ihn antreibt ist Lydias Mörder zu finden.
Da Born kein Polizist mehr ist, gelten für ihn keine Regeln. Mit Faust- und Waffengewalt prügelt bzw. schießt er sich seinen Weg frei wie ein Cowboy. Er kennt zwielichtige Informanten und auch die gefrustete Polizistin Norah schließt sich ihm an.
Born ist ein knallharter Typ. Er will seine Freundin rächen aber man spürt von dieser großen Liebe nichts. Lydia ist einfach nur der Name einer Person, die starb, bevor das Buch begann. Hier hätte ich ein paar Rückblenden hilfreich gefunden. Allein könnte Born niemals an die Informationen über Lydias Ermittlungen kommen. Gut, dass Norah Lust hat, ihm zu helfen. Für mich war diese Allianz ziemlich unlogisch. Norah träumt von einer großen Karriere als Kriminalkommissarin und fühlt sich von ihrem Chef klein gehalten. Dennoch schließt sich sich einem Kleinkriminellen an und bricht sämtliche Regeln. Die Möglichkeit, dass sie für immer aus dem Polizeidienst ausgeschlossen wird, steht als Elefant im Raum. Warum sollte sie ihre Karriere riskieren für eine Frau, die sie nur vom sehen kennt.
Wenig überraschend kam für mich, dass Norah und Born miteinander anbändeln. Was mich allerdings wohl verwunderte, war die übertrieben blumige Sprache, in der intime Szenen beschrieben wurden. Dies wollte so gar nicht zu dem sonst eher nüchternen Erzählstil passen. Es wurde auch gleich von „dem Mensch, den ich liebe“ gesprochen, obwohl man sich doch gerade erst kennengelernt und kaum ein privates Wort gewechselt hatte.

Die Kapitel in „Tannenstein“ sind kurz und die Perspektiven wechseln immer wieder zwischen Born, Norah, dem ominösen Killer mit den Namen „Der Wanderer“ und verschiedenen Gangstern hin und her.
Linus Geschke erklärt anschaulich die Strukturen innerhalb der Russenmafia und spart dabei nicht an Brutalität und Gewalt.
Der Thriller hat spannende Momente aber die meiste Zeit konnte mich die Handlung nicht abholen. Es gab keine sympathischen Charaktere und die Erzählweise hielt mich stets auf Distanz. Zum Beispiel hatte ich vom Wanderer nie ein Gesicht vor Augen. Obwohl er so präsent ist und teilweise sogar aus seiner Sicht erzählt wird, blieb er für mich ein Phantom, unter dem ich mir nichts vorstellen konnte.
Insgesamt war mir dieser Thriller zu hart, sowohl was die Charaktere als auch die Handlung angeht. Mir fehlten Emotionen oder irgendwas, dass mich mit den Protagonisten mitfiebern lässt.
Ich will eigentlich keine Schubladen aufmachen aber für mich ist „Tannenstein“ ein typischer Männer Thriller. Ich würde das Buch Männern empfehlen, die den Einstieg ins Hobby lesen suchen und könnte mir vorstellen, dass dies ein guter Anfang ist, da es nicht besonders dick ist und einiges an Action geboten wird.

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Veröffentlicht am 27.06.2020

Babylon Berlin Abklatsch

Fräulein Gold: Schatten und Licht
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„Fräulein Gold“ ist die Hebamme von Berlin. Der Klappentext klang ein wenig nach einer deutschen Miss Marple und machte mich neugierig.
Als ich mit dem lesen begann, hatte ich tatsächlich ziemlich schnell ...

„Fräulein Gold“ ist die Hebamme von Berlin. Der Klappentext klang ein wenig nach einer deutschen Miss Marple und machte mich neugierig.
Als ich mit dem lesen begann, hatte ich tatsächlich ziemlich schnell mehrere Déjà-vus. Ein Ermittler, den seine traumatische Vergangenheit quält, eine zivile Gehilfin, die in ihrer Freizeit gerne in Tanzlokale geht und Alkohol und Drogen zuspricht. Es werden Junos geraucht und Mittagessen gibt es bei Aschinger... Das kling 1:1 wie „Babylon Berlin“. Selbst die Frau auf dem Cover hat Ähnlichkeiten mit der Schauspielerin, die in der Volker Kutscher Verfilmung Charlotte Ritter darstellt.

Es wäre doch sicherlich möglich, eine Geschichte mit Schauplatz 20er Jahre zu schreiben und dabei ein bisschen origineller zu sein?

Hulda Gold ist nun also Hebamme. Als sie von einer ihrer Wöchnerinnen erfährt, dass deren Nachbarin verstorben und vermeintlich sogar ermordet wurde, beginnt Hulda Fragen zu stellen.
Warum eigentlich? Sie hat Rita zu Lebzeiten nie kennengelernt. Woher kommt dieses Interesse? Oder diente es nur dazu die Langeweile und Sinnlosigkeit, die sie immer öfter in sich spürt, zu vertreiben?
Auch die Motive des Kriminalkommissar Karl North blieben lange undurchsichtig. Er unterschlägt ein wichtiges Beweisstück, das Tagebuch, der Ermordeten, und möchte am liebsten den kompletten Fall unter den Teppich klären, da er eine Verbindung zu Rita vermutet. Das macht Sinn...

Hulda und Karl North sind beide eher unsympathische Zeitgenossen. Auch einander können sie nicht ausstehen. Optisch finden sie sich allerdings sehr ansprechend und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie miteinander anbandeln.

Die zweite Hälfte des Buches fand ich fesselnder als den Anfang. Es häufen sich dann allerdings die merkwürdigsten Zufälle, so dass ich manches Mal lachen musste. Da Hulda quasi alle Antworten in den Schoß fallen, kann sie das Puzzle immer weiter zusammensetzen.

Was mich allerdings wirklich schockiert hat, waren die Zustände in der psychiatrischen Klinik während und nach dem ersten Weltkrieg. Auch die abfällige Art, mit der das Personal über die Kranken sprach macht sprachlos.
Alles andere konnte mich allerdings nicht so überzeugen und ich bin noch unschlüssig, ob ich der Serie eine weitere Chance geben werde oder nicht.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Sommerlektüre

Finde mich. Jetzt
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Die drei Bücher von Kathinka Engels Reihe „Believe in second chances“ sind optisch perfekt aufeinander abgestimmt. Alle Cover zusammen vervollständigen das Infinity-Zeichen und verleiten dazu, die komplette ...

Die drei Bücher von Kathinka Engels Reihe „Believe in second chances“ sind optisch perfekt aufeinander abgestimmt. Alle Cover zusammen vervollständigen das Infinity-Zeichen und verleiten dazu, die komplette Serie zu kaufen.
Große Teile des Romans habe ich in der Sonne gelesen und habe zwischendurch immer wieder bewundert, wie schön die goldene Farbe im Licht glitzert.

Das Buch umfasst 52 Kapitel, die abwechselnd aus der Sicht von Tamsin und Rhys geschrieben sind. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seiten lang, wodurch sich „Finde mich. Jetzt“ sehr zügig lesen lässt.
Kathinka Engel hat die übliche Rollenverteilung einmal umgedreht. Hier ist der Mann nicht der starke Retter auf dem weißen Pferd sondern in der Position, in der er Hilfe braucht und zurück ins Leben finden muss. Dieser Ansatz klang für mich so fesselnd, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Insgesamt fand ich es dann allerdings nur okay. Im Mittelteil war es etwas langatmig während sich auf den letzten Seiten die Ereignisse überschlagen.

Tamsin ging mir mit ihrer geschwätzigen und ewig positiven Art leider schon nach wenigen Seiten ziemlich auf die Nerven. Ihre Eigenart, mit den Fingern ein Quadrat zu formen und ein imaginäres Bild zu schießen ist zwar originell aber spätestens nach dem dritten Foto wurde es lächerlich. Sie ist einfach in ihrer ganzen Art sehr anstrengend. Sie redet sehr viel und hat von sich selber und ihrem Talent eine ziemlich hohe Meinung.
Tamsin studiert Literatur und ihre Lieblingsbücher sind allesamt Klassiker der Weltliteratur. Per se ist das ja schön, auch wenn ich es etwas unwahrscheinlich finde, dass so ein junger Mensch in seiner Freizeit am liebsten Tolstoi und ähnliches liest. Mir ist dies deswegen so negativ aufgefallen, weil „Finde mich. Jetzt“ in einem sehr einfachen Schreibstil verfasst wurde. Teilweise finden sich sogar Wiederholungen innerhalb eines Absatzes. Das Buch dient rein der Unterhaltung, man muss sich nicht besonders konzentrieren, liest es einfach so runter. Und dann wird einen eine Labertasche wie Tamsin vor die Nase gehalten: „Schaut hin, wie selbstbewusst sie ist, wie sie etwas aus ihrem Leben macht, so ein Schmachtfetzen, wie du ihn gerade liest, käme für sie niemals in Frage“. Na vielen Dank.
Die Sexszenen waren auch eher schlecht geschrieben. Er stöhnt, sie stöhnt, er stöhnt noch zweimal.

Rhys mochte ich dagegen sehr gerne. Er ist ein ruhiger Typ, der zu Unrecht sechs Jahre im Gefängnis verbracht hat. Seine Trauma wurden sehr realistisch und bewegend dargestellt. Mir hat gefallen, dass nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen für ihn war, so bald er Tamsin kennengelernt hatte, sondern dass es auch Momente des Zweifels, Rückschläge und Verzweiflung gab.

Rhys und auch sein Freund Malik haben das Buch, von dem ich nach dem Klappentext einfach mehr erwartet habe, für mich gerettet. Auch das Wiedersehen von Rhys und seiner Schwester war sehr berührend.
Ich bin noch unentschlossen, ob ich diese Serie weiterverfolgen werde. Zelda ist mir viel sympathischer als Tamsin und so könnte es durchaus sein, dass ich „Halte mich. Hier“ eine Chance gebe.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Wer ist Sally?

Das Gerücht
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Nach dem Umzug von London in das kleine Küstenstädtchen Flinstead hat Jo Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Dies ändert sich, nachdem sie verlauten lässt, eine Kindermörderin würde in der Stadt wohnen. ...

Nach dem Umzug von London in das kleine Küstenstädtchen Flinstead hat Jo Schwierigkeiten Anschluss zu finden. Dies ändert sich, nachdem sie verlauten lässt, eine Kindermörderin würde in der Stadt wohnen. Plötzlich interessieren sich die anderen Mütter mehr für Jo, doch diese bereut schon bald ihre so unbedacht daher gesagten Worte. Eine Ladenbesitzerin gerät in den Mittelpunkt des Gerüchts, ihre Scheiben werden eingeschlagen, sie hat mit Rufmord zu kämpfen. Aber ist sie überhaupt die Mörderin?

„Das Gerücht“ von Lesley Kara hat einen sehr interessanten Plot. Nachdem ich den Roman in der Vorschau gesehen habe, ist er direkt auf meine „Muss ich lesen“ Liste gewandert.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Schon auf den ersten Seiten wird das Gerücht gestreut.
Ich hatte mir vorgestellt, dass sich das Buch damit auseinander setzt, wie schnell man jemanden diffamieren kann. Außerdem dachte ich, es ginge noch um die Frage, ob ein Mörder seine Schuld irgendwann verbüßt hat und wieder am Leben teilhaben kann.
Letzteres fand in dem Roman überhaupt keinen Platz.
Auch die Sache mit der Gerüchteküche rückt schnell ein wenig an den Rand. Letztendlich geht es darum Sally McGowan, die Kindermörderin, zu entlarven.
Es gibt eine große Anzahl von Charakteren. Jeder könnte es sein, jeder scheint verdächtig. Ich muss zugeben, dass ich mit all den Namen manchmal ein wenig durcheinander gekommen bin. So viele Kinder, Mütter und deren Mütter sind mir hier begegnet.
Witzig fand ich, dass ich jeden Twist ungefähr drei Zeilen vor Joanna habe kommen sehen. Nachdem der Mittelteil ein wenig langatmig war, wurde das Buch gegen Ende noch einmal spannend.
So richtig vom Hocker hauen konnte mich „Das Gerücht“ allerdings nicht. Irgendwie hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Ich hatte den Eindruck, dass einiges nur angekratzt wurde. Alfies Mobbing zum Beispiel. Oder die Sache mit der Ladenbesitzerin.
Der letzte Satz ließ mich dann auch noch ziemlich verwirrt zurück.

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Veröffentlicht am 24.04.2020

Chaotische Geschichte von mittlerer Spannung

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Um die Bücher von Claire Douglas schleiche ich schon seit einer Weile herum. Die Klappentexte klingen immer sehr spannend, die durchwachsenen Bewertungen haben mich bisher jedoch abgehalten.
„Vergessen ...

Um die Bücher von Claire Douglas schleiche ich schon seit einer Weile herum. Die Klappentexte klingen immer sehr spannend, die durchwachsenen Bewertungen haben mich bisher jedoch abgehalten.
„Vergessen – Nur du kennst das Geheimnis“ war nun also Claire Douglas erster Thriller, der es in meine Hand geschafft hat.
Kirsty und Aiden haben sich zu einem Neuanfang entschlossen. Zusammen mit Kirstys Mutter eröffnen sie in Wales eine Pension. Was mir von Anfang an unlogisch erschien war, dass im Grunde niemand wirklich Lust hat ein Gästehaus zu führen. Aiden hat immer noch mit den Nachwehen einer Krise zu kämpfen und möchte am liebsten alleine in einem Zimmer sitzen um an seinem Roman zu schreiben. Kirsty ist abhängig von Asthma Spray. Schon bevor die ersten Gäste anreisen, malt sie sich Horrorszenarien aus. Die Anwesenheit von Fremden im Haus empfindet sie höchst beängstigend. Wie man mit dieser Einstellung eine Pension eröffnen kann ist mir rätselhaft.
Das Eröffnungswochenende ist dann mehr eine Familienzusammenführung. Neben Kirstys Bruder Nathan findet sich auch Cousine Selena ein, zu der Kirsty seit Jahren keinen Kontakt hatte. Selena war schon immer für ihre Fantasie bekannt. Auch jetzt hat sie einige wilde Geschichten im Gepäck. Gewalttätiger Ehemann, kranke Tochter, aufdringlicher Liebhaber...
Das Familientreffen währt nicht lange, denn Kirstys Ängste werden tatsächlich war. Es hat sich ein Mörder eingeschlichen – das Opfer ist Selena.
Schon der Klappentext verrät das Verbrechen. Man muss allerdings bis zur Hälfte des Buchs lesen, bis es dazu kommt. Der Leichenfund ist auch etwas eigenwillig geschrieben. Bereits der Prolog erzählt die betreffende Szene. Dann springt die Geschichte chronologisch zurück um später die selbe Szene mit haargenau identischer Wortwahl ein zweites Mal zu beschreiben.
Ein bisschen hat mich das Buch an Agatha Christie erinnert. Ein Haufen Menschen findet sich in einem Haus ein und plötzlich gibt es einen Toten und viele Verdächtige.
„Vergessen“ ist eine wilde Geschichte. Es gibt viele Verstrickungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern. Jeder hat seine Geheimnisse. Manche Sachen, wie z. B. Die Krankheit von Selenas Tochter Ruby, waren für mich extrem vorhersehbar.
Andere Dinge kamen mir sehr unlogisch vor. Zum Beispiel macht es überhaupt keinen Sinn, warum Kristy Selenas Lügen vertuscht als diese bereits tot ist und die Geheimnisse ihrer Mutter und ihres Bruders wahrt, obwohl sie sich so selbst zur Verdächtigen macht.
„Vergessen“ soll ein Thriller sein. Der Klappentext verspricht sogar, dass es einem eiskalt den Rücken herunter laufen würde. Das kann ich nicht bestätigen. Ich fand das Buch okay und war auch irgendwie neugierig, wer Selena umgebracht hat, aber wirkliche Spannung wollte bei mir nicht aufkommen.
Es gibt immer wieder Andeutungen von Spuk und einem verfluchten Haus aber dies führt letztendlich ins Nirgendwo.
Die Auflösung war dann auch nicht so böse, wie ich es für einen Thriller erwartet hätte. Ich hatte mir vorgestellt, dass das Geheimnis aus Kristys und Selanas Vergangenheit, welches immer wieder angesprochen wird, eine wichtige Rolle bei den Ereignissen der Gegenwart hat.
Aber es verläuft alles so im Sande.
Kann man mal lesen, aber ist kein Muss.

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