Profilbild von Cleeblatt

Cleeblatt

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Cleeblatt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Cleeblatt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grischa 01: Schwache Charaktere und enttäuschende Handlung trotz starker erster Seiten

Grischa 1: Goldene Flammen
0

Diese Rezension enthält Spoiler!

Grischa hat mich vom ersten Augenblick, als ich es in der Buchhandlung gesehen habe, fasziniert: Eine liebevolle und zauberhafte Aufmachung, eine Welt, die von Russland ...

Diese Rezension enthält Spoiler!

Grischa hat mich vom ersten Augenblick, als ich es in der Buchhandlung gesehen habe, fasziniert: Eine liebevolle und zauberhafte Aufmachung, eine Welt, die von Russland inspiriert ist und eine Geschichte, die ein wahres Abenteuer verspricht. In den ersten Kapiteln habe ich mich in Leigh Bardugos Geschichte verliebt. Ich mochte Alina, den Mix aus schlagfertigen, frechen Antworten und einer beeindruckend kühlen Intelligenz. Der Anfang war stark, spannend und magisch. Leider ist das Ganze ziemlich schnell in sich zusammen gefallen, wie ein großes wackeliges Kartenhaus. Der Zauber, den ich auf den ersten Seiten spürte, verflog, sobald Alina und ihre Eskorte Os Alta erreichen. Im Grunde geht es hier um nichts außer 08/15 Teenie-Drama. Die Magie und Spannung der ersten Kapitel wandeln sich in unnötig in die Länge gezogene innere Monologe und Konflikte der Protagonistin sowie den Zickereien der anderen jungen Grischa-Novizinnen. Auf Kosten der Charaktere und der Magie, die Rawka eigentlich zu bieten hat.

Alinas anfänglich starkes Auftreten zerbröckelt wie eine Maske. Anstatt sich zum Beispiel mit Neugier und Elan in ihre Ausbildung zur Grischa zu stürzen, schlägt sie sich mit Selbstzweifeln herum und gibt schnell auf. Sobald ihr eine Aufgabe nicht sofort gelingen wollte, benahm sie sich wie ein bockiges kleines Mädchen. Kaum, dass sie ihre magischen Kräfte heraufbeschwören kann, ist ihr Ziel auf ein Artefakt zu WARTEN, dass ihre Kraft verstärken soll. Und? Nun ja, Alina wartet, darauf, dass die Untergebenen des Dunklen ihr das arme Tier vor die Füße zerren ... Warum hat sie nicht das nächste Jagdgewehr oder den nächsten Bogen geschnappt und ist mit den Fährtenlesern auf die Pirsch gegangen, schließlich muss eine Grischa ihren Kräftemehrer selbst erschaffen. Durch die Atmosphäre einer Schule und Alinas mangelnde Eigeninitiative verbaut die Autorin das eigentliche Potenzial ihrer Geschichte.

Neben Alina bleiben auch die beiden männlichen Protagonisten auf der Strecke. Obwohl Maljen und Alina von Kindesbeinen an befreundet waren, habe ich von dieser tiefen und verständnisvollen Freundschaft, an die sich Alina während ihrer Zeit in Os Alta so gerne erinnert, nichts gemerkt. Im Lager der Soldaten haben die beiden so gut wie nie miteinander zu tun gehabt. Maljen blieb bei seinen Kameraden, prahlte damit, dass er sich in das Zelt des Dunklen schleiche und eine hübsche, junge Grischa verführen würde - und ignorierte Alina komplett. Auch als Alina abgeführt und nach Os Alta eskortiert wird, reagiert er nicht. Warum hat er ihr nicht einen einzigen Brief geschrieben? Das ist keine Freundschaft. Maljen blieb - auch als man ihn später besser kennen lernte - blass und farblos, seine Handlungen nicht nachvollziehbar. Ich konnte nicht verstehen, warum Alina so heillos in ihn verliebt ist.

Ebenso wie Maljen war auch der Dunkle blass und charakterlos. Er tauchte nur ab und zu am Rande auf und wechselte ein paar nichtssagende Worte mit Alina und ... Ja? Die Beziehung der beiden war viel zu dürftig ausgearbeitet. Alina ist DIE Sonnenkriegerin, auf die ganz Rawka gewartet hat. Die Sonnenkriegerin, die sie von der Schattenflur befreien und das Land vereinen wird, damit wieder Frieden und Wohlstand herrschen kann. Warum hat er Alina nicht als Novizin unter seine Obhut genommen? Die gegenseitige Sympathie und Anziehungskraft wäre viel authentischer und glaubwürdiger gewesen, wenn beide Figuren viel mehr miteinander agiert hätten. Als sich der Dunkle letztendlich als Gegenspieler offenbarte, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Warum zum Teufel plant der Dunkle den Zaren zu stürzen und die Schattenflur auszuweiten? Ach so, weil er machtgierig und einfach böse ist: Der Dunkle ist nicht nur blass und ohne Charakter, ihm fehlt auch jede Motivation. Genja war als einzige Nebenfigur ein kleiner Lichtblick. Mit ihrer humorvollen und unbeschwerten Art hat sie mich sehr an Effie aus Die Tribute von Panem erinnert.

Russland ist ein wunderschönes Land, das reich an atemberaubenden Landschaften, Magie und Märchen ist. Umso trauriger ist es, dass die Autorin das Potenzial ihrer Inspiration nicht voll ausgeschöpft hat. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass Alina als Novizin an der Seite des Dunklen durch Rawka reist und er sie nebenbei in Kriegsstrategien und ihren Fähigkeiten unterrichtet. Auf diese Weise hätte man als Leser soviel mehr von Rawka, seinem Zauber und der Kultur erfahren können.

Ich möchte noch kurz einen Aspekt ansprechen, der besonders in der ersten Hälfte des Buches sehr präsent und störend war: Die Fokussierung der Autorin auf Schönheit. Die Grischa sind schön, schöner, am schönsten. Alinas Jammerei über ihr furchtbar hässliches Aussehen waren ab einem bestimmten Punkt einfach nur ermüdend. Ich finde es sehr fragwürdig in einem Jugendbuch die Botschaft zu vermitteln, dass nur wer schön ist, etwas Besonderes ist - statt zu zeigen, dass jeder etwas erschaffen kann und das Aussehen eigentlich kein wichtiger Faktor ist, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht.

Fazit: Grischa - Goldene Flammen war für mich eine herbe Enttäuschung. Die zauberhafte Welt, die ich mir erhofft hatte, ging neben Alinas präsenten Selbstzweifeln und Jammern über ihr Aussehen und die Ungerechtigkeit, dass sie keine Aufmerksamkeit von Maljen erhält vollkommen unter - unterstütz durch die Entscheidung der Autorin die Handlung in eine "Schule" zu verlegen. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selection: Ein zuckersüße Liebesgeschichte, aber Kiera Cass kann mehr ...

Selection
0

Selection - Wie so oft, wenn sich ein Hype um ein bestimmtes Buch entwickelt, gehen die Meinungen der Leserinnen in diesem Fall extrem auseinander. Die einen loben Kiera Cass' Debütroman in den höchsten ...

Selection - Wie so oft, wenn sich ein Hype um ein bestimmtes Buch entwickelt, gehen die Meinungen der Leserinnen in diesem Fall extrem auseinander. Die einen loben Kiera Cass' Debütroman in den höchsten Tönen, die anderen empfinden es als lächerliche Zukunftsvision des Bachelors im königlichen Gewand. Was ist Selection nun? Die Geschichte von America und 34 anderen Mädchen, die um die Hand des Prinzen buhlen ist ... weder herausragend noch schlecht.

Unsere Protagonistin - America Singer - ist das Beste an diesem Buch. Ich war von Americas offenen, liebenswerten und toughen Art vollkommen eingenommen. Das Leben in einem strengen Kastensystem, in dem man als Frau nur durch Heirat aufsteigen kann, hat sie stark gemacht, aber auch bescheiden und fürsorglich. Ich habe ihre schlagfertige, freche Art gegenüber Maxon geliebt und musste mehrmals herzhaft lachen, wenn sie ihm mal wieder frei heraus ihre Meinung ganz undamenhaft an den Kopf gehauen hat. Die Liebesgeschichte zwischen America und Maxon beginnt ganz sacht und langsam, sie lernen sich kennen, werden Verbündete und Vertraute und es entstehen kaum merklich tiefere Gefühle zwischen den beiden Jugendlichen. Das war sehr gut von der Autorin gemacht und eine erfreuliche Abwechslung zu den Hals-über-Kopf-bis-in-den-Tod-Liebesgeschichten anderer Romane. Maxon fand ich im Gegensatz zu America viel zu steif, regeltreu und weich ... Ich finde er passt nicht zu America und die ganzen höfischen Vorschriften und Regel pressen sie in eine "Form", die sie nicht ist. Aber auch Aspen ist nicht DER Mann, der an Americas Seite gehören sollte. Obwohl ich am Anfang noch ganz klar für Team Aspen gespielt habe, stand ich am Ende doch hinter America, als sie "Nein" zu ihm sagte.

Trotz der starken und sympathischen Protagonistin und der gelungenen Liebesgeschichte, spielt Selection für mich nur im Mittelfeld, denn an zwei Punkten mangelt es in diesem Buch extremst: Am Setting und an der Handlung.

Bis auf die Liebesgeschichte und höfisches Geplänkel passiert in der Geschichte nichts anderes, was sehr schade ist, denn ein bisschen Abwechslung und Spannung hätten der Geschichte wirklich gut getan. Man erfährt kaum etwas über die Geschichte hinter dem Königreich Illeá. Warum wurde die Monarchie wieder eingeführt? Und warum dieses bizarre Kastensystem? Auch die Überfälle der Rebellen lockern den steifen Alltag bei Hof nicht auf, sondern wirken völlig fehl am Platz. Wie kann es überhaupt sein, dass Rebellen es immer wieder schaffen, sich direkten Zugang zum Palast zu verschaffen? Was sind ihre Ziele und was wollen sie ändern?

Fazit: Direkt nach dem Lesen war ich völlig begeistert von Americas Art und ihrer Schlagfertigkeit, dass sie sich dort eigentlich nur so lange wie möglich durchboxen wollte, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, ohne den Ehrgeiz einmal Königin zu werden. Im Nachhinein hapert es mir bei Selection doch zu sehr an der Handlung, der Spannung und dem Setting, dass ich nicht mehr so erpicht darauf bin, die Reihe weiter zu verfolgen - zumal man durch den vierten Band mittlerweile auch schon weiß, wie America sich entscheiden wird. Dennoch ist es Kiera Cass mit Selection eine solide, süße Liebesgeschichte gelungen. Für mich kann Selection neben anderen Büchern nicht herausstechen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Throne of Glass 01: Stereotypen, schwache Handlung und ein unausgearbeitetes Setting geben sich die Hand

Throne of Glass - Die Erwählte
0

Die ersten Seiten von Throne of Glass versprechen einen spannenden Wettstreit mit einer interessanten Protagonistin in einem fantastischen Setting. Celaena Sardothien ist die berühmt-berüchtigste Assassinin ...

Die ersten Seiten von Throne of Glass versprechen einen spannenden Wettstreit mit einer interessanten Protagonistin in einem fantastischen Setting. Celaena Sardothien ist die berühmt-berüchtigste Assassinin des Königreiches Adarlan. Im Kampf muss sie sich den besten Kriegern des Kontinents Erilea stellen, um ihre Freiheit zurückzugewinnen.

Ich hatte mir spannende Kampfszenen und politische Intrigen im Stile des alten Roms erhofft. Doch die anfängliche Begeisterung wich bald der bitteren Ernüchterung, denn der Wettstreit tritt schnell in den Hintergrund. Diese Entscheidung der Autorin war für mich äußert unverständlich, da sie gleich zu Beginn ihre eigentliche Grundidee über den Haufen wirft und das ganze Potenzial der Geschichte verschenkt. Stattdessen fokussiert sie eine vorhersehbare und oberflächliche Liebesgeschichte, der es vollkommen an Authentizität, Tiefgang und Spannung und "mysteriöse" Morde. Hin und wieder wurden weitere spannende Ansätze deutlich, auf die entweder gar nicht oder nur relativ kurz eingegangen wurde. Lieber wurde auch hier wieder der Schwerpunkt auf endlose Gespräche zwischen Prinz Dorian, Captain Chaol Westfall und Celeana gelegt. Gespräche, die für mich sehr ermüdend waren, da sie teilweise vollkommen inhaltslos waren und vor Wiederholungen nur so strotzten.

Mit Celaena habe ich mich von Beginn an schwer getan. Sie wirkt sehr arrogant und selbstverliebt. Die regelmäßige und andauernde Wiederholung, dass sie die ALLERbeste Assassinin des ganzen Königreiches sei und jeder, der ihren Namen hört, vor Furcht zittert, hat diesen Eindruck nur noch verstärkt. Sobald Celaena mit ihrer Eskorte in Rifthold angekommen ist, nimmt man ihr bald auch die abgebrühte Assassinin nicht mehr ab. Während sie zunächst noch überlegt, wie sie Captain Westfall und seine Soldaten ausschalten und sich aus dem Staub machen kann, freut sie sich im nächsten Moment euphorisch über schöne Kleider und königliche Bälle. Mit fortschreitender Handlung fühlt sie sogar richtig wohl in ihrer Rolle als Lady Lillian Gordaina. Diese Verwandlung ist nicht nur unglaublich, sondern auch unglaubwürdig, zumal Celeana zuvor ein Jahr als Sklavin in den Salzminen des Königreiches zugebracht hat. Das geht doch nicht spurlos an einem vorbei!? Für Adarlans Assassinin scheinbar kein Problem. Denjenigen, die viel und gerne lesen, fällt schnell auf: Celaena ist eine Mary Sue, eine perfekte Alleskönnerin. Die schöne und tödliche Assassinin kann nicht nur ausgezeichnet kämpfen, sondern auch tanzen und Klavier spielen. Sie ist mutig, intelligent, klug, hat ein Herz für die Armen und Ausgestoßenen. Sie interessiert sich für Politik, Kultur und Literatur - und Magie scheint ihr auch noch im Blut zu liegen. Instiktiv weiß sie immer, was zu tun ist. Sogar im Angesicht des Todes unterläuft ihr kein Fehler. War das alles? Ich vermutet nicht. In den folgenden Bänden wird sich sicherlich noch offenbaren, dass Celaena die verschollene Prinzessin irgendeines Königreiches ist. Das Image einer eiskalten, selbstgerechten Assassinin, die für Geld jeden tötet und ihre Seele verkauft, wird mit jeder Zeile der Geschichte unglaubwürdiger.

Die anderen Charaktere - angefangen bei den männlichen Hauptfiguren Prinz Dorian und Captain Westfall über Herzog Perrington und Lady Kaltain bis hin zum König - blieben allesamt stereotypisch, oberflächlich und blass. Jeder blieb in seinem vorgezeichneten Kreis - der gut aussehende Kronprinz, der mürrische Hauptmann, der selbstherrliche Herzog, die intrigante Hofdame, der böse Tyrann - ohne Ziel und Ambition mehr zu sein oder zu werden als eine Schablone. Ähnlich erging es auch dem Setting: Warum wurde Magie verboten? Wer konnte mit Magie umgehen? Warum ist der König von Adarlan so versessen darauf den gesamten Kontinent zu erobern? Lediglich Nehemia, die Prinzessin von Eyllwe, die momentan in Adarlan zu Gast ist, wirkt symphatisch und ist der einzig interessante Charakter in Throne of Glass, über den ich mehr erfahren möchte. Leider spielt auch sie eher eine Rolle am Rande und bleibt die meiste Zeit im Dunkeln.

Der Schreibstil war zwar leicht und locker, ich habe ihn allerdings als sehr holprig empfunden. Es gab ein paar sehr schön formulierte Passagen, aber der YA-Sprachstil überwog die meiste Zeit und mich hat die saloppe Art und Weise, wie die Figuren miteinander sprechen schon sehr gestört, denn Jobs, Partys, Internate und Osterferien haben in einem High-Fantasy-Roman eigentlich nichts zu suchen.

Fazit: Unfertige, flache Charaktere, vorhersehbare Wendungen und eine zu perfekte Protagonistin, deren Handeln man nicht nach vollziehen kann. Sarah J. Maas hat das eigentliche Potenzial ihrer Idee verschenkt. Wäre sie bei ihrer ursprünglichen Idee geblieben - einem Cinderella-Makeover, bei der Cinderella nicht auf den Ball kommt um mit dem Prinzen zu tanzen, sondern um ihn zu töten. Das wäre der Geschichte vielleicht zu Gute gekommen.

2 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Magisterium 01: Es hätte zauberhaft und magisch werden können

Magisterium - Der Weg ins Labyrinth
1

Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zum Ende des Buches!

Magisterium hebt sich schon durch seine grandiose Optik zwischen den anderen Büchern hervor. Das Cover ist schlicht gestaltet mit dem kupferfarbenen ...

Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zum Ende des Buches!

Magisterium hebt sich schon durch seine grandiose Optik zwischen den anderen Büchern hervor. Das Cover ist schlicht gestaltet mit dem kupferfarbenen Buchschnitt und dem Schriftzug Magisterium, der gleichzeitig ein Ambigramm darstellt, d.h. man kann ich auch lesen, wenn man das Buch auf den Kopf stellt. Aber jetzt zum Inhalt: Schon vor dem Lesen habe ich gehört, dass Vielen die Ähnlichkeit mit dem wohl berühmtesten Zauberlehrling aufgefallen ist - und mir ging es genauso. Ich muss sagen, da haben die beiden Autorinnen schon recht viel abgekupfert: Angefangen bei dem Trio Aaron, Tamara und Callum - wobei unser Protagonist Call hier nicht die Rolle des Auserwählten einnimmt, sonder eher die von Ron - bis hin zur überraschenden Enthüllung am Ende, die mich am meisten verärgert hat. Wirklich überzeugen konnten Cassandra Clare und Holly Black mich mit ihrer Magierschule nicht.

Der große Unterschied zu besagtem berühmten Zauberlehrling besteht jedoch darin, dass Callum niemals ins Magisterium gehen und Magie erlernen wollte. Seit Kindesbeinen hat ihm seit Vater eingebläut, sich von den Magiern und von Magie fernzuhalten - hat Alistair Hunt beim Krieg gegen die Chaosmagier doch seine Frau verloren und seitdem der Magie abgeschworen. Inwieweit Callums lahmes Bein mit den Ereignissen von damals zusammenhängt, erfährt nur der Leser. Nach diesem Prolog, der mich sehr neugierig gemacht hat und auf ein spannendes und magisches Abenteuer hoffen ließ, wurde die Geschichte jedoch zäher.

Alles beginnt mit der Eisernen Prüfung, zu der zahlreiche Kinder unter dem Vorwand eingeladen wurden, an einem speziellen Aufnahmeverfahren für eine Eliteschule teilzunehmen, um sie in ihren Leidenschaften voranzubringen. Callums Klassenkameradin Kylie zum Beispiel glaubt zu einem Vorsprechen für eine Ballettschule zu gehen. In Wahrheit werden die Kinder jedoch auf ihre magische Begabung hin getestet. Calls Vater möchte aber unter keinen Umständen, dass sein Sohn ins Magisterium aufgenommen wird und hat ihm seit jeher eingebläut Angst vor den Magiern zu haben und um jeden Preis durch diese eine Prüfung zu fallen. Und Callum stellt sich wirklich mehr als dämlich an. Trotzdem wird er von einem der Lehrer, Master genannt, auserwählt. Soweit so gut. Die Eiserne Prüfung selbst war einfach gestaltet und testete drei grundlegende Fähigkeiten der zukünftigen Schüler: Intelligenz, körperliche Kraft und Willenstärke. Nach dem unnötig dramatischen Abgang von Callums Vater, der nebenbei noch seinen Sohn mit einem Messer attackiert, geht es jedoch rapide bergab.

Die Zauberschule Magisterium liegt unter der Erde, bestehend aus zahlreichen Höhlen, Gängen und Verzweigungen. Das Magische und Zauberhafte sucht man jedoch vergeblich, denn die "Schule" wirkt sehr kühl, düster und farblos. Es fehlen die mit Fackeln ausgeleuchteten Gänge, lachende Schülergruppen, die durch die Schule streifen, kuschelige Gemeinschaftsräume und einzigartige Räume, die es zu erkunden gibt. Auch von einem Schulalltag kann man nicht wirklich sprechen. Jeder Master unterrichtet seine Schüler und stellt ihnen selbst gewählte Aufgaben. Jedoch ging der Sinn des Unterrichts völlig verloren, sodass man auch kaum Einblicke in die eigentliche Magie erhält, die sich um das Beherrschen der Elemente dreht. Es hätte mich sehr gefreut, mehr darüber erfahren zu können und mitzuerleben, wie die Schüler an den gestellten Herausforderungen wachsen. Es ging um vieles in Magisterium, nur nicht um das Erlernen von Magie. Das seitenlange Sortieren von Sand war mehr als öde und bis auf die "Zwischenprüfung", in der das Trio zusammen mit den anderen Schülern gegen Elementarier kämpfen müssen, gab es vom Schulalltag kaum zu erleben. Um das Magisterium als Welt vor meinem Auge enstehen zu lassen, hat es mir entschieden an Beschreibungen und Abwechslung gefehlt.

Callum als Protagonist war mir sehr unsympathisch, nicht nur weil er durch sein lahmes Bein häufig am jammern war, dass er dieses und jenes nicht tun könnte, sondern auch durch sein gesamtes Auftreten als Einzelgänger und Anti-Held. An sich bin ich ein Fan von Anti-Helden, aber bei Callum wurde es eindeutig übertrieben. Auch seine beiden "besten Freunde" Aaron und Tamara bleiben sehr langweilig und farblos - stecken in ihren vorgezeichneten Rollen des Auserwählten und der Streberin fest. Das Konzept der Freundschaft des Trios ist zudem sehr seltsam aufgebaut. Zu Anfang können sich die drei nicht ausstehen, und dann wieder bemühen sich Tamara und Aaron Callum in ihre Freundschaft zu integrieren und ein paar Seiten weiter, nach der gefühlt zehnten Zickerei, sind sie auf einmal unzertrennlich und beste Freunde. Sehr verwirrend und seltsam. Auch andere Nebenfiguren wie Jasper und Celia bleiben viel zu sehr am Rand und es werden oft Konflikte und Entdeckungen viel zu sehr aufgebauscht, als das es noch spannend ist.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen war überraschend einheitlich, jedoch auch kühl und distanziert. Darin sehe ich vor allem den Grund, dass die Charaktere und das Setting sehr darunter zu leiden haben. Besonders aufgefallen ist mir, dass es streckenweise so wirkte, als wären sich Cassandra Clare und Holly Black sich nicht einig gewesen, für welche Zielgruppe sie denn nun eigentlich schreiben wollten. Allen voran Callum, klangen die Charaktere nicht nach 12-jährigen Kindern, sondern wie rotzige, schlecht erzogene 15-jährige. Wie vieles an dieser Geschichte wirkte auch der Schreibstil unvollständig und nicht richtig durchdacht.

Zum Ende möchte ich noch kurz auf die Handlung zu sprechen kommen: Im Großen und Ganzen fehlte es der Handlung an einem roten Faden. Die Eiserne Prüfung war der Beginn eines großen Abenteuers für Callum, doch danach hangelt man sich von einem zusammenhanglosem Ereignis zum nächsten, ohne zu wissen, wohin die beiden Autorinnen eigentlich hinwollen, bis man an dem entscheidenden Punkt angekommen ist. Die große Wendung, die Überraschung, die Magisterium bereithält, war auch das, was mich am meisten verärgert hat, denn ein dreisteres Plagiat hat es in der Literatur wohl selten gegeben. Im Endeffekt nimmt der erste Band von Magisterium das Ende von Harry Potter vorweg, denn unser Protagonist Callum trägt - und das ist kein Scherz! - die Seele des Chaosmagiers in sich, der in der Magierwelt als der Feind des Todes bekannt ist. Wir erinnern uns: Als Lily ihr Leben gab, um Harry zu retten und Voldemort dabei selbst gestorben ist, klammerte sich seine Seele an das einzige Lebendige, dass er finden konnte - und zwar Harry? Ja, ich war und bin verärgert!

Fazit: Magisterium hat mich durch einen starken Prolog neugierig gemacht und mich auf eine spannendes Abenteuer voller Magie hoffen lassen, um mich dann auf ganzer Linie zu enttäuschen. Die Idee hinter der Geschichte, die Idee des Magisteriums hätte wirklich zauberhaft werden können, wenn die Autorinnen lieber etwas mehr Zeit in die Ausarbeitung ihrer Charaktere, den Aufbau von Spannung und eine dichte, logische Handlung sowie in die Beschreibungen der magischen Welt mit ihren unterirdischen Flüssen und Tunneln, dem Schulalltag und den Elementarier stecken sollen. So bleibt Magisterium insgesamt blass und farblos, da es wirklich an allem in dieser Geschichte hapert. Sehr schade um das verschenkte Potenzial, das sie doch hatte!

2 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Obsidian: Es ist nicht alles Gold, das glänzt ... Herbe Enttäuschung!

Obsidian 1: Obsidian. Schattendunkel
0

Obsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet ...

Obsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet hatte und wurde somit bitter, bitter von der Autorin enttäuscht. Der Schreibstil war recht flach und einfach gehalten - was an sich vollkommen okay ist, aber Sprache sollte etwas Lebendiges sein, die Figuren und die Geschichte auf den Seiten zum Leben erwecken, und nicht nur auf so dastehen. Die Ausrede es sei ja nur ein Jugendbuch, zählt bei mir schon lange nicht mehr, da es unzählige andere Autoren gibt, die ihre Jugendbücher um einiges sprachgewandter und vor allem die Charaktere stärker ausbauen, als es bei Obsidian der Fall war. Dass man so oberflächliche und formlos Figuren erschaffen kann, habe ich bisher nur selten erlebt.

Unsere Protagonistin Katy ist eine leidenschaftliche Leserin und Buchbloggerin. Ich hätte also gedacht, dass Jennifer L. Armentrout aus ihrer Protagonistin entgegen dem gängigen Klischee eine unabhängige, intelligente und schlagfertige junge Frau macht. Fehlanzeige! Schlagfertig ist Katy tatsächlich, aber mehr auch nicht. Sobald Daemon in ihrer Nähe auftaucht, scheint sie sämtlichen Intelligenz und Eigenständigkeit abzugeben - denn er sieht ja so wahnsinnig gut aus. Die seltsamen Dinge, die in dem kleinen Ort und in seiner Nähe vor sich gehen, nimmt sie noch nicht einmal wahr, denn Daemon hat ja so unglaublich faszinierende schöne Augen. Katy war mir selten wirklich sympathisch. Oder interessant. Oder glaubhaft. Daemon hat Katy sogar noch übertroffen. Er ist das typische Arschloch (sry!), einer der momentan allseits beliebten Bad Boys, die die Herzen aller Mädchen höher schlagen lassen. Warum!? Seit wann sind Beleidigungen und Drohungen romantisch und anziehend? Ich konnte weder Katy noch Daemon in ihren Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen oder verstehen.

Auch die Art und Weise, wie Jennifer L. Armentrout ihre Idee umgesetzt hat, war weder spannend noch einfallsreich. Anstatt die Handlung in eine neue Richtung zu treiben, drehen sich Katy und Daemon in einer ewigen Spirale immer nur um sich selbst, die Handlung bleibt platt und eine Aneinanderreihung der immer gleichen Situationen, die nur ab und zu von der ein oder anderen Action-Szene unterbrochen wurde, sodass es am Ende einfach nur noch nervig war. Abgesehen davon gab es in der spärlichen Handlung so einige fiese Logiklücken, die nicht hätten sein müssen. Sei es die prinzipielle Ablehnung und Unfreundlichkeit von Daemon & Co. gegenüber allen oder die Tatsache, dass Daemon und Katy bei einem Spaziergang ohne erkennbaren Grund von einem Bären attackiert werden. Diejenigen, die irgendwann einmal eine Reise in die kanadische Natur planen, wissen, dass Bären den Menschen grundsätzlich meiden, besonders wenn man wie Daemon und Katy lautstark miteinander streiten und besonders nicht wie Daemon es dann tut, den Bär dann an zu brüllen und ihm dadurch zu zeigen: Hey, ich bin eine Bedrohung für dich! So etwas kann man - auch in den USA - mit zwei Klicks und Google herausfinden. Und seit wann zersplittert Obsidian, eines der härtesten Edelsteine der Welt, einfach so auf weichem Erdboden?

Was hätte man nicht alles aus dieser Idee machen können!? Sie hatte so viel Potential, das einfach nicht genutzt wurde. Es gab besonders zu Anfang des Buches einige sehr interessante Andeutungen mit denen man die Story ordentlich hätte aufpeppen können. Katy sieht bei ihrem ersten Besuch in der nächst größeren Stadt auf dem Weg zum Supermarkt eine Vermisstenanzeige, die gerade mal ein paar Wochen alt ist. Aus Obsidian hätte so spielerisch leicht einen spannender Mystery-Science-Fiction-Thriller werden können, bei der Katy Puzzleteil für Puzzleteil das Geheimnis von Daemon und seiner Schwester Dee enthüllt.

Fazit: Obsidian hat mich aufgrund der schwachen Story, den oberflächlichen Charakteren und der banalen Liebesgeschichte, in der Respektlosigkeit an der Tagesordnung war, ernüchtert und herbe enttäuscht. Das ewige hin und her von Katy und Daemon war zum Ende hin nur noch anstrengend und nervig, sodass die Geschichte schon Meilen vor dem eigentlich recht spannenden Finale ihren Reiz verlor. Den zweiten Band werde ich dennoch lesen, da er bereits in meinem Regal steht und ich die kleine, verzweifelte Hoffnung habe, dass Jennifer L. Armentrout das Ruder für die LUX-Reihe noch herumreißen kann.

1,5 von 5 Sternen