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Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein kafkaesker Zauberberg?

Heilung
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Heilung – Timon Karl Kaleyta
Ein wirklich fesselnder Roman, der meines Erachtens aber mehrere Deutungsmöglichkeiten zulässt und bei mir Fragezeichen zurückgelassen hat. Hierzu hätte ich mir wirklich eine ...

Heilung – Timon Karl Kaleyta
Ein wirklich fesselnder Roman, der meines Erachtens aber mehrere Deutungsmöglichkeiten zulässt und bei mir Fragezeichen zurückgelassen hat. Hierzu hätte ich mir wirklich eine Leserunde gewünscht. Selten war ich mir so oft so unsicher, was ich von den Entwicklungen halten soll!
Ein Mann kann nicht mehr schlafen und wird von seiner Frau in ein Sanatorium in den Dolomiten geschickt, wo er wieder zu Kräften kommen soll. Hier geht es nämlich schon los. Dieses exklusive Sanatorium/Heilanstalt/Spa/Klinik ist wirklich sehr mysteriös und therapiert nicht nach schulmedizinischen Maßstäben. Tatsächlich kam es mir vor wie Manns Zauberberg – nur noch wesentlich schlimmer. Nicht nur die Bewohner, sondern auch oder vor allem die Mitarbeiter und die Leitung selbst scheinen hier nicht ganz zurechnungsfähig zu sein. Ich muss ehrlich gestehen, damit habe ich nicht gerechnet und diese Unstimmigkeiten tauchen so schleichend und subtil auf, dass es verwirrend ist. So surreal, dass ich an den Stil Kafkas denken musste. Also kafkaesker Zauberberg? Oder eher eine schlechte Komödie? Auf jeden Fall irgendwo drüber – aber sehr erfrischend. Puh…!
Damit noch nicht genug. Nach mehreren krassen Vorfällen in dieser seltsamen Klinik, verlässt der Erzähler diesen Ort der Heilung (?) Hals über Kopf um seinen alten Freund aufzusuchen. Also hat der Aufenthalt doch etwas angestoßen? Anstelle von Abgeschiedenheit und Erholung sucht der Protagonist seine Heilung nun als Naturbursche. Frische Luft und Arbeit auf dem Bauernhof. Kurze Zeit geht es ihm besser, dann überstürzen sich wieder die Ereignisse. Der Kerl scheint wirklich zu nichts zu gebrauchen.
Als Leser erfährt man ausschließlich die Perspektive des Ich-Erzählers. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr zweifelt man seine Sicht der Dinge an. Die Sprache ist sehr einfach gehalten, umso stärker schlagen die teils überdrehten teils surrealen Ereignisse ein und ich persönlich war mir irgendwann nicht mehr sicher, wer hier der Geisterfahrer ist….
Tatsächlich wundere ich mich etwas über den Klappentext als auch Rezensionen anderer Leser. Wo ich kafkaesken Surrealismus lese, steht dort etwas von echter Heilung und Selbstfindung. Da bin ich tatsächlich gerade etwas ratlos, denn meine Deutung ist so völlig anders.
Wie auch immer, habe ich diesen Roman mit großem Interesse und wachsender Fassungslosigkeit verschlungen. Meiner Meinung nach bleiben viele Fragen offen.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 18.02.2024

Ellie und Zach

Doctor Not Perfect
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Ellie und Zach
Dies ist der zweite Teil der Doctor-Reihe von Louise Bay, deren Schreibstil ich sehr schätze.
Bei den Cove-Brüdern ist immer etwas geboten. Auch in diesem Band gibt es wieder turbulente ...

Ellie und Zach
Dies ist der zweite Teil der Doctor-Reihe von Louise Bay, deren Schreibstil ich sehr schätze.
Bei den Cove-Brüdern ist immer etwas geboten. Auch in diesem Band gibt es wieder turbulente Familienfeiern. Auf weitere Teile um die anderen Cove-Ärzte-Brüder kann gehofft werden.
Den Start zwischen Ellie und Zach fand ich etwas chaotisch, aber dann bald umso schöner und romantischer.
Empfehlung 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Rory und Mal

Unlikely Love
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Rory und Mal
Von L.J. Shen habe ich nun bereits mehrer Romane gelesen und ich mag ihren Schreibstil sehr. Dieses Buch ist nun inhaltlich ganz anders, ziemlich abgefahren teilweise.
Rory und Mal machen ...

Rory und Mal
Von L.J. Shen habe ich nun bereits mehrer Romane gelesen und ich mag ihren Schreibstil sehr. Dieses Buch ist nun inhaltlich ganz anders, ziemlich abgefahren teilweise.
Rory und Mal machen es einander nicht gerade leicht - und dann passieren noch diverse Dinge, die sich als Hindernisse in den Weg stellen.
Gerade Mal ist ehrlich gesagt nicht unbedingt ein Sympathieträger. Zum größten Teil wird er als richtiggehendes Arschloch dargestellt.
Es ist eine sehr vielschichtige und tiefgründige Geschichte. Die Verwicklungen liegen teilweise mindestens eine Generation zurück. Entsprechend viel Personal ist beteiligt.
Das Auffälligste an diesem Roman waren für mich die teilweise wirklich abstrusen Entwicklungen/Katastrophen, die plötzlich aus dem Hut gezaubert werden. Es geht häufig wirklich wild zu.
4 Sterne für eine äußerst unterhaltsame Geschichte.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Karo und Risto

Arctic Mirage
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Arctic Mirage – Terhi Kokkonen
Dies ist ein höchst interessantes Debüt, das sein tragisches Ende bereits auf der allerersten Seite verrät und den Leser mit Gänsehaut zurücklässt.
Karo und Risto befinden ...

Arctic Mirage – Terhi Kokkonen
Dies ist ein höchst interessantes Debüt, das sein tragisches Ende bereits auf der allerersten Seite verrät und den Leser mit Gänsehaut zurücklässt.
Karo und Risto befinden sich am Ende ihres gemeinsamen Lappland-Urlaubs. Durch diese Auszeit wollten sie einander wieder näher kommen. Nun sitzen sie beide leicht verletzt und verwirrt im Hotel Arctic Mirage. Dass diese Beziehung toxisch ist, das wird dem Leser schnell klar und dieser Umstand ist auch nicht durch den Unfallschock oder ähnliches zu erklären. Was allerdings sehr lange nicht klar ist, ist die Frage, wer hier der toxische Part ist und wer das Opfer (auch wenn man schnell einen Verdacht hat, gerät man immer wieder ins Zweifeln).
Risto hat eine extrem unangenehme Art und Weise mit Karo umzugehen. Das wirkt von Anfang an manipulativ. Allerdings hat auch Karo ihre Aussetzer. Sie wirft mit Gläsern, schlägt Lampenschirme von der Decke und nimmt Tabletten. Risto redet ihr immer wieder ein, dass ihren Erinnerungen und Wahrnehmungen nicht zu trauen sei. Karo ist unsicher – der Leser ebenfalls.
Die Kapitel sind kurz, die Sprache ist auffallend einfach und knapp gehalten. Es scheint als würden die Sätze dadurch noch mehr Schlagkraft erlangen. Nicht nur Karos und Ristos Sicht der Dinge wird dargelegt, auch die Empfangskraft oder der Arzt schildern ihre Beobachtungen dieses seltsamen Paares. So entsteht eine sehr beklemmende, psychologisch tiefgreifende Geschichte über eine toxische Beziehung, über Machtmissbrauch und seelische Erkrankungen.
Im Prinzip ein sehr eindrucksvoll erzählter Krimi und ein Blick in menschliche Abgründe. Sehr lesenswert! 4 Sterne

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Jirkas Heimkehr

Krummes Holz
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Krummes Holz – Julja Linhof
Jirka kehrt nach 5 Jahren im Internat auf den heimatlichen Hof zurück. Damals war er 14, nun ist er 19 Jahre alt. Immer noch extrem jung. Seine Schwester Malene begegnet ihm ...

Krummes Holz – Julja Linhof
Jirka kehrt nach 5 Jahren im Internat auf den heimatlichen Hof zurück. Damals war er 14, nun ist er 19 Jahre alt. Immer noch extrem jung. Seine Schwester Malene begegnet ihm äußerst feindselig, fühlt sich von ihm im Stich gelassen. Das Verhältnis zu Leander scheint auf andere Art und Weise angespannt zu sein. Die Oma ist dement und der Vater Georg - der lässt sich nicht blicken. Eine seltsame Situation. Sowohl Haus als auch Bewohner lassen Jirka auflaufen. Der ist verunsichert und verliert sich immer wieder in Erinnerungen an die Kindheit, die keine gute war und auch ein Grund für das Verlassen des heimatlichen Hofes.
Obwohl sehr lange kaum etwas im Jetzt passiert und dies ein extrem ruhiger, nachdenklicher Roman ist, mochte ich den klaren, aber trotzdem eleganten Schreibstil sehr. Außerdem gefiel mir die Atmosphäre, so düster und melancholisch. Allerdings muss man sich wirklich konzentrieren, denn Jirkas Gedanken schweifen immer mal wieder mehr oder weniger willkürlich in verschiedene Begebenheiten der Vergangenheit ab. Mal ist es die lieblose Kindheit, mal Ereignisse in der frühen Jugend, die ihn beschäftigen. Vieles wird nur angedeutet, statt klar ausgesprochen. Klar ist, da ist noch ganz viel nicht verarbeitet.
Im letzten Drittel gibt es plötzlich einen krassen Bruch im Roman. Denn unvermittelt wird Jirka aus seinen Träumereien gerissen und nun tut sich doch noch ganz gewaltig etwas in der Gegenwart. Etliche Details, die irgendwann nebenbei erwähnt wurden, ergeben plötzlich einen Sinn und machen die Geschichte zu einer irgendwie runden Sache – trotz des großen Bruchs kurz zuvor. Jirka, Malene und Leander – sie alle leiden unter alten, schwerwiegenden Verletzungen und sind mit sich selbst und den Ereignissen überfordert.
Dieses Werk hat mich sehr fasziniert, trotz gelegentlicher Längen. Das liegt wohl an der schönen zarten Sprache und der tiefsinnigen Gedankenwelt Jirkas. Und dann ist da immer das Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt, dass noch etwas im Argen liegt. Unsicher bin ich tatsächlich, ob mir die Lösung des Endes gefällt. Irgendwie passt das – andererseits überhaupt nicht. Egal – unterhaltsam und bewegend war diese Geschichte allemal.
4 Sterne

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