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Veröffentlicht am 12.11.2020

Hast du etwa Eisenmangel, du toller Ironman?

Eisernes Verderben
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Harald Falkenberg und Jan Hohmeister treffen sich "zufällig" in einem Café wieder. Die alte Feindschaft wäre überwunden, denken sie zumindest.

Falkenberg ist Psychologe und hat reichlich Erfahrung mit ...

Harald Falkenberg und Jan Hohmeister treffen sich "zufällig" in einem Café wieder. Die alte Feindschaft wäre überwunden, denken sie zumindest.

Falkenberg ist Psychologe und hat reichlich Erfahrung mit finsteren menschlichen Abgründen. ( Wißt Ihr noch? Wer lange genug in den Abgrund blickt ... ).

Lena, Jans erste Frau ist zu Harald "übergelaufen" und plötzlich war sie wie vom Erdboden verschluckt. Da wittert man doch glatt Ungutes!

Jans zweite Ehefrau Verena ist auch eine sehr tolle Person, findet Harald. Viele Dinge mit Jan kommen ihm suspekt vor, aber er kann den Finger nicht darauflegen.

Sie wollen nichtsdestotrotz gemeinsam für den Ironman trainieren. ( Robert Downey, jr. nimmt trotz anderslautenden Gerüchten nicht teil! Das wäre ja auch ein Wunder, ein Marvel! ) Dieses Spektakel zieht tausende Sportler in die Mainmetropole.

Harald erhält eine mysteriöse Drohung via Email! Andere seltsame Dinge geschehen. Ist er und eventuell nicht nur er in akuter tödlicher Gefahr? Hat Jan was damit zu tun? Oder ist das viel zu offensichtlich? Könnte eine noch unbekannte dritte Kraft bedrohlich einwirken? Lauf um dein Leben, dann brauchst du gewiß kein Training! Wird sich alles in Wohlgefallen auflösen oder wird der Sensenmann besonders viel Beute für das sepuchrale Erntedankfest der Union der Vereinigung der global tätigen Tode einfahren?

Flott, kurzweilig und interessant geschrieben! Sogar hochgebildete Psychologen sind nicht immer mit einem Glückshändchen ausgestattet und Fortuna mag sie nicht so recht küssen. Wer mag wohl der Marionettenspieler sein?

Die Landschaften und Straßen kamen mir alle sehr bekannt vor, weil ich im Laufe der Zeit schon mehr als einmal in Frankfurt war. Faszinierend, das alles in der Fiktion gespiegelt zu sehen! Büchermäßig ein tolles Wiedersehen mit meinem alten Freund Frank'N' Furter! Und das ohne ( Tim ) Currywurst als bekennende Veganerin! Danke!

Ein schöner Krimi, der einen schnell umfängt und ein paar Stunden Ablenkung bringt. Gewiefte Krimileser kommen vielleicht zu schnell auf den Trichter. Oder ich behaupte das nur, um gezielt Verwirrung zu stiften! Lesen! Bitte lesen!

Denn der angenehme Schreibstil umgarnt einen unaufdringlich und versteht es, die ungeteilte Aufmerksamkeit mit einem Lasso zu fesseln

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Das "Erwachen" des Jens Schneider

Ein Sommer in Cassis
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Jens Schneider, ein deutscher Kriminalkommissar, fährt in den Urlaub nach Südfrankreich, nach Cassis. Nach Marseille ist nicht mehr weit. In seinem Hotel freundet er sich mit Catherine an, die dort arbeitet. ...

Jens Schneider, ein deutscher Kriminalkommissar, fährt in den Urlaub nach Südfrankreich, nach Cassis. Nach Marseille ist nicht mehr weit. In seinem Hotel freundet er sich mit Catherine an, die dort arbeitet.

Isabella, eine junge Kellnerin des Hotels, wird eines Morgens tot aus dem Meer gefischt. Ein Fang, den gewiß keiner möchte. Bedauerlicher Unglücksfall?

Bald darauf ist Anja tot und Jens kommt als Verdächtiger in den Arrest nach Marseille. Wieso? Selbst lesen!

Catherine verliebt sich in Jens. Echt? Jens fängt an zu ermitteln, obwohl er es nicht sollte. Eine gewiße Natalie hängt sich an ihn dran. Sie und ihr Bruder erweisen sich als wertvolle Informanten.

Offenbar ist der Polizei nicht so ganz zu trauen, weil korrupt dort kein Fremdwort zu sein scheint. Reiche genießen scheinbar Welpenschutz. Man versucht Jens einzuschüchtern. Schwebt er in tödlicher Gefahr? Tritt er womöglich den falschen Leuten auf die Füße? Wird er das Mysterium lösen können? Und wird sich sein Leben grundlegend verändern, zum Guten oder zum Schlechten womöglich?

Schöne Fassaden, hinter denen sich stinkende Verderbtheit auftut. Edelprostitution, nur weil das Adjektiv "edel" im Substantiv ist, genauso von dreckigen Abartigkeiten durchzogen. Ein Offenbarungseid der Humanität.

Ein Roman, der im Süden Frankreichs angesiedelt ist und sich abspielt, ist mal sehr heiß und erfrischend mit Meer. Aber hinter die Kulissen des Urlaubsparadieses sollte man wohl tunlichst nicht blicken, wenn es sich vermeiden läßt. Denn es stimmt leider, auch wenn es wie ein Allgemeinplatz klingt: Das Böse ist immer und überall! Dem Menschen wäre das bei Reflektion durchaus stets bewußt, aber er verdrängt gerne. Wer möchte, zumal noch im Urlaub, an die häßlichen, abgründigen Seiten des Lebens erinnert werden?

Einsamkeit, allgegenwärtig, trotz der menschlichen Untriebigkeit. Aber neue Chancen. Mehr als ein Krimi, vielschichtige Handlung, die auch Liebe beinhalten könnte und ebenso die Reise eines Mannes zu sich selbst.

Gesellschaftskritik und all diese Elemente in einer ausgewogenen Mischung in einem sehr einnehmenden Schreibstil, der das Lesen schnell vorantreibt und gut unterhält, zudem trotzdem die Nachdenklichkeit nicht unterschlägt. Das alles vor einem sehr reizvollen Hintergrund, der ebenso wichtig wie die menschlichen Hauptprotagonisten ist und eine klandestine Hauptrolle einnimmt. Eine fragile Melancholie färbt das Buch wie der Mistral die Haare verweht. Und das Fazit: unter Umständen entkommt man nirgends der menschlichen Perfidie.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Zerrissen und zerfetzt von Passionen?

Sturm über Formosa
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Ich bin richtiggehend verliebt in dieses Buch!

Griet ist stur, passioniert und hat einen starken Willen. Sie ist achtzehn Jahre alt im Jahre 1659. Aert Maas befreit sie aus einer sehr prekären Lage.

Die ...

Ich bin richtiggehend verliebt in dieses Buch!

Griet ist stur, passioniert und hat einen starken Willen. Sie ist achtzehn Jahre alt im Jahre 1659. Aert Maas befreit sie aus einer sehr prekären Lage.

Die Kaufmannstochter aus reichem Hause setzt es sich in den Kopf ihren Retter unbedingt heiraten zu wollen, anstatt irgendeinen Ehemann vorgesetzt zu bekommen. Aert ist verwitwet und hat drei Kinder. Er treibt viel Handel mit Asien - Waren von Formosa ( heute: Taiwan ).

China wird zeitgleich von einem Bürgerkrieg zerrissen. Qianquian, die unter den Langzeitfolgen ihrer Lotusfüße leidet ( angebundene Füße ), gelangt unter abenteuerlichsten Umständen nach Formosa, wo jetzt auch Griet samt Mann und Stiefkindern ist.

Leider ist ihre Ehe alles andere als ideal und wird auch nicht von allen Stiefkindern gemocht. Durch ihren Globetrotterbruder Ruben trifft Griet letztendlich auf Qianquian.

Aber erschütternde Umwälzungen stehen Formosa bevor ...

Der historische Hintergrund ist sehr genau recheriert und die fiktionalen Elemente sind nahtlos damit verbunden worden. Bei manchen Büchern, die solch eine Mischung enthalten, merkt man doch leider zu deutlich die rauhen Schweißnähte. Hier ist das jedoch nicht der Fall. Äußerst gelungen!

Die Protagonisten besitzen Tiefe, Widersprüchlichkeit, Emotionalität, so daß sie sehr vital wirken und einen schier aus den Seiten kraftvoll entgegenspringen.

Die Spannungen und Konflikte sowohl auf der persönlichen wie weltpolitischen Bühne sind sehr ausgereift gestaltet. Sie treiben die Handlung energisch voran und sorgen für eine erhöhte Lesetemperatur.

Der Clash der Kulturen ist eindrücklich wiedergegeben und was die Protagonisten erleiden, vor allem die Frauen, berührt einen doch sehr.

Reflektiert wurde dieses Werk verfaßt und vibriert vor Energie. Einer der besten Historienbücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, angenehm kitschfrei und realitätsnah. Wenn der Auftakt schon so gut ist ...

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Nirgends zugehörig?

ROMY
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Dies ist die wahre, authentische Geschichte von Richard, der intersexuell ist. Im Alter von 28 Jahren erfährt er, daß er einen Uterus und Eierstöcke hat. Er ist also biologisch eine Frau? Oder ist die ...

Dies ist die wahre, authentische Geschichte von Richard, der intersexuell ist. Im Alter von 28 Jahren erfährt er, daß er einen Uterus und Eierstöcke hat. Er ist also biologisch eine Frau? Oder ist die Situation doch nicht so einfach, wenn man 28 Jahre als Mann gelebt hat?

Das erklärt, warum sie sich bisher nie wirklich angekommen fühlte. Sie entschließt sich dazu, ihr Geschlecht anpaßen zu lassen - operativ. Aber ihre Familie sowie die Umgebung reagieren intolerant.

Sie ist Romy, aber zwischen ihrer biologischen Identität und psychisch - seelischen klafft eine riesige Lücke, tief wie der Marianengraben.

Sie ist etwas Besonderes, empfindet aber, daß sie ihre Identität verloren hat und für diese gibt es leider kein Fundbüro des Lebens. Leider gibt es auch kein Musterbuch, aus der man sich eine neue zurechtzuschneidern, die dann paßgenau sitzt.

Wenn das vorherige, vermeintlich authentische Ich zersplittert ist, kann man nur versuchen sich seinem neuen anzunähern.

Das kann schöpferische, aber ebenso destruktive Energien freisetzen. Romys Gefühlswelt fährt dementsprechend Achterbahn und gewiß war es für Isabella Maria Kern auch nicht immer ganz einfach, sie zu begleiten. Nichtsdestotrotz ist die Autorin Romy eine wertvolle Stütze.

Wenn man nicht der Norm entspricht, vor allem in einer ländlichen Umgebung, fällt man schnell durch alle Raster. Romy möchte quasi zum "Superweib" mutieren, um sich so als wahre Frau zu bestätigen, was nicht immer frei von Risiken ist. Die Autorin schildert hilfreiche Hintergründe zum Thema Intersexualität und hält sich mit berechtigter Kritik nicht zurück.

Zwar wird Inter - und ebenso Transsexualität desöfteren thematisiert, früher 0 Prozent. Immerhin wird heute darüber schon breiter diskutiert. Diese Debatte ist jedoch nur ein Schatten im Vergleich mit anderen heißen Eisen, über welche man wesentlich mehr hört.

Es gibt diesbezüglich noch viele Mängel und Tabus. Etliches wäre noch zu verbessern. Die Akzeptanz und Toleranz läßt zu wünschen übrig, vor allem wenn AFD - Typen höhnische Äußerungen über Intersexuelle äußern.

Ich kann nur hoffen, daß Bücher wie dieses den Weg für eine bessere Zukunft ebnen. Deswegen ist das wichtige Lektüre, auch für Leute, die nicht tangiert sind sowie keinen Intersexuellen kennen. Denn, Ihr wißt ja nicht, wen Ihr noch kennenlernen werdet!!!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Jenseits der Worte!

Durch das Schicksal vereint
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And I wonder, while I wander, why I was born in the wild wonder. ( aus dem Song "Wander" von dem großartigen Kevin Morby! )

Mich schaudert es immer noch aufs Angenehmste beim Resümee. Das ist einer der ...

And I wonder, while I wander, why I was born in the wild wonder. ( aus dem Song "Wander" von dem großartigen Kevin Morby! )

Mich schaudert es immer noch aufs Angenehmste beim Resümee. Das ist einer der Trillionen Gründe, daß ich buchmanisch bin, unheilbar!

Viola hat ein schlimmes Trauma erlitten. Psychisch bedingter Mutismus, weil ihre Familie bei einem fatalen Unfall starb.

Sie empfindet eine vermeintliche Schuld und zerbricht daran in tausend Stücke. Wer kann sie kitten? Ein tiefes schwarzes Loch in ihrem Inneren saugt unerbittlich alles auf.

Verwandte und Freunde lassen sie fallen, nur Tante Hannah nimmt die Neunzehnjährige auf. Sie bemüht sich geduldig, liebevoll und unermüdlich um sie. Jedoch spricht Viola nicht, nach wie vor.

Aber innerlich ist sie nicht still, leise oder stumm. Eine reiche Gedankenwelt zieht den Leser in den hypnotischen Bann. Mesmerisierend!

Nur kann eben Viola diese hohe Barriere nach außen hin nicht überwinden. Wie ein dunkler Monolith wirft die Negativität ihren finsteren Schatten auf sie. Es frißt sie auf.

Wie ein Engel schneit Isabelle in ihr Leben, als Viola am tiefsten Tiefpunkt ist. Eine Flaschenpost, die sie finden, hat profunde Folgen - zum Guten?

Wir Menschen sind wie Schneeflocken, jeder ein Unikat, aber genauso fragil. So schnell wie eine Flocke schmilzt, kann uns das Leben zwischen Hammer und Amboss irreversibel zerschmettern.

Mit tiefem humanem Verständnis schildert Jasmin Iser in großer Empathie, was ihren Protagonisten widerfährt. Authentisch und bei mir des öfteren eine Gänsehaut verursachend, weil sie ganz besondere Saiten bei mir berührt, ebenfalls jenseits der Worte, außerhalb des Hörspektrums. Welch eine Wortmagierin!

In der ersten Person erfährt man die subjektive Perspektive von Viola und Isabelle, bilateral sozusagen. So schlüpft man als Leser direkt in ihre Haut und wird von der Wucht regelrecht umgehauen.

Jasmin Iser hat hier wirklich Herz und Seele hineingesteckt, hochriskant zwar, weil so etwas scheitern könnte, aber auf ganzer Linie zündet es wie ein metaphysisches Feuerwerk, hat meine Begeisterung wie ein Leuchtfeuer entzündet.

Eine ganze Collage an Motiven wurde hier ansprechend ausgestaltet und versteht es, den Leser regelrecht zu verhexen.

Es ist frei von Kitsch, bittersüß, aus dem Leben gegriffen, erschütternd und mit Anspruch, ohne elitär zu sein. Zwei Lieder passen hier: John Frusciante mit "Going Inside" und The Verve mit "Bittersweet Symphony".

Bezaubernd liebenswerte Protagonistinnen in einer umwerfenden Geschichte! Ein absolutes Highlight!!!

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