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Veröffentlicht am 20.12.2020

Sein oder Nichtsein - Sinn oder Nichtsinn!

Antoine exlex
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Diverse große, philosophische Fragen werden wie ein Kuchen in diesem tiefgründigen Buch angeschnitten und feuern das Nachdenken an!!

Ein gewöhnliches Leben, nein, nicht mit Antoine, dem Ab- und - zu - ...

Diverse große, philosophische Fragen werden wie ein Kuchen in diesem tiefgründigen Buch angeschnitten und feuern das Nachdenken an!!

Ein gewöhnliches Leben, nein, nicht mit Antoine, dem Ab- und - zu - Pseudo - Franzosen, ein Leben, la vie extraordinaire... Kokain, Frauen, das Vermeiden von ernsthaften Beziehungen, finanzielle Unabhängigkeit, merci den Eltern und dennoch die Kehrseite der Medaille: Leere, Sinnlosigkeit und die damit einhergehende verzweifelte Suche nach Lebensinhalt, Hang zur Depression...  Paul ist frustriert und Antoines Freund. Er ist kreativ und Künstler. Er geht einem Brotjob in der Werbebranche nach. Er hat aber das Gefühl, daß das das Leben aus ihm saugt - der Berufsalltag als Vampir, der sich an seiner Kreativität sättigt und sich das Blut der Lebenszufriedenheit, die er Paul zuvor raubte, von den grinsenden, sattroten Lippen wischt. Wenn Paul nicht ausgehöhlt wie ein Halloweenkürbis in sich zusammenfallen will, muß er aktiv werden und etwas ändern, aber wird er sich trauen? Und findet Antoine, was er so dringend sucht und wirklich im tiefsten Inneren begehrt?   Schon in der Schule gibt es Berufsberatung und man wird gefragt, was man werden möchte. Aber woher weiß man das? Spürt, sieht, hört man "den Beruf" oder "die Berufung"? Wieviele arbeitende Menschen sind mit ihrem erlernten oder studierten Beruf unglücklich? Ist das alles nur illusionär?  Was ist, wenn man etwas Bestimmtes im Leben sucht, aber nicht den Finger darauf Lehen kann, was das sein könnte? Woher soll man wissen, was man fragen soll, wenn man gar nicht weiß, daß man dies oder das überhaupt fragen kann? Wenn ich beispielsweise nicht wüßte, daß der Mond existiert, könnte ich logischerweise nicht einmal im Traum darauf kommen, nach dessen Beschaffenheit zu fragen.   Antoine und Paul sind hochbeschäftigt - jeder mit sich selbst. Antoine geht gar keiner geldverdienenden Beschäftigung nach. Im Grunde genommen behandelt das Buch Wendepunkte in ihrem Leben.

Das ist ein integraler Bestandteil der Geschichte.   Antoine ist seltsam verloren in einer Blase an der Realität vorbei gefangen. Jemand könnte mit einer riesigen Nadel diese zerstechen, aber ihm selbst kommt wohl letztendlich diese Aufgabe zu. Um sich zu befreien. Frei ist er nämlich nicht. Er lebt zwar biologisch, LEBT aber nicht im tiefgründigen Sinne. Er kann keine Zufriedenheit empfinden. Nichts, was ihn bestätigt, seine Selbstachtung stärkt und er fühlt Ekel und Hass vor sich selbst, was er durch Frauen und Drogen sublimiert. Er bräuchte jemanden, oder etwas, was ihn eine gewisse Selbstlosigkeit lehrt und wie er gesunde Selbstliebe und ein reelles Selbstbewußtsein generiert. Er ist ein wandelndes Entwicklungsland.    Pauls Genese indes rückt voran und eine wichtige  Entscheidung steht ihm bevor, die schlagartig Unsicherheit brächte, aber auch gleichzeitig Satisfaktion für das alltägliche Dasein.  Lea, die Schwester von Antoines Exfreundin Lucia, ist die platonische Freundin von Antoines Vater und Greta als Sven, ein Paar lernen wir ebenfalls kennen.   Antoine hat eine sinnstiftende Idee, als er einen  philosophischen Lesekreis gründet, mit diversen Sitzungen, in denen unter anderem Texte von Max Scheler thematisiert werden.    Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und verständlich, ein Vergnügen für das Cerebrum und den Intellektuellen in uns allen, die sich für Philosophie interessieren. Angelina Roth wirft große Fragen auf, aber sie maßt sich wahrhaftig nicht an, DIE Antwort geben zu wollen und das ist gut so. Sie gibt diverse, gedankenkitzelnde Impulse. Sie fängt zwar den literarischen Teppich an zu knüpfen, aber der Leser / in ist es, der sein ureigenes Muster zu Ende bringen sollte, sogar muß, um für sich Antworten zu finden. Übrigens: Die kurzen Poeme, die sich durch das Buch ziehen, sind schön formuliert! Tres magnifique!

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Vernon versucht verzweifelt, Dariel zu entdecken!

Der Duft der Omega-Wölfe 2
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Der zweite Teil passt perfekt emotional aufpeitschend wie der Diamant in die Fassung und ist ein sehr würdiger Abschluß! 👨‍❤️‍👨💕🐺🐺

Vernon, der Alpha, sehnt sich nach einem Jahr immer noch verbotenerweise ...

Der zweite Teil passt perfekt emotional aufpeitschend wie der Diamant in die Fassung und ist ein sehr würdiger Abschluß! 👨‍❤️‍👨💕🐺🐺

Vernon, der Alpha, sehnt sich nach einem Jahr immer noch verbotenerweise nach dem Omega Dariel ( was für ein schöner Name; klingt nach einem Engel! ), mit dem er einen Nachmittag verbrachte und der ihn offenbar nachhaltig bezauberte. Er kann ihn nicht mehr vergessen. Vernon besucht ein Internat und soll eine Führungspersönlichkeite werden. 

Dariel hingegen ist in seinem jungen Alter quasi schon am Ende. Auch um zu überleben, verkauft er sich als Stricher, nimmt Drogen und weil er in gewissen Abständen in "Hitze" gerät ( der Läufigkeit entsprechend ) "will" er nur in dieser Phase von Freiern und Pimps benutzt werden. Wenn diese "Hitze" vorbei ist, ist er um so angeekelt er und angewiderter, um sich dann zu betäuben, um zu vergessen. Ein Circulus Vitiosus! 

Vernon glaubt, Dariel in solch einem "Freudenhaus", Omega - Haus genannt, entdeckt und gesehen zu haben, ist sich aber wegen seines drogeninduzierten, desolaten Zustandes nicht reell sicher. Das macht ihn völlig fertig. Er muß Dariel finden, aber die Suche ist äußerst schwierig. Er weicht von seinem vorherbestimmten Weg ab, den er im Grunde nie wollte und ist auf sich allein gestellt. Er bekommt Hilfe, mit der er nicht gerechnet hat. 

Wird er Dariel, den er doch liebt, aufstöbern, loseisen, retten und bewahren können?

Das Buch ist hochemotional packend und hat mich zu Tränen gerührt. Übergangslos erzählt dieser Band die Geschichte überwiegend aus Vernons Perspektive. Er ist zwar ursprünglich ein verwöhnter Alpha mit dem berühmten Silberlöffel ( gut, daß er kein Werwolf ist! ) im Mund, aber er durchlebt eine Genese, und er erweist sich in der Tat als sensibel, tiefgründig und empathisch. 

Welch eine devastierende Dystopie mit Menschen bzw. "Wölfen" mehrerer "Güteklassen" und, daß Tür und Tor geöffnet werden, um Mißbrauch und Mißhandlungen an "Unterwertigen" zu rechtfertigen. So war es immer. SO wird es immer sein! 

Die Autorin hält der bitteren Realität den unbestechlichen Spiegel vor und dieser reflektiert ungeschönt in dieser vermeintlichen Fantasy durchaus authentisch und schockierend die grausamen Exzesse und Fehlentwicklungen dieser unserer Welt. Hier bekommt die Aussage, daß der Mensch des Menschen Wolf sei, eine ganz neue Bedeutung! 

Sex als Machtinstrument, auch um zu foltern, zu demütigen, zu zerstören, hat nicht mehr viel mit Sex im ursprünglichen Sinne zu tun. 

Wer zu empfindlich und sensibel ist, für den oder die ist das Buch nichts. Wer aber die Augen vor den Realitäten nicht verschließt, findet hier ein erschreckend lautes Echo der Stimmen der Gequälten dieser Welt. 

Die Autorin hat sehr gewiegt, auf intelligente Art und Weise in plastischer Sprache ihre Geschichte hier zum Ausdruck gebracht. Schmerzhaft, zärtlich, gewalttätig, liebevoll, positiv und negativ wie die Attribute unserer aller Leben. Die Verdichtung, die sie dadurch erreicht, läßt die Phantasie auf Hochtouren laufen. Ein wichtiges Buch!

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Schuldlos ein Ausgestoßener!

Der Duft der Omega-Wölfe
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Sehr gut geschriebene äußerst dunkle Dystopie einer Zukunft, in der ich nicht leben möchte! Achtung: realistische Gewaltdarstellungen!!

Manche Wissenschaftler können es nicht lassen. Sie möchten immerzu ...

Sehr gut geschriebene äußerst dunkle Dystopie einer Zukunft, in der ich nicht leben möchte! Achtung: realistische Gewaltdarstellungen!!

Manche Wissenschaftler können es nicht lassen. Sie möchten immerzu in die "fehlerhafte" Natur eingreifen und die Evolution nach Gusto gestalten. Sie denken, daß sie als superiore Spezies, "die Krone der Schöpfung" ( und dann kommt ein mikroskopisch kleiner Virus und zwingt diese Spezies in verschiedenen Hinsichten in die Knie ), intelligent genug seien, abzuschätzen, was sie da tun und welche Folgen das zeitigen wird. Hybris. Schon Mary Shelley hatte das klar erkannt. 

Es gibt nach dieser zweifelhaften wissenschaftlichen Unternehmung genmutierte und unveränderte Menschen. Diese Mutierten geben sich die Eigenbezeichnung Wölfe. Denn der verantwortliche Wissenschaftler hatte in seinem "Cocktail" auch die DNA des Wolfs verwendet, obwohl die Mutierten immer noch zur Gattung Homo Sapiens gehörten und sich auch äußerlich sich nicht unterscheiden.

200 Jahre später leben diese "Menschwölfe" bevorzugt in ihren eigenen Siedlungen mit ihrer speziellen sozialen Ordnung, Gesetzen, Vorschriften, Werten und ihren spezifischen dunklen Seiten.

Wie üblich haben die Alphas das Sagen, sind die Superioren, bestimmen, wo es langgeht und haben Führungsfunktionen. Begas sind die aus der zweiten Reihe, die viele Jobs ausüben dürfen und sogar als Ehepartner toleriert werden. Frauen haben offenbar nicht viel zu melden, dürfen nicht die "Leitwölfin" sein. 

Omegas indes gelten als der allerletzte Dreck. Sobald ihr Status hervortritt und offenbar wird, sie so gezeichnet sind, werden sie sogar vorzeitig von der Schule genommen. Sie sind keiner Bildung würdig und haben kein Anrecht darauf. Heirat mit ihnen Überlegenen käme nie in Frage. 

Die im Status Höherstehenden haben sogar Angst vor ihnen, vor allem wenn sie ihre alle zwei Monate stattfindende "Hitze" geraten, denn dann sind Omegas sexuell unwiderstehlich. Sie könnten ja vor allem Alphas in ihr Verderben stürzen. Omegas werden versklavt, müssen oft sogar als Stricher und Prostituierte arbeiten, sogar in Bordellen, werden mißhandelt und geschnitten. Respekt ist ein Fremdwort. Keiner möchte von ihnen kompromittiert werden.

Zufällig lernen sich Dariel, bevor er als Omega gezeichnet ist und der Alpha Vernon kennen. Sie verstehen sich sehr gut und Vernon gibt ihm ein kleines Geschenk. Obwohl Vernon ihn dann nicht mehr trifft, geht er ihm nicht mehr aus dem Kopf. 

Es ist ein sehr gut geschriebenes, hartes Buch über eine Zukunft, die nicht lebenswert ist. Das Setting ist zwar fiktiv, aber durchaus realistisch. Es ist nicht auszuschließen, daß es einmal so kommen könnte. Man muß schlucken, wenn man liest, welch sexuelle und physische Gewalt Dariel erfahren muß. 

Jedoch gibt es ebenso Wärme, Freundschaft und Solidarität unter jenen Ausgestoßenen, Pariahs und Gebrandmarkten. In Indien gibt es immer noch das Kastensystem und jene der Unberührbaren. Sexuelle Ausbeutung und selbige Gewalt gibt es noch überall auf der Welt, oft genug auch gegen Kinder, Rassismus und jede Gesellschaft, auch die unsere, hat seine Ausgestoßenen.

Das macht das Buch doppelt und dreifach realistisch und authentisch. Ein bedrückendes Szenario, ein Horror, wie dort eine Gruppe Menschen behandelt wird, obwohl sie gar nichts dafür kann. 

Man zittert und fiebert mit dem sehr sympathischen Dariel. Man leidet, wenn er leidet und freut sich über jede seiner positiven Erfahrungen. 

VORSICHT: Einige Szenen sind durchaus brutal und sind daher nicht für jeden geeignet. Sexuelle / Körperliche Gewalt!!




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Veröffentlicht am 20.12.2020

Einsam wie ein Wolf in der Steppe ( oder doch nicht )?

Der Steppenwolf
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Ein Buch von einer sprachlichen Finesse und Poesie sowie das Psychogramm eines Mannes, der mehr als eine Seele ist!

Hermann Hesses "Steppenwolf". Ich höre direkt das empörte Aufschreien und Stöhnen von ...

Ein Buch von einer sprachlichen Finesse und Poesie sowie das Psychogramm eines Mannes, der mehr als eine Seele ist!

Hermann Hesses "Steppenwolf". Ich höre direkt das empörte Aufschreien und Stöhnen von einigen Generationen vormals gequälter und momentan gepeinigter Schüler einst oder noch in der Hölle des Lesenmüssens und des Interpretierens gefangen. Was Zwang ist, verleitet nicht unbedingt dazu, das Buch heiß und innig zu lieben, daß man vor sich hat. Außerdem wird nicht jedem der Inhalt und der Stil zusagen. 

Das ist schade! Denn dieses Buch freiwillig zu lesen, ist ein Gewinn und bereichert ungemein. Dieses Werk war die Bibel der Hippiebewegung und inspirierte immerhin John Kay, die Band " Steppenwolf " zu gründen, mit "Born to be wild". Es wird Zeit, dieses Buch aus dem akademischen Kontext zu entfernen, denn es ist ein vitales, lebensbejahendes Werk mitten aus dem Leben, von Hesse so intendiert und keineswegs gedacht, Schüler zu martern sowie zu Tode interpretiert zu werden.  Außerdem soll es unten heißen, Es gibt zuviele Autos und daß jeder eins haben will. Sorry, wegen des Lapsus!

Um was geht es? Erst erzählt der Neffe kurz aus der Ichperspektive. Es ist der Neffe der Vermieterin, die Zimmer an alleinstehende Personen vergibt. Erst war er von jenem fremden, um die fünfzig Jahre alten Mann nicht angetan. Dieser ist nämlich nicht sehr umgänglich und "seltsam". Nach und nach ist er aber von ihm fasziniert. Die Stadt, in der die Geschichte ist äußerst anonym und wird nicht näher benannt. 

Übrigens spielt das Buch in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. 

Danach wechselt die Perspektive auf Harry Haller. Das ist jener Gentleman um die fünfzig. Akademischer Gelehrter, einst von seiner Frau verlassen, einsam, verbittert, melancholisch, ja, depressive Züge, dem Schöngeistigen zugewandt, wie Goethe, Novalis und Mozart. Wir erfahren mehr und mehr über ihn aus der dritten Person. 

Er hat sich komplett von der Gesellschaft zurückgezogen, lebt von Dividenden, ist eremitisch, vom Leben angeekelt und allem überdrüssig.

Bei einer seiner rastlosen Änderungen durch die Stadt, entdeckt er in einer Kirchenmauer eine Tür, wo nie eine gewesen war. Eine Leuchtreklame besagt: Magisches Theater, Eintritt nur für Verrückte! 

Das macht ihn extrem neugierig, vor allem, weil die Tür das nächste Mal wieder verschwunden ist. Harry Haller ist in zwei Seelen gespalten, die miteinander meist im Kampf liegen - er selbst, der rationale Mensch und dort seine wilde, ungebändigte Natur, in Form des Steppenwolfs. 

Ein Traktat fällt ihm nicht zufällig in die Hand, welches ihn zum Thema hat, den Steppenwolf. Er erfährt, daß der Glaube, eine oder zwei Seelen zu haben, westlicher Mumpitz und Irrglauben sei, denn jeder hat tausende Seelen in sich. 

Als er mal wieder äußerst suizidal durch die Stadt mäandert, lernt er Hermine kennen, seine Seelenkumpelin, wie sich herausstellen wird. Er folgt wortgetreu ihren Anweisungen, lernt erst Tanzen durch sie, baut übertriebene Hemmungen ab und mit Maria erfährt er die Freuden einer erfüllenden physischen Liebe. 

Er faßt mehr Lebensmut, wird glücklicher, aber ein Rest von Selbstekel und Selbsthass bleibt sowie immer wieder aufflackernde Suizidalität.

Nachdem er an einem wilden Ball teilnimmt, auf welchem er befreit der Lebenslust frönt, darf er endlich ins Magische Theater eintreten, Nur für Verrückte.

Dort erfährt er, was es reell heißt, tausende Seelen zu besitzen ...

Es ist kein Wunder, daß die Hippies das Buch lieb ( t ) en. Hermann Hesse war seiner Zeit weit voraus. Er kritisierte scharf Umweltverschmutzung, Überbevölkerung, Kriegstreiberei und Militarismus, Materialismus und Kapitalismus, daß es viel zuviele ( ! ) gibt und jeder eins haben wolle. Es gibt einen witzig - galligen Abschnitt im Buch, in welchem Harry und Gustav, ein Freund Krieg gegen Autos führen. Daß die Technik den Menschen verdrängt und sogar schadet, erkannte er ebenso. 

Es ist außerdem philosophisch und poetisch, läßt Hesses Erfahrungen mit der fernöstlichen Spiritualität einfließen und zeigt den scharfen Kontrast zwischen der Transzendenz dieser Strömung und der kalten Oberflächlichkeit mit ihrer gleichgültigen, immer objektivierbar machen wollenden Mentalität. 

Hesse ist ein wahrer Maestro der Worte und wie er Sätze und Kapitel zu diesem Kunstwerk hier zusammengefügt hat, der Vergessenheit entrissen, bevor es im Mahlstrom der brachliegenden Kreativität für ewiglich versunken wäre. 

Es ist ein Psychogramm eines Mannes seiner Zeit, aber doch visionär weit darüber hinausreichend und spiegelt uns alle im Magischen Theater. Eintritt: Nur für Verrückte! Ich habe es übrigens in Englisch gelesen!







 
















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Veröffentlicht am 20.12.2020

Annette von Frankreich - Hoffnung!

Annette, ein Heldinnenepos
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Lyrisch - poetisches Epos mit Tiefe über die real existierende Anne Beaumanoir, die jetzt 96 Jahre alt ist. Resistance, Kommunistin und mehr

( Fakten von Wikipedia übernommen! )

Anne Beaumanoir (* 30. ...

Lyrisch - poetisches Epos mit Tiefe über die real existierende Anne Beaumanoir, die jetzt 96 Jahre alt ist. Resistance, Kommunistin und mehr

( Fakten von Wikipedia übernommen! )

Anne Beaumanoir (* 30. Oktober 1923 in Saint-Cast-le-Guildo, Bretagne) ist eine französische Neurologin, klinische Neurophysiologin, Epileptologin,   Judenretterin und Résistance-Kämpferin. Sie engagiert sich bis heute mit Vorträgen auf Konferenzen, Seminaren und Bildungsveranstaltungen insbesondere in Schulen gegen Nationalismus, Rassismus und religiösen Fanatismus.

Beaumanoir erhielt gemeinsam mit ihren Eltern von Yad Vashem den Ehrentitel Gerechte unter den Völkern für ihre Unterstützung von Juden in der Bretagne während des Zweiten Weltkriegs. Sie war während des Zweiten Weltkriegs eine militante Kommunistin und Teil der französischen Widerstandsbewegung. 1959 wurde sie zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, da sie im Algerienkrieg die Nationale Befreiungsfront unterstützte.

Kindheit, Studium

Anne Beaumanoir wuchs in bescheidenen Verhältnissen in der Bretagne auf. Ihre Eltern, Jean und Marthe Beaumanoir, waren Gastwirte. Sie waren freiheitlich gesinnt. In der Jugendherbergsbewegung (seit 1936) bekam Anne Kontakt zu Trotzkisten und begeisterte sich für den Abenteurer und Schriftsteller André Malraux. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg engagierte sie sich mit ihrer Mutter in einem Solidaritätskomitee zur Unterstützung der vor den Franco-Faschisten nach Frankreich fliehenden Spanier. Während des Zweiten Weltkriegs studierte Beaumanoir Medizin und unterstützte die Résistance, den Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

Zweiter Weltkrieg

1942 wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs und ging in den Untergrund. Dort begegnete sie ihrer großen Liebe, einem deutschen Juden. Die Partei verbot private Beziehungen und trennte die beiden, ihr Geliebter wurde gefangen und erschossen.

Im Juni 1944 informierten Freunde sie, dass am nächsten Tag im 13. Arrondissement von Paris Hausdurchsuchungen stattfinden würden. Sie baten, eine Frau namens Victoria zu warnen, die die jüdische Familie Lisopravski und eine Mutter mit Baby versteckt hielt. Obwohl sie wusste, dass die Kommunistische Partei solche unautorisierten Rettungsmissionen missbilligte, ging Beaumanoir zu der Wohnung der Frau und warnte sie und die Familie. Die zwei jüngsten Familienmitglieder, der 16-jährige Sohn Daniel Lisopravski und die 14-jährige Tochter Simone, beschlossen, mit Beaumanoir mitzugehen.

Sie brachte die Kinder zu einem Versteck, an dem sich mehrere Mitglieder des französischen Widerstandes aufhielten. Das Versteck wurde kurz darauf von der Gestapo entdeckt. Den beiden Kindern gelang es, gemeinsam mit dem Anführer der Gruppe über die Dächer zu fliehen. Beaumanoir war zu dem Zeitpunkt nicht in Paris. Als sie zurückkehrte, holte sie die Kinder bei deren vorübergehendem Versteck ab und brachte sie zu ihren Eltern in Dinan, wo sie von da an wohnten.

Ihr Vater Jean Beaumanoir wurde von der Polizei verhört, weil er unter dem (berechtigten) Verdacht stand, Mitglied des Widerstandes zu sein. Er wurde aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Ihre Mutter Marthe Beaumanoir versteckte die zwei Kinder für zwei Wochen an verschiedenen Orten, danach wohnten sie ein Jahr lang im Haus von Beaumanoirs Eltern. Sie überlebten die Kriegszeit und hatten auch danach Kontakt mit Beaumanoir und ihren Eltern.

Nach 1945

Anne Beaumanoir nahm ihr Medizinstudium in Marseille wieder auf. Sie wurde schließlich Professorin für Neurologie und heiratete den Arzt Jo Roger, mit dem sie drei Kinder hatte. Sie kehrte später nach Paris zurück und ging in die medizinische Forschung. Als Annette Roger wurde die Wissenschaftlerin bekannt. Auf Grund abweichender Positionen verließ das Paar 1955 die Kommunistische Partei. In Marseille lernte Anne Arbeiterpriester und deren soziale Arbeit unter den dort lebenden Algeriern kennen. Mitte der 50er Jahre drohte der Algerienkrieg die Kolonialmacht Frankreich zu spalten. Anne ergriff Partei für die algerische Nationale Befreiungsfront und überzeugte auch ihren Mann. 1957 schlossen sich Anne und Jo dem Netzwerk des Philosophen Francis Jeanson an, das die Algerier im Befreiungskampf aus der französischen Kolonialherrschaft unterstützte (im Gegensatz zur Kommunistischen Partei).

Anne Beaumanoir ergriff also erneut Partei gegen Unterdrückung und ging in die Illegalität, obwohl sie zwei Söhne hatte. Mit ihrem Mann Jo beteiligte sie sich am Geldsammeln für die algerischen Aufständischen, sie wurden verraten, aber nur Anne wurde im November 1959 verhaftet. Sie war schwanger mit ihrer Tochter. Das Gericht verurteilte sie zu einer Haftstrafe von zehn Jahren. Der Verurteilung entzog sie sich und flüchtete allein über Italien nach Tunesien. Mit ihrem Ehemann sprach sie ab, dass er mit den Kindern folgen würde, was er jedoch nicht tat. Sie ging im Anschluss eine Beziehung zu einem Algerier ein.

Durch den Kontakt mit Frantz Fanon in Tunis geriet sie in die Regierungsmannschaft von Ahmed Ben Bella, dem ersten algerischen Präsidenten 1962 nach der Befreiung. Tunis war der Sitz der Provisorischen Regierung bis zur Befreiung. Die Armee unter der Führung von Houari Boumedienne und Abd al-Aziz Bouteflika unterstützte anfangs die linksliberale Regierung. Anne Beaumanoir arbeitete am Aufbau eines fortschrittlichen Gesundheitswesens.

Nach Boumediennes Putsch 1965 entging Anne nur knapp der Verhaftung und floh wieder. Die Amnestie in Frankreich ließ auf sich warten, so dass Anne ins Nachbarland Schweiz ging. In Genf leitete sie ab 1965 die Neurophysiologie einer Klinik bis zum Rentenerhalt. ( Zitat Ende )

Ein Epos ist normalerweise ein Instrument um Helden zu mystifizieren und mythologisch zu entrücken. Dann werden sie überlebensgroß. So wie Odysseus oder Herakles. 

Anne, genannt Annette, wird wohl der breiten Masse vor dieser außergewöhnlichen literarischen Würdigung vielen nicht bekannt gewesen sein. Sie ist jedoch nicht überlebensgroß, weil sie eben ein Mensch mit Stärken und Schwächen ist. Aber in hohem Maße couragiert als auch engagiert, integer, was sie dann doch wieder larger than life macht, aber eben nicht vergöttlicht.

Das ist mitnichten Anne Webers Absicht. In Form eines Epos wird hier der realen Heroine, der Heldin gedacht, die glücklicherweise im Dezember 2020 noch unter uns weilt. 

In einer formschönen, berückenden, poetisch - lyrischen Sprache wird sie uns näher gebracht, ohne daß die Autorin die angemessene Distanz missen läßt. Sie erstarrt ebensowenig in Ehrfurcht, sondern gibt die Biographie einer Jahrhundertzeugin in exzeptioneller Weise profunde wieder, ohne moralisch zu werten. 

So wird ihr ein Denkmal gesetzt, würdig und angemessen. Dieses Epos repräsentiert Annette mehr, als es ein rein prosaisches Buch geschafft hätte. 

Christina Puciata, die das Buch eingelesen hat ist eine wahrhafte Sprechkünstlerin. Sie intoniert äußerst gekonnt in gemessenem Tempo expressiv ein komplexes Werk. Mit Charisma und eindrücklich, so daß man regelrecht magisch gefangengenommen wird. Einfach herrlich!

Anne Weber hat den deutschen Buchpreis mehr als redlich verdient! 📗🏆🏅








 















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