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Veröffentlicht am 10.01.2021

"Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück." (Elizabeth Fishel)

Meine ferne Schwester
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1938 London. Rowan und ihre jüngere Schwester Thea sind eng miteinander verbunden und auf einmal Vollwaisen. Ihre Mutter haben sie durch einen tragischen Bootsunfall verloren und nun ist auch ihr Vater ...

1938 London. Rowan und ihre jüngere Schwester Thea sind eng miteinander verbunden und auf einmal Vollwaisen. Ihre Mutter haben sie durch einen tragischen Bootsunfall verloren und nun ist auch ihr Vater gestorben. Rowan ist seit einigen Jahren mit Patrick verheiratet, doch die Liebe hat sich in Lethargie gewandelt, was Rowan unzufrieden und resignierend werden lässt. Bis sie auf Simon trifft… Währenddessen hofft Thea auf ein Studium, wenn sie die Schule beendet hat. Doch nachdem der Vater ihnen nichts hinterlassen hat, fehlen ihr die Mittel dafür. Während der Beerdigung bemerkt Thea eine unbekannte Frau, die sich als Freundin ihres Vaters ausgibt und dann plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Thea fragt sich, in welcher Beziehung diese Frau zu ihrem Vater stand. Aber auch ein altes Familiengeheimnis um den Bootsunfall, bei dem ihre Mutter starb, lässt Thea nicht los. Sie möchte unbedingt Antworten von Rowan…
Judith Lennox hat mit „Meine ferne Schwester“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur mit unterschiedlichen Lebensgeschichten angefüllt ist, sondern auch so manches Geheimnis in sich birgt. Mit flüssigem, atmosphärisch-dichtem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser ein, sich ins vergangene Jahrhundert zu begeben, um dort über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt die Schwestern Rowan, Thea und die geheimnisvolle Fremde näher kennenzulernen und ihren Werdegang zu beobachten. Schon die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg offenbart, wie unterschiedlich die beiden Schwestern gestrickt sind, die sich recht nahe stehen, jedoch in völlig verschiedenen Welten unterwegs zu sein scheinen. Während Rowan durch Ehefesseln sich der Begegnung der wahren Liebe beraubt sieht und von einem Abenteuer ins nächste treibt, ist Thea schon in ihrem jungen Alter viel ernsthafter, disziplinierter und zielgerichteter, was ihre Zukunft angeht. Der Kriegsausbruch macht ihre Anstrengungen zwar zunichte, doch lässt sie ihre Träume nicht aus den Augen. Die mysteriöse Unbekannte stellt für den Leser eine besondere Überraschung dar, die so erst einmal nicht vorhersehbar ist. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin perfekt mit ihrer Handlung verknüpft und spiegelt den damaligen gesellschaftlichen und politischen Zeitgeist authentisch wieder. Die gesamte Geschichte bewegt sich zwar in ruhigem Fahrwasser, doch die unterschiedlichen Persönlichkeiten und deren Entwicklung wiegen das gut auf, da es der Autorin gelingt, dem Leser die Emotionen ihrer Charaktere am Puls der Zeit sehr greifbar zu machen.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet, ihre menschlichen Eigenheiten lassen sie lebendig und glaubwürdig wirken. Der Leser heftet sich an ihre Fersen und teilt mit ihnen ein ereignisreiches Jahrzehnt, das jede von ihnen prägt und ihre Wesenszüge formt. Rowan wirkt als Mitzwanzigerin schon wie eine illusionslose Frau, die sich selbst bemitleidet und sich als Ablenkung eine Affäre nach der anderen gönnt. Sie steckt in einem Korsett, das sie aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Normen nicht einfach so abstreifen kann. Der Schalter in ihrem Kopf legt sich mit Kriegsausbruch um, erst dann erkennt sie, dass sie nicht ganz so nutzlos ist und einiges bewirken kann. Thea ist ihrer Schwester weit voraus, obwohl sie jünger ist. Sie ist fokussiert, weiß genau, was sie will und arbeitet hart für ihre Ziele, wenn diese sich auch dann in Rauch auflösen. Doch sie verliert nicht den Mut und krempelt die Ärmel hoch, um nach vorne zu sehen. Sie wächst einem sofort ans Herz, weil sie pragmatisch und in sich gefestigt wirkt.
„Meine ferne Schwester“ ist ein eher leiser Roman mit großer Wirkung. Die Autorin versteht sich auf Charakterstudien und vermittelt diese eingebettet in historischem Umfeld sehr authentisch und für den Leser durchweg miterlebbar.

Veröffentlicht am 10.01.2021

Auf Liebe kann verzichtet werden - wirklich?

Wer lieben kann, ist klar im Vorteil
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Das Einleben in Happily Inc. ist Renee Grothen nicht schwer gefallen, was auch an ihrem Job als Hochzeitsplanerin bei „Weddings out oft he Box“ liegt, den sie mit Leidenschaft ausführt, um den Hochzeitswilligen ...

Das Einleben in Happily Inc. ist Renee Grothen nicht schwer gefallen, was auch an ihrem Job als Hochzeitsplanerin bei „Weddings out oft he Box“ liegt, den sie mit Leidenschaft ausführt, um den Hochzeitswilligen einen unvergesslichen Tag zu organisieren. Sie selbst hat nach einigen geküssten Fröschen die Liebe auf Eis gelegt und einer eigenen Hochzeit eine Absage erteilt. Die Begegnung mit dem attraktiven Thrillerautor Jasper Dembenski, der sich nach seiner Militärlaufbahn erst einmal wieder einleben muss, ist der Auftakt für eine heiße Nacht für Renee, doch was Festes soll auf keinen Fall daraus werden. Auch Jasper ist wohl für ein Abenteuer, aber nicht für eine engere Beziehung zu haben. Doch für sein neues Buch braucht er dringend Renees Hilfe und die gemeinsam verbrachte Zeit lässt die Gefühle für Renee wachsen. Aber ist auch Renee bereit dazu, endlich die wahre Liebe an sich heranzulassen?
Susan Mallery hat mit „Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ den fünften Band ihrer Happily Inc-Reihe vorgelegt, der nicht nur mit einer romantischen Liebesgeschichte zwischen zwei Freiheitsliebenden, sondern auch mit schönem Kleinstadtflair und der Wiederbegegnung alter Bekannter aus den Vorgängerbänden überzeugen kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lockt die Autorin den Leser wieder ins romantisch-verträumte Happily Inc. Kaum hat er es sich auf dem Beobachtungsposten gemütlich gemacht, ist der Leser auch schon mitten in Renees Leben gestolpert, die die Liebe auf keinen Fall mehr zu nahe an sich herankommen lassen will und die Romantik bei der von ihr ausgerichteten Hochzeiten aus der Distanz betrachtet. Zu viele Enttäuschungen haben ihre eigenen Träume zerplatzen lassen. Trotzdem ist sie kein Kind von Traurigkeit und die Affäre mit Jasper ist eine pulsfrequenzsteigernde Geschichte. Jasper selbst ist ebenfalls ein gebranntes Kind, der sich allerdings Mühe gibt, wenigstens einen ausgesetzten Hund näher an sich heranzulassen. Wunderbar strickt die Autorin mit spitzen und humorvollen Dialogen ihre Fäden um Renee und Jasper und zieht die Falle dann zu. Das Auftauchen liebgewonnener Charaktere sowie die gemütliche Stimmung der Kleinstadt und ihrer Bewohner tun ein Übriges, um der Handlung durchweg einen sehr unterhaltsamen Anstrich zu verleihen, wobei auch Renees Mutter eine ganz eigene Rolle spielt.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren glaubwürdigen menschlichen Attributen wirken sie authentisch und lassen den Leser nahe an sich heran, so dass ein Mitfiebern leicht fällt. Renee ist eine energische junge Frau mit spitzer Zunge, die genau weiß, was sie nicht will. Was sie sich wünscht, hält sie im Innersten verschlossen, zu groß ist die Angst, noch einmal Verletzungen davon zu tragen. Jasper ist eher ein ruhiger und zurückhaltender Zeitgenosse, der sich selbst sehr kritisch in Frage stellt. Er ist vom Kriegseinsatz angeschlagen und will sich nun auf seine Zukunft konzentrieren, ohne sich in Verbindlichkeiten zu stürzen, die ihm die Luft zum Atmen nehmen. Aber auch Verity mit ihrem Gefühl für Tiere, Wynn, Natalie, Pallas, Silver und weitere Nebendarsteller haben ihre Auftritte dieser Handlungsbühne.
„Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ ist eine gelungene Rückkehr ins romantische Happily inc., wo sich anscheinend die Liebe die Klinke in die Hand gibt. Ein gelungener Mix aus Romantik, Gefühlschaos und spritzigem Humor, der sich als absolutes Lesevergnügen entpuppt. Sehr empfehlenswert zur Aufheiterung an dunklen Tagen!

Veröffentlicht am 10.01.2021

„Es ist nicht der Berg der dir zum klettern so hoch erscheint, es ist der Kiesel in deinem Schuh.“(Muhammad Ali)

Piz Palü
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1957 Schweiz. Das seit Generationen familiengeführte Hotel Grand Arnold mit Blick auf den Berg Piz Palü ist Anziehungspunkt für die Reichen, Schönen und allerlei illustre Gäste, die sich zur Hautevolee ...

1957 Schweiz. Das seit Generationen familiengeführte Hotel Grand Arnold mit Blick auf den Berg Piz Palü ist Anziehungspunkt für die Reichen, Schönen und allerlei illustre Gäste, die sich zur Hautevolee zählen und dort ihre Sommerfrische verbringen. Als Frau von Hoppe, die mit dem Hoteleigentümerehepaar verwandt ist, mit ihrer Gesellschafterin Corinne Förster anreist, weilt bereits der Filmstar O.W. Fischer mit seinem Drehbuchautor im Hotel. Kurz nach ihrer Ankunft bricht mit dem plötzlichen Verschwinden der Kinder des Hoteldirektors ein absolutes Chaos aus. Während sich nahezu alle an der Suche beteiligen, wird bald darauf der Geschäftsführer des Hotels und Vater der Kinder im Turmzimmer leblos aufgefunden. Der Skandal ist perfekt…
Marie Brunntaler hat mit „Piz Palü“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur Krimielemente in sich vereint, sondern auch zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Familie gut herausstellt. Der locker-flüssige und bildhafte Erzählstil lädt den Leser auf eine Reise in die Vergangenheit ein, wo er sich alsbald inmitten der Schweizer Bergwelt im Luxushotel wiederfindet und in einer authentisch in Szene gesetzten Atmosphäre der 50er Jahre das Gewusel der Bediensteten beobachtet, die wie fleißige Bienen um die Hotelgäste herumwuselt, um ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Schnell taucht man ein in die verwinkelten Familienverhältnisse der Hotelführung und muss dabei hinter den Kulissen so einiges an Missgunst, Neid und Intrigen beobachten, während sich in der Lobby die Gesellschaftselite die Klinke in die Hand gibt. Zuerst plätschert die Geschichte wie einer der alten Farbfilme aus den 50ern vor sich hin, bis sich neben dem Verschwinden der Kinder auch der Todesfall ereignet und die schöne Hotelatmosphäre zu bröckeln beginnt. Die Autorin stiftet nicht nur Verwirrung mit der Identität einiger Gäste, sondern sorgt mit überraschenden Wendungen auch für einen nichtvorhersehbaren Ausgang ihrer Geschichte. Die idyllische Beschreibung der Landschaft und des Hotels steht dabei in völligem Widerspruch zu den familiären Abgründen, die sich beim Aufdecken so einiger Geheimnisse nach und nach auftun.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt, wirken glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich gern inkognito an ihre Fersen heftet, um ihr Treiben zu verfolgen und selbst mitzurätseln. Frau von Hoppes Snobismus zeigt sich in ihrer ganzen Wesensart und spiegelt gekonnt den damals herrschenden Standesdünkel wieder. Corinne Förster ist eine geheimnisvolle Frau, die sich als Hoppes Gehilfin im Hotel umtreibt und verdeckt Informationen sammelt. Patters ist das Hotelfaktotum, der auf seine Regeln pocht und seine Autorität immer wieder in die Waagschale wirft. Bartolo ist eigentlich der Chauffeur des Hotels, doch hilft er gern, wo er kann. Aber auch die Herrschaften des Hauses in Gestalt von Erika Kälin, geborene Arnold, nebst Gatte Arthur sowie O.W. Fischer und weitere Protagonisten machen die Geschichte rundum kurzweilig.
„Piz Palü“ ist eine gelungene Mischung aus Heimatroman, Kriminalgeschichte sowie Familiengeheimnissen vor der erhabenen Kulisse der Schweizer Berge. Ein unterhaltsames Lesevergnügen mit verdienter Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.01.2021

Zurück ins Leben

Solange es Schmetterlinge gibt
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Die Grundschullehrerin Penelope Arendt lebt allein in München, nachdem ihr Sohn Dominik bei einem Unfall starb und sie sich von ihrem Mann David getrennt hat. Sie zieht sich völlig aus dem gesellschaftlichen ...

Die Grundschullehrerin Penelope Arendt lebt allein in München, nachdem ihr Sohn Dominik bei einem Unfall starb und sie sich von ihrem Mann David getrennt hat. Sie zieht sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und kennt nur noch ihre Arbeit, zu schlimm sind die Erinnerungen und der damit verbundene Schmerz an ein glücklicheres Leben. Doch durch ihre 80-jährige Nachbarin Trudi Siebenbürger , den neuen Mieter Jason, aber auch durch ihre umtriebige Mutter kehrt Penelope langsam aber sicher aus ihrem Schutzpanzer ins normale Leben zurück und lernt auf neue Art, dass das Leben aufregend und schön sein kann…

Hanni Münzer hat mit ihrem Buch „Solange es Schmetterlinge gibt“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der wohl als Vorgeschichte zu „Honigtot“ und „Marlene“ dienen soll, denn die hier auftauchenden Protagonisten sind ebenfalls in den anderen Büchern mit von der Partie. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil, der ihrer Geschichte etwas Familiäres und gleichzeitig Vertrautes gibt. Als unsichtbarer Schatten folgt der Leser Penelopes Spuren der Vergangenheit und erlebt mit dieser einige Gefühlswallungen anhand der Schicksalsschläge, die Penelope schon zu verkraften hatte. Die Vergangenheit von Trudi ist ebenfalls interessant, kommt aber in diesem Buch zu kurz, da sie erst in einem Nachfolgewerk der Autorin auftaucht. Der Spannungsbogen sollte wohl durch eine eingeflochtene Kriminalhandlung erreicht werden, doch dies ist leider so gar nicht geglückt, wirkte die Story doch völlig unglaubwürdig und konstruiert. Die Geschichte rund um Penelope, Trudi und Jason aber ist herzerfrischend und lässt einen wünschen, dass es auch im täglichen Leben fremde Menschen gibt, die sich für andere interessieren und ihnen eine Stütze sein können.

Die Protagonisten sind durchweg liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr realistisch und authentisch. Penelope ist eine Frau, die schon so einiges verkraften musste. Als Folge davon hat sie sich aus der Welt zurückgezogen, lebt mit ihrer Katze zusammen und hat dem gesellschaftlichen Leben und all ihren Freunden abgeschworen. Einzig ihre Mutter geht ihr mit ihren ständigen Besuchen auf die Nerven, dabei versucht diese nur, Penelope wieder ins Leben zu schubsen. Trudi Siebenbürger hat mit ihren 80 Jahren schon eine Menge Gutes wie Schlechtes erlebt, sich davon aber nie unterkriegen lassen. Sie sprüht vor Lebensfreude, ist charismatisch und hat das Herz am rechten Fleck. Gerade diese Art verschafft ihr Zugang zu Penelope. Jason ist ein junger Mann, der bei der Polizei arbeitet. Er ist sympathisch und hat eine einnehmende fröhliche Art. Auch Penelopes Mutter trägt mit ihren ganz eigenen Wesenszügen zum Unterhaltungswert der Handlung bei.

„Solange es Schmetterlinge gibt“ ist ein Roman über Trauerbewältigung, neue Freunde und einen Schritt hinein ins Leben. Unterhaltsame Lektüre mit ernstem Thema für kurzweilige Lesestunden. Auf jeden Fall eine Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.01.2021

Das Kaleidoskop ihres Lebens

Die Schritte zu deinem Herzen
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Als sich ihr Ehemann Kit nach 22 Jahren von ihr scheiden lassen will, fällt die Ballettlehrerin Tess Blythe aus allen Wolken. All die Jahre hat sie sich um die Belange der Familie gekümmert, es jedem recht ...

Als sich ihr Ehemann Kit nach 22 Jahren von ihr scheiden lassen will, fällt die Ballettlehrerin Tess Blythe aus allen Wolken. All die Jahre hat sie sich um die Belange der Familie gekümmert, es jedem recht gemacht und sich selbst dabei hinten angestellt. Dabei hat sie sich, ihre eigenen Wünsche und Träume verloren und steht jetzt nicht nur vor dem Eheaus, sondern weiß auch nicht wirklich, wie es mit ihr selbst weitergehen soll. Eine willkommene Ablenkung von dem trüben Gedankenkarussell bietet da die bevorstehende Hochzeit ihres Sohnes und das Zusammentreffen mit der Familie der Braut. Dabei lernt sie auch den italienischen Schuhmacher Marco Affini kennen, der schon bald nicht nur ihren Herzschlag mit einem neuen Takt versieht und ihr das Gefühl gibt, eine begehrenswerte Frau zu sein. Tess sieht ihre verschütteten Träume vor sich und wagt sich endlich aus der Deckung, um ihrem Leben einen neuen Anstrich zu geben...

Kate Lord Brown hat mit „Die Schritte zu deinem Herzen“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser ins New York Anfang der 60er Jahre einlädt, um dort die Choreografin Tess und ihr Leben kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil wirft den Leser regelrecht in die Handlung hinein. Nach einem interessanten Prolog, der 1939 in Hongkong neben der Trauung auch Tess‘ Gedankengänge hinsichtlich der Eheschließung begleitet, springt die Geschichte ins Jahr 1961, wo Tess bereits von der Scheidungsabsicht ihres Gatten weiß. Der Leser kann ab da verfolgen, wie es Tess in den vergangenen Jahren sowie in der Gegenwart ergeht und wie sie sich im Laufe der Ereignisse immer mehr verändert. Dabei geht es nicht nur um verdrängte Wünsche und Träume, es gilt auch, ein Geheimnis in Bezug auf ihren Sohn aufzudecken. Eingebettet in den historischen Hintergrund, in dem der Vietnamkrieg ebenso eine Rolle spielt wie das Leben im Amerika der damaligen Zeit, bringt die Autorin dem Leser Tess‘ ständiges Hinterfragen und Verwerfen näher. Die Tatsache, dass es nochmals jemanden geben könnte, dem sie ihr Herz öffnet und der dabei auch ihr Wohl und ihre Wünsche und Träume im Blick hat, ist sowohl anrührend als auch realistisch in der Geschichte verarbeitet, so dass man ihre Bedenken und Ängste gut nachvollziehen kann.

Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, man spürt, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin selbst kennengelernt hat. Glaubwürdige menschliche Eigenschaften zeichnen sie aus, die sie nicht nur authentisch wirken lassen, sondern dem Leser auch das Gefühl geben, ihnen sehr nahe zu kommen. Tess ist eine warmherzige Frau, die den Menschen ihre Geheimnisse entlocken kann, während sie selbst verschlossen ist wie eine Auster. Sie ist fürsorglich, mitfühlend und besitzt einen wachen Verstand, innerlich jedoch plagen sie ständige Zweifel und Unsicherheit. Marco ist ein herzlicher Mann, der Tess‘ Selbstbewusstsein zu stärken weiß. Sohn Robert ist ein offener und ehrlicher junger Mann, der seiner Mutter sehr zugetan ist. Aber auch Kit, Francis und weitere Protagonisten machen die Geschichte rundum spannend und sehr kurzweilig.

„Die Schritte zu deinem Herzen“ überzeugt nicht nur durch eine eindrucksvolle Lebensgeschichte, sondern auch mit Familiengeheimnissen, die nach und nach an die Oberfläche kommen, sowie einer Liebesgeschichte, wie sie das Leben nicht schöner schreiben könnte. Verdiente Empfehlung für ein berührendes Buch!