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Veröffentlicht am 07.01.2018

Die Malerin Geraldine

Das Geheimnis der Porzellanmalerin
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1748 Meißen. Die junge Geraldine floh mit 14 Jahren von Santo Domingo nach Europa, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, von dem sie aus dem Nachlass ihre Mutter, die bei ihrer Geburt starb, ...

1748 Meißen. Die junge Geraldine floh mit 14 Jahren von Santo Domingo nach Europa, um sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, von dem sie aus dem Nachlass ihre Mutter, die bei ihrer Geburt starb, nur ein goldenes Medaillon mit seinem verblassten Bildnis besitzt. Geraldine hat künstlerisches Talent und ist nach einiger Zeit in Köln bei einem Porzellanmacher nach Meißen gekommen, um sich dort in der Porzellanmanufaktur als Malerin zu bewerben. Doch sie wird gar nicht erst erhört, sondern davongejagt. Als sie auf der Straße die Bekanntschaft des Kreisamtsmannes Teuchert macht und der ihr eine Unterkunft anbietet, geht sie in gutem Glauben mit. Allerdings hat dieser anderes im Sinn, Geraldine soll für ihn gestohlenes Porzellan aus der Manufaktur bemalen, das er mit seiner Gattin teuer verkaufen will, um seine Schulden zu tilgen. So findet sich Geraldine wie eine Sklavin gehalten eingesperrt in einer Kammer wieder und muss sich dem Ehepaar fügen. Doch Geraldine versucht alles, um ihrem Gefängnis zu entkommen, will sie doch unbedingt ihren Vater finden. Als sie den jungen Juristen Nehmitz kennenlernt, der aus Dresden entsandt wurde, die Diebstähle und Fälschungen des Meißner Porzellans aufzuklären, nehmen die Dinge einen dramatischen Verlauf. Wird es Geraldine gelingen, Teucherts zu entkommen und endlich ihren Vater zu finden?
Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins 18. Jahrhundert entführt und an der Seite von Geraldine die damalige Zeit kennenlernt sowie einiges über die Herstellung des berühmten Porzellans erfährt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und erlebt, wie die Autorin eine längst vergangene Zeit wiederauferstehen lässt. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut, schraubt sich aber innerhalb der Handlung immer mehr nach oben. Die Autorin gibt dem Leser durch verschiedene Handlungsstränge einen Einblick sowohl in die historisch belegten administrativen und handwerklichen Tätigkeiten des Kurfürstentums Sachsens und seiner Verwaltung der Manufaktur als auch in das Leben der einfachen Bevölkerung. Gleichzeitig zeigt sie auf, wie alles miteinander verknüpft ist. Neben einem kleinen Glossar gibt es im Anhang noch ein kurzes Nachwort zur Erklärung, wobei das Glossar allerdings etwas ausführlicher hätte sein können.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenheiten individuell gestaltet. Sie wirken authentisch und lebendig. Geraldine ist eine junge Frau, die auf ihre Umwelt wie eine Zigeunerin anmutet, da sie aus der Karibik stammt und eine dunklere Hautfarbe besitzt. Sie besitzt künstlerisches Talent, liebt die Malerei und hat den festen Willen, ihren leiblichen Vater zu finden, der als junger Mann aus Sachsen nach Santo Domingo kam. Geraldine hat ein offenes und freundliches Wesen sowie das Herz am rechten Fleck. Sie ist hilfsbereit, aber leider auch oftmals zu gutgläubig und etwas naiv, weshalb sie schnell und immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Teuchert und seine Frau wirken nach außen wie rechtschaffende Menschen und sehr auf ihren Ruf bedacht. Doch in ihren eigenen vier Wänden sind sie knallhart und berechnend, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und ohne Rücksicht auf Verluste. Nehmitz ist ein junger Mann, der durch seine abtrünnig gewordene Verwandtschaft bereits eine große Bürde trägt und dies mit guter und ehrlicher Arbeit ausbügeln will. Er ist intelligent, gewissenhaft und ehrlich, gleichzeitig besitzt er Empathie und Mitgefühl und setzt sich für Schwächere ein. Auch die weiteren Protagonisten mit ihren kleinen Nebengeschichten tragen zur Bereicherung der Handlung bei.
„Das Geheimnis der Porzellanmalerin“ ist ein wirklich gelungener historischer Roman über einen interessanten Berufszweig, der nebenbei auch noch einiges an Spannung und Romantik zu bieten hat. Auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Lektüre, die eine Leseempfehlung mehr als verdient.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Von Träumen und Hoffnungen

Ein Schreibtisch voller Träume
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19 Jh. Die junge Birdie wünscht sich nichts mehr, als eine berühmte Schriftstellerin zu werden. Leider ist dies ein ziemlich unpassender Beruf für eine Frau zur damaligen Zeit. Ihre reichen Eltern wünschen ...

19 Jh. Die junge Birdie wünscht sich nichts mehr, als eine berühmte Schriftstellerin zu werden. Leider ist dies ein ziemlich unpassender Beruf für eine Frau zur damaligen Zeit. Ihre reichen Eltern wünschen sich vielmehr, dass sie eine gute Partie macht und einen wohlhabenden Mann heiratet. Der von ihnen ausgewählte Mann entspricht allerdings zum einen gar nicht Birdies Vorstellungen, denn sie liebt ihn nicht, sondern hat ihr Herz insgeheim an einen anderen verschenkt. Zum anderen denkt sie gar nicht daran, ihren eigenen Traum aufzugeben. Wird sie sich durchsetzen können?
21 Jh. Tenleys Vorfahren waren schon bekannte Schriftsteller und auch sie selbst hat mit ihrem Debütroman einen Erfolg gelandet. Nun erwartet man von ihr natürlich baldmöglichst einen weiteren Bestseller. Doch dieser Druck löst in Tenley eine Schreibblockade aus. Ihr Kopf ist leer und es fehlen die zündenden Ideen. Gerade in dieser Phase kommt ein Anruf von ihrer Mutter Blanche, die schwer an Krebs erkrankt ist und sich wünscht, dass Tenley zu ihr kommt. Das Verhältnis der beiden Frauen ist seit vielen Jahren schwierig und der Kontakt eher eingeschränkt. Tenley entscheidet sich gegen eine gemeinsame Reise mit ihrem Verlobten Holt nach Paris und macht sich auf den Weg zu ihrer Mutter nach Florida. Gelingt es den beiden Frauen, sich wieder näher zu kommen? Und findet Tenley endlich eine Idee für ihr neues Buch?
Rachel Hauck hat mit ihrem Buch „Ein Schreibtisch voller Träume“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sich über zwei verschiedene Zeitebenen erstreckt. Der Schreibstil ist flüssig und einnehmend, schnell findet sich der Leser in der Geschichte wieder, wo er in abwechselnden Jahrhunderten den beiden Hauptprotagonistinnen unsichtbar zur Seite steht und ihnen bei ihrem täglichen Leben und ihren Gedankengängen folgen darf. Im historischen Teil zeigt die Autorin die damaligen gesellschaftlichen Strukturen auf und macht deutlich, wie sehr Frauen damals in ihrem Wirkungskreis eingeschränkt waren und was man von ihnen erwartete. An eigene Wünsche und Karrieren war nicht zu denken. Die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen bildet ein alter Schreibtisch, der für beide Frauen eine große Rolle spielt. Die Informationen über die Schriftstellerei hat die Autorin geschickt in ihrer Geschichte eingebaut und dem Leser so einen Einblick über die schöpferischen Tätigkeiten vermittelt.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich und individuell angelegt und ausgearbeitet, wirken lebendig und authentisch. Birdie ist eine sehr sympathische junge Frau, die große Träume hat und der durch die Zeit, in der sie lebt, die Hände gebunden scheinen. Sie ist mutig, warmherzig und besitzt genügend Kraft, um sich gegen die Zwänge, die ihr auferlegt werden, entgegen zu stellen, denn sie legt ihr ganzes Vertrauen in Gott und dass dieser sie leiten wird. Tenley ist eine Frau, die es einem schwer macht, sie zu mögen. Sie wirkt oftmals etwas abgehoben, arrogant und gibt sich etwas geheimnisvoll, was sie leicht schrullig oder chaotisch wirken lässt. Doch sie hatte eine harte Kindheit, verließ die Mutter die Familie, als sie erst 9 Jahre alt war. Dieser Verlust hat sie bis heute geprägt und lässt Tenley zum Teil hart und unnahbar wirken. Dabei wünscht sie sich insgeheim Wärme und Nähe. Tenleys Mutter Blanche wirkt zu Beginn wie eine sehr egoistische Frau, selbstsüchtig und nicht gerade eine Person, die einem ans Herz geht. Aber während der Handlung macht sie eine Entwicklung durch, die zum einen bestimmt durch die Krankheit hervorgerufen wurde, aber zum anderen sicherlich der Grund für die Erinnerungen und ihre Fehler in der Vergangenheit sind. Auch die anderen Protagonisten bereichern mit ihrem Auftreten und ihren Handlungen die Geschichte und machen sie rund.
Der christliche Aspekt wurde von der Autorin so in die Handlung eingearbeitet, dass er sich zum einen in das Glauben und Verlassen auf Gott zeigt, zum anderen im Verzeihen und Vergeben. Schritt für Schritt lässt sie den Leser an der Glaubensentwicklung ihrer Protagonisten teilhaben.
„Ein Schreibtisch voller Träume“ ist ein unterhaltsamer teils historischer Roman über zwei grundverschiedene Frauen, die einen gemeinsamen großen Wunsch haben. Doch Wünsche und Prioritäten können sich verschieben, doch der Glaube und die Hoffnung bleiben. Nicht der beste Roman von Rachel Hauck, aber schön zu lesen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.12.2017

Schicksalhafte Begegnung

Die Küsse des Marquis
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Nachdem er von seiner Ex-Verlobten belogen und betrogen wurde, möchte Lord Robert Dennington, der Marquis von Westfield, sein Leben erst einmal ohne Frauen genießen, obwohl seine Familie ihn mehr und mehr ...

Nachdem er von seiner Ex-Verlobten belogen und betrogen wurde, möchte Lord Robert Dennington, der Marquis von Westfield, sein Leben erst einmal ohne Frauen genießen, obwohl seine Familie ihn mehr und mehr unter Druck setzt, damit er sich bald verheiratet. Bei einem Besuch im Hell & Sin Club-Casino trifft er auf sehr unkonventionelle Weise auf die dortige Buchhalterin Helena Banbury, denn er verirrt sich in ihr Schlafzimmer und bringt Helen in eine skandalöse Situation. Plötzlich ist Helena, die aus einem Armenviertel Londons stammt.. eine recht harte Kindheit hinter sich bringen musste und von ihrem Bruder wie ein Augapfel beschützt wird, durch Robert in der Welt des Adels und des Reichtums - eine Welt, mit der sie so gar nichts gemein hat und die sie eigentlich nur verachtet. Aber Roberts Charme lässt sie nach und nach schwach werden. Werden die beiden eine gemeinsame Zukunft haben, so verschieden wie sie sind?
Christi Caldwell hat mit ihrem Buch „Die Küsse des Marquis“ einen unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt, der nicht nur eine schöne romantische Liebesgeschichte in sich vereint, sondern sich auch mit den damaligen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sehr ausführlich beschäftigt. Der Schreibstil ist flüssig und eingängig, schnell taucht der Leser ab in ein vergangenes Jahrhundert und erlebt wechselseitig an der Seite der Protagonisten so manches Abenteuer, aber auch die Kluft, die zwischen Arm und Reich herrscht. Die Autorin kann aufgrund ihrer guten Recherche die Lebensumstände der verschiedenen Gesellschaftsschichten sehr realistisch wiedergeben und steigert damit gleichzeitig die Spannung, denn eine Beziehung zwischen unterschiedlichen Herkunftsschichten war damals eine skandalöse Angelegenheit, die vom Umfeld meist nicht akzeptiert wurde.
Die Charaktere sind sehr differenziert gestaltet und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenheiten sehr lebendig und authentisch. Als Leser kann man sich sehr gut in einzelne hineinversetzen und ihre Reaktionen nachvollziehen. Robert ist Mann, der schon von Geburt an Wohlstand gewohnt ist. Er ist weltmännisch, von Adel und besitzt besonderes Charisma, das ihm viele Türen öffnet. Gleichzeitig verschließt er sein Herz, nachdem er eine schwere Enttäuschung erlitten hat und lässt nunmehr nur noch sehr schwer Menschen näher an sich herankommen. Helena ist eine Frau, die durch eine harte Schule musste, denn ihr Vater hat die Familie schon in frühen Jahren verlassen. Die Familie musste sich durchschlagen, war Repressalien und Misshandlungen ausgesetzt, deren Narben Helena noch heute am Körper trägt. Dieses Leben hat Helena hart gemacht, sie ist fleißig, intelligent und weiß sich ihrer Haut inzwischen zu wehren. Auch die anderen Protagonisten machen durch ihr Erscheinen die Geschichte rund und geben ihr zusätzliche Spannung.
„Die Küsse des Marquis“ ist ein richtig schöner historischer Liebesschmöker und regelrechter Pageturner. Mit einer romantischen Liebesgeschichte sowie genügend Intrigen und Verrat ausgestattet wird der Leser bestens unterhalten. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.12.2017

Die geheimnisvolle Perle

Die Schatten von Ashdown House
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Ben möchte in Ashdown House die Familiengeschichte rekonstruieren und gleichzeitig eine wertvolle Perle suchen. Doch dann verschwindet er plötzlich. Bens Schwester Holly wird durch einen Anruf ihrer Nichte ...

Ben möchte in Ashdown House die Familiengeschichte rekonstruieren und gleichzeitig eine wertvolle Perle suchen. Doch dann verschwindet er plötzlich. Bens Schwester Holly wird durch einen Anruf ihrer Nichte Florence mitten in der Nacht davon unterrichtet. Sie packt sofort ihre Sachen und reist selbst nach Ashdown House, um ihren Bruder zu suchen, aber so einfach ist das gar nicht. Holly findet ein altes Tagebuch und macht sich selbst daran, in der Vergangenheit herumzustochern. Dabei bekommt sie Unterstützung durch den charismatischen Mark, der ihr eine große Hilfe ist. Immer tiefer gerät Holly in den Sog der Vergangenheit, entdeckt dunkle Geheimnisse und auf der Suche nach der alten mysteriösen Perle bringt sie sich immer mehr in Gefahr. Wird Holly ihren Bruder und die Perle finden?
Nicola Cornick hat mit ihrem Buch „Die Schatten von Ashdown House“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Roman um dunkle Familiengeheimnisse eingebunden in einem historischen Handlungszweig vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, schnell entwickelt er eine Sogwirkung, die den Leser regelrecht in das Buch saugt und an der Seite von Holly in eine abenteuerliche Suche verwickelt wird. Die Geschichte wird in drei Zeitebenen erzählt, eine gibt die Gegenwart um Holly wieder, die anderen lassen den Leser abtauchen in Vergangenheit. Durch die abwechselnden Zeitperspektiven wird die Spannung innerhalb der Handlung immer mehr in die Höhe geschraubt und lässt den Leser das Buch nicht aus der Hand legen und miträtseln, wie sich wohl alles auflösen wird. Der Autorin gelingt es so hervorragend, die Geschichte stückweise aufzuklären und einige Wendungen einzubauen, um so den Leser bei der Stange zu halten bis zum finalen Schluss.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgestaltet und in Szene gesetzt. Die Protagonisten besitzen alle ihre Eigenheiten und machen sie dadurch sehr real und authentisch. Durch das Einbeziehen von tatsächlichen historisch-belegten Persönlichkeiten wirkt die Geschichte noch lebendiger. Holly ist eine sehr sympathische Frau, die momentan auf ihren Bruder Ben nicht so gut zu sprechen ist. Doch sie ist fürsorglich und macht sich doch große Sorgen, als dieser verschwindet ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben. Holly ist neugierig und hartnäckig, sie lässt nicht locker, bis sie die Lösung gefunden hat. Mark ist ein charmanter und charismatischer Mann, der ebenfalls in Ashdown wohnt. Er unterstützt Holly bei ihren Nachforschungen und kommt ihr auch menschlich sehr nah. Er ist hilfsbereit und beschützend, was Holly einige Male zugutekommt. Lavinia Flyte ist mit Evershot verheiratet und lebt auf Ashdown House, wo Evershot das ganze Anwesen nach einem „Schatz“ absucht, was Lavinia mehr als misstrauisch macht. Auch die anderen Protagonisten wie z.B. Elizabeth von Böhmen tragen mit ihren eigenen kleinen Episoden und Geschichten ebenfalls zu der spannenden und dramatisch verlaufenden Handlung bei und steigern deren Spannung.
„Die Schatten von Ashdown House“ beinhaltet alles, was man sich von einem spannenden und unterhaltsamen Roman erwartet. Es geht um Familiengeheimnisse, verborgene Schätze, Liebe und Intrigen, gut verpackt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ein Überraschungsentdeckung, die auf jeden Fall überzeugen konnte! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.12.2017

Wollige Aussichten mit Herz

Stich ins Herz
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Als ihre Beziehung mit Simon in die Brüche geht, packt Stine ihre Siebensachen und verlässt Hamburg, um bei ihrer Großmutter Lore in ihrem heimischen Dorf unterzukriechen. Genaue Ideen, wie es mit ihr ...

Als ihre Beziehung mit Simon in die Brüche geht, packt Stine ihre Siebensachen und verlässt Hamburg, um bei ihrer Großmutter Lore in ihrem heimischen Dorf unterzukriechen. Genaue Ideen, wie es mit ihr weitergehen soll, hat sie nicht. Der leerstehende Laden, der sich im Haus ihrer Großmutter befindet, bringt sie allerdings auf eine Idee, die Stine sofort in die Tat umsetzt und mithilfe ihrer alten Freunde Moritz und Franziska das Café Laine eröffnet, wo man bei gepflegtem Kaffeegenuss auch Wolle kaufen bzw. stricken kann. Dabei vertiefen sich auch die alten Jugendfreundschaften wieder und es kommen so einige Dinge zutage. Wird sich das Café Laine durchsetzen und Stine sich damit ein neues Leben aufbauen können?
Frieda Lamberti hat mit ihrem Buch „Stich ins Herz“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser von der ersten Seite an mit ins Geschehen, um die Gefühle, Gedanken und Ereignisse der Protagonisten hautnah mitverfolgen kann. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, so kommen sowohl Lore als auch Stine und Franziska zu Wort und der Leser erhält Einblick in die verschiedenen Ansichten und Gefühlswelten der drei grundverschiedenen Frauen. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich innerhalb der Handlung bis zu einem gewissen Grad und flacht dann wieder etwas ab. Die Autorin versteht es sehr gut, den Leser durch geschickt gelegte Wendungen zu überraschen und behandelt neben dem Thema unglückliche Liebe auch solche wie alte Freundschaften, Familie und Neuanfang.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und geschickt in Szene gesetzt worden. Sie alle wirken durch ihre individuellen Eigenschaften lebendig und authentisch. Stine hat gerade eine Riesenenttäuschung erlebt und versucht, ihr Leben neu auszurichten. Sie ist eine sehr impulsive und sprunghafte Persönlichkeit, die anscheinend nicht so richtig weiß, wie sie sich entscheiden soll, um andererseits von jetzt auf gleich Dinge in Angriff zu nehmen, ohne groß darüber nachzudenken. Sie ist allerdings eine Frau mit Herz, die anpacken kann und auch ein offenes Ohr für die Probleme anderer hat. Großmutter Lore ist eine resolute Frau, die durch Stine endlich wieder Leben in der Bude hat. Durch ihre Lebenserfahrung nimmt sie sich allerdings manchmal etwas zu viel heraus und wirkt dadurch etwas bevormundend und besserwisserisch. Franziska und Moritz sind alte Jugendfreunde von Stine, die sich ebenfalls jeder für sich entwickelt und ihre Sorgen und Nöte haben.
„Stich ins Herz“ ist ein gefühlvoller und unterhaltsamer Roman, der dem Leser ein paar entspannende Lesestunden beschert. Da nicht alles aufgelöst wird, ist zu vermuten, dass es noch einige Teile geben wird, die sich mit dem einen oder anderen Protagonisten näher befassen wird. Eine Leseempfehlung für ein Wohlfühlbuch!