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Veröffentlicht am 01.05.2022

Leider nur Mittelmaß

Das verschlossene Zimmer
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1939 Krakau. Als Marie Karska zwei Jahre alt war, ist die Mutter spurlos verschwunden. Nun im Alter von 17 Jahren will Marie unbedingt mehr über sie herausfinden, vor allem den Grund ihres Verschwindens. ...

1939 Krakau. Als Marie Karska zwei Jahre alt war, ist die Mutter spurlos verschwunden. Nun im Alter von 17 Jahren will Marie unbedingt mehr über sie herausfinden, vor allem den Grund ihres Verschwindens. Ihr Vater, der Chirurg Dominik Karska, gibt ihr weder Antworten auf ihre Fragen noch nennt er ihr den Namen ihrer Mutter. Lieber möchte er seine Tochter in diesen unruhigen Zeiten baldmöglichst aus Sicherheitsgründen verheiraten. Das will Marie auf keinen Fall, denn sie möchte lieber Medizin studieren und mit ihrer Jugendliebe, dem Juden Ben Rosen, zusammen sein. Obwohl sie ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Vater hat, öffnet Marie eines Tages mit Hilfe einer Haarnadel dessen verschlossenes Schlafzimmer, um dort endlich die gewünschten Informationen über ihre Mutter zu finden…
Rachel Givney hat mit „Das verschlossene Zimmer“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser zum einen in das düstere Kapitel deutscher Geschichte zurückreisen lässt, zum anderen die distanzierte Beziehung zwischen Rachel und ihrem Vater zeichnet und ein altes Familiengeheimnis ans Tageslicht bringt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt die alte Zeit wieder lebendig werden und vor dem Auge des Lesers entstehen. Der Einmarsch der Nazis in Polen steht kurz bevor, die Bevölkerung ist bereits in Alarmbereitschaft, spaltet sich in unterschiedliche Lager. Währenddessen will Maries Vater Dominik seine Tochter in Sicherheit wiegen. Als Arzt ist er hingebungsvoll und engagiert, doch ansonsten lebt er recht zurückgezogen. Auch die Beziehung zu seiner Tochter Marie wirkt eher kühl und distanziert, die beiden haben sich kaum etwas zu sagen. Interessanterweise ist Dominik Maries Vorbild, auch sie will Ärztin werden und der Einbruch in sein Schlafzimmer kommt für sie einem Vertrauensbruch ihm gegenüber gleich, obwohl er ihr jahrelang alles über ihre Mutter verschwiegen hat. Mit Maries Wunsch, Medizin zu studieren, zeigt die Autorin die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten auf, denn Frauen wurde damals ein Studium weder zugetraut, noch waren sie an den Universitäten zugelassen oder erwünscht. Sollte es doch eine die Aufnahmeprüfung schaffen, wurde sie danach von ihren männlichen Kollegen regelrecht tyrannisiert. Interessant ist auch Maries Hartnäckigkeit, mit Ben einen Juden zu ehelichen, obwohl sie weiß, was das für sie zu jener Zeit bedeutet, zumal die Autorin diese Epoche mehr als bildhaft und grausam detailliert beschreibt. Schön eingeflochten sind die Riten und Gebräuche des Judentums, wobei diese ruhig ausführlicher hätten sein können. Der Spannungslevel ist allein durch den geschichtlichen Hintergrund ein ständiges Auf und Ab mit einigen Längen.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und in Szene gesetzt, der Leser folgt ihnen gern, obwohl zu ihnen leider von Beginn an eine Distanz herrscht, die sich auch im Verlauf des Buches nicht auflöst. Marie ist eine naive, neugierige junge Frau, die sich keinerlei Gedanken darüber macht, was andere von ihr denken. Gleichzeitig wirkt sie mit ihren unbedachten Handlungen trotz ihrer Intelligenz manchmal ignorant oder auch strohdumm, wenn man den politischen Hintergrund bedenkt. Vater Dominik ist ein Mann, der zwar präsent ist, sich aber von der Außenwelt abschottet. Zudem hat er gegenüber den äußeren Umständen eine neutrale Haltung, die man schon fast rückratslos nennen könnte. Ben bleibt leider völlig farblos, während andere Protagonisten mit Menschlichkeit und Wärme punkten können.
„Das verschlossene Zimmer“ ist ein durchaus unterhaltsamer Roman vor historischem Hintergrund, der neben einem alten Geheimnis auch eine Liebesgeschichte beinhaltet. Leider wachsen einem die Charaktere nicht ans Herz, so dass der Roman nur eine eingeschränkte Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 25.03.2022

Die jüngere Generation ist der Pfeil, die ältere der Bogen. (John Steinbeck)

Via Torino
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1969 lässt Eleonora ihr Jurastudium in Tübingen sausen, um im italienischen Turin bei den Arbeitskämpfen im Kampf für bessere Bezahlung mitzumachen, was ihrer gutbürgerlichen Münchner Familie ein Dorn ...

1969 lässt Eleonora ihr Jurastudium in Tübingen sausen, um im italienischen Turin bei den Arbeitskämpfen im Kampf für bessere Bezahlung mitzumachen, was ihrer gutbürgerlichen Münchner Familie ein Dorn im Auge ist. Dort trifft sie auf ihre große Liebe, den Sizilianer Valerio, den Vater ihrer Tochter Rosalia. 1995 wird Rosalia mitten im wissenschaftlichen Studium ungewollt schwanger, lässt sich jedoch nicht davon abhalten, eine Karriere einzuschlagen und ihre Tochter Milena allein aufzuziehen. Als 2018 Eleonoras Ehemann Valerio stirbt, reist diese mit Tochter und Enkelin nach Süditalien, um dem letzten Wunsch Valerios Rechnung zu tragen. Die gemeinsame Reise wird für die drei Frauen sehr persönlich, denn zwischen ihnen stehen viele ungesagte Worte. Ob sie sich wieder einander annähern können und endlich alle Karten auf den Tisch legen?
Aja Leuthner hat mit „Via Torino“ einen unterhaltsamen Generationenroman vorgelegt, der nicht nur einen Zeitrahmen von 39 Jahren umfasst, sondern auch drei starke Frauen aus einer Familie in den Fokus rückt, die allesamt eine starke Verbindung zu Italien haben. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, doch wird ihm die Lektüre n nicht leicht gemacht, da die Autorin auf ständig wechselnde Zeiten und Perspektiven setzt und den Leser dadurch herausfordert, sich der Geschichte besonders konzentriert zu widmen, was leider den Lesefluss erheblich beeinträchtigt hat. Während Eleonora ein Kind der Studentenbewegung der 68er Jahre ist, aus der miefigen Gutbürgerlichkeit ausbricht und für Freiheit und Gerechtigkeit kämpft, ist Rosalia eher karrierefixiert und hat nach einigen schmerzvollen Erfahrungen nie wieder einen Fuß auf italienischen Boden gesetzt. Und Milena, die fast durchgängig bei ihren Großeltern aufwuchs, fühlt sich von der Mutter verraten, die ihr trotz vieler Nachfragen bisher den Namen ihres Vaters nicht offenbart hat. Die gemeinsame Reise nach Italien birgt für jede der Frauen schöne und schmerzhafte Erinnerungen, die unter ihnen allerdings auch für allerlei Sprengstoff sorgen. Die Autorin hat die gesellschaftliche und politische Lage in Italien gut recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben. So erfährt der Leser einiges über die damaligen Arbeiterstreiks, Gastarbeiter, Ausländerfeindlichkeit, aber auch über die Veränderung des Frauenbildes über die letzten knapp 40 Jahre. Besonders hervorzuheben sind die Beschreibungen der Kultur und die gastfreundliche Art der italienischen Bevölkerung.
Die Charaktere sind nicht besonders herausgearbeitet und wirken dadurch eher oberflächlich und blass. Dem Leser bleibt daher leider nur die Beobachterrolle, da es kaum eine engere Verbindung zu den Protagonistinnen gibt. Eleonora ist eine mutige und kämpferische Frau, die sich gegen ihre Familie auflehnte und für die Dinge einstand, die ihr wichtig waren. Rosalia ist eher unterkühlt und legt den Fokus auf ihre wissenschaftliche Karriere, wobei sie ihre Tochter Milena mehr oder weniger ihren Eltern und sich selbst überlässt. Sie wirkt oftmals gefühllos und unsensibel. Milena dagegen will endlich mehr über ihre Wurzeln, respektive über ihren Vater wissen. Die Beziehung zu ihrer Mutter wirkt wie die zu einer Fremden, was sehr traurig ist.
„Via Torino“ ist in großen Teilen interessant und unterhaltsam, wenn man sich damit zufrieden gibt, dass die Protagonisten keine Nähe zulassen. Zudem hat die Autorin viel zu viele Themen verpackt, die zwar allesamt nicht unwichtig sind, doch sich mehr oder weniger gegenseitig den Rang ablaufen. Die ständig wechselnden Perspektiven und Zeitsprünge erschweren die Lektüre, was den Leser vor eine zusätzliche Herausforderung stellt. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 20.02.2022

Leichte Unterhaltungssnack für zwischendurch

Winterwunderglitzern
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Victoria hat schon einige Schicksalsschläge einstecken müssen, nun fühlt sie sich in ihrer Straße heimisch, denn nicht nur die Geschäfte und kleinen Lokale versprühen eine familiäre Atmosphäre. Ihr Traum ...

Victoria hat schon einige Schicksalsschläge einstecken müssen, nun fühlt sie sich in ihrer Straße heimisch, denn nicht nur die Geschäfte und kleinen Lokale versprühen eine familiäre Atmosphäre. Ihr Traum wäre, hier einen eigenen kleinen Laden mit eigenen entworfenen Kleidern zu besitzen. Die Eröffnung eines großen Kaufhauses wirbelt nicht nur das Leben der kleinen Ladenbesitzer, sondern auch Victorias kräftig durcheinander. Ausgerechnet der Kaufhausbesitzer Oliver Russel torpediert ihren großen Traum, doch dann macht ausgerechnet er ihr ein etwas fragwürdiges Angebot, auf das sich Victoria einlässt und die Dinge aus dem Ruder laufen…
Georgia Toffolo hat mit „Winterwunderglitzern“ einen Liebesroman vorgelegt, der sich aufgrund der flüssigen und gefühlsbetonten Erzählweise sowie der Perspektivwechsel zwischen den Hauptprotagonisten kurzweilig lesen lässt. Der Leser wechselt zwischen Victoria und Oliver hin und her, deren Gedanken- und Gefühlswelt offen vor ihm liegen und gleichzeitig miteinander verschmelzen, so dass die Handlung einen guten Lesefluss garantiert. Victoria ist aufgrund eines Schicksalsschlages gezeichnet und lässt niemanden mehr näher an sich heran, eher konzentriert sie sich darauf, ihren Traum zu verwirklichen. Oliver andererseits wird von seiner Familie in eine Rolle gedrängt, die ihm die Luft abschnürt und der er sich doch nicht wirklich zu entziehen weiß. Das Zusammentreffen dieser zwei so völlig verschiedenen Charaktere wirkt im ersten Moment völlig abstrus, doch dann lernt beide voneinander und geben sich so die Möglichkeit, sich nicht nur besser kennenzulernen, sondern auch eine neue Richtung in ihrem Leben einzuschlagen und sich somit nicht um Chancen zu bringen, die sie glücklich machen könnten. Die Autorin hat zwar einen flüssigen Schreibstil, jedoch ist die ganze Geschichte ziemlich klischeebeladen und bleibt daher nur eine unter vielen dieser Art. Außerdem wird viel zu sehr auf Äußerlichkeiten wert gelegt, was vielleicht dem heutigen Zeitgeist entsprechen mag, jedoch sehr oberflächlich und nach einer Weile auch sehr langweilig wirkt. Die Geschichte hat kaum Spannungsmomente, ist sehr vorhersehbar und wirkt ein wenig wie eine Seifenoper.
Die Charaktere sind nach Schema F gestrickt und bieten aufgrund dessen keinen bleibenden Erinnerungswert. Der Leser verfolgt ihr Handeln und Tun ohne große Gefühlsregungen. Victoria hat schon einiges hinter sich, leidet aber immer noch darunter. Sie ist talentiert und kreativ, jedoch macht sie sich oft etwas vor. Oliver ist ein verwöhntes Söhnchen aus reichem Hause, der sich von der Familie unterbuttern lässt. Ihm fehlt die Courage, mal auf den Tisch zu hauen und sich gegen die Bevormundungen zu wehren. Viel lieber macht er es sich in der familiären Hängematte gemütlich und wirkt auch sonst recht oberflächlich und auf Äußerlichkeiten fixiert. Auch die übrigen Protagonisten stechen nicht aus der Menge heraus und bieten nicht viel Unterhaltungswert.
„Winterwellenglitzern“ ist ein Liebesroman, der sich kurzweilig lesen lässt, aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Eine leichte Geschichte für zwischendurch. Wer Tiefgründigkeit erwartet, wird hier enttäuscht. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.01.2022

"Jeder soll ein Haus bauen, der es kann." (Wilhelm Kaisen)

Das Geheimnis der Baumeisterin
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1733. Potsdam ist die neue Heimat der Holländerin Nynke, ihrer jüngeren Schwester Anna und deren Ehemann Jan Boumann, denn dort ist ein im holländischen Baustil geprägtes Viertel geplant und Jan soll als ...

1733. Potsdam ist die neue Heimat der Holländerin Nynke, ihrer jüngeren Schwester Anna und deren Ehemann Jan Boumann, denn dort ist ein im holländischen Baustil geprägtes Viertel geplant und Jan soll als Baumeister bei der Umsetzung der Pläne mithelfen. Während ihre Familie sich eine standesgemäße Ehe für Nynke erhofft, findet diese es wesentlich spannender, Jan auf die Baustellen zu begleiten und sich mit den Bauwerken zu befassen. Als sie dem Handwerker Matthias begegnet, ist es für beide schon bald die große Liebe, doch Matthias‘ Herkunft entspricht so gar nicht den Vorstellungen von Nynkes Familie. Schon bald muss Matthias die Stadt verlassen, um endlich mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen, die er bisher vor Nynke verheimlicht hat. Nynke allerdings ist inzwischen schwanger und muss ganz allein entscheiden, wie es in ihrem Leben weitergehen soll…
Birgit Jasmund hat mit „Das Geheimnis der Baumeisterin“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der vor allem all jene ansprechen wird, die dem holländischen Viertel in Potsdam schon einmal einen Besuch abgestattet haben. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser schnell ins 18. Jahrhundert, wo es noch einen preußischen König gab, der einige Vision für sein Land hatte, wozu auch der Bau eines Viertels nach holländischem Vorbild gehörte. Der Leser wird Nynke an die Seite gestellt, um ihr bei ihrem Lebensweg über die Schulter zu schauen und alles hautnah mitzuerleben. Der Bau des neuen holländischen Viertels fasziniert Nynke, die sich an die Fersen ihres Schwagers Jan heftet, der die Arbeiten überwachen und vorantreiben soll. Allerdings sind diese mit allerlei Schwierigkeiten behaftet, denn durch fehlende Materialien sowie Neid und Vorbehalte gegenüber dem holländischen Baumeister ergeben sich immer wieder Widerstände. Die Bauarbeiten machen einen Großteil der Geschichte aus und sind interessant zu lesen, da man auch viel über die damaligen gesellschaftlichen Gepflogenheiten sowie den Arbeitsalltag auf den Baustellen erfährt. Jedoch sind die Schilderungen irgendwann recht langatmig. Mit dem Zusammentreffen zwischen Nynke und Matthias ändert sich das Tempo der Geschichte, die nun in die romantisch-dramatische Richtung läuft. Matthias hat mit Geheimnissen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, die ihn zwingen, Nynke und die Stadt zu verlassen. In ihrer Naivität hat sich Nyke in dieser Beziehung zu weit hervorgewagt und sich dabei in Schwierigkeiten gebracht. Die Autorin hat die historischen Begebenheiten gut mit ihrer Geschichte verknüpft, allerdings fehlt es der Handlung an Spannung und Überraschungsmomenten, um den Leser dauerhaft gut zu unterhalten, das kann leider auch der witzige Papagei Ritter nicht ändern, der etwas Farbe ins Spiel bringt.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten bestückt, allerdings fehlt die Nähe zum Leser, der eher als Beobachter fungiert und die Szenerie aus der Distanz betrachtet, was ein Mitfiebern erschwert. Nynke hat ihren eigenen Kopf und genaue Vorstellungen davon, was sie vom Leben erwartet. Sie wirkt oft etwas naiv und vor allem unbedacht, was sie alsbald in Schwierigkeiten bringt. Schwester Anna benimmt sich wie eine Ersatzmutter, sie weiß alles besser, nörgelt ständig an Nynke herum, wobei aus ihrem Benehmen eher Neid und Eifersucht spricht, da Nynke sich Möglichkeiten herausnimmt, die sie selbst wohl nicht hatte. Insgesamt wirkt Anna eher wie eine mit sich unzufriedene Frau.
„Das Geheimnis der Baumeisterin“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der den Leser die Entstehung des holländischen Viertels von Potsdam miterleben lässt. Leider bisher der schwächste Roman der Autorin. Aufgrund von Langatmigkeit und fehlender Spannung kann es hier nur eine eingeschränkte Leseempfehlung geben!

Veröffentlicht am 30.12.2021

Liebesromanze mit deutlichen Schwächen

Muschelspiel
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Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und ...

Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und etwas Abstand zu ihrem Verlobten Jason zu bekommen. In dem kleinen Dorf Castle Combe hat sie ein Cottage angemietet, wo sie die Seele baumeln lassen will. Doch schon in der ersten Nacht verschrecken sie merkwürdige Geräusche vom Dachboden so sehr, dass sie in Panik ihren Nachbarn, den Schriftsteller Matt Vellacott, aufsucht und um Asyl bittet. Matt weiß einiges über Kiras Cottage und deren Vorbesitzerin Pamela Saxby zu erzählen und stachelt damit Kiras Neugier an. Sie beginnt, in der Vergangenheit nach Spuren von Pamela zu suchen, die 1944 wie aus dem Nichts im Dorf auftauchte. Und während der Nachforschungen, bei denen sie Matt tatkräftig unterstützt, kommt sie dem englischen Schriftsteller immer näher…
Margot S. Baumann hat mit „Muschelspiel“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich vor der malerischen, romantischen Kulisse der englischen Cotswolds zuträgt und den Leser zum Träumen einlädt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser mal an Kiras, mal an Matts Seite gleiten, um sie und ihre Gedanken- und Gefühlswelt näher kennenzulernen. Über wechselnde Perspektiven schaut der Leser den beiden Hauptprotagonisten bei ihren Erlebnissen neugierig über deren Schulter. Während für Kira nach dem pulsierenden New York die Beschaulichkeit des kleinen englischen Ortes gewöhnungsbedürftig ist, sucht Matt diese geradezu, um dort in der Abgeschiedenheit unter einem Pseudonym historische Romane zu Papier zu bringen. Die Autorin versteht es gut, ihre Handlung mit farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu verweben, so dass sich schnell eine romantische und hoffnungsvolle Stimmung breit macht. Kira, die sich neben einer selbstverordneten Auszeit auch Gedanken um ihr Privatleben machen möchte, wird durch die Nachforschungen um die verstorbene Cottagebesitzerin Pamela Saxby gut davon abgelenkt, wozu auch Matts Anwesenheit und Unterstützung beiträgt. Leider kommt die Spurensuche nach Pamela in der Handlung viel zu kurz, dafür steht die sich anbahnende Romanze zwischen Matt und Kira im Vordergrund. Die Geschichte ist recht vorhersehbar und an Spannung fehlt es leider auch, so dass das Ganze so vor sich hin plätschert.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, jedoch halten sie den Leser auf Abstand, so dass dieser eher Mitläufer und Beobachter ist als Teilnehmer. Kira ist eine gestresste Frau, die Erholung braucht. Zudem weiß sie noch nicht, wie ihr privates Leben weitergehen soll. Sie ist selbstbewusst, herrisch und stur. Matt wirkt erst wie ein Eigenbrötler, der sich in der Abgeschiedenheit gut eingenistet hat. Doch nach und nach entpuppt er sich als große Hilfe beim Stöbern in der Vergangenheit. Als Autor von historischen Romanen hat er da auch reichlich Erfahrung sammeln können.
„Muschelspiel“ ist ein Liebesroman vor malerischer Kulisse, der dem Leser mit Liebe und Geheimnissen eine Auszeit von Alltag beschert. Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, sticht jedoch nicht aus der Menge hervor, so dass man diese bald vergessen haben wird. Eingeschränkte Empfehlung für eine kurzweilige Unterhaltung!