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Veröffentlicht am 29.12.2018

Mut und Liebe aus Trauer geboren

Der Klang deiner Liebe
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Alexandra richtet gerade in Wien die gemeinsame Wohnung ein, als sie vom tragischen Tod ihres Verlobten Johann erfährt und zusammenbricht. Sie standen kurz vor der Hochzeit und waren Seelenverwandte mit ...

Alexandra richtet gerade in Wien die gemeinsame Wohnung ein, als sie vom tragischen Tod ihres Verlobten Johann erfährt und zusammenbricht. Sie standen kurz vor der Hochzeit und waren Seelenverwandte mit einer großen Liebe zur Musik. Weil sie nicht weiß, wie sie ohne Johann leben soll, begibt sich Alexandra auf Reisen, bevor sie auf der Insel Norderney landet, wo sie mit Hilfe von Johanns Lebensversicherung das Haus ihrer „Schwiegermutter“ Margret als Pension herrichtet, um dort nicht nur normale Gäste aufzunehmen, sondern auch jene, die mit einem großen Verlust zu kämpfen haben und dort wieder zu sich selbst finden sollen. Eines Tages bekommt Alexandra in Gestalt von Jens und Marc zwei verletzte Seelen ins Haus, die ihr beide sehr schnell ans Herz wachsen. Besonders der zurückhaltende Marc, der sich jedem Risiko aussetzt, hat es ihr angetan. Es dauert lange, bis er sich ihr öffnet, doch als das geschieht, sieht sich Alexandra auf einmal mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Wird es Alexandra gelingen, diese hinter sich zu lassen? Und wird es auch Marc schaffen, wieder ein normales Leben zu führen?
Noa C. Walker hat mit ihrem Buch „Der Klang Deiner Liebe“ einen wunderschönen emotionalen und anrührenden Roman vorgelegt, der den Leser schon mit den ersten Seiten völlig in den Bann schlägt und ihn das gesamte Gefühlsbarometer ihrer Protagonisten hautnah miterleben lässt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser wird regelrecht in die Seiten hineingesogen und darf Alexandra von ihrer düstersten Stunde an begleiten und mit ihr so einige Schicksalsschläge erleben. Dabei liegt ihr Seelenleben wie ein offenes Buch vor ihm und lässt den Leser all ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen sowie die Melodien mitsummen, die ihr über die Lippen kommen, um ihren Mitmenschen ihre Stimmung zu verraten. Der Autorin gelingt es immer wieder auf hervorragende Art und Weise, tagtägliche Situationen so zu erzählen, dass sie spannend und zugleich berührend sind. Die einzelnen Schicksalsschläge sind nachvollziehbar und vor allem menschlich. Hier geht es nicht um Vergessen, sondern um das Weiterleben, das Vergeben und die Stärke, dem Leben zu trotzen, sich aufzurappeln und das Leben anzunehmen, egal wie es sich entwickelt, um das Beste daraus zu machen.
Die Charaktere sind wunderbar lebendig gestaltet und besitzen Authentizität und Menschlichkeit. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, leiden, hoffen und bangen, aber auch vor Freude ein Tränchen vergießen. Alexandra ist eine sehr sympathische Frau, die schon so einiges wegstecken musste. Sie hat sich aufgerappelt und blickt wieder optimistisch in die Welt, wobei sie auch anderen Menschen hilft, ihnen eine starke Schulter zum Anlehnen bietet und sie in ihrem Schmerz nicht allein lässt. Sie hat immer ein Lied auf den Lippen und sieht die Welt nicht nur in Farben, sondern auch in Tönen, die sich in ihr breit machen. Lotti ist Alexandras Nachbarin und enge Freundin. Sie besitzt eine Lebensweisheit, sieht Dinge, die andere noch nicht einmal ahnen und hat doch selbst schon so einiges erlebt, was sie allerdings nicht hart für die Menschen gemacht hat. Marc ist ein zurückhaltender Mann, der sich in Extremsituationen begibt, um sich selbst noch lebendig zu fühlen. Man könnte auch sagen, er fordert das Schicksal heraus. Jens ist eine freundlicher Mann, der in Marc einen engen Freund hat, der ihn in allen Belangen unterstützt. Max und Margret sind Johanns Eltern und Alexandras „Schwiegereltern“, die den Verlust ihres Sohnes nie verschmerzt haben und bei denen sich in all den Jahren neben der Trauer auch Wut und Hass sehr ausgeprägt haben. Auch die übrigen Protagonisten stützen die Handlung durch ihr Auftreten und machen die Geschichte rundum gelungen.
„Der Klang Deiner Liebe“ ist ein Roman über Verlust, Trauer, Mut, Vergebung und die Kraft, das Leben in die Hand zu nehmen und vorwärts zu schauen. Es ist aber auch ein Buch über die Liebe, wie man es kaum schöner lesen kann. Absolute Leseempfehlung für ein absolutes Highlight!

Veröffentlicht am 25.12.2018

Eine geheimnisvolle Liebe

Das geheime Glück
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Der amerikanische Seemann und Bootsbauer Robbie und die englische Medizinstudentin Emily begegnen sich 1962 in Cambridge zum ersten Mal und lernen sich in 48 Stunden so intensiv kennen, dass sie sich ein ...

Der amerikanische Seemann und Bootsbauer Robbie und die englische Medizinstudentin Emily begegnen sich 1962 in Cambridge zum ersten Mal und lernen sich in 48 Stunden so intensiv kennen, dass sie sich ein Wiedersehen versprechen, denn Robbie läuft mit einem Segelschiff nach Italien aus. Jahrelang treffen sie sich immer wieder, genauso oft trennen sie sich und haben wechselnde Partner. Aber die Gefühle füreinander bringt sie am Ende doch zusammen, und sie bauen sich ein Leben in den USA auf, wo sie glücklich sind. Aber sie haben ein Geheimnis, dass sie 50 Jahre miteinander verbindet und Teil ihrer Liebe ist, bis Robbie sie eines Tages im Jahr 2016 einfach verlässt…

Julie Cohen hat mit ihrem Buch “Das geheime Glück” einen wunderschönen emotionalen Roman vorgelegt, der dem Leser mitten ins Herz und in die Seele geht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser wird regelrecht in die Handlung gesogen und darf eine Liebe kennenlernen, die alle Stürme des Lebens beinhaltet und doch so viele Jahre überdauert. Das besondere Merkmal dieses Romans ist die Art und Weise, wie die Handlung erzählt wird, denn die Geschichte fängt mit dem Ende im Jahr 2016 an und arbeitet sich dann langsam nach vorn bis zum ersten Kennenlernen 1962. In fünf Abschnitten lässt die Autorin den Leser immer mehr in die Beziehung und die Stürme des Lebens von Robbie und Emily eintauchen und hält ihn durch geschickt gelegte Wendungen bei der Stange, bis das eigentliche Geheimnis der beiden Protagonisten endlich gelüftet wird. Die Autorin scheut sich nicht, einige ernste Themen in ihrer Geschichte zu verpacken, da geht es um Unfruchtbarkeit, Alkoholabhängigkeit und Alzheimererkrankung. Keine leichte Kost, aber sehr berührend und einfühlsam verpackt, so dass die Handlung Hand und Fuß hat und der Leser allzeit mitfiebern und -fühlen kann.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Durch den rückwärtigen Erzählstil lernt der Leser die Protagonisten als ältere Erwachsene kennen und folgt ihnen erst nach und nach in ihre jüngeren Jahre, was zur Folge hat, dass man viele Eigenschaften und Handlungsweisen der beiden sehr gut nachvollziehen kann, wenn man ihre persönliche Entwicklung verfolgt und versteht. Emily ist eine freundliche Frau, die einem schnell ans Herz wächst. Sie muss einige schwere Entscheidungen treffen, um mit Robbie glücklich werden zu können. Dafür muss sie so manches aufgeben, was Mut und Stärke erfordert. Robbie ist ein netter Mann, der seine Frau vergöttert, gleichzeitig weiß er um das gestohlene Glück und versucht, diesen Umstand mit besonderer Fürsorge immer wieder gut zu machen. Die Liebe zwischen den beiden nahezu greifbar und wunderbar zugleich, sie hat etwas Anrührendes, Zartes und gleichzeitig Zerbrechliches.

“Das geheime Glück” ist ein wundervoller Roman über eine tiefe Liebe mit allen Höhen und Tiefen, die den Leser während der Lektüre das gesamte Gefühlsbarometer erleben lässt. Wunderbar emotional erzählt und jede Minute Zeit wert. Absolute Leseempfehlung für eine berührende Geschichte!

Veröffentlicht am 25.12.2018

Ricardas Kampf

Die Ärztin: Stürme des Lebens
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1890 München. Ricarda hat ihr Medizinstudium abgeschlossen und heiratet aus Vernunftgründen den Brauereibesitzer Georg Köhler, um ihre einzige große Liebe Siegfried zu vergessen. Georg trägt seine Frau ...

1890 München. Ricarda hat ihr Medizinstudium abgeschlossen und heiratet aus Vernunftgründen den Brauereibesitzer Georg Köhler, um ihre einzige große Liebe Siegfried zu vergessen. Georg trägt seine Frau auf Händen und so langsam gewöhnt sich Ricarda daran, dass sie mit ihm keine schlechte Wahl getroffen hat. Die Geburt der gemeinsamen Tochter Henny macht die Familie perfekt und Ricarda will nun endlich in ihrem Beruf als Ärztin arbeiten. Allerdings macht ihr die Gesellschaft den Einstieg nicht leicht, denn eine Frau als Ärztin entspricht nicht deren Vorstellungen. Schwerwiegende Gründe zwingen Ricarda von München nach Berlin zurück, von dort reist sie nach Afrika, wo sie eine Schule für Hebammen eröffnet. Auch Tochter Henny findet Geschmack an dem Beruf ihrer Mutter und möchte es ihr gleichtun. Wird es für Ricarda endlich einmal glückliche Zeiten geben und auch die Liebe bei ihr halt machen?

Das Autorenduo Helene Sommerfeld hat mit ihrem Buch “Die Ärztin - Stürme des Lebens” den zweiten Teil um die Ärztin Ricarda vorgelegt, der in Spannung und Gefühl dem Vorgänger in Nichts nachsteht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, gefühlvoll und bildhaft, der Leser wird ab der ersten Seite in ein vergangenes Jahrhundert katapultiert, um sich dort an Ricardas Fersen zu heften und mit ihr so einige Höhen und Tiefen mitzuerleben. Die Geschichte umfasst gut 25 Jahre und lässt Ricarda so einige Kämpfe austragen und Schicksalsschläge durchstehen, die maßgeblich zu ihrer Entscheidungsfindung beitragen und den Leser durch die gesamte Bandbreite des Gefühlsbarometers jagen. Sehr schön gelingt es den Autoren, die damalige Zeit einzufangen und dem Leser sehr präsent vor Augen zu führen. Die gesellschaftlichen Ansichten über Frauen in männergeprägten Berufen ist ebenso ein Thema wie der Ausbruch des ersten Weltkrieges oder die medizinische Entwicklung. Gut recherchiert wurde der historische Hintergrund mit der Geschichte verwoben und lässt die Handlung dadurch noch lebendiger erscheinen, als Leser hat man bei der Lektüre einen Platz in der ersten Reihe eines wunderbaren Kopfkinos.

Die Charaktere sind gut ausgestaltet und durch individuelle Eigenschaften mit Leben versehen worden. Sie wirken authentisch, was es dem Leser leicht macht, mit ihnen zu fühlen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Ricarda ist eine sehr mutige, starke und vor allem energische Frau. Sie kämpft für ihre Ziele und ihre Patienten, denn ihr liegt deren Wohl wirklich am Herzen. Ihr Beruf ist ihre Passion und dafür ist ihr kein Kampf zu schwer. Doch nicht immer geht sie dabei als Siegerin hervor, und das macht ihr schwer zu schaffen. Tochter Henny hat das Medizinergen geerbt und will in die Fußstapfen ihrer Mutter treten. Georg ist ein wirklich netter Mann, der seine Frau vergöttert und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Auch die übrigen Protagonisten machen die Geschichte durch ihr Auftreten wunderbar rund und gelungen.

“Die Ärztin - Stürme des Lebens” ist ein sehr spannender historischer Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält und am Ende auf ein baldiges Erscheinen von Teil 3 hoffen lässt. Absolute Leseempfehlung für eine wirklich tolle Lektüre.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Was geschah in Lynybrook Hall?

Das Herrenhaus im Moor
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2017 Deutschland. Laura und Frank sind ein glückliches Paar, bis Frank nach einem Streit bei einem Autounfall stirbt. Laura ist von Schuldgefühlen geplagt und findet bei der Durchsicht von Franks Sachen ...

2017 Deutschland. Laura und Frank sind ein glückliches Paar, bis Frank nach einem Streit bei einem Autounfall stirbt. Laura ist von Schuldgefühlen geplagt und findet bei der Durchsicht von Franks Sachen einen alten Brief, der sie stutzig macht. Im dem Brief erhält Frank eine Warnung, dass ihm jemand auf die Spur gekommen ist in Bezug auf das alte Herrenhaus Lynybrook Hall. Laura kann mit dem Brief nicht viel anfangen, aber sie ist überzeugt davon, dass Frank keines natürlichen Todes gestorben ist, denn sie hatte kurz vor dem Unfall noch jemanden an Franks Wagen bemerkt und konnte es ihm nicht mehr sagen. Da die Polizei keinerlei Anstalten macht, Lauras Hinweisen zu folgen, reist diese selbst ins englische Devon, um dort Franks Geheimnis auf die Spur zu kommen, von dem sie bisher nie erfahren hat…
Felicity Whitmore hat mit ihrem Buch „Das Herrenhaus im Moor“ einen sehr packenden, etwas düsteren teils historischen Roman über ein altes Familiengeheimnis vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und atmosphärisch dicht, der Leser klebt regelrecht an den Seiten und versinkt in ihnen, bis das Geheimnis mit den finalen Seiten endlich gelöst ist. Die Autorin hat ihre Handlung auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt, wobei die erste in der Gegenwart stattfindet und Lauras Reise nach England und ihre Nachforschungen beschreibt, während die zweite Ebene die Vergangenheit Ende des 19. Jahrhunderts darstellt und die Vorkommnisse mit dem alten Herrenhaus Lynybrook Hall als Schauplatz und Lady Victoria als Hauptprotagonistin schildert. Durch die wechselnden Perspektiven erhält der Leser nicht nur einen wunderbaren Rundumblick über die Gesamthandlung, sondern sie steigern auch die Spannung immer weiter in die Höhe und lassen Gänsehautfeeling aufkommen. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den ernsten historischen Hintergrund mit ihrer Geschichte wunderbar verwoben. Die damalige Vorgehensweise, unerwünschte Personen zu entmündigen und in eine Anstalt einweisen zu lassen, lässt einen ungläubig den Kopf schütteln. Die in der Einrichtung angewandten Methoden, die Patienten ruhig und gefügig zu halten, verursacht Schauer und ein unangenehmes Kribbeln im Magen. Vor allem ist es zwar kaum zu glauben, wie leicht es damals war, so eine unbequeme Person aus dem Weg zu räumen und diese noch nicht einmal etwas dagegen unternehmen konnte, aber leider die traurige Wahrheit. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind sehr bildhaft und lassen die Landschaft sowie das alte Herrenhaus vor dem inneren Auge des Lesers regelrecht wieder auferstehen.
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie wirken durchweg realistisch und zeitgemäß authentisch. Durch das geschickte Händchen der Autorin für ihre Protagonisten kann sich der Leser nie sicher sein, wer Gutes oder Böses im Schilde führt. Erst nach und nach werden deren weitere Attribute offen gelegt und machen dem Leser die Entscheidung leichter. Laura ist eine freundliche Frau, die seit dem Tod ihres Mannes unter Schuldgefühlen leidet. Zusätzlich muss sie feststellen, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste. Laura wirkt manchmal etwas naiv und zu gutmütig, sie lässt sich schnell beeindrucken. Doch sie hat auch eine hartnäckige und zähe Seite, die sie stark und mutig wirken lässt. Victoria hat ihren eigenen Kopf und lässt sich durch Konventionen nicht von ihrem Weg und ihrer Meinung abbringen. Dies bringt sie allerdings in größte Schwierigkeiten und lässt sie großes Leid erfahren. Richard ist ein Ungeheuer, wie man es sich schlimmer nicht vorstellen kann. Um seine Ziele zu erreichen, geht er wortwörtlich über Leichen. Die übrigen Protagonisten geben der Handlung einen wunderbar düsteren Rahmen und verleihen ihr zusätzliche Spannung.
„Das Herrenhaus im Moor“ ist ein wunderbar atmosphärisch dichter spannender Roman über ein gut gehütetes Familiengeheimnis mit vielen Lügen und Intrigen, das aufgedeckt werden will. Verdiente Leseempfehlung für ein Jahreshighlight – unbedingt lesen!!!

Veröffentlicht am 15.12.2018

Diese Frau kann nichts erschüttern

Die Sehnsucht der Albatrosse
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1904 San Francisco. Sarah Tanner stammt aus einer reichen Familie und feiert unter dem Namen Emilia Rossi als Opernsängerin große Erfolge. Das Doppelleben macht ihr ebenso zu schaffen wie die Beziehung ...

1904 San Francisco. Sarah Tanner stammt aus einer reichen Familie und feiert unter dem Namen Emilia Rossi als Opernsängerin große Erfolge. Das Doppelleben macht ihr ebenso zu schaffen wie die Beziehung zu ihrer Mutter und die Probleme, die ihre Stimme ihr in der letzten Zeit bereiten. Um sich etwas Ruhe zu gönnen, möchte Sarah eine Seereise nach Hawaii antreten und lässt ihre 18-jährige Tochter Anne bei ihrer Mutter zurück. Auf hoher See gerät das Schiff in einen Sturm und nur mit viel Glück wird Sarah von der Crew des Robbenfängers „Victoria“ gerettet, deren Kapitän Sarahs Jugendliebe John Brandon ist, den sie allerdings nicht erkennt. John hingegen weiß genau, wen er vor sich hat. Die „Victoria“ nimmt Kurs aufs Eismeer und Sarah ist monatelang als einzige Frau unter Männern wohl oder übel mit von der Partie. Dabei macht der harte Alltag auf See auch vor Sarah nicht halt. Als sie John endlich erkennt, hält er dem Vergleich zu früher nicht mehr stand. Aber auch die rauen Sitten auf See machen Sarah zu schaffen. Einzig der Matrose Peer Svensson ist für sie ein Lichtblick auf hoher See…
Karin Seemayer hat mit ihrem Buch „Die Sehnsucht der Albatrosse“ einen wunderbaren gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur mit einem flüssigen, lebhaften und bildgewaltigen Schreibstil verführt, sondern auch ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. Durch die bildhafte Sprache gelingt es der Autorin wunderbar, den Leser an Sarahs Seite zu stellen, um ihm gleichzeitig die salzige Meeresluft, die starken Winde und die damaligen Sitten und Gebräuche an Bord eines Robbenfängers miterleben zu lassen. Der Schreibstil ist so einnehmend, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Als Sarahs Schatten erlebt er aus erster Hand, wie hart das Schiffsleben ist und wie sich Sarah als einzige Frau unter all den Männern durchschlagen muss, hat sie doch keine andere Wahl, als die Situation so hinzunehmen und das Beste daraus zu machen. Sarahs Gedanken und Gefühle liegen wie ein offenes Buch vor dem Leser und lassen ihn Verständnis dafür aufbringen, dass es ihr so schwer fällt, sich zurückzunehmen oder unterzuordnen. Der Spannungsbogen ist erst gemächlich angelegt, steigert sich während der Handlung aber immer weiter in die Höhe. Durch geschickte Wendungen gelingt es der Autorin, den Leser immer wieder neu für die Geschichte zu faszinieren. Auch die Ausstattung des Buches muss erwähnt werden, denn das Glossar erleichtert dem seeunkundigen Leser das Verständnis für die nautischen Begriffe, ebenso helfen die Anmerkungen der Autorin zum historischen Hintergrund, sich besser in die damalige Zeit einzufühlen.
Die Charaktere sind wunderbar und detailliert ausgearbeitet, sie alle besitzen individuelle Ecken und Kanten, was sie so authentisch und lebensecht macht. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen und sich in sie hineinfühlen, mit ihnen fiebern und bangen. Sarah ist eine recht starke, emanzipierte und selbstbewusste Frau. Sie wurde früh Witwe und begann ihre Karriere als Opernsängerin erst nach dem Tod ihres Mannes. Sarah ist eine Verfechterin des Frauenwahlrechtes und Tochter Anne ist ihr Ein und alles. Sie gibt nicht so schnell auf und krempelt die Ärmel hoch. Auf der Reise lernt sie so einiges über sich selbst. Kapitän Brandon ist ein undurchsichtiger Mann, der es gewohnt ist, das Wort zu führen. Er wirkt geheimnisvoll und manche seiner Handlungen sind erst auf dem zweiten Blick verständlich. Peer ist ein hilfsbereiter Mann, der andere unterstützt und sich sehr gut in Nautik auskennt. Er ist offen und ehrlich und scheut sich nicht, seine Meinung zu sagen, was ihn nicht bei allen beliebt macht. Aber auch die übrigen Protagonisten wie der Gus, Anderson oder Willi tragen mit ihrem Auftreten zur Spannung der Handlung bei.
„Die Sehnsucht der Albatrosse“ ist ein durch und durch gelungener historischer Roman, der den Leser auf eine Achterbahn der Gefühle schickt und ein Abenteuer in einer anderen Zeit erleben lässt. Die Leseempfehlung ist mehr als verdient, denn das hier ist großes Kino!